Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 156, Hamburg, 1. Oktober 1751.[Spaltenumbruch]
srer lieben Frauen-Kirche unter den Waffen. Amsterdam, den 24 September. Ueber Engeland hat man die unangenehme Copenhagen, den 25 Sept. Man arbeitet gegenwärtig an einem kostbaren Berlin, den 28 September. Verwichenen Sonnabend, des Abends, gefiel es Nieder-Elbe, den 30 Sept. Es laufen noch immer betrübte Nachrichten [Spaltenumbruch]
ſrer lieben Frauen-Kirche unter den Waffen. Amſterdam, den 24 September. Ueber Engeland hat man die unangenehme Copenhagen, den 25 Sept. Man arbeitet gegenwaͤrtig an einem koſtbaren Berlin, den 28 September. Verwichenen Sonnabend, des Abends, gefiel es Nieder-Elbe, den 30 Sept. Es laufen noch immer betruͤbte Nachrichten <TEI> <text> <body> <div> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> ſrer lieben Frauen-Kirche unter den Waffen.<lb/> Vor den Karoſſen, worinn die Koͤnigl. Familie ſaß,<lb/> gingen die Koͤnigl. Haus-Truppen, und verſchie-<lb/> dene von der Garde du Corps, ſo bey der Karoſſe<lb/> Sr. Majeſtaͤt waren, hatten eine Summe von<lb/> 15000 Livres, welche ſie unter das Volk aus-<lb/> ſtreueten, ſo unaufhoͤrlich ſchrie: Es lebe<lb/> der Koͤnig! Nach dieſer Solennitaͤt begab ſich<lb/> der Koͤnig wiederum nach dem Caſtel von Muette,<lb/> wobey alle Gaſſen illuminiret waren. Um 8 Uhr<lb/> ward auf dem Platze la Greve ein Feuerwerk an-<lb/> gezuͤndet, ſo gegen dem Rathhauſe aufgerichtet<lb/> war, und einen Tempel vorſtellete, worinn<lb/> Frankreich unter dem Bilde einer Frauensperſon<lb/> gegen einen Altar uͤber ſtand, auf welchem ſie<lb/> opferte, und dem Himmel fuͤr die Geburt eines<lb/> Prinzen Dank abſtattete, den der Gott der Ehe<lb/> auf den Armen hielte. Der Koͤnig hat den Mar-<lb/> quis von Mirepoix, Ambaſſadeur beym Großbrit-<lb/> tanniſchen Hofe, zum Herzoge und Pair von Frank-<lb/> reich erhoben.</p> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Amſterdam, den 24 September.</hi> </dateline> <p>Ueber Engeland hat man die unangenehme<lb/> Nachricht erhalten, daß das Oſtindiſche Schiff<lb/> Kleverskerk, welches laut eines Briefes, ſo den<lb/> 28 Jan. auf eben dieſem Schiffe geſchrieben wor-<lb/> den, von Batavia nach Macaſſar ſegeln wollen,<lb/> kurz nach ſeiner dahin angetretenen Reiſe verun-<lb/> gluͤcket ſey. Das letzte Schiff von der Straſſe<lb/> Davis iſt vor dem Wall oder bereits eingelau-<lb/> fen. Von den 45 Hollaͤndiſchen dieß Jahr dahin<lb/> geſendeten Schiffen iſt eines geblieben, eines be-<lb/> ſchaͤdigt und ſechs ſind ledig zuruͤckgekommen, und<lb/> von den uͤbrigen ſind gefangen 67 Fiſche und ein<lb/> Cachelot, ſo zuſammen 3300 Quarteelen oder Faͤſ-<lb/> ſer Speck ausmachen.</p> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Copenhagen, den 25 Sept.</hi> </dateline> <p>Man arbeitet gegenwaͤrtig an einem koſtbaren<lb/> Feuerwerke, welches, dem Verlaute nach, gleich<lb/> nach Michaelis auf Friedensburg abgebrannt wer-<lb/> den ſoll. Dieſer Tagen hat ſich allhier die betruͤbte<lb/> Zeitung verbreitet, daß eines von unſern Weſt-In-<lb/> diſchen Compagnie-Schiffen in der Nord-See<lb/> durch eine ungluͤckliche Feuersbrunſt aufgebrannt<lb/> ſey; die darauf geweſene Mannſchaft aber ſoll<lb/> durch ein Hollaͤndiſches Schiff gerettet worden<lb/> ſeyn.</p> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Berlin, den 28 September.</hi> </dateline> <p>Verwichenen Sonnabend, des Abends, gefiel es<lb/><cb/> Ihro Majeſtaͤt, der Koͤnigl. Frau Mutter, das an<lb/> dieſem Tage eingefallene Geburts-Feſt Sr. Koͤn.<lb/> Hoheit, des Prinzen Friedrich Wilhelms, aͤlteſten<lb/> Sohns Sr. Koͤnigl. Hoheit, des Prinzen von Preuſ-<lb/> ſen, in Dero Sommer-Palais Monbijou zu feyern.<lb/> Es war dazumal eine Anzahl der vornehmſten<lb/> jungen Standes-Perſonen beyderley Geſchlechts,<lb/> die mit hochgedachtem Prinzen meiſtens einerley<lb/> Jahre hatten, eingeladen worden, welche die Ehre<lb/> genoſſen, mit Sr. Koͤnigl. 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ſrer lieben Frauen-Kirche unter den Waffen.
Vor den Karoſſen, worinn die Koͤnigl. Familie ſaß,
gingen die Koͤnigl. Haus-Truppen, und verſchie-
dene von der Garde du Corps, ſo bey der Karoſſe
Sr. Majeſtaͤt waren, hatten eine Summe von
15000 Livres, welche ſie unter das Volk aus-
ſtreueten, ſo unaufhoͤrlich ſchrie: Es lebe
der Koͤnig! Nach dieſer Solennitaͤt begab ſich
der Koͤnig wiederum nach dem Caſtel von Muette,
wobey alle Gaſſen illuminiret waren. Um 8 Uhr
ward auf dem Platze la Greve ein Feuerwerk an-
gezuͤndet, ſo gegen dem Rathhauſe aufgerichtet
war, und einen Tempel vorſtellete, worinn
Frankreich unter dem Bilde einer Frauensperſon
gegen einen Altar uͤber ſtand, auf welchem ſie
opferte, und dem Himmel fuͤr die Geburt eines
Prinzen Dank abſtattete, den der Gott der Ehe
auf den Armen hielte. Der Koͤnig hat den Mar-
quis von Mirepoix, Ambaſſadeur beym Großbrit-
tanniſchen Hofe, zum Herzoge und Pair von Frank-
reich erhoben.
Amſterdam, den 24 September. Ueber Engeland hat man die unangenehme
Nachricht erhalten, daß das Oſtindiſche Schiff
Kleverskerk, welches laut eines Briefes, ſo den
28 Jan. auf eben dieſem Schiffe geſchrieben wor-
den, von Batavia nach Macaſſar ſegeln wollen,
kurz nach ſeiner dahin angetretenen Reiſe verun-
gluͤcket ſey. Das letzte Schiff von der Straſſe
Davis iſt vor dem Wall oder bereits eingelau-
fen. Von den 45 Hollaͤndiſchen dieß Jahr dahin
geſendeten Schiffen iſt eines geblieben, eines be-
ſchaͤdigt und ſechs ſind ledig zuruͤckgekommen, und
von den uͤbrigen ſind gefangen 67 Fiſche und ein
Cachelot, ſo zuſammen 3300 Quarteelen oder Faͤſ-
ſer Speck ausmachen.
Copenhagen, den 25 Sept. Man arbeitet gegenwaͤrtig an einem koſtbaren
Feuerwerke, welches, dem Verlaute nach, gleich
nach Michaelis auf Friedensburg abgebrannt wer-
den ſoll. Dieſer Tagen hat ſich allhier die betruͤbte
Zeitung verbreitet, daß eines von unſern Weſt-In-
diſchen Compagnie-Schiffen in der Nord-See
durch eine ungluͤckliche Feuersbrunſt aufgebrannt
ſey; die darauf geweſene Mannſchaft aber ſoll
durch ein Hollaͤndiſches Schiff gerettet worden
ſeyn.
Berlin, den 28 September. Verwichenen Sonnabend, des Abends, gefiel es
Ihro Majeſtaͤt, der Koͤnigl. Frau Mutter, das an
dieſem Tage eingefallene Geburts-Feſt Sr. Koͤn.
Hoheit, des Prinzen Friedrich Wilhelms, aͤlteſten
Sohns Sr. Koͤnigl. Hoheit, des Prinzen von Preuſ-
ſen, in Dero Sommer-Palais Monbijou zu feyern.
Es war dazumal eine Anzahl der vornehmſten
jungen Standes-Perſonen beyderley Geſchlechts,
die mit hochgedachtem Prinzen meiſtens einerley
Jahre hatten, eingeladen worden, welche die Ehre
genoſſen, mit Sr. Koͤnigl. Hoheit an einer praͤch-
tig ſervirten Tafel zu ſpeiſen. Ihro Koͤnigl. Ho-
heiten, der Prinz und die Prinzeßinn von Preuſſen,
und die Prinzeßinn Amalia machten ſich das Ver-
gnuͤgen, dieſe junge und muntere Geſellſchaft ſou-
piren zu ſehen. Nach aufgehobener Tafel ward
ein Ball eroͤffnet und bis ſehr ſpaͤt in die Nacht
fortgeſetzt.
Nieder-Elbe, den 30 Sept. Es laufen noch immer betruͤbte Nachrichten
von dem anſehnl. Schaden ein, welchen die groſſe
Waſſerfluth den 11ten und 12ten dieſes in allen den
Gegenden, welche an der See und der Elbe liegen,
verurſachet hat. Zu Ripen in Juͤtland iſt alles
unter Waſſer geweſen, und die Wellen haben auf
dem platten Lande eben ſo heftig, als in der offen-
baren See getobet, wodurch denn der Schade an
Kirchen, Haͤuſern, Deichen und Daͤmmen ſehr be-
traͤchtlich ſey. Zu Tundern iſt die Wut des Waſ-
ſers und des Windes nicht minder allgemein ge-
weſen, und es ſind nicht nur alle Felder und Wie-
ſen uͤberſtroͤmet, und der Segen des Jahres fort-
geriſſen worden, ſondern es iſt auch ſehr viel groſſes
u kleines Vieh ertrunken. Zu Huſum hat das Waſ-
ſer auf dem Markte 2 Fuß hoch geſtanden. Die
Koͤgen zu Pellworm ſind durchgebrochen, und der
neue Koͤge zu Nordſtrand iſt ganz mit Waſſer
angefuͤllet. Bey den Norder-Koͤgen ſind die Dei-
che gaͤnzlich weg, und der Strabinger Deich iſt
halb fort. Viele Schaafe und anders Vieh iſt
umgekommen, und ſonſten ſehr viel Hausgeraͤthe
weggetrieben. Bey Friedrichſtadt und bey Huſum
iſt die Fluth mit ſolcher Gewalt ins Land gebro-
chen, da die Deiche in der Landſchaft Stapel-
holm an verſchiedenen Orten durchgegangen und
mehr als 18000 Demat Landes uͤberſchwemmet
ſind, daß die Einwohner dadurch in die betruͤb-
teſten Umſtuͤnde ſind geſetzet worden; nicht nur
viele Menſchen und vieles Vieh ſind ertrunken,
ſondern auch an dem noch im Felde ſtehenden Ge-
traide iſt ein unglaublicher Schade geſchehen. Zu
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