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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 156, Hamburg, 1. Oktober 1751.

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[Spaltenumbruch] srer lieben Frauen-Kirche unter den Waffen.
Vor den Karossen, worinn die Königl. Familie saß,
gingen die Königl. Haus-Truppen, und verschie-
dene von der Garde du Corps, so bey der Karosse
Sr. Majestät waren, hatten eine Summe von
15000 Livres, welche sie unter das Volk aus-
streueten, so unaufhörlich schrie: Es lebe
der König! Nach dieser Solennität begab sich
der König wiederum nach dem Castel von Muette,
wobey alle Gassen illuminiret waren. Um 8 Uhr
ward auf dem Platze la Greve ein Feuerwerk an-
gezündet, so gegen dem Rathhause aufgerichtet
war, und einen Tempel vorstellete, worinn
Frankreich unter dem Bilde einer Frauensperson
gegen einen Altar über stand, auf welchem sie
opferte, und dem Himmel für die Geburt eines
Prinzen Dank abstattete, den der Gott der Ehe
auf den Armen hielte. Der König hat den Mar-
quis von Mirepoix, Ambassadeur beym Großbrit-
tannischen Hofe, zum Herzoge und Pair von Frank-
reich erhoben.

Ueber Engeland hat man die unangenehme
Nachricht erhalten, daß das Ostindische Schiff
Kleverskerk, welches laut eines Briefes, so den
28 Jan. auf eben diesem Schiffe geschrieben wor-
den, von Batavia nach Macassar segeln wollen,
kurz nach seiner dahin angetretenen Reise verun-
glücket sey. Das letzte Schiff von der Strasse
Davis ist vor dem Wall oder bereits eingelau-
fen. Von den 45 Holländischen dieß Jahr dahin
gesendeten Schiffen ist eines geblieben, eines be-
schädigt und sechs sind ledig zurückgekommen, und
von den übrigen sind gefangen 67 Fische und ein
Cachelot, so zusammen 3300 Quarteelen oder Fäs-
ser Speck ausmachen.

Man arbeitet gegenwärtig an einem kostbaren
Feuerwerke, welches, dem Verlaute nach, gleich
nach Michaelis auf Friedensburg abgebrannt wer-
den soll. Dieser Tagen hat sich allhier die betrübte
Zeitung verbreitet, daß eines von unsern West-In-
dischen Compagnie-Schiffen in der Nord-See
durch eine unglückliche Feuersbrunst aufgebrannt
sey; die darauf gewesene Mannschaft aber soll
durch ein Holländisches Schiff gerettet worden
seyn.

Verwichenen Sonnabend, des Abends, gefiel es
[Spaltenumbruch] Ihro Majestät, der Königl. Frau Mutter, das an
diesem Tage eingefallene Geburts-Fest Sr. Kön.
Hoheit, des Prinzen Friedrich Wilhelms, ältesten
Sohns Sr. Königl. Hoheit, des Prinzen von Preus-
sen, in Dero Sommer-Palais Monbijou zu feyern.
Es war dazumal eine Anzahl der vornehmsten
jungen Standes-Personen beyderley Geschlechts,
die mit hochgedachtem Prinzen meistens einerley
Jahre hatten, eingeladen worden, welche die Ehre
genossen, mit Sr. Königl. Hoheit an einer präch-
tig servirten Tafel zu speisen. Ihro Königl. Ho-
heiten, der Prinz und die Prinzeßinn von Preussen,
und die Prinzeßinn Amalia machten sich das Ver-
gnügen, diese junge und muntere Gesellschaft sou-
piren zu sehen. Nach aufgehobener Tafel ward
ein Ball eröffnet und bis sehr spät in die Nacht
fortgesetzt.

Es laufen noch immer betrübte Nachrichten
von dem ansehnl. Schaden ein, welchen die grosse
Wasserfluth den 11ten und 12ten dieses in allen den
Gegenden, welche an der See und der Elbe liegen,
verursachet hat. Zu Ripen in Jütland ist alles
unter Wasser gewesen, und die Wellen haben auf
dem platten Lande eben so heftig, als in der offen-
baren See getobet, wodurch denn der Schade an
Kirchen, Häusern, Deichen und Dämmen sehr be-
trächtlich sey. Zu Tundern ist die Wut des Was-
sers und des Windes nicht minder allgemein ge-
wesen, und es sind nicht nur alle Felder und Wie-
sen überströmet, und der Segen des Jahres fort-
gerissen worden, sondern es ist auch sehr viel grosses
u kleines Vieh ertrunken. Zu Husum hat das Was-
ser auf dem Markte 2 Fuß hoch gestanden. Die
Kögen zu Pellworm sind durchgebrochen, und der
neue Köge zu Nordstrand ist ganz mit Wasser
angefüllet. Bey den Norder-Kögen sind die Dei-
che gänzlich weg, und der Strabinger Deich ist
halb fort. Viele Schaafe und anders Vieh ist
umgekommen, und sonsten sehr viel Hausgeräthe
weggetrieben. Bey Friedrichstadt und bey Husum
ist die Fluth mit solcher Gewalt ins Land gebro-
chen, da die Deiche in der Landschaft Stapel-
holm an verschiedenen Orten durchgegangen und
mehr als 18000 Demat Landes überschwemmet
sind, daß die Einwohner dadurch in die betrüb-
testen Umstünde sind gesetzet worden; nicht nur
viele Menschen und vieles Vieh sind ertrunken,
sondern auch an dem noch im Felde stehenden Ge-
traide ist ein unglaublicher Schade geschehen. Zu

[Spaltenumbruch] ſrer lieben Frauen-Kirche unter den Waffen.
Vor den Karoſſen, worinn die Koͤnigl. Familie ſaß,
gingen die Koͤnigl. Haus-Truppen, und verſchie-
dene von der Garde du Corps, ſo bey der Karoſſe
Sr. Majeſtaͤt waren, hatten eine Summe von
15000 Livres, welche ſie unter das Volk aus-
ſtreueten, ſo unaufhoͤrlich ſchrie: Es lebe
der Koͤnig! Nach dieſer Solennitaͤt begab ſich
der Koͤnig wiederum nach dem Caſtel von Muette,
wobey alle Gaſſen illuminiret waren. Um 8 Uhr
ward auf dem Platze la Greve ein Feuerwerk an-
gezuͤndet, ſo gegen dem Rathhauſe aufgerichtet
war, und einen Tempel vorſtellete, worinn
Frankreich unter dem Bilde einer Frauensperſon
gegen einen Altar uͤber ſtand, auf welchem ſie
opferte, und dem Himmel fuͤr die Geburt eines
Prinzen Dank abſtattete, den der Gott der Ehe
auf den Armen hielte. Der Koͤnig hat den Mar-
quis von Mirepoix, Ambaſſadeur beym Großbrit-
tanniſchen Hofe, zum Herzoge und Pair von Frank-
reich erhoben.

Ueber Engeland hat man die unangenehme
Nachricht erhalten, daß das Oſtindiſche Schiff
Kleverskerk, welches laut eines Briefes, ſo den
28 Jan. auf eben dieſem Schiffe geſchrieben wor-
den, von Batavia nach Macaſſar ſegeln wollen,
kurz nach ſeiner dahin angetretenen Reiſe verun-
gluͤcket ſey. Das letzte Schiff von der Straſſe
Davis iſt vor dem Wall oder bereits eingelau-
fen. Von den 45 Hollaͤndiſchen dieß Jahr dahin
geſendeten Schiffen iſt eines geblieben, eines be-
ſchaͤdigt und ſechs ſind ledig zuruͤckgekommen, und
von den uͤbrigen ſind gefangen 67 Fiſche und ein
Cachelot, ſo zuſammen 3300 Quarteelen oder Faͤſ-
ſer Speck ausmachen.

Man arbeitet gegenwaͤrtig an einem koſtbaren
Feuerwerke, welches, dem Verlaute nach, gleich
nach Michaelis auf Friedensburg abgebrannt wer-
den ſoll. Dieſer Tagen hat ſich allhier die betruͤbte
Zeitung verbreitet, daß eines von unſern Weſt-In-
diſchen Compagnie-Schiffen in der Nord-See
durch eine ungluͤckliche Feuersbrunſt aufgebrannt
ſey; die darauf geweſene Mannſchaft aber ſoll
durch ein Hollaͤndiſches Schiff gerettet worden
ſeyn.

Verwichenen Sonnabend, des Abends, gefiel es
[Spaltenumbruch] Ihro Majeſtaͤt, der Koͤnigl. Frau Mutter, das an
dieſem Tage eingefallene Geburts-Feſt Sr. Koͤn.
Hoheit, des Prinzen Friedrich Wilhelms, aͤlteſten
Sohns Sr. Koͤnigl. Hoheit, des Prinzen von Preuſ-
ſen, in Dero Sommer-Palais Monbijou zu feyern.
Es war dazumal eine Anzahl der vornehmſten
jungen Standes-Perſonen beyderley Geſchlechts,
die mit hochgedachtem Prinzen meiſtens einerley
Jahre hatten, eingeladen worden, welche die Ehre
genoſſen, mit Sr. Koͤnigl. Hoheit an einer praͤch-
tig ſervirten Tafel zu ſpeiſen. Ihro Koͤnigl. Ho-
heiten, der Prinz und die Prinzeßinn von Preuſſen,
und die Prinzeßinn Amalia machten ſich das Ver-
gnuͤgen, dieſe junge und muntere Geſellſchaft ſou-
piren zu ſehen. Nach aufgehobener Tafel ward
ein Ball eroͤffnet und bis ſehr ſpaͤt in die Nacht
fortgeſetzt.

Es laufen noch immer betruͤbte Nachrichten
von dem anſehnl. Schaden ein, welchen die groſſe
Waſſerfluth den 11ten und 12ten dieſes in allen den
Gegenden, welche an der See und der Elbe liegen,
verurſachet hat. Zu Ripen in Juͤtland iſt alles
unter Waſſer geweſen, und die Wellen haben auf
dem platten Lande eben ſo heftig, als in der offen-
baren See getobet, wodurch denn der Schade an
Kirchen, Haͤuſern, Deichen und Daͤmmen ſehr be-
traͤchtlich ſey. Zu Tundern iſt die Wut des Waſ-
ſers und des Windes nicht minder allgemein ge-
weſen, und es ſind nicht nur alle Felder und Wie-
ſen uͤberſtroͤmet, und der Segen des Jahres fort-
geriſſen worden, ſondern es iſt auch ſehr viel groſſes
u kleines Vieh ertrunken. Zu Huſum hat das Waſ-
ſer auf dem Markte 2 Fuß hoch geſtanden. Die
Koͤgen zu Pellworm ſind durchgebrochen, und der
neue Koͤge zu Nordſtrand iſt ganz mit Waſſer
angefuͤllet. Bey den Norder-Koͤgen ſind die Dei-
che gaͤnzlich weg, und der Strabinger Deich iſt
halb fort. Viele Schaafe und anders Vieh iſt
umgekommen, und ſonſten ſehr viel Hausgeraͤthe
weggetrieben. Bey Friedrichſtadt und bey Huſum
iſt die Fluth mit ſolcher Gewalt ins Land gebro-
chen, da die Deiche in der Landſchaft Stapel-
holm an verſchiedenen Orten durchgegangen und
mehr als 18000 Demat Landes uͤberſchwemmet
ſind, daß die Einwohner dadurch in die betruͤb-
teſten Umſtuͤnde ſind geſetzet worden; nicht nur
viele Menſchen und vieles Vieh ſind ertrunken,
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traide iſt ein unglaublicher Schade geſchehen. Zu

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[[3]/0003] ſrer lieben Frauen-Kirche unter den Waffen. Vor den Karoſſen, worinn die Koͤnigl. Familie ſaß, gingen die Koͤnigl. Haus-Truppen, und verſchie- dene von der Garde du Corps, ſo bey der Karoſſe Sr. Majeſtaͤt waren, hatten eine Summe von 15000 Livres, welche ſie unter das Volk aus- ſtreueten, ſo unaufhoͤrlich ſchrie: Es lebe der Koͤnig! Nach dieſer Solennitaͤt begab ſich der Koͤnig wiederum nach dem Caſtel von Muette, wobey alle Gaſſen illuminiret waren. Um 8 Uhr ward auf dem Platze la Greve ein Feuerwerk an- gezuͤndet, ſo gegen dem Rathhauſe aufgerichtet war, und einen Tempel vorſtellete, worinn Frankreich unter dem Bilde einer Frauensperſon gegen einen Altar uͤber ſtand, auf welchem ſie opferte, und dem Himmel fuͤr die Geburt eines Prinzen Dank abſtattete, den der Gott der Ehe auf den Armen hielte. Der Koͤnig hat den Mar- quis von Mirepoix, Ambaſſadeur beym Großbrit- tanniſchen Hofe, zum Herzoge und Pair von Frank- reich erhoben. Amſterdam, den 24 September. Ueber Engeland hat man die unangenehme Nachricht erhalten, daß das Oſtindiſche Schiff Kleverskerk, welches laut eines Briefes, ſo den 28 Jan. auf eben dieſem Schiffe geſchrieben wor- den, von Batavia nach Macaſſar ſegeln wollen, kurz nach ſeiner dahin angetretenen Reiſe verun- gluͤcket ſey. Das letzte Schiff von der Straſſe Davis iſt vor dem Wall oder bereits eingelau- fen. Von den 45 Hollaͤndiſchen dieß Jahr dahin geſendeten Schiffen iſt eines geblieben, eines be- ſchaͤdigt und ſechs ſind ledig zuruͤckgekommen, und von den uͤbrigen ſind gefangen 67 Fiſche und ein Cachelot, ſo zuſammen 3300 Quarteelen oder Faͤſ- ſer Speck ausmachen. Copenhagen, den 25 Sept. Man arbeitet gegenwaͤrtig an einem koſtbaren Feuerwerke, welches, dem Verlaute nach, gleich nach Michaelis auf Friedensburg abgebrannt wer- den ſoll. Dieſer Tagen hat ſich allhier die betruͤbte Zeitung verbreitet, daß eines von unſern Weſt-In- diſchen Compagnie-Schiffen in der Nord-See durch eine ungluͤckliche Feuersbrunſt aufgebrannt ſey; die darauf geweſene Mannſchaft aber ſoll durch ein Hollaͤndiſches Schiff gerettet worden ſeyn. Berlin, den 28 September. Verwichenen Sonnabend, des Abends, gefiel es Ihro Majeſtaͤt, der Koͤnigl. Frau Mutter, das an dieſem Tage eingefallene Geburts-Feſt Sr. Koͤn. Hoheit, des Prinzen Friedrich Wilhelms, aͤlteſten Sohns Sr. Koͤnigl. Hoheit, des Prinzen von Preuſ- ſen, in Dero Sommer-Palais Monbijou zu feyern. Es war dazumal eine Anzahl der vornehmſten jungen Standes-Perſonen beyderley Geſchlechts, die mit hochgedachtem Prinzen meiſtens einerley Jahre hatten, eingeladen worden, welche die Ehre genoſſen, mit Sr. Koͤnigl. Hoheit an einer praͤch- tig ſervirten Tafel zu ſpeiſen. Ihro Koͤnigl. Ho- heiten, der Prinz und die Prinzeßinn von Preuſſen, und die Prinzeßinn Amalia machten ſich das Ver- gnuͤgen, dieſe junge und muntere Geſellſchaft ſou- piren zu ſehen. Nach aufgehobener Tafel ward ein Ball eroͤffnet und bis ſehr ſpaͤt in die Nacht fortgeſetzt. Nieder-Elbe, den 30 Sept. Es laufen noch immer betruͤbte Nachrichten von dem anſehnl. Schaden ein, welchen die groſſe Waſſerfluth den 11ten und 12ten dieſes in allen den Gegenden, welche an der See und der Elbe liegen, verurſachet hat. Zu Ripen in Juͤtland iſt alles unter Waſſer geweſen, und die Wellen haben auf dem platten Lande eben ſo heftig, als in der offen- baren See getobet, wodurch denn der Schade an Kirchen, Haͤuſern, Deichen und Daͤmmen ſehr be- traͤchtlich ſey. Zu Tundern iſt die Wut des Waſ- ſers und des Windes nicht minder allgemein ge- weſen, und es ſind nicht nur alle Felder und Wie- ſen uͤberſtroͤmet, und der Segen des Jahres fort- geriſſen worden, ſondern es iſt auch ſehr viel groſſes u kleines Vieh ertrunken. Zu Huſum hat das Waſ- ſer auf dem Markte 2 Fuß hoch geſtanden. Die Koͤgen zu Pellworm ſind durchgebrochen, und der neue Koͤge zu Nordſtrand iſt ganz mit Waſſer angefuͤllet. Bey den Norder-Koͤgen ſind die Dei- che gaͤnzlich weg, und der Strabinger Deich iſt halb fort. Viele Schaafe und anders Vieh iſt umgekommen, und ſonſten ſehr viel Hausgeraͤthe weggetrieben. Bey Friedrichſtadt und bey Huſum iſt die Fluth mit ſolcher Gewalt ins Land gebro- chen, da die Deiche in der Landſchaft Stapel- holm an verſchiedenen Orten durchgegangen und mehr als 18000 Demat Landes uͤberſchwemmet ſind, daß die Einwohner dadurch in die betruͤb- teſten Umſtuͤnde ſind geſetzet worden; nicht nur viele Menſchen und vieles Vieh ſind ertrunken, ſondern auch an dem noch im Felde ſtehenden Ge- traide iſt ein unglaublicher Schade geſchehen. Zu

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 156, Hamburg, 1. Oktober 1751, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1560110_1751/3>, abgerufen am 21.12.2024.