Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 123, Hamburg, 2. August 1771.Geschwindigkeit fortsetzte, konnte dennoch, weil es Nacht Nachdem der commandirende General en Chef in Die Besatzung bestand aus 90 Officiers und 781 ge- Unser Verlust sowol bey dem ersten Gefecht mit der Copia des zweyten Schreibens des Herrn von Sal- dern an den Groß-Feldherrn Oginsky, vom 21sten Junii, 1771. Den Augenblick, als ich Ihren Brief, der vom 12ten Rom, den 12 Julii. Der Cardinal Chigi ist heute hier mit Tode abge- Mit Briefen aus Frankreich vernimmt man, daß die Das Päbstl. Breve, zur Verminderung der Feyertage Herr Durini wird auf Anhalten der Conföderirten Livorno, den 15 Julii. Man hat Nachricht, daß die Tunesische Flotte, die [Spaltenumbruch] Geſchwindigkeit fortſetzte, konnte dennoch, weil es Nacht Nachdem der commandirende General en Chef in Die Beſatzung beſtand aus 90 Officiers und 781 ge- Unſer Verluſt ſowol bey dem erſten Gefecht mit der Copia des zweyten Schreibens des Herrn von Sal- dern an den Groß-Feldherrn Oginsky, vom 21ſten Junii, 1771. Den Augenblick, als ich Ihren Brief, der vom 12ten Rom, den 12 Julii. Der Cardinal Chigi iſt heute hier mit Tode abge- Mit Briefen aus Frankreich vernimmt man, daß die Das Paͤbſtl. Breve, zur Verminderung der Feyertage Herr Durini wird auf Anhalten der Confoͤderirten Livorno, den 15 Julii. Man hat Nachricht, daß die Tuneſiſche Flotte, die [Spaltenumbruch] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div xml:id="ar003" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/> Geſchwindigkeit fortſetzte, konnte dennoch, weil es Nacht<lb/> war, und ſich auch ſeine Wegweiſer in etwas verſehen<lb/> hatten, nicht zur beſtimmten Zeit an den vorgeſchriebe-<lb/> nen Ort eintreffen: und dieſes verſchaffte dem Chan<lb/> Gelegenheit, nach erlittener ſtarker Niederlage, ſich mit<lb/> ſeinen Truppen aus dem Staube zu machen, nachdem<lb/> er einige 1000 Mann gegen den General-Major, Fuͤr-<lb/> ſten Proſorowsky, detaſchirt hatte. Dieſen begegnete<lb/> der General-Major, Fuͤrſt Peter Gallitzin, mit den<lb/> Siwaſch bereits paßirten Huſaren-Eſcadrons; mittler-<lb/> weile der General-Major, Fuͤrſt Alexey Gallitzin, der<lb/> hiernaͤchſt die Infanterie herbeygefuͤhrt hatte, das Ufer<lb/> occupirte. Der Feind griff die bey dieſem Corps vor-<lb/> ausmarſchirenden Coſacken-Regimenter an, und noͤthigte<lb/> ſie, ſich nach dem linken Fluͤgel der Infanterie zuruͤckzu-<lb/> ziehen, von welchem aber die Feinde mit Kartetſchen-<lb/> Schuͤſſen und aus dem kleinen Gewehr ſo nachdruͤcklich<lb/> bewillkommet wurden, daß, mit so vieler Wuth auch<lb/> ihr Angriff geſchah, ſie es dennoch gegen den Muth und<lb/> die ausnehmende Tapferkeit der von dem erfahrnen<lb/> Oberſten Gruſchezkow und dem Premier-Major Strand-<lb/> mann angefuͤhrten Truppen nicht aushalten konnten,<lb/> ſondern in der groͤßten Eilfertigkeit die Flucht ergriffen,<lb/> auf welcher ſie von unſern Coſacken verfolgt wurden.<lb/> Nachdem ſich die Feinde mit einem Haufen von etwa<lb/> 12000 Tartarn vereinigt hatten, nahmen ſie ſich noch-<lb/> mals vor, unſere Cavallerie anzufallen: wurden aber<lb/> auch abermalen durch unſere Artillerie in Unordnung<lb/> gebracht, und von unſern Huſaren und Piqueniers bis<lb/> an die Salzſeen verfolgt, woſelbſt jene in einiger Ent-<lb/> fernung davon Halt machten. 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Kaum aber hatte man auf den Abend<lb/> alles Noͤthige zum Bombardement in Bereitſchaft ge-<lb/> ſetzt, als ſich aus der Veſtung 3 Deputirte, Serden Get-<lb/> ſchi Agaßi Ali Aga, Osmann Aga, und Emir Chan,<lb/> Perekopiſcher Kaimakan, einſtellten, und von der ganzen<lb/> Stadt ein Schreiben uͤberreichten, worinn um Ver-<lb/> ſchonung der Stadt gebeten, und zugleich der Antrag<lb/> gethan wurde, die Veſtung mit aller Artillerie, Muni-<lb/> tion und Geraͤthſchaften, Proviantmagazin und uͤbrigem<lb/> Vorrath gutwillig zu uͤbergeben, und ſich nur ihr eige-<lb/> nes Haab und Gut, auch ihre eigene Waffen, nebſt<lb/> freyem Abzug uͤber das Meer, auszubitten. Da ihnen<lb/> aber dieſes abgeſchlagen wurde, ſo uͤberließen ſie ſich<lb/> der Diſcretion des commandirenden Herrn Generals,<lb/> ſtellten einen Revers von ſich, nach Uebergabe der Stadt<lb/> ſich nach Warna zu verfuͤgen, und waͤhrend dem ganzen<lb/> gegenwaͤrtigen Kriege wider die Truppen Ihrer Kayſerl.<lb/> Majeſtaͤt nicht weiter zu dienen. Dieſem zufolge wurde<lb/> gedachte Veſtung den 27ſten dieſes von Ihrer Kayſerl.<lb/> Majeſtaͤt Truppen beſetzt, aus welcher die Beſatzung<lb/><cb/> herauszog, und vor unſerm Heerfuͤhrer das Gewehr<lb/> ſtreckte, die Befehlshaber aber in Begleitung aller Ja-<lb/> niſcharen- und Commandanten-Fahnen demſelben vor<lb/> den Thoren die Schluͤſſel der Veſtung uͤberreichten.</p><lb/> <p>Die Beſatzung beſtand aus 90 Officiers und 781 ge-<lb/> meinen Tuͤrken, zuſammen alſo aus 871 Mann. 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Geſchwindigkeit fortſetzte, konnte dennoch, weil es Nacht
war, und ſich auch ſeine Wegweiſer in etwas verſehen
hatten, nicht zur beſtimmten Zeit an den vorgeſchriebe-
nen Ort eintreffen: und dieſes verſchaffte dem Chan
Gelegenheit, nach erlittener ſtarker Niederlage, ſich mit
ſeinen Truppen aus dem Staube zu machen, nachdem
er einige 1000 Mann gegen den General-Major, Fuͤr-
ſten Proſorowsky, detaſchirt hatte. Dieſen begegnete
der General-Major, Fuͤrſt Peter Gallitzin, mit den
Siwaſch bereits paßirten Huſaren-Eſcadrons; mittler-
weile der General-Major, Fuͤrſt Alexey Gallitzin, der
hiernaͤchſt die Infanterie herbeygefuͤhrt hatte, das Ufer
occupirte. Der Feind griff die bey dieſem Corps vor-
ausmarſchirenden Coſacken-Regimenter an, und noͤthigte
ſie, ſich nach dem linken Fluͤgel der Infanterie zuruͤckzu-
ziehen, von welchem aber die Feinde mit Kartetſchen-
Schuͤſſen und aus dem kleinen Gewehr ſo nachdruͤcklich
bewillkommet wurden, daß, mit so vieler Wuth auch
ihr Angriff geſchah, ſie es dennoch gegen den Muth und
die ausnehmende Tapferkeit der von dem erfahrnen
Oberſten Gruſchezkow und dem Premier-Major Strand-
mann angefuͤhrten Truppen nicht aushalten konnten,
ſondern in der groͤßten Eilfertigkeit die Flucht ergriffen,
auf welcher ſie von unſern Coſacken verfolgt wurden.
Nachdem ſich die Feinde mit einem Haufen von etwa
12000 Tartarn vereinigt hatten, nahmen ſie ſich noch-
mals vor, unſere Cavallerie anzufallen: wurden aber
auch abermalen durch unſere Artillerie in Unordnung
gebracht, und von unſern Huſaren und Piqueniers bis
an die Salzſeen verfolgt, woſelbſt jene in einiger Ent-
fernung davon Halt machten. Der General-Major,
Fuͤrſt Proſorowsky, lies hier den Feinden keine Zeit, ſich
zu erholen, ſondern ſetzte mit ſeiner geſammten Caval-
lerie in ſie hinein, und verfolgte ſowol dieſe, als die
aus der Linie herausgeſchlagene Fluͤchtlinge, uͤber 20
Werſte weit, bis die Pferde ſo ermuͤdet wurden, daß es
keine Moͤglichkeit war, mit ihnen dem Feinde weiter
nachzuſetzen.
Nachdem der commandirende General en Chef in
dem vorigen Lager dießeits der Linie einen Theil der
Armee zuruͤckgelaſſen, und bey ſelbiger ſolche Veran-
ſtaltungen getroffen hatte, daß dem in der Veſtung ein-
geſperrten Feind alle Wege zu etwanigen Verſuchen
abgeſchnitten blieben, brach er ſelbſt nach jener Seite
der Linie auf, und nahm ſeine Stellung im Geſicht der
Veſtung, aus der bis 11 Uhr ein unaufhoͤrliches Feuer
gemacht wurde. Kaum aber hatte man auf den Abend
alles Noͤthige zum Bombardement in Bereitſchaft ge-
ſetzt, als ſich aus der Veſtung 3 Deputirte, Serden Get-
ſchi Agaßi Ali Aga, Osmann Aga, und Emir Chan,
Perekopiſcher Kaimakan, einſtellten, und von der ganzen
Stadt ein Schreiben uͤberreichten, worinn um Ver-
ſchonung der Stadt gebeten, und zugleich der Antrag
gethan wurde, die Veſtung mit aller Artillerie, Muni-
tion und Geraͤthſchaften, Proviantmagazin und uͤbrigem
Vorrath gutwillig zu uͤbergeben, und ſich nur ihr eige-
nes Haab und Gut, auch ihre eigene Waffen, nebſt
freyem Abzug uͤber das Meer, auszubitten. Da ihnen
aber dieſes abgeſchlagen wurde, ſo uͤberließen ſie ſich
der Diſcretion des commandirenden Herrn Generals,
ſtellten einen Revers von ſich, nach Uebergabe der Stadt
ſich nach Warna zu verfuͤgen, und waͤhrend dem ganzen
gegenwaͤrtigen Kriege wider die Truppen Ihrer Kayſerl.
Majeſtaͤt nicht weiter zu dienen. Dieſem zufolge wurde
gedachte Veſtung den 27ſten dieſes von Ihrer Kayſerl.
Majeſtaͤt Truppen beſetzt, aus welcher die Beſatzung
herauszog, und vor unſerm Heerfuͤhrer das Gewehr
ſtreckte, die Befehlshaber aber in Begleitung aller Ja-
niſcharen- und Commandanten-Fahnen demſelben vor
den Thoren die Schluͤſſel der Veſtung uͤberreichten.
Die Beſatzung beſtand aus 90 Officiers und 781 ge-
meinen Tuͤrken, zuſammen alſo aus 871 Mann. In
der Veſtung ſind vorgefunden worden: 74 metallene
und 56 eiſerne Kanonen, 3 Haubitzen und 10 Moͤrſer.
Unſer Verluſt ſowol bey dem erſten Gefecht mit der
feindlichen Cavallerie, gleich nach unſerer Ankunft bey
der Linie, als auch bey Beſtuͤrmung dieſer Linie und
bey der Paſſage uͤber Siwaſch, beſtehet an Todten: von
der Infanterie in 1 Sergeanten, 8 Gemeinen; von der
Cavallerie in 1 Huſaren, 9 Piqueniers, und 6 Coſacken,
zuſammen in 25 Mann. Verwundet ſind: von der
Infanterie 1 Capitain, 1 Lieutenant, 2 Second-Lieu-
tenants, 1 Sergeant von den Jaͤgern, 1 Fourier, 2 Cor-
porals, 1 Feldſcherer, 1 Trommelſchlaͤger und 50 Ge-
meine; von den Huſaren 1 Wachtmeiſter, 1 Quartier-
meiſter und 9 Gemeine; 16 Piqueniers; 1 Coſacken-
Jeſſaul, 1 Sotnick, 2 Chorunſhy und 44 Coſacken, uͤber-
haupt 135 Mann. Vermißt werden 2 Muſquetiers,
1 Huſar, und 3 Coſacken. Dagegen wird der feindliche
Verluſt uͤber 1200 Mann angegeben, und 23 Mann
ſind zu Gefangenen gemacht worden. Erbeutet ſind
auf der Linie 12 metallene und 23 eiſerne Kanonen;
10 Fahnen. Nach dem Berichte der Gefangenen ſowol,
als derer, die ſich in der Veſtung Perekop ergeben, iſt
der Krimiſche Chan Selim Girey ſelbſt mit 7000 Tuͤr-
ken, die er mit ſich dahin gebracht, und mit 55000 Tar-
taren bey der Vertheidigung der Linie zugegen geweſen.
Copia des zweyten Schreibens des Herrn von Sal-
dern an den Groß-Feldherrn Oginsky,
vom 21ſten Junii, 1771.
Den Augenblick, als ich Ihren Brief, der vom 12ten
dieſes aus Grodno an mich abgelaſſen iſt, durch-
geleſen, habe den Entſchluß gefaßt, denjenigen mit kei-
nen Gruͤnden zu uͤberzeugen, der ſie nicht kennet. Ich
mag von einem Manne kein Freund ſeyn, der die Freund-
ſchaft nicht zu ſchaͤtzen weiß, und mit einer ſo heiligen
Sache zu ſcherzen ſcheinet. Der Geſandte wiederholet
Ihnen die Befehle ſeiner Monarchinn, daß Sie ſogleich in
Warſchau erſcheinen, woferne Sie ſich Ihrer Protection
wuͤrdig machen wollen. In ſo ferne Sie ſolche nicht
befolgen, ſo werden Sie widrige Wirkungen davon em-
pfinden. Mich treibt die Noth nicht dazu, Sie damit
zu ſchrecken, ꝛc.
Rom, den 12 Julii.
Der Cardinal Chigi iſt heute hier mit Tode abge-
gangen.
Mit Briefen aus Frankreich vernimmt man, daß die
Jeſuiten, durch die Vermittelung der Koͤnigl. Prinzeſ-
ſinn Adelaide, ihre Haͤuſer wieder erhalten haben. Doch
bleiben ſie ſeculariſiret, und ſollen im Herzogthum Lot-
thringen die Mißionen verrichten.
Das Paͤbſtl. Breve, zur Verminderung der Feyertage
in den Oeſterreichiſchen Landen, iſt nach Wien abge-
ſchickt.
Herr Durini wird auf Anhalten der Confoͤderirten
und eines gewiſſen Hofes, in Pohlen bleiben, und der
neue Nuntius nicht dahin gehen.
Livorno, den 15 Julii.
Man hat Nachricht, daß die Tuneſiſche Flotte, die
den Tuͤrken zu Huͤlfe kommen ſollen, in dem Haven von
Napoli di Malvaſia von den Ruſſen eingeſchloſſen ſey.
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(2014-07-07T12:30:46Z)
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