Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 157, Hamburg, 2. Oktober 1751.[Spaltenumbruch]
Vertrauen zu Sr. Majestät: "Sire, ich wünsche Mein Vetter! Die göttliche Vorsicht hat die Wohlethaten voll- Die Berathschlagungen über die Händel mit Haag, den 27. Sept. Nach den Briefen aus Aachen, wird der Erb- Wien, den 22 Sept. Vorigen Sonnabend, den 18ten, trafen Se. Kay- [Spaltenumbruch]
Vertrauen zu Sr. Majeſtaͤt: ”Sire, ich wuͤnſche Mein Vetter! Die goͤttliche Vorſicht hat die Wohlethaten voll- Die Berathſchlagungen uͤber die Haͤndel mit Haag, den 27. Sept. Nach den Briefen aus Aachen, wird der Erb- Wien, den 22 Sept. Vorigen Sonnabend, den 18ten, trafen Se. Kay- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> Vertrauen zu Sr. Majeſtaͤt: ”Sire, ich wuͤnſche<lb/> ”Ew. Majeſtaͤt Gluͤck. Wir haben einen Herzog<lb/> ”von Burgund. Dieſes iſt ſo gewiß, als ſie Koͤ-<lb/> ”nig ſind.„ Kaum waren Se. Majeſtaͤt im Ge-<lb/> ſichte des Schloſſes, als man ihnen ankuͤndigte,<lb/> daß die Dauphine mit einem Prinzen entbunden<lb/> waͤre, worauf ſie erwiederten, „daß ſie ſolches be-<lb/> reits zu Trianon vernommen haͤtten.“ Der<lb/> Schweizer, welcher alſo zuerſt dem Koͤnige die<lb/> gewiſſe Verſicherung davon gegeben, iſt dafuͤr mit<lb/> einer jaͤhrlichen Penſion von 2000 Livres begna-<lb/> diget. Den 13ten dieſes Monats ſchickte der Koͤnig<lb/> folgenden Brief an den Erzbiſchof von Paris, wor-<lb/> inn er ihm befahl, das Te Deum ſingen zu laſſen.</p><lb/> <div type="letter"> <salute> <hi rendition="#c">Mein Vetter!</hi> </salute><lb/> <p>Die goͤttliche Vorſicht hat die Wohlethaten voll-<lb/> kommen gemacht, die ſie uͤber meinen Staat und<lb/> mich verbreitet, indem ſie meinen Wuͤnſchen die<lb/> Geburt eines Prinzen bewilliget hat, davon meine<lb/> wehrte Tochter, die Dauphine, gluͤcklich entbunden<lb/> worden. Eine ſo beſondere Gnade beſtaͤtiget mich<lb/> in der Hoffnung, daß der Oberherr aller Begeben-<lb/> heiten mein Reich beſtaͤndig zu beſchuͤtzen willens<lb/> iſt. Dieſes koſtbare Geſchenk verſichert meinen<lb/> getreuen Unterthanen ein Gluͤck, deſſen Dauer<lb/> meine Zaͤrtlichkeit mit dem groͤßten Vergnuͤgen<lb/> zum voraus ſiehet. Ihre Liebe fuͤr mich machet,<lb/> daß ſie heute an meiner Freude Antheil nehmen.<lb/> Um nun den Eifer zu beantworten, den ſie beſitzen,<lb/> ſich mit den feyerlichen Bezeugungen meiner Er-<lb/> kenntlichkeit zu vereinigen, und Gott den gehoͤri-<lb/> gen Dank abzuſtatten, laſſe ich dieſen Brief an<lb/> euch ergehen, um euch zu ſagen, meine Abſicht ſey,<lb/> daß ihr in der Hauptkirche meiner guten Stadt<lb/> Paris, an dem Tage und zu der Stunde, die euch<lb/> der Großmeiſter oder der Ceremonienmeiſter in<lb/> meinem Namen kund machen wird, das Te Deum<lb/> ſingen laͤſſet ꝛc.</p><lb/> <p>Die Berathſchlagungen uͤber die Haͤndel mit<lb/> der Geiſtlichkeit werden mit Nachdruck fortgeſetzt.<lb/> Der Lord Marshall, Koͤnigl. Preußiſcher Bevoll-<lb/> maͤchtigter Miniſter, hat nach dem Ausgange einer<lb/> Conferenze, ſo er mit dem Marquis von Puiſieulx<lb/> und dem Marquis von St. Conteſt gehabt, wel-<lb/> cher bereits ſeine neue Wuͤrde verwaltet, einen<lb/> Courier nach Berlin abgefertiget; imgleichen iſt<lb/> an unſern Miniſter, den Lord Tyrconel, ein Courier<lb/> dahin abgegangen. Man redet von einer neuen<lb/> Allianz im Reiche, und von dem Beytritte eines<lb/><cb/> der vornehmſten Deutſchen Hoͤfe zu dem vorha-<lb/> benden Tractate.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Haag, den 27. Sept.</hi> </dateline><lb/> <p>Nach den Briefen aus Aachen, wird der Erb-<lb/> ſtatthalter morgen ſeine Cur enden, und uͤbermor-<lb/> gen die Ruͤckreiſe antreten. Der Geſandtſchafts-<lb/> Secretair, welchen der Marquis von St. Conteſt<lb/> allhier zuruͤck gelaſſen, Hr. von Leſſeps, gehet gleich-<lb/> falls nach Paris zuruͤck, und wird daſelbſt beym<lb/> Departement der auswaͤrtigen Sachen gebraucht<lb/> werden. Man verſichert, daß der Herr Durand,<lb/> welcher gegenwaͤrtig bey den vornehmſten Deut-<lb/> ſchen Hoͤfen herum reiſet, wieder fuͤr ihn hieher<lb/> komme. Der Herr von Ayrolles iſt von London<lb/> hier eingetroffen und wird ſeinen Poſten als Engli-<lb/> ſcher Miniſter bey dem Hofe zu Bruͤſſel antreten.<lb/> Die Prinzeßinn Carolina iſt ſeit vorigen Sonntag<lb/> mit einem rothen Frieſel und einem ſtarken Fieber<lb/> befallen; man hoffet aber, daß ſie auſſer Gefahr<lb/> ſey. Von Genua wird gemeldet, daß daſelbſt in<lb/> einer Verſammlung des großen Raths der dortige<lb/> Haven auf 10 Jahre mit beſondern Vorrechten fuͤr<lb/> alle Nationen als ein freyer Haven waͤre erklaͤret<lb/> worden. Auch daß man die Zolle und Abgiften<lb/> von verſchiedenen Waaren gemindert, und uͤber-<lb/> haupt der Handlung anſehnliche Vortheile einge-<lb/> raͤumet haͤtte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Wien, den 22 Sept.</hi> </dateline><lb/> <p>Vorigen Sonnabend, den 18ten, trafen Se. Kay-<lb/> ſerl. Majeſt. nebſt des Herzogs Carls von Lothrin-<lb/> gen Koͤnigl. Hoheit, von Hollitſch zu Schoͤnbrunn<lb/> ein. Des folgenden Tages, um 5 Uhr des Abends,<lb/> hielte der Venetianiſche Geſandte, der Ritter Dron,<lb/> ſeinen oͤffentlichen Einzug mit ungemeiner Pracht.<lb/> Geſtern Vormittag hatte derſelbe bey Sr. Majeſt.<lb/> dem Kayſer ſeine oͤffentliche Audienz, und uͤberreichte<lb/> in derſelben ſein Creditiv. Kuͤnftigen Freytag wird<lb/> er bey Ihro Maj. der Kayſerinn Gehoͤr haben. Der<lb/> Neapolitaniſche und Franzoͤſiſche Geſandte werden<lb/> gleichfalls eheſter Tages ihren Einzug halten. Ihre<lb/> Maj. die Kayſerinn ſorgen als eine wahre Landes-<lb/> Mutter noch immer fuͤr eine heilſame Einrichtung<lb/> der Finanzen in den Erblanden, und man verſpuͤret<lb/> ſchon allenthalben eine gluͤckliche Wirkung davon.<lb/> Die hieſige Stadt-Banco kommt auch wiederum<lb/> zu ihrem voͤlligen Anſehen, und da man ſonſten ihre<lb/> Zettel nicht anders, als mit Verluſt, hat los werden<lb/> koͤnnen; ſo handelt man ſie gegenwaͤrtig mit 3 p.C.<lb/> Agio ein, und jedermann ſchaͤtzet ſich gluͤcklich, ſeine<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Vertrauen zu Sr. Majeſtaͤt: ”Sire, ich wuͤnſche
”Ew. Majeſtaͤt Gluͤck. Wir haben einen Herzog
”von Burgund. Dieſes iſt ſo gewiß, als ſie Koͤ-
”nig ſind.„ Kaum waren Se. Majeſtaͤt im Ge-
ſichte des Schloſſes, als man ihnen ankuͤndigte,
daß die Dauphine mit einem Prinzen entbunden
waͤre, worauf ſie erwiederten, „daß ſie ſolches be-
reits zu Trianon vernommen haͤtten.“ Der
Schweizer, welcher alſo zuerſt dem Koͤnige die
gewiſſe Verſicherung davon gegeben, iſt dafuͤr mit
einer jaͤhrlichen Penſion von 2000 Livres begna-
diget. Den 13ten dieſes Monats ſchickte der Koͤnig
folgenden Brief an den Erzbiſchof von Paris, wor-
inn er ihm befahl, das Te Deum ſingen zu laſſen.
Mein Vetter!
Die goͤttliche Vorſicht hat die Wohlethaten voll-
kommen gemacht, die ſie uͤber meinen Staat und
mich verbreitet, indem ſie meinen Wuͤnſchen die
Geburt eines Prinzen bewilliget hat, davon meine
wehrte Tochter, die Dauphine, gluͤcklich entbunden
worden. Eine ſo beſondere Gnade beſtaͤtiget mich
in der Hoffnung, daß der Oberherr aller Begeben-
heiten mein Reich beſtaͤndig zu beſchuͤtzen willens
iſt. Dieſes koſtbare Geſchenk verſichert meinen
getreuen Unterthanen ein Gluͤck, deſſen Dauer
meine Zaͤrtlichkeit mit dem groͤßten Vergnuͤgen
zum voraus ſiehet. Ihre Liebe fuͤr mich machet,
daß ſie heute an meiner Freude Antheil nehmen.
Um nun den Eifer zu beantworten, den ſie beſitzen,
ſich mit den feyerlichen Bezeugungen meiner Er-
kenntlichkeit zu vereinigen, und Gott den gehoͤri-
gen Dank abzuſtatten, laſſe ich dieſen Brief an
euch ergehen, um euch zu ſagen, meine Abſicht ſey,
daß ihr in der Hauptkirche meiner guten Stadt
Paris, an dem Tage und zu der Stunde, die euch
der Großmeiſter oder der Ceremonienmeiſter in
meinem Namen kund machen wird, das Te Deum
ſingen laͤſſet ꝛc.
Die Berathſchlagungen uͤber die Haͤndel mit
der Geiſtlichkeit werden mit Nachdruck fortgeſetzt.
Der Lord Marshall, Koͤnigl. Preußiſcher Bevoll-
maͤchtigter Miniſter, hat nach dem Ausgange einer
Conferenze, ſo er mit dem Marquis von Puiſieulx
und dem Marquis von St. Conteſt gehabt, wel-
cher bereits ſeine neue Wuͤrde verwaltet, einen
Courier nach Berlin abgefertiget; imgleichen iſt
an unſern Miniſter, den Lord Tyrconel, ein Courier
dahin abgegangen. Man redet von einer neuen
Allianz im Reiche, und von dem Beytritte eines
der vornehmſten Deutſchen Hoͤfe zu dem vorha-
benden Tractate.
Haag, den 27. Sept.
Nach den Briefen aus Aachen, wird der Erb-
ſtatthalter morgen ſeine Cur enden, und uͤbermor-
gen die Ruͤckreiſe antreten. Der Geſandtſchafts-
Secretair, welchen der Marquis von St. Conteſt
allhier zuruͤck gelaſſen, Hr. von Leſſeps, gehet gleich-
falls nach Paris zuruͤck, und wird daſelbſt beym
Departement der auswaͤrtigen Sachen gebraucht
werden. Man verſichert, daß der Herr Durand,
welcher gegenwaͤrtig bey den vornehmſten Deut-
ſchen Hoͤfen herum reiſet, wieder fuͤr ihn hieher
komme. Der Herr von Ayrolles iſt von London
hier eingetroffen und wird ſeinen Poſten als Engli-
ſcher Miniſter bey dem Hofe zu Bruͤſſel antreten.
Die Prinzeßinn Carolina iſt ſeit vorigen Sonntag
mit einem rothen Frieſel und einem ſtarken Fieber
befallen; man hoffet aber, daß ſie auſſer Gefahr
ſey. Von Genua wird gemeldet, daß daſelbſt in
einer Verſammlung des großen Raths der dortige
Haven auf 10 Jahre mit beſondern Vorrechten fuͤr
alle Nationen als ein freyer Haven waͤre erklaͤret
worden. Auch daß man die Zolle und Abgiften
von verſchiedenen Waaren gemindert, und uͤber-
haupt der Handlung anſehnliche Vortheile einge-
raͤumet haͤtte.
Wien, den 22 Sept.
Vorigen Sonnabend, den 18ten, trafen Se. Kay-
ſerl. Majeſt. nebſt des Herzogs Carls von Lothrin-
gen Koͤnigl. Hoheit, von Hollitſch zu Schoͤnbrunn
ein. Des folgenden Tages, um 5 Uhr des Abends,
hielte der Venetianiſche Geſandte, der Ritter Dron,
ſeinen oͤffentlichen Einzug mit ungemeiner Pracht.
Geſtern Vormittag hatte derſelbe bey Sr. Majeſt.
dem Kayſer ſeine oͤffentliche Audienz, und uͤberreichte
in derſelben ſein Creditiv. Kuͤnftigen Freytag wird
er bey Ihro Maj. der Kayſerinn Gehoͤr haben. Der
Neapolitaniſche und Franzoͤſiſche Geſandte werden
gleichfalls eheſter Tages ihren Einzug halten. Ihre
Maj. die Kayſerinn ſorgen als eine wahre Landes-
Mutter noch immer fuͤr eine heilſame Einrichtung
der Finanzen in den Erblanden, und man verſpuͤret
ſchon allenthalben eine gluͤckliche Wirkung davon.
Die hieſige Stadt-Banco kommt auch wiederum
zu ihrem voͤlligen Anſehen, und da man ſonſten ihre
Zettel nicht anders, als mit Verluſt, hat los werden
koͤnnen; ſo handelt man ſie gegenwaͤrtig mit 3 p.C.
Agio ein, und jedermann ſchaͤtzet ſich gluͤcklich, ſeine
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