Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 131, Hamburg, 18. August 1789.[Spaltenumbruch]
Man sagt zwar, das Volk habe in der Nachbarschaft
Bern, den 2 August.
Die Französischen Unruhen nähern sich
unsern Gren-
Colmar, den 3 August.
Der hohe Elsaßische Rath hat ein Arret gegeben, Bey Altkirch in dem dasigen Wald hält sich
eine
Basel, den 4 August.
Jn unserer Gegend wird es nach und nach immer
Strasburg, den 6 August.
Nach und nach formiren sich hier die Bürgercom- Unsere Stadt hat unter unsere Garnison eine
nam-
Frankfurt, den 11 August.
Der Herr Graf von Artois kam den 8ten zu Maynz Die Aufrührer im Mümpelgardtschen sollen
sogar Zu Brüssel hat man auf den Straßen
verschiedene
Livorno, den 29 Julii.
Die Spanische Flotte unter dem Befehl des Herrn Es geht ein Gerücht, die Regierung von Algier habe
London, den 7 Junii. (Ueber Ostende.)
Die Bill, nach welcher der Ostindischen
Compagnie Künftige Woche wird das Parlement prorogirt. Der König wird zu Plymouth erwartet, und beym Lord Cornwallis hat in Ostindien unsere
dortigen Der Zustand der freygewordenen Americaner Lord Gordon hat wirklich aus seinem
Gefängnisse in (Hierbey folgt eine Beylage.) [Spaltenumbruch]
Man ſagt zwar, das Volk habe in der Nachbarſchaft
Bern, den 2 Auguſt.
Die Franzoͤſiſchen Unruhen naͤhern ſich
unſern Gren-
Colmar, den 3 Auguſt.
Der hohe Elſaßiſche Rath hat ein Arret gegeben, Bey Altkirch in dem daſigen Wald haͤlt ſich
eine
Baſel, den 4 Auguſt.
Jn unſerer Gegend wird es nach und nach immer
Strasburg, den 6 Auguſt.
Nach und nach formiren ſich hier die Buͤrgercom- Unſere Stadt hat unter unſere Garniſon eine
nam-
Frankfurt, den 11 Auguſt.
Der Herr Graf von Artois kam den 8ten zu Maynz Die Aufruͤhrer im Muͤmpelgardtſchen ſollen
ſogar Zu Bruͤſſel hat man auf den Straßen
verſchiedene
Livorno, den 29 Julii.
Die Spaniſche Flotte unter dem Befehl des Herrn Es geht ein Geruͤcht, die Regierung von Algier habe
London, den 7 Junii. (Ueber Oſtende.)
Die Bill, nach welcher der Oſtindiſchen
Compagnie Kuͤnftige Woche wird das Parlement prorogirt. Der Koͤnig wird zu Plymouth erwartet, und beym Lord Cornwallis hat in Oſtindien unſere
dortigen Der Zuſtand der freygewordenen Americaner Lord Gordon hat wirklich aus ſeinem
Gefaͤngniſſe in (Hierbey folgt eine Beylage.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <div type="jArticle"> <pb facs="#f0004" n="[4]"/> <cb/> <p>Man ſagt zwar, das Volk habe in der Nachbarſchaft<lb/> von Nantes verſchiedene Adeliche aufgehoben, welche<lb/> daſelbſt heimliche Zuſammenkuͤnfte gehalten, aber dieſe<lb/> Sage bedarf noch Beſtaͤtigung, eben ſo wie das Ge-<lb/> ruͤcht, daß ſich das Parlement von Beſan<hi rendition="#aq">ç</hi>on nach der<lb/> Schweitz gefluͤchtet habe, um der Wuth des Volks zu<lb/> entgehen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Bern,</hi> den 2 Auguſt.</hi> </dateline><lb/> <p>Die Franzoͤſiſchen Unruhen naͤhern ſich unſern Gren-<lb/> zen, und ſetzen unſere Neuenburgiſche Nachbarſchaft<lb/> in nicht geringen Sorgen. Jm Locle und Chaudefond<lb/> iſt alles unterm Gewehr: um ſich gegen Raͤuberey und<lb/> andern Unfug in Sicherheit zu ſetzen; und von hier<lb/> hat man in la Cote auch dieſerwegen die noͤthigen Ver-<lb/> fuͤgungen getroffen. Herr und Frau von Polignac<lb/> kamen geſtern Abend hier an. Mehrere Grafen und<lb/> Marquis haben ſich auf Joerdon begeben, und es wer-<lb/> den noch viele vornehme Fluͤchtlinge erwartet. Man<lb/> ſucht uͤberall Landhaͤuſer fuͤr ſie im Pays de Vaud;<lb/> allein, es iſt ſehr ſchwer, ſolche ganz meublirt zu finden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Colmar,</hi> den 3 Auguſt.</hi> </dateline><lb/> <p>Der hohe Elſaßiſche Rath hat ein Arret gegeben,<lb/> wodurch er den <hi rendition="#aq">Prevot général</hi> der Marechauſſ<hi rendition="#aq">é</hi>e fuͤr<lb/> alle Faͤlle, welche auf die Unruhen des Elſaßes Bezug<lb/> haben, als competenten Richter anerkennt. 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Ueber 2000<lb/> haben ſich nach Baſel, ꝛc. gefluͤchtet. Jndeſſen ſucht<lb/> man dieſem Unweſen mit gewaffneter Hand zu ſteuern,<lb/> und es ſind ſchon viele aufruͤhriſche Bauern getoͤdtet<lb/> und verwundet worden. Von den Soldaten ſind auch<lb/> einige geblieben, unter andern 3 von der Brigade des<lb/> Generals von Vittinghoff. Von eigentlichen Land-<lb/> ſtreichern ſind 30 theils getoͤdtet, theils gefangen.</p><lb/> <p>Unſere Stadt hat unter unſere Garniſon eine nam-<lb/> hafte Summe zur Bezeugung ihrer Erkenntlichkeit aus-<lb/> theilen laſſen. Die daruͤber ausgebrochene Freude ver-<lb/> urſachte einige Unruhen, ſo daß auch die Gefaͤngniſſe<lb/> erbrochen und viele Gefangene befreyt wurden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Frankfurt,</hi> den 11 Auguſt.</hi> </dateline><lb/> <p>Der Herr Graf von Artois kam den 8ten zu Maynz<lb/> an, und ſetzte von da ſeine Reiſe uͤber Manheim nach<lb/> Turin fort. 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Man hat aber ſchon<lb/> Truppen zu Huͤlfe bekommen.</p><lb/> <p>Zu Bruͤſſel hat man auf den Straßen verſchiedene<lb/> Billets folgenden Jnhalts gefunden: “Meine Herren,<lb/> nun iſt es Zeit anzufangen, verlaſſet euch auf uns, wir<lb/> werden euch beyſtehen; — und die Luͤtticher warten<lb/> nur auf einen Wink von eurer Seite, ſie vereinigen<lb/> ſich mit euch.”</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Livorno,</hi> den 29 Julii.</hi> </dateline><lb/> <p>Die Spaniſche Flotte unter dem Befehl des Herrn<lb/> von Texada iſt heute, von Neapolis kommend, hier<lb/> eingelaufen.</p><lb/> <p>Es geht ein Geruͤcht, die Regierung von Algier habe<lb/> der Krone Frankreich den Krieg erklaͤrt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">London,</hi> den 7 Junii.<space dim="horizontal"/>(Ueber Oſtende.)</hi> </dateline><lb/> <p>Die Bill, nach welcher der Oſtindiſchen Compagnie<lb/> erlaubt wird, eine Anleihe von 1 Million Pf Sterl.<lb/> zu machen, wird heute zum drittenmal im Oberhauſe<lb/> geleſen; auch iſt die Tobacks-Acciſe-Bill daſelbſt paßirt. —</p><lb/> <p>Kuͤnftige Woche wird das Parlement prorogirt.</p><lb/> <p>Der Koͤnig wird zu Plymouth erwartet, und beym<lb/> Abgange der Poſt war alles daſelbſt zum Empfang Sr.<lb/> Majeſtaͤt beſchaͤfftiget.</p><lb/> <p>Lord Cornwallis hat in Oſtindien unſere dortigen<lb/> Angelegenheiten auf den beſten Fuß geſetzt. 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Man ſagt zwar, das Volk habe in der Nachbarſchaft
von Nantes verſchiedene Adeliche aufgehoben, welche
daſelbſt heimliche Zuſammenkuͤnfte gehalten, aber dieſe
Sage bedarf noch Beſtaͤtigung, eben ſo wie das Ge-
ruͤcht, daß ſich das Parlement von Beſançon nach der
Schweitz gefluͤchtet habe, um der Wuth des Volks zu
entgehen.
Bern, den 2 Auguſt.
Die Franzoͤſiſchen Unruhen naͤhern ſich unſern Gren-
zen, und ſetzen unſere Neuenburgiſche Nachbarſchaft
in nicht geringen Sorgen. Jm Locle und Chaudefond
iſt alles unterm Gewehr: um ſich gegen Raͤuberey und
andern Unfug in Sicherheit zu ſetzen; und von hier
hat man in la Cote auch dieſerwegen die noͤthigen Ver-
fuͤgungen getroffen. Herr und Frau von Polignac
kamen geſtern Abend hier an. Mehrere Grafen und
Marquis haben ſich auf Joerdon begeben, und es wer-
den noch viele vornehme Fluͤchtlinge erwartet. Man
ſucht uͤberall Landhaͤuſer fuͤr ſie im Pays de Vaud;
allein, es iſt ſehr ſchwer, ſolche ganz meublirt zu finden.
Colmar, den 3 Auguſt.
Der hohe Elſaßiſche Rath hat ein Arret gegeben,
wodurch er den Prevot général der Marechauſſée fuͤr
alle Faͤlle, welche auf die Unruhen des Elſaßes Bezug
haben, als competenten Richter anerkennt. Dieſem
zufolge wird bis zur Wiederherſtellung der Ruhe ein
Gericht der Marechauſſee zu Altkirch, ein anderes zu
Schlettſtedt, ein drittes zu Huͤningen, ein viertes im
Untern Elſaß niedergeſetzt werden, um die Ungluͤcklichen
zu richten, welche in dieſen Zeiten ſich haben zu einem
Aufruhr verleiten laſſen. Sobald dieſe Gerichtshoͤfe
werden ihre Functionen angefangen und einige aufge-
henkt haben, hofft man, die Ruhe wieder in unſerer
Provinz zuruͤckkehren zu ſehen.
Bey Altkirch in dem daſigen Wald haͤlt ſich eine
zahlreiche Bande Spitzbuben auf, welche auf Raub
und Pluͤnderung losgehen. Die Koͤnigl. Truppen haben
ſie ſchon verſchiedenemal angegriffen, einige niederge-
macht und gefangen, aber noch iſt ihre Zahl groß.
Baſel, den 4 Auguſt.
Jn unſerer Gegend wird es nach und nach immer
ruhiger. Am Freytage in der Nacht ſtieß ein Deta-
ſchement der Garniſon von Huͤningen auf einen zahl-
reichen Haufen Geſindels, erlegte 22 auf der Stelle
und nahm 50 gefangen. Alle Gefaͤngniſſe ſind in Huͤ-
ningen angefuͤllt; naͤchſtens wird eine große Execution
vorgenommen werden. An den Thoren der Stadt be-
finden ſich ſtets 2 Magiſtratsperſonen, die auf alles
ein wachſames Auge haben, verdaͤchtige Perſonen veſt-
ſetzen laſſen, zweydeutige verhoͤren, ꝛc. Die Kanonen
ſtehen geladen auf den Waͤllen, die brennenden Lunten
daneben, und die Hatſchierer ſtreifen bis an die aͤußer-
ſten Grenzen, arretiren alles, was verdaͤchtig ſcheint, ꝛc.
Zu Freyburg im Breisgau befinden ſich gegen 200 Edel-
leute, die ſich aus der Franchen Comte und den Ge-
genden dahin gefluͤchtet haben. Jhre Schloͤſſer ſind
meiſt zerſtoͤhrt oder ſonſten verbrannt worden.
Strasburg, den 6 Auguſt.
Nach und nach formiren ſich hier die Buͤrgercom-
pagnien. Die Kaufleute machen 16 Compagnien zu
Fuß und 1 zu Pferde aus. Jm Sundgau geht es noch
ſehr unruhig zu. Viele Schloͤſſer ſind eingeaͤſchert; die
Bauern entreißen ihren Lehnsherrn mit bewaffneter
Hand alles, was ſie fuͤr gut befinden. Viele Juden
ſind gepluͤndert und fortgejagt worden. Ueber 2000
haben ſich nach Baſel, ꝛc. gefluͤchtet. Jndeſſen ſucht
man dieſem Unweſen mit gewaffneter Hand zu ſteuern,
und es ſind ſchon viele aufruͤhriſche Bauern getoͤdtet
und verwundet worden. Von den Soldaten ſind auch
einige geblieben, unter andern 3 von der Brigade des
Generals von Vittinghoff. Von eigentlichen Land-
ſtreichern ſind 30 theils getoͤdtet, theils gefangen.
Unſere Stadt hat unter unſere Garniſon eine nam-
hafte Summe zur Bezeugung ihrer Erkenntlichkeit aus-
theilen laſſen. Die daruͤber ausgebrochene Freude ver-
urſachte einige Unruhen, ſo daß auch die Gefaͤngniſſe
erbrochen und viele Gefangene befreyt wurden.
Frankfurt, den 11 Auguſt.
Der Herr Graf von Artois kam den 8ten zu Maynz
an, und ſetzte von da ſeine Reiſe uͤber Manheim nach
Turin fort. Auch der Prinz von Conde iſt mit einem
Gefolge von 44 Perſonen zu Maynz angekommen.
Die Aufruͤhrer im Muͤmpelgardtſchen ſollen ſogar
dem Statthalter, Prinzen Friedrich, gedroht haben,
daß ſie, wenn er ihnen nicht ihre ſchriftlichen Privile-
gien herausgebe, ſein Schloß zu Etupe, auch das in
Muͤmpelgardt nebſt der Kanzley und dem Schloß in
Hericout verbrennen wollten. Man hat aber ſchon
Truppen zu Huͤlfe bekommen.
Zu Bruͤſſel hat man auf den Straßen verſchiedene
Billets folgenden Jnhalts gefunden: “Meine Herren,
nun iſt es Zeit anzufangen, verlaſſet euch auf uns, wir
werden euch beyſtehen; — und die Luͤtticher warten
nur auf einen Wink von eurer Seite, ſie vereinigen
ſich mit euch.”
Livorno, den 29 Julii.
Die Spaniſche Flotte unter dem Befehl des Herrn
von Texada iſt heute, von Neapolis kommend, hier
eingelaufen.
Es geht ein Geruͤcht, die Regierung von Algier habe
der Krone Frankreich den Krieg erklaͤrt.
London, den 7 Junii. (Ueber Oſtende.)
Die Bill, nach welcher der Oſtindiſchen Compagnie
erlaubt wird, eine Anleihe von 1 Million Pf Sterl.
zu machen, wird heute zum drittenmal im Oberhauſe
geleſen; auch iſt die Tobacks-Acciſe-Bill daſelbſt paßirt. —
Kuͤnftige Woche wird das Parlement prorogirt.
Der Koͤnig wird zu Plymouth erwartet, und beym
Abgange der Poſt war alles daſelbſt zum Empfang Sr.
Majeſtaͤt beſchaͤfftiget.
Lord Cornwallis hat in Oſtindien unſere dortigen
Angelegenheiten auf den beſten Fuß geſetzt. Er koͤmmt
zu Anfange des Jahrs 1791 zuruͤck. Die Oſtindiſche
Compagnie hat den Oberſten Abercrombie zum Gou-
verneur von Bombay ernannt.
Der Zuſtand der freygewordenen Americaner
faͤngt an, ſehr bluͤhend zu ſeyn, Philadelphia wird
eine der glaͤnzendſten Staͤdte auf der Erde werden.
Lord Gordon hat wirklich aus ſeinem Gefaͤngniſſe in
Newgate der Nationalverſammlung zu Verſailles ſei-
nen Beyſtand zur Errichtung der neuen Franzoͤſiſchen
Conſtitution angeboten.
(Hierbey folgt eine Beylage.)
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(2014-07-07T10:32:49Z)
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