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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 121, Hamburg, 30. Julii 1771.

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In unsern Kirchen haben die gewöhnlichen Fürbitten
für die glückliche Entbindung Ihrer Königl. Hoheit, der
Großherzoginn, ihren Anfang genommen.


Capitain Daumas, der im May von Thessalonich
gekommen, ist im Archipelago von einem Fahrzeuge mit
Rußischer Flagge angehalten worden. Er hat seinen
Seconde-Capitain mit 3 Mann an Bord desselben
schicken müssen, dagegen 13 bewaffnete Personen von
dem Fahrzeuge zum Capitain Daumas gekommen sind.
Nachdem sie seine Ladung untersuchet, haben sie sich
Rauchtoback ausgebeten. Der Capitain hat ihnen et-
was gegeben, womit sie aber nicht zufrieden gewesen,
sondern sich 10 Ballen davon reichen lassen. Hierauf
haben sie sich wieder nach ihrem Schiff begeben, und
dem Capitain seine Leute zurückgeschickt, welche auf
diesem Schiffe die Berathschlagungen mit angehöret
haben, ob man sich des Französischen Fahrzeuges bemäch-
tigen sollte. Blos die Ladung, die aus Wolle und Cattun
bestanden, wobey sie eben keine Rechnung gefunden, hat
sie bewogen, das Schiff wieder fahren zu lassen.


Den 17ten dieses, Abends um 101/2 Uhr, erschien der
Horizont von einem sehr lebhaften und glänzenden Lichte
erleuchtet, welches ungefähr ein paar Minuten dauerte.

Beym Kriegsdepartement sind von neuem 12 Millionen,
und beym Seedepardement 8 Millionen eingezogen wor-
den. Künftig sind also für letzteres nur 25 Millionen,
und für ersteres nur 54 Millionen nöthig. Die Trup-
penverminderung, welche zu dieser Ersparung nöthig
ist, wird dem Ackerbaue desto vortheilhafter seyn.

Das Publicum ist sehr begierig, die Remonstranz des
neuen Parlements zu sehen. Es bezahlt mit desto we-
nigerm Murren die verlangten Abgaben, wenn es sieht,
daß dem Könige aller Schaden, der daraus entstehen
kann, ist vorgestellet worden.

Der Prinz Xaver von Sachsen ist den 13ten dieses
aus Italien hier eingetroffen.

Bey den Audienzen des Parlements höret man den
General-Advocaten de Verges mit Vergnügen reden.
Dieser Mann ist wegen seiner Rechtschaffenheit eben so
bekannt, als wegen seines ansehnlichen Vermögens.

Seit der Aufhebung der Ostindischen Compagnie ha-
ben sich 200 Officiers, welche bey selbiger in Dienst
waren, ohne Amt und ohne Mittel zu ihrer Unterhaltung
befunden. Der Herr von Boynes, Minister beym See-
Departement, will aber nun für selbige sorgen. Einige
haben schon den Ludwigsorden vom Könige erhalten,
und man sagt, es werde zu l'Orient für sie eine beson-
dere Marine errichtet, weil sie mit der Königl. Marine
ohne viele Unbequemlichkeite nicht können verbunden
werden.

Herr Pibrac, ein berühmter Wundarzt, ist an einer
Aderlasse, deren er sich wegen eines heftigen Seitenste-
chens, das aber bloß von Unverdaulichkeit herrührte,
bedienet hat, gestorben.


Als Se. Königl. Majestät bey Höchstdero letzten Auf-
fenthalt allhier die Zeughäuser und den Seehaven be-
suchet, so erhoben Sie sich auch in eine Matrosenhütte,
zu eben der Zeit, da die Matrosen zu Mittag speisten.
Sie stunden alle plötzlich auf; aber Se. Majestät nöthig-
ten sie, sitzen zu bleiben, sagend, ich werde heute euer
Gast seyn, und eure Erbsen-Suppe versuchen.
Höchst-
[Spaltenumbruch] dieselben bedienten sich auch wirklich hiezu des hölzernen
Löffels eines Matrosen, welchen Sie ihm hernach, nebst
einem Geschenk, mit folgenden Worten wieder zurück-
gaben: Es ist billig, daß ich euch den Leihelohn dafür
bezahle. Ein Admiral forderte nachher gedachten
Löffel von dem Matrosen, um ihn zu ewigem Angeden-
ken dieser Begebenheit in seinem Schiff aufzubewahren;
aber der Matrose wollte ihn nicht herausgeben. Der
Admiral bot ihm 2 Ducaten. "Nicht für die ganze La-
dung eures Schiffes, antwortete der Matrose: er soll in
meinem Hause bleiben. Ich werde mit meiner Messer-
spitze hinein graben, daß der König mit solchem gegessen,
damit es meine späten Enkel erfahren." Der Admiral,
vergnügt über diese Antwort, ließ ihm den Löffel und
die 2 Ducaten.


Gestern wurde das Geburtsfest der regierenden Kö-
niginn, welche in das 21ste Jahr Ihres Alters tritt, bey
Hofe auf Hirschholm mit gewöhnlicher Pracht gefeyert.
Nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr wurde die neugebohrne
Prinzeßinn in dem Zimmer der Königinn von dem Hof-
prediger Quist getauft. Sie empfieng die Namen Louise
Augusta. Die verwittwete Königinn Juliana Maria
hielte sie über der Taufe, währender Zeit die Glocken
auf den hiesigen Kirchthürmen geläutet wurden. Nach
dem Tauf-Actus war im Rittersaale Königl. Tafel von
25 Couverts, und 2 Cavalierstafeln, jede von 40 Cou-
verts. Der Capellmeister Sarti führte bey der Tafel
ein Concert auf, wobey sich die Italienischen Operisten
mit sehr schönen Singestücken hören ließen. Auf Hirsch-
holm war des Abends eine prächtige Illumination; auch
wurde ein sehr schönes Feuerwerk abgebrannt.

Der König hat den geheimen Cabinetsminister, Joh.
Friedrich Struensee, und den Kammerherrn, Envold von
Brandt, in den Grafenstand erhoben.


Der Minister einer gewissen Macht bey einem der
Kreise Deutschlandes hat an seinen Hof einen Expressen
geschickt, um ihm von einem unglücklichen Vorfall Nach-
richt zu geben. Eine Person von vornehmem Range ist
im Kopfe verrückt geworden. Als sie von der Tafel
aufgestanden, hat sie alle Gläser, Porcellain etc. zerschla-
gen, und zween Domestiken aus dem Fenster geworfen.
Man hatte beschlossen, selbige bis zu ihrer Genesung
im Zimmer zu behalten; sie hat aber, nach erhaltener
Nachricht hievon, sogleich den Ort ihres Aufenthalts
verlassen. Man erwartet nächstens die Folgen dieser
Begebenheit.


Nunmehro hat das Wasser bereits an 6 Fuß vor un-
serm Deichthore abgenommen. Man kann selbiges
schon zu Fuß und Wagen wieder paßiren; und obgleich
das Wasser noch über die beyden Enden der Brücke gehet,
die zum Deich führet, so ist die Passage über dieselbe
doch schon frey, indem über die noch überschwemmten
Stellen Bretter gelegt worden. Zur Wiederherstellung
der Deichbrüche werden die besten Vorkehrungen ge-
macht.




Von gelehrten Sachen.

"Samuel Bourns geistliche Reden über einige
"auserlesene Parabeln unsers Heilandes
. Aus dem

"Englischen. Erster Band. Herausgegeben von J. J.
"Dusch
, Professor und Rector in Altona. Altona und
"Bremen. 1771." Ob es uns gleich an Erklärungen
[Spaltenumbruch]


In unſern Kirchen haben die gewoͤhnlichen Fuͤrbitten
fuͤr die gluͤckliche Entbindung Ihrer Koͤnigl. Hoheit, der
Großherzoginn, ihren Anfang genommen.


Capitain Daumas, der im May von Theſſalonich
gekommen, iſt im Archipelago von einem Fahrzeuge mit
Rußiſcher Flagge angehalten worden. Er hat ſeinen
Seconde-Capitain mit 3 Mann an Bord deſſelben
ſchicken muͤſſen, dagegen 13 bewaffnete Perſonen von
dem Fahrzeuge zum Capitain Daumas gekommen ſind.
Nachdem ſie ſeine Ladung unterſuchet, haben ſie ſich
Rauchtoback ausgebeten. Der Capitain hat ihnen et-
was gegeben, womit ſie aber nicht zufrieden geweſen,
ſondern ſich 10 Ballen davon reichen laſſen. Hierauf
haben ſie ſich wieder nach ihrem Schiff begeben, und
dem Capitain ſeine Leute zuruͤckgeſchickt, welche auf
dieſem Schiffe die Berathſchlagungen mit angehoͤret
haben, ob man ſich des Franzoͤſiſchen Fahrzeuges bemaͤch-
tigen ſollte. Blos die Ladung, die aus Wolle und Cattun
beſtanden, wobey ſie eben keine Rechnung gefunden, hat
ſie bewogen, das Schiff wieder fahren zu laſſen.


Den 17ten dieſes, Abends um 10½ Uhr, erſchien der
Horizont von einem ſehr lebhaften und glaͤnzenden Lichte
erleuchtet, welches ungefaͤhr ein paar Minuten dauerte.

Beym Kriegsdepartement ſind von neuem 12 Millionen,
und beym Seedepardement 8 Millionen eingezogen wor-
den. Kuͤnftig ſind alſo fuͤr letzteres nur 25 Millionen,
und fuͤr erſteres nur 54 Millionen noͤthig. Die Trup-
penverminderung, welche zu dieſer Erſparung noͤthig
iſt, wird dem Ackerbaue deſto vortheilhafter ſeyn.

Das Publicum iſt ſehr begierig, die Remonſtranz des
neuen Parlements zu ſehen. Es bezahlt mit deſto we-
nigerm Murren die verlangten Abgaben, wenn es ſieht,
daß dem Koͤnige aller Schaden, der daraus entſtehen
kann, iſt vorgeſtellet worden.

Der Prinz Xaver von Sachſen iſt den 13ten dieſes
aus Italien hier eingetroffen.

Bey den Audienzen des Parlements hoͤret man den
General-Advocaten de Verges mit Vergnuͤgen reden.
Dieſer Mann iſt wegen ſeiner Rechtſchaffenheit eben ſo
bekannt, als wegen ſeines anſehnlichen Vermoͤgens.

Seit der Aufhebung der Oſtindiſchen Compagnie ha-
ben ſich 200 Officiers, welche bey ſelbiger in Dienſt
waren, ohne Amt und ohne Mittel zu ihrer Unterhaltung
befunden. Der Herr von Boynes, Miniſter beym See-
Departement, will aber nun fuͤr ſelbige ſorgen. Einige
haben ſchon den Ludwigsorden vom Koͤnige erhalten,
und man ſagt, es werde zu l’Orient fuͤr ſie eine beſon-
dere Marine errichtet, weil ſie mit der Koͤnigl. Marine
ohne viele Unbequemlichkeite nicht koͤnnen verbunden
werden.

Herr Pibrac, ein beruͤhmter Wundarzt, iſt an einer
Aderlaſſe, deren er ſich wegen eines heftigen Seitenſte-
chens, das aber bloß von Unverdaulichkeit herruͤhrte,
bedienet hat, geſtorben.


Als Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt bey Hoͤchſtdero letzten Auf-
fenthalt allhier die Zeughaͤuſer und den Seehaven be-
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Sie ſtunden alle ploͤtzlich auf; aber Se. Majeſtaͤt noͤthig-
ten ſie, ſitzen zu bleiben, ſagend, ich werde heute euer
Gaſt ſeyn, und eure Erbſen-Suppe verſuchen.
Hoͤchſt-
[Spaltenumbruch] dieſelben bedienten ſich auch wirklich hiezu des hoͤlzernen
Loͤffels eines Matroſen, welchen Sie ihm hernach, nebſt
einem Geſchenk, mit folgenden Worten wieder zuruͤck-
gaben: Es iſt billig, daß ich euch den Leihelohn dafuͤr
bezahle. Ein Admiral forderte nachher gedachten
Loͤffel von dem Matroſen, um ihn zu ewigem Angeden-
ken dieſer Begebenheit in ſeinem Schiff aufzubewahren;
aber der Matroſe wollte ihn nicht herausgeben. Der
Admiral bot ihm 2 Ducaten. “Nicht fuͤr die ganze La-
dung eures Schiffes, antwortete der Matroſe: er ſoll in
meinem Hauſe bleiben. Ich werde mit meiner Meſſer-
ſpitze hinein graben, daß der Koͤnig mit ſolchem gegeſſen,
damit es meine ſpaͤten Enkel erfahren.” Der Admiral,
vergnuͤgt uͤber dieſe Antwort, ließ ihm den Loͤffel und
die 2 Ducaten.


Geſtern wurde das Geburtsfeſt der regierenden Koͤ-
niginn, welche in das 21ſte Jahr Ihres Alters tritt, bey
Hofe auf Hirſchholm mit gewoͤhnlicher Pracht gefeyert.
Nachmittags zwiſchen 5 und 6 Uhr wurde die neugebohrne
Prinzeßinn in dem Zimmer der Koͤniginn von dem Hof-
prediger Quiſt getauft. Sie empfieng die Namen Louiſe
Auguſta. Die verwittwete Koͤniginn Juliana Maria
hielte ſie uͤber der Taufe, waͤhrender Zeit die Glocken
auf den hieſigen Kirchthuͤrmen gelaͤutet wurden. Nach
dem Tauf-Actus war im Ritterſaale Koͤnigl. Tafel von
25 Couverts, und 2 Cavalierstafeln, jede von 40 Cou-
verts. Der Capellmeiſter Sarti fuͤhrte bey der Tafel
ein Concert auf, wobey ſich die Italieniſchen Operiſten
mit ſehr ſchoͤnen Singeſtuͤcken hoͤren ließen. Auf Hirſch-
holm war des Abends eine praͤchtige Illumination; auch
wurde ein ſehr ſchoͤnes Feuerwerk abgebrannt.

Der Koͤnig hat den geheimen Cabinetsminiſter, Joh.
Friedrich Struenſee, und den Kammerherrn, Envold von
Brandt, in den Grafenſtand erhoben.


Der Miniſter einer gewiſſen Macht bey einem der
Kreiſe Deutſchlandes hat an ſeinen Hof einen Expreſſen
geſchickt, um ihm von einem ungluͤcklichen Vorfall Nach-
richt zu geben. Eine Perſon von vornehmem Range iſt
im Kopfe verruͤckt geworden. Als ſie von der Tafel
aufgeſtanden, hat ſie alle Glaͤſer, Porcellain ꝛc. zerſchla-
gen, und zween Domeſtiken aus dem Fenſter geworfen.
Man hatte beſchloſſen, ſelbige bis zu ihrer Geneſung
im Zimmer zu behalten; ſie hat aber, nach erhaltener
Nachricht hievon, ſogleich den Ort ihres Aufenthalts
verlaſſen. Man erwartet naͤchſtens die Folgen dieſer
Begebenheit.


Nunmehro hat das Waſſer bereits an 6 Fuß vor un-
ſerm Deichthore abgenommen. Man kann ſelbiges
ſchon zu Fuß und Wagen wieder paßiren; und obgleich
das Waſſer noch uͤber die beyden Enden der Bruͤcke gehet,
die zum Deich fuͤhret, ſo iſt die Paſſage uͤber dieſelbe
doch ſchon frey, indem uͤber die noch uͤberſchwemmten
Stellen Bretter gelegt worden. Zur Wiederherſtellung
der Deichbruͤche werden die beſten Vorkehrungen ge-
macht.




Von gelehrten Sachen.

“Samuel Bourns geiſtliche Reden uͤber einige
“auserleſene Parabeln unſers Heilandes
. Aus dem

“Engliſchen. Erſter Band. Herausgegeben von J. J.
“Duſch
, Profeſſor und Rector in Altona. Altona und
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[[3]/0003] Florenz, den 13 Julii. In unſern Kirchen haben die gewoͤhnlichen Fuͤrbitten fuͤr die gluͤckliche Entbindung Ihrer Koͤnigl. Hoheit, der Großherzoginn, ihren Anfang genommen. Marſeille, den 12 Julii. Capitain Daumas, der im May von Theſſalonich gekommen, iſt im Archipelago von einem Fahrzeuge mit Rußiſcher Flagge angehalten worden. Er hat ſeinen Seconde-Capitain mit 3 Mann an Bord deſſelben ſchicken muͤſſen, dagegen 13 bewaffnete Perſonen von dem Fahrzeuge zum Capitain Daumas gekommen ſind. Nachdem ſie ſeine Ladung unterſuchet, haben ſie ſich Rauchtoback ausgebeten. Der Capitain hat ihnen et- was gegeben, womit ſie aber nicht zufrieden geweſen, ſondern ſich 10 Ballen davon reichen laſſen. Hierauf haben ſie ſich wieder nach ihrem Schiff begeben, und dem Capitain ſeine Leute zuruͤckgeſchickt, welche auf dieſem Schiffe die Berathſchlagungen mit angehoͤret haben, ob man ſich des Franzoͤſiſchen Fahrzeuges bemaͤch- tigen ſollte. Blos die Ladung, die aus Wolle und Cattun beſtanden, wobey ſie eben keine Rechnung gefunden, hat ſie bewogen, das Schiff wieder fahren zu laſſen. Paris, den 22 Julii. Den 17ten dieſes, Abends um 10½ Uhr, erſchien der Horizont von einem ſehr lebhaften und glaͤnzenden Lichte erleuchtet, welches ungefaͤhr ein paar Minuten dauerte. Beym Kriegsdepartement ſind von neuem 12 Millionen, und beym Seedepardement 8 Millionen eingezogen wor- den. Kuͤnftig ſind alſo fuͤr letzteres nur 25 Millionen, und fuͤr erſteres nur 54 Millionen noͤthig. Die Trup- penverminderung, welche zu dieſer Erſparung noͤthig iſt, wird dem Ackerbaue deſto vortheilhafter ſeyn. Das Publicum iſt ſehr begierig, die Remonſtranz des neuen Parlements zu ſehen. Es bezahlt mit deſto we- nigerm Murren die verlangten Abgaben, wenn es ſieht, daß dem Koͤnige aller Schaden, der daraus entſtehen kann, iſt vorgeſtellet worden. Der Prinz Xaver von Sachſen iſt den 13ten dieſes aus Italien hier eingetroffen. Bey den Audienzen des Parlements hoͤret man den General-Advocaten de Verges mit Vergnuͤgen reden. Dieſer Mann iſt wegen ſeiner Rechtſchaffenheit eben ſo bekannt, als wegen ſeines anſehnlichen Vermoͤgens. Seit der Aufhebung der Oſtindiſchen Compagnie ha- ben ſich 200 Officiers, welche bey ſelbiger in Dienſt waren, ohne Amt und ohne Mittel zu ihrer Unterhaltung befunden. Der Herr von Boynes, Miniſter beym See- Departement, will aber nun fuͤr ſelbige ſorgen. Einige haben ſchon den Ludwigsorden vom Koͤnige erhalten, und man ſagt, es werde zu l’Orient fuͤr ſie eine beſon- dere Marine errichtet, weil ſie mit der Koͤnigl. Marine ohne viele Unbequemlichkeite nicht koͤnnen verbunden werden. Herr Pibrac, ein beruͤhmter Wundarzt, iſt an einer Aderlaſſe, deren er ſich wegen eines heftigen Seitenſte- chens, das aber bloß von Unverdaulichkeit herruͤhrte, bedienet hat, geſtorben. Carlscron, den 16 Julii. Als Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt bey Hoͤchſtdero letzten Auf- fenthalt allhier die Zeughaͤuſer und den Seehaven be- ſuchet, ſo erhoben Sie ſich auch in eine Matroſenhuͤtte, zu eben der Zeit, da die Matroſen zu Mittag ſpeiſten. Sie ſtunden alle ploͤtzlich auf; aber Se. Majeſtaͤt noͤthig- ten ſie, ſitzen zu bleiben, ſagend, ich werde heute euer Gaſt ſeyn, und eure Erbſen-Suppe verſuchen. Hoͤchſt- dieſelben bedienten ſich auch wirklich hiezu des hoͤlzernen Loͤffels eines Matroſen, welchen Sie ihm hernach, nebſt einem Geſchenk, mit folgenden Worten wieder zuruͤck- gaben: Es iſt billig, daß ich euch den Leihelohn dafuͤr bezahle. Ein Admiral forderte nachher gedachten Loͤffel von dem Matroſen, um ihn zu ewigem Angeden- ken dieſer Begebenheit in ſeinem Schiff aufzubewahren; aber der Matroſe wollte ihn nicht herausgeben. Der Admiral bot ihm 2 Ducaten. “Nicht fuͤr die ganze La- dung eures Schiffes, antwortete der Matroſe: er ſoll in meinem Hauſe bleiben. Ich werde mit meiner Meſſer- ſpitze hinein graben, daß der Koͤnig mit ſolchem gegeſſen, damit es meine ſpaͤten Enkel erfahren.” Der Admiral, vergnuͤgt uͤber dieſe Antwort, ließ ihm den Loͤffel und die 2 Ducaten. Copenhagen, den 23 Julii. Geſtern wurde das Geburtsfeſt der regierenden Koͤ- niginn, welche in das 21ſte Jahr Ihres Alters tritt, bey Hofe auf Hirſchholm mit gewoͤhnlicher Pracht gefeyert. Nachmittags zwiſchen 5 und 6 Uhr wurde die neugebohrne Prinzeßinn in dem Zimmer der Koͤniginn von dem Hof- prediger Quiſt getauft. Sie empfieng die Namen Louiſe Auguſta. Die verwittwete Koͤniginn Juliana Maria hielte ſie uͤber der Taufe, waͤhrender Zeit die Glocken auf den hieſigen Kirchthuͤrmen gelaͤutet wurden. Nach dem Tauf-Actus war im Ritterſaale Koͤnigl. Tafel von 25 Couverts, und 2 Cavalierstafeln, jede von 40 Cou- verts. Der Capellmeiſter Sarti fuͤhrte bey der Tafel ein Concert auf, wobey ſich die Italieniſchen Operiſten mit ſehr ſchoͤnen Singeſtuͤcken hoͤren ließen. Auf Hirſch- holm war des Abends eine praͤchtige Illumination; auch wurde ein ſehr ſchoͤnes Feuerwerk abgebrannt. Der Koͤnig hat den geheimen Cabinetsminiſter, Joh. Friedrich Struenſee, und den Kammerherrn, Envold von Brandt, in den Grafenſtand erhoben. Mannheim, den 23 Julii. Der Miniſter einer gewiſſen Macht bey einem der Kreiſe Deutſchlandes hat an ſeinen Hof einen Expreſſen geſchickt, um ihm von einem ungluͤcklichen Vorfall Nach- richt zu geben. Eine Perſon von vornehmem Range iſt im Kopfe verruͤckt geworden. Als ſie von der Tafel aufgeſtanden, hat ſie alle Glaͤſer, Porcellain ꝛc. zerſchla- gen, und zween Domeſtiken aus dem Fenſter geworfen. Man hatte beſchloſſen, ſelbige bis zu ihrer Geneſung im Zimmer zu behalten; ſie hat aber, nach erhaltener Nachricht hievon, ſogleich den Ort ihres Aufenthalts verlaſſen. Man erwartet naͤchſtens die Folgen dieſer Begebenheit. Hamburg, den 29 Julii. Nunmehro hat das Waſſer bereits an 6 Fuß vor un- ſerm Deichthore abgenommen. Man kann ſelbiges ſchon zu Fuß und Wagen wieder paßiren; und obgleich das Waſſer noch uͤber die beyden Enden der Bruͤcke gehet, die zum Deich fuͤhret, ſo iſt die Paſſage uͤber dieſelbe doch ſchon frey, indem uͤber die noch uͤberſchwemmten Stellen Bretter gelegt worden. Zur Wiederherſtellung der Deichbruͤche werden die beſten Vorkehrungen ge- macht. Von gelehrten Sachen. “Samuel Bourns geiſtliche Reden uͤber einige “auserleſene Parabeln unſers Heilandes. Aus dem “Engliſchen. Erſter Band. Herausgegeben von J. J. “Duſch, Profeſſor und Rector in Altona. Altona und “Bremen. 1771.” Ob es uns gleich an Erklaͤrungen

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 121, Hamburg, 30. Julii 1771, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1213007_1771/3>, abgerufen am 21.11.2024.