Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 156, Hamburg, 1. Oktober 1751.[Spaltenumbruch]
dergestalt wütet, daß in kurzer Zeit 70 bis 80000 Paris, den 21 September. Die Dauphine und der junge Herzog von Burgund [Spaltenumbruch]
dergeſtalt wuͤtet, daß in kurzer Zeit 70 bis 80000 Paris, den 21 September. Die Dauphine und der junge Herzog von Burgund <TEI> <text> <body> <div> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> dergeſtalt wuͤtet, daß in kurzer Zeit 70 bis 80000<lb/> Menſchen dadurch hingeraffet worden. Es war<lb/> den 16ten, als der Marquis von Mirepoix dem Koͤ-<lb/> nige zu Kenſington die Nachricht von der Gebuhrt<lb/> des Herzogs von Burgund uͤberbrachte. Se. Maj.<lb/> nahmen dieſelbe ſehr gnaͤdig auf, und ſagten dem<lb/> Marquis: „Sie ſahen die Gebuhrt dieſes Prinzen<lb/> „als die gluͤcklichſte Begebenheit an, die der Krone<lb/> „Frankreich begegnen koͤnnte, und daß ſie Sr.<lb/> „Allerchriſtlichſten Majeſtaͤt aufrichtig dazu Gluͤck<lb/> „wuͤnſchten.“ Mit dem Courier, der dem Ge-<lb/> ſandten dieſe erfreuliche Nachricht gebracht, hat<lb/> er auch vernommen, daß der Koͤnig, ſein Herr,<lb/> ihn zum Herzoge und Pair von Frankreich ernannt<lb/> haͤtte. Er laͤßt bereits zu praͤchtigen Feſtins Ver-<lb/> anſaltungen machen, und wird vor ſeinem Pal-<lb/> laſte wegen der Gebuhrt des Herzogs von Burgund<lb/> ein Feuerwerk abbrennen laſſen, wozu ihm aus<lb/> Frankreich 60000 Reichsthaler ſollen uͤberma-<lb/> chet werden. Aus Boſton in Neu-Engeland wird<lb/> vom 19 Jul. gemeldet, daß mit einem Fahrzeuge<lb/> von Chignecto die Nachricht eingegangen, daß die<lb/> Franzoſen beſchaͤftigt waͤren eine ſehr anſehnliche<lb/> Veſtung anderthalbe Meile von den Engliſchen<lb/> auszubauen; daß ſie aus derſelben verſchiedene<lb/> Canonenſchuͤſſe auf die Engliſche Chaloupe, der<lb/> Dover, gethan haͤtten; und daß die Franzoͤſi-<lb/> ſchen Kriegsſchiffe, die man vor einiger Zeit in<lb/> der Bay von Fundy geſehen, auf den Fluͤſſen St.<lb/> Jean angelanget waͤren. Die Korn- und To-<lb/> back-Erndte in Sr. Majeſtaͤt Americaniſchen<lb/> Landen ſoll in dieſem Jahre ſehr gut und<lb/> reichlich ſeyn, und der gluͤckliche Wallfiſch-<lb/> Fang bey Virginien wird bekraͤftiget. Man<lb/> vernimmt, daß die Unterredung zwiſchen den<lb/> Gouverneurs der Engl. Colonien, auf dem veſten<lb/> Lande von America und den ſechs Indianiſchen<lb/> Nationen den 11 Jul. vor ſich gegangen, und daß,<lb/> nachdem den Haͤuptern der letztern die denſelben<lb/> beſtimmte Geſchenke uͤbergeben worden, man ſich<lb/> wegen eines ewigdaurenden Friedens und einer<lb/> Freundſchaft vereiniget, ſo von beyden Seiten<lb/> unverbruͤchlich ſollte gehalten werden: Der Ca-<lb/> pitain des Paterboots von Liſſabon berichtet, daß<lb/> eine Eſcadre Franzoͤſiſcher Kriegsſchiffe auf der<lb/> Kuͤſte von Portugal kreuze.</p> </div> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Paris, den 21 September.</hi> </dateline> <p>Die Dauphine und der junge Herzog von Burgund<lb/><cb/> befinden ſich ſowol, als man es wuͤnſchen und der<lb/> Zuſtand dieſer Prinzeßinn es zulaſſen kann. Der<lb/> Courier, ſo nach Dreßden gegangen iſt, um allda<lb/> die Nachricht von der Geburt dieſes Prinzen be-<lb/> kannt zu machen, hat Ordre, um ſo viel mehr zu<lb/> eilen, weil ihm wichtige Depeſchen aufgetragen<lb/> worden. Dem Herzoge von Burgund iſt gleich<lb/> nach ſeiner Geburt die Beſprengung wiederfah-<lb/> ren. Die oͤffentliche Tauf-Ceremonie dieſes Prin-<lb/> zen ſoll mit eheſtem auf das feyerlichſte vollzogen<lb/> werden. Man wird bey dieſer Gelegenheit eine<lb/> allgemeine Verzeihung der weggelaufenen Sol-<lb/> daten und Matroſen bekannt machen. Man rech-<lb/> net, daß ſeit dem 13ten des Morgens mehr als<lb/> 25 Couriere nach auswaͤrtigen Laͤndern abgeferti-<lb/> get worden. Es iſt auch einer nach Conſtanti-<lb/> nopel abgegangen, dem anbefohlen worden, ſeine<lb/> Reiſe ſo viel als moͤglich zu beſchleunigen, indem<lb/> ſich der Großherr ſo eifrig und fleißig nach dem<lb/> Befinden der Dauphine erkundiget und bezeuget<lb/> hat, daß es ihm hoͤchſt angenehm ſeyn ſollte,<lb/> wenn ſie von einem Prinzen wuͤrde entbunden<lb/> werden. Den 13ten dieſes Monats des Abends<lb/> und die drey darauf folgenden Tage waren hier<lb/> wegen der Gebuhrt des jungen Prinzen in<lb/> allen Gaſſen Illuminationen. Die Buͤrgerſchaft<lb/> bereitete ſich, ſich durch auſſerordentliche Feſtins<lb/> bey dieſer erwuͤnſchten Gelegenheit hervorzuthun.<lb/> Der Koͤnig aber hat verlanget, daß dieſe Feyer-<lb/> lichkeiten auf eine viel edlere und den Geſinnun-<lb/> gen eines groſſen Monarchen viel gemaͤſſere Weiſe<lb/> ſollten begangen werden. Se. Majeſtaͤt haben<lb/> daher nach Paris und den andern Staͤdten des<lb/> Reichs Ordres hingeſchicket, daß die zu den oͤf-<lb/> fentlichen Freudensbezeugungen beſtimmte Sum-<lb/> men zur Ausſtattung armer Maͤgdgen ſollten ver-<lb/> wendet werden. Geſtern wurde das Te Deum<lb/> uͤber die Geburt des Herzogs von Bourgogne in<lb/> der hieſigen Hauptkirche mit vielen Solennitaͤten<lb/> geſungen. Um 5 Uhr des Abends kamen der Koͤ-<lb/> nig, die Koͤniginn, nebſt dem Dauphin und Mes-<lb/> dames von Frankreich in dieſe Stadt und wohn-<lb/> ten demſelben bey. In dem Thore wurden Ihre<lb/> Majeſtaͤten von dem Magiſtrate dieſer Stadt,<lb/> welcher den Herzog von Gesvres, Gouverneur<lb/> von Paris, ans Haupt hatte, bewillkommet. Die<lb/> beyden Franzoͤſiſchen und Schweizer-Garde-Regi-<lb/> menter ſtunden dabey von dem Thore bis an un-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
dergeſtalt wuͤtet, daß in kurzer Zeit 70 bis 80000
Menſchen dadurch hingeraffet worden. Es war
den 16ten, als der Marquis von Mirepoix dem Koͤ-
nige zu Kenſington die Nachricht von der Gebuhrt
des Herzogs von Burgund uͤberbrachte. Se. Maj.
nahmen dieſelbe ſehr gnaͤdig auf, und ſagten dem
Marquis: „Sie ſahen die Gebuhrt dieſes Prinzen
„als die gluͤcklichſte Begebenheit an, die der Krone
„Frankreich begegnen koͤnnte, und daß ſie Sr.
„Allerchriſtlichſten Majeſtaͤt aufrichtig dazu Gluͤck
„wuͤnſchten.“ Mit dem Courier, der dem Ge-
ſandten dieſe erfreuliche Nachricht gebracht, hat
er auch vernommen, daß der Koͤnig, ſein Herr,
ihn zum Herzoge und Pair von Frankreich ernannt
haͤtte. Er laͤßt bereits zu praͤchtigen Feſtins Ver-
anſaltungen machen, und wird vor ſeinem Pal-
laſte wegen der Gebuhrt des Herzogs von Burgund
ein Feuerwerk abbrennen laſſen, wozu ihm aus
Frankreich 60000 Reichsthaler ſollen uͤberma-
chet werden. Aus Boſton in Neu-Engeland wird
vom 19 Jul. gemeldet, daß mit einem Fahrzeuge
von Chignecto die Nachricht eingegangen, daß die
Franzoſen beſchaͤftigt waͤren eine ſehr anſehnliche
Veſtung anderthalbe Meile von den Engliſchen
auszubauen; daß ſie aus derſelben verſchiedene
Canonenſchuͤſſe auf die Engliſche Chaloupe, der
Dover, gethan haͤtten; und daß die Franzoͤſi-
ſchen Kriegsſchiffe, die man vor einiger Zeit in
der Bay von Fundy geſehen, auf den Fluͤſſen St.
Jean angelanget waͤren. Die Korn- und To-
back-Erndte in Sr. Majeſtaͤt Americaniſchen
Landen ſoll in dieſem Jahre ſehr gut und
reichlich ſeyn, und der gluͤckliche Wallfiſch-
Fang bey Virginien wird bekraͤftiget. Man
vernimmt, daß die Unterredung zwiſchen den
Gouverneurs der Engl. Colonien, auf dem veſten
Lande von America und den ſechs Indianiſchen
Nationen den 11 Jul. vor ſich gegangen, und daß,
nachdem den Haͤuptern der letztern die denſelben
beſtimmte Geſchenke uͤbergeben worden, man ſich
wegen eines ewigdaurenden Friedens und einer
Freundſchaft vereiniget, ſo von beyden Seiten
unverbruͤchlich ſollte gehalten werden: Der Ca-
pitain des Paterboots von Liſſabon berichtet, daß
eine Eſcadre Franzoͤſiſcher Kriegsſchiffe auf der
Kuͤſte von Portugal kreuze.
Paris, den 21 September. Die Dauphine und der junge Herzog von Burgund
befinden ſich ſowol, als man es wuͤnſchen und der
Zuſtand dieſer Prinzeßinn es zulaſſen kann. Der
Courier, ſo nach Dreßden gegangen iſt, um allda
die Nachricht von der Geburt dieſes Prinzen be-
kannt zu machen, hat Ordre, um ſo viel mehr zu
eilen, weil ihm wichtige Depeſchen aufgetragen
worden. Dem Herzoge von Burgund iſt gleich
nach ſeiner Geburt die Beſprengung wiederfah-
ren. Die oͤffentliche Tauf-Ceremonie dieſes Prin-
zen ſoll mit eheſtem auf das feyerlichſte vollzogen
werden. Man wird bey dieſer Gelegenheit eine
allgemeine Verzeihung der weggelaufenen Sol-
daten und Matroſen bekannt machen. Man rech-
net, daß ſeit dem 13ten des Morgens mehr als
25 Couriere nach auswaͤrtigen Laͤndern abgeferti-
get worden. Es iſt auch einer nach Conſtanti-
nopel abgegangen, dem anbefohlen worden, ſeine
Reiſe ſo viel als moͤglich zu beſchleunigen, indem
ſich der Großherr ſo eifrig und fleißig nach dem
Befinden der Dauphine erkundiget und bezeuget
hat, daß es ihm hoͤchſt angenehm ſeyn ſollte,
wenn ſie von einem Prinzen wuͤrde entbunden
werden. Den 13ten dieſes Monats des Abends
und die drey darauf folgenden Tage waren hier
wegen der Gebuhrt des jungen Prinzen in
allen Gaſſen Illuminationen. Die Buͤrgerſchaft
bereitete ſich, ſich durch auſſerordentliche Feſtins
bey dieſer erwuͤnſchten Gelegenheit hervorzuthun.
Der Koͤnig aber hat verlanget, daß dieſe Feyer-
lichkeiten auf eine viel edlere und den Geſinnun-
gen eines groſſen Monarchen viel gemaͤſſere Weiſe
ſollten begangen werden. Se. Majeſtaͤt haben
daher nach Paris und den andern Staͤdten des
Reichs Ordres hingeſchicket, daß die zu den oͤf-
fentlichen Freudensbezeugungen beſtimmte Sum-
men zur Ausſtattung armer Maͤgdgen ſollten ver-
wendet werden. Geſtern wurde das Te Deum
uͤber die Geburt des Herzogs von Bourgogne in
der hieſigen Hauptkirche mit vielen Solennitaͤten
geſungen. Um 5 Uhr des Abends kamen der Koͤ-
nig, die Koͤniginn, nebſt dem Dauphin und Mes-
dames von Frankreich in dieſe Stadt und wohn-
ten demſelben bey. In dem Thore wurden Ihre
Majeſtaͤten von dem Magiſtrate dieſer Stadt,
welcher den Herzog von Gesvres, Gouverneur
von Paris, ans Haupt hatte, bewillkommet. Die
beyden Franzoͤſiſchen und Schweizer-Garde-Regi-
menter ſtunden dabey von dem Thore bis an un-
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