Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 120, Hamburg, 27. Julii 1771.Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit. Staats- und
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Gelehrte Zei- [Abbildung] tung Des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1771. (Am Sonnabend, den 27 Julii.) Num. 120. [Beginn Spaltensatz]
Petersburg, den 9 Julii. Am 5ten dieses, des Abends, ist von dem, die zwote, Heute, da das Thronbesteigungsfest Ihrer Majestät, Beschluß der Wünsche der Griechen an das christliche Europa. Wir sind gewiß, daß er bey dem bloßen Zweifel, ob Es giebt zwischen dem Türken und einem jeden an- Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und
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Gelehrte Zei- [Abbildung] tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1771. (Am Sonnabend, den 27 Julii.) Num. 120. [Beginn Spaltensatz]
Petersburg, den 9 Julii. Am 5ten dieſes, des Abends, iſt von dem, die zwote, Heute, da das Thronbeſteigungsfeſt Ihrer Majeſtaͤt, Beſchluß der Wuͤnſche der Griechen an das chriſtliche Europa. Wir ſind gewiß, daß er bey dem bloßen Zweifel, ob Es giebt zwiſchen dem Tuͤrken und einem jeden an- <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und<figure/>Gelehrte<lb/> <hi rendition="#in">Z</hi>ei- <figure/>tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate><hi rendition="#aq">Anno 1771.</hi><space dim="horizontal"/> (Am Sonnabend, den 27 Julii.)</docDate> <space dim="horizontal"/> <docTitle> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#aq">Num. 120.</hi> </titlePart> </docTitle> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage><lb/> </front> <body> <cb type="start"/> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c #fr">Petersburg, den 9 Julii.</hi> </dateline><lb/> <p>Am 5ten dieſes, des Abends, iſt von dem, die zwote,<lb/> Armee en Chef commandirenden General, Fuͤrſten Waſ-<lb/> ſiley Michailowitſch Dolgorucky, bey dem Kayſerl. Hofe<lb/> der vorlaͤufige Bericht eingegangen, daß, nachdem er<lb/> mit gedachter Armee den 23ſten vorigen Monats vor<lb/> Perekop angekommen, er den dritten Tag darauf, naͤm-<lb/> lich den 25ſten, fruͤh um 6 Uhr, die Krimiſche Linie bey<lb/> dem erſten Angriff erſtiegen habe, ungeachtet ſie von<lb/> der Veſtung Perekop geſchuͤtzt, und hiernaͤchſt von feind-<lb/> lichen Truppen vertheidigt geweſen, die, nach Ausſage<lb/> der Gefangenen, in 50000 Tartaren und 7000 Tuͤrken,<lb/> unter perſoͤnlicher Anfuͤhrung des Chans, Selim Girey,<lb/> beſtanden. Die Attaque iſt, nach dieſer Nachricht, fruͤh<lb/> um 2 Uhr, rechter Hand von dem ſchwarzen Meer, durch<lb/> 4 Colonnen, unter Commando des General- Majors,<lb/> Grafen Mußin-Puſchkin, unter linker Hand uͤber Siwaſch<lb/> durch ein Corps, welches der General-Major, Fuͤrſt<lb/> Proſorowsky, angefuͤhrt, formiret worden. Bey jenem<lb/> war der Brigadier, Fuͤrſt Gallitzin, und bey dieſem die<lb/> General-Majors, Fuͤrſt Peter Gallitzin und Fuͤrſt Alexey<lb/> Gallitzin. Sobald auf das gegebene Signal der erſte<lb/> Angriff durch ein beſonderes Detaſchement auf der lin-<lb/> ken Seite geſchah, erhob ſich der Chan nach der rechten,<lb/> woſelbſt ſeine Truppen ein Lager aufgeſchlagen hatten;<lb/> und da ſolcher auch hier vor ſich gieng, ſo konnte er es<lb/> gegen die Tapferkeit Ihrer Kayſerl. Majeſtaͤt Truppen<lb/> nicht aushalten, ſondern nahm mit allen den Seinigen<lb/> die Flucht. Die Contre-Eſcarpe am Graben, welche<lb/> Ihrer Kayſerl. Majeſtaͤt ſiegreiche Truppen mit der groͤß-<lb/> ten Unerſchrockenheit erſtiegen, war 6½ Faden, und die<lb/> Eſcarpe 13 Faden hoch, der Graben aber in ſeinem<lb/> Grunde 8 Faden breit. Von Stab- und Ober-Officiers<lb/> iſt niemand geblieben, und verwundet nur 4 Officiers;<lb/> von Unter-Officiers und Gemeinen dagegen ſind theils<lb/> todt, theils bleßirt, uͤberhaupt nicht uͤber 100 Mann.<lb/> Auf den feindlichen Batterien haben die Unſrigen gegen<lb/> 40 Kanonen, nebſt einigem Vorrath von Pulver und<lb/><cb/> Geraͤthſchaften, zur Beute gemacht. Der commandi-<lb/> rende General ſchließt dieſe ſeine Nachricht damit, daß<lb/> er meldet, wie ſich bereits auch aus der Veſtung Perekop<lb/> ſelbſt Deputirte bey ihm eingefunden haͤtten.</p><lb/> <p>Heute, da das Thronbeſteigungsfeſt Ihrer Majeſtaͤt,<lb/> der Kayſerinn, in der Stadt gefeyert wurde, traf der<lb/> Oberſte Gruſchewsky, als Courier von der zwoten Armee,<lb/> ſchon mit der Nachricht von der Eroberung von Perekop ein.<lb/> Er uͤbertrachte ſogleich die Schluͤſſel der Veſtung Or-<lb/> copi. Der Fuͤrſt Dolgorucky hatte die Linien beym<lb/> Eingange der Krimm den 25ten forciret, und den 26ten<lb/> ergab ſich die Veſtung mit der Beſatzung und allem<lb/> dem, was ſich darinn befand, in unſere Gewalt. Der<lb/> Chan der Tartarn ſollte die Linie mit 600000 Mann ver-<lb/> theidigen. Er entfernte ſich aber bey der Ankunft un-<lb/> ſerer Armee, und als nachher etwa ein Corps von 20000<lb/> Mann unſern linken Fluͤgel anfiel, ſo ward es ſo wohl<lb/> empfangen, daß es ſich nach einem blutigen Gefecht nach<lb/> der Flucht umſehen mußte. Den 27ten hat unſere Ar-<lb/> mee ihren Marſch weiter fortgeſetzet, um tiefer ins Land<lb/> zu dringen. Unſere Soldaten haben an allem Noͤthigen<lb/> einen Ueberfluß, und einen brennenden Eifer, ihre ſieg-<lb/> reiche Unternehmungen weiter zu verfolgen.</p> </div><lb/> <div xml:id="ar002" type="jArticle"> <head> <ref target="/nn_hamburgischer15_1771/ar001"> <hi rendition="#c #fr">Beſchluß der Wuͤnſche der Griechen an das<lb/> chriſtliche Europa.</hi> </ref> </head> <p>Wir ſind gewiß, daß er bey dem bloßen Zweifel, ob<lb/> auch das Blut aller dieſer Unſchuldigen wol auf ſeine<lb/> Seele fallen moͤchte, welche die Ottomanniſche Rache<lb/> aufgeopfert, und ob Gott nicht wegen der ewigen Ver-<lb/> dammniß aller derer, welche aus Verzweifelung und<lb/> Furcht ihre Religion verlaͤugnet, Rechenſchaft von ihm<lb/> fordern moͤchte, mit Entſetzen werde angefuͤllet werden.</p><lb/> <p>Es giebt zwiſchen dem Tuͤrken und einem jeden an-<lb/> dern Volk keine Vertraͤge. Sein Geſetz giebt ihm<lb/> Vollmacht, ja raͤth ihm, ſelbige nicht zu halten, weil<lb/> dieſem Geſetz zufolge derjenige, welcher kein Muhame-<lb/> daner iſt, gar keines Rechts faͤhig iſt; daher, wenn nun<lb/> der Tuͤrke, wie es ſehr wahrſcheinlich iſt, belehret durch<lb/><cb/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
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Gelehrte
Zei-
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Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1771. (Am Sonnabend, den 27 Julii.) Num. 120.
Petersburg, den 9 Julii.
Am 5ten dieſes, des Abends, iſt von dem, die zwote,
Armee en Chef commandirenden General, Fuͤrſten Waſ-
ſiley Michailowitſch Dolgorucky, bey dem Kayſerl. Hofe
der vorlaͤufige Bericht eingegangen, daß, nachdem er
mit gedachter Armee den 23ſten vorigen Monats vor
Perekop angekommen, er den dritten Tag darauf, naͤm-
lich den 25ſten, fruͤh um 6 Uhr, die Krimiſche Linie bey
dem erſten Angriff erſtiegen habe, ungeachtet ſie von
der Veſtung Perekop geſchuͤtzt, und hiernaͤchſt von feind-
lichen Truppen vertheidigt geweſen, die, nach Ausſage
der Gefangenen, in 50000 Tartaren und 7000 Tuͤrken,
unter perſoͤnlicher Anfuͤhrung des Chans, Selim Girey,
beſtanden. Die Attaque iſt, nach dieſer Nachricht, fruͤh
um 2 Uhr, rechter Hand von dem ſchwarzen Meer, durch
4 Colonnen, unter Commando des General- Majors,
Grafen Mußin-Puſchkin, unter linker Hand uͤber Siwaſch
durch ein Corps, welches der General-Major, Fuͤrſt
Proſorowsky, angefuͤhrt, formiret worden. Bey jenem
war der Brigadier, Fuͤrſt Gallitzin, und bey dieſem die
General-Majors, Fuͤrſt Peter Gallitzin und Fuͤrſt Alexey
Gallitzin. Sobald auf das gegebene Signal der erſte
Angriff durch ein beſonderes Detaſchement auf der lin-
ken Seite geſchah, erhob ſich der Chan nach der rechten,
woſelbſt ſeine Truppen ein Lager aufgeſchlagen hatten;
und da ſolcher auch hier vor ſich gieng, ſo konnte er es
gegen die Tapferkeit Ihrer Kayſerl. Majeſtaͤt Truppen
nicht aushalten, ſondern nahm mit allen den Seinigen
die Flucht. Die Contre-Eſcarpe am Graben, welche
Ihrer Kayſerl. Majeſtaͤt ſiegreiche Truppen mit der groͤß-
ten Unerſchrockenheit erſtiegen, war 6½ Faden, und die
Eſcarpe 13 Faden hoch, der Graben aber in ſeinem
Grunde 8 Faden breit. Von Stab- und Ober-Officiers
iſt niemand geblieben, und verwundet nur 4 Officiers;
von Unter-Officiers und Gemeinen dagegen ſind theils
todt, theils bleßirt, uͤberhaupt nicht uͤber 100 Mann.
Auf den feindlichen Batterien haben die Unſrigen gegen
40 Kanonen, nebſt einigem Vorrath von Pulver und
Geraͤthſchaften, zur Beute gemacht. Der commandi-
rende General ſchließt dieſe ſeine Nachricht damit, daß
er meldet, wie ſich bereits auch aus der Veſtung Perekop
ſelbſt Deputirte bey ihm eingefunden haͤtten.
Heute, da das Thronbeſteigungsfeſt Ihrer Majeſtaͤt,
der Kayſerinn, in der Stadt gefeyert wurde, traf der
Oberſte Gruſchewsky, als Courier von der zwoten Armee,
ſchon mit der Nachricht von der Eroberung von Perekop ein.
Er uͤbertrachte ſogleich die Schluͤſſel der Veſtung Or-
copi. Der Fuͤrſt Dolgorucky hatte die Linien beym
Eingange der Krimm den 25ten forciret, und den 26ten
ergab ſich die Veſtung mit der Beſatzung und allem
dem, was ſich darinn befand, in unſere Gewalt. Der
Chan der Tartarn ſollte die Linie mit 600000 Mann ver-
theidigen. Er entfernte ſich aber bey der Ankunft un-
ſerer Armee, und als nachher etwa ein Corps von 20000
Mann unſern linken Fluͤgel anfiel, ſo ward es ſo wohl
empfangen, daß es ſich nach einem blutigen Gefecht nach
der Flucht umſehen mußte. Den 27ten hat unſere Ar-
mee ihren Marſch weiter fortgeſetzet, um tiefer ins Land
zu dringen. Unſere Soldaten haben an allem Noͤthigen
einen Ueberfluß, und einen brennenden Eifer, ihre ſieg-
reiche Unternehmungen weiter zu verfolgen.
Beſchluß der Wuͤnſche der Griechen an das
chriſtliche Europa. Wir ſind gewiß, daß er bey dem bloßen Zweifel, ob
auch das Blut aller dieſer Unſchuldigen wol auf ſeine
Seele fallen moͤchte, welche die Ottomanniſche Rache
aufgeopfert, und ob Gott nicht wegen der ewigen Ver-
dammniß aller derer, welche aus Verzweifelung und
Furcht ihre Religion verlaͤugnet, Rechenſchaft von ihm
fordern moͤchte, mit Entſetzen werde angefuͤllet werden.
Es giebt zwiſchen dem Tuͤrken und einem jeden an-
dern Volk keine Vertraͤge. Sein Geſetz giebt ihm
Vollmacht, ja raͤth ihm, ſelbige nicht zu halten, weil
dieſem Geſetz zufolge derjenige, welcher kein Muhame-
daner iſt, gar keines Rechts faͤhig iſt; daher, wenn nun
der Tuͤrke, wie es ſehr wahrſcheinlich iſt, belehret durch
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(2014-07-07T12:30:46Z)
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