Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 116, Hamburg, 22. Juli 1789.Mit allergnädigster Kayserlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Mittewochen, den 22 Julii.) Num. 116.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus London,
vom 14 Julii.
Die heutige Hofzeitung enthält folgende
Nachricht
unsers Ministers zu Constantinopel: Constantinopel, den 1 Junii. "Die Pest dauert in dem Bagnino noch fort, und Eben gedachte Hofzeitung bestätiget auch unter
Paris Parlementssachen. Der lange gedrohete und von manchen vielleicht ge- Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Mittewochen, den 22 Julii.) Num. 116.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus London,
vom 14 Julii.
Die heutige Hofzeitung enthaͤlt folgende
Nachricht
unſers Miniſters zu Conſtantinopel: Conſtantinopel, den 1 Junii. “Die Peſt dauert in dem Bagnino noch fort, und Eben gedachte Hofzeitung beſtaͤtiget auch unter
Paris Parlementsſachen. Der lange gedrohete und von manchen vielleicht ge- <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und <figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #g"><hi rendition="#in">Z</hi>ei- tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">des Hamburgiſchen unpartheyiſchen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1789. <space dim="horizontal"/>(Am Mittewochen, den 22 Julii.)</docDate> <space dim="horizontal"/> <docTitle> <titlePart type="sub"><hi rendition="#aq">Num.</hi> 116.</titlePart> </docTitle> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage><lb/> </front> <body> <cb type="start"/> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Schreiben aus London,</hi> vom 14 Julii.</hi> </dateline><lb/> <head>Die heutige Hofzeitung enthaͤlt folgende Nachricht<lb/> unſers Miniſters zu Conſtantinopel:</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#fr #right">Conſtantinopel, den 1 Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>“Die Peſt dauert in dem Bagnino noch fort, und<lb/> es <hi rendition="#fr">iſt nun gewiß, daß ſie ſich auch am Bord eines<lb/> Schiffes von der Flotte geaͤußert hat,</hi> die durch<lb/> widrigen Wind ſich noch beym Eingange des Canals<lb/> aufhaͤlt.”</p><lb/> <p>Eben gedachte Hofzeitung beſtaͤtiget auch unter Paris<lb/> die (bereits geſtern gemeldete) Nachricht, daß der Baron<lb/> von Breteuil, Praͤſident des Finanz-Conſeils; der Her-<lb/> zog de la Vauguyon, Miniſter der auswaͤrtigen Ange-<lb/> legenheiten, und der Marſchall von Broglio, Kriegs-<lb/> Miniſter geworden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <head> <hi rendition="#c #fr">Parlementsſachen.</hi> </head><lb/> <p>Der lange gedrohete und von manchen vielleicht ge-<lb/> fuͤrchtete Vortrag des Herrn Sheridans uͤber den Zuſtand<lb/> der Finanzen des Reichs hatte endlich am Freytage im<lb/> Unterhauſe Statt. Er machte den Eingang dazu mit<lb/> vieler Laune und zum Theil bitterer Satyre, in welcher<lb/> Herr Pitt und ſeine Freunde ziemlich herhalten mußten.<lb/> Es waren vier Saͤtze, die er in der Folge ſeiner Rede<lb/> zu beweiſen ſich bemuͤhte: Erſtlich, daß in den dreyen<lb/> letzt verfloſſenen Jahren die Ausgaben des Staats die<lb/> Einnahme deſſelben jaͤhrlich um 2 Millionen uͤberſtie-<lb/> gen haͤtten, und noch in den zweyen naͤchſt folgenden<lb/> uͤberſteigen wuͤrden. Zweytens, daß der Bericht, welchen<lb/> die zur Unterſuchung der Finanzen im Jahre 1786 nie-<lb/> dergeſetzte Committee abgeſtattet habe, in allen Haupt-<lb/> punkten ungegruͤndet befunden werde. Drittens, daß<lb/> von den National-Schulden nichts abgetragen worden,<lb/> ſondern dieſelben ſeit dem Jahre 1786 vergroͤßert ſind.<lb/> Viertens, daß bey dem gegenwaͤrtigen Zuſtande unſerer<lb/> Einnahme und Ausgabe auch nicht eine entfernte<lb/> Hoffnung unterhalten werden koͤnne, die National-<lb/><cb/> Schuld zu vermindern. Es iſt unmoͤglich, in dem engen<lb/> Raume dieſer Blaͤtter dem Redner durch eine Menge<lb/> von Zahlen und Berechnungen zu folgen, wodurch er<lb/> ſeine Saͤtze zu beweiſen ſich bemuͤhete. Da ſeine Be-<lb/> hauptungen ſich auf die auf der Tafel des Hauſes vor-<lb/> gelegten Papiere, welche er vorlaͤufig gefordert hatte,<lb/> gruͤndeten, ſo hatten ſie allerdings einigen Anſchein der<lb/> Glaubwuͤrdigkeit. 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Nach Parlements-Gebrauch lege der<lb/> Miniſter an einem dazu beſtimmten Tage den Finanz-<lb/> Zuſtand der Nation im Parlemente vor. Haͤtte Herr<lb/> Sheridan mit Grunde etwas einzuwenden gehabt, war-<lb/> um habe er es denn damals nicht gleich gethan? Es<lb/> ſey voͤllig wahr, daß die Einkuͤnfte des Staats, wie Herr<lb/> Pitt es vorgelegt habe, die Ausgaben uͤbertraͤfen, und<lb/> daß die Schulden der Nation um mehr als 3 Millionen<lb/> vermindert waͤren. Ums Jahr 1791 werde alles auf<lb/> einem ſolchen Fuße ſich befinden, daß der Miniſter fuͤr<lb/> die Beduͤrfniſſe des Jahres keine neue Anleihen zu<lb/> machen nothig haben werde. — Herr Fox lachte uͤber<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1789. (Am Mittewochen, den 22 Julii.) Num. 116.
Schreiben aus London, vom 14 Julii.
Die heutige Hofzeitung enthaͤlt folgende Nachricht
unſers Miniſters zu Conſtantinopel:
Conſtantinopel, den 1 Junii.
“Die Peſt dauert in dem Bagnino noch fort, und
es iſt nun gewiß, daß ſie ſich auch am Bord eines
Schiffes von der Flotte geaͤußert hat, die durch
widrigen Wind ſich noch beym Eingange des Canals
aufhaͤlt.”
Eben gedachte Hofzeitung beſtaͤtiget auch unter Paris
die (bereits geſtern gemeldete) Nachricht, daß der Baron
von Breteuil, Praͤſident des Finanz-Conſeils; der Her-
zog de la Vauguyon, Miniſter der auswaͤrtigen Ange-
legenheiten, und der Marſchall von Broglio, Kriegs-
Miniſter geworden.
Parlementsſachen.
Der lange gedrohete und von manchen vielleicht ge-
fuͤrchtete Vortrag des Herrn Sheridans uͤber den Zuſtand
der Finanzen des Reichs hatte endlich am Freytage im
Unterhauſe Statt. Er machte den Eingang dazu mit
vieler Laune und zum Theil bitterer Satyre, in welcher
Herr Pitt und ſeine Freunde ziemlich herhalten mußten.
Es waren vier Saͤtze, die er in der Folge ſeiner Rede
zu beweiſen ſich bemuͤhte: Erſtlich, daß in den dreyen
letzt verfloſſenen Jahren die Ausgaben des Staats die
Einnahme deſſelben jaͤhrlich um 2 Millionen uͤberſtie-
gen haͤtten, und noch in den zweyen naͤchſt folgenden
uͤberſteigen wuͤrden. Zweytens, daß der Bericht, welchen
die zur Unterſuchung der Finanzen im Jahre 1786 nie-
dergeſetzte Committee abgeſtattet habe, in allen Haupt-
punkten ungegruͤndet befunden werde. Drittens, daß
von den National-Schulden nichts abgetragen worden,
ſondern dieſelben ſeit dem Jahre 1786 vergroͤßert ſind.
Viertens, daß bey dem gegenwaͤrtigen Zuſtande unſerer
Einnahme und Ausgabe auch nicht eine entfernte
Hoffnung unterhalten werden koͤnne, die National-
Schuld zu vermindern. Es iſt unmoͤglich, in dem engen
Raume dieſer Blaͤtter dem Redner durch eine Menge
von Zahlen und Berechnungen zu folgen, wodurch er
ſeine Saͤtze zu beweiſen ſich bemuͤhete. Da ſeine Be-
hauptungen ſich auf die auf der Tafel des Hauſes vor-
gelegten Papiere, welche er vorlaͤufig gefordert hatte,
gruͤndeten, ſo hatten ſie allerdings einigen Anſchein der
Glaubwuͤrdigkeit. Weil indeſſen Herr Sheridan nicht
bloß auf ſein Wort und auf die in ſeiner Rede ange-
brachten Zeugniſſe geglaubt zu werden verlangte; ſo
that er den Antrag, daß eine Committee von 15 Par-
lementsgliedern ernannt wuͤrde, um den Zuſtand der
Finanzen des Koͤnigreichs zu unterſuchen, und dem
Hauſe neuen Bericht daruͤber abzuſtatten. Seine Un-
partheyligkeit dabey wollte er dadurch zeigen, daß er
meiſtens ſolche Parlementsherren dazu vorſchlug, die
auf der Seite des Miniſters ſind, und fuͤr ihn ſtimmen.
Er las die Namen derſelben von einem Papiere ab,
auf welchem er ſie niedergeſetzt hatte. — Herrn Pitts
vertrauter Freund, Herr Grenville, der letzthin Sprecher
war, und jetzt Staats-Secretair iſt, widerſetzte ſich die-
ſem Antrage aus allen Kraͤften. Er hieß den Vorſchlag
zu einer Finanz-Committee laͤppiſch und verdrießlich,
behauptete auch, daß nicht die geringſte Urſache dazu
vorhanden ſey. Nach Parlements-Gebrauch lege der
Miniſter an einem dazu beſtimmten Tage den Finanz-
Zuſtand der Nation im Parlemente vor. Haͤtte Herr
Sheridan mit Grunde etwas einzuwenden gehabt, war-
um habe er es denn damals nicht gleich gethan? Es
ſey voͤllig wahr, daß die Einkuͤnfte des Staats, wie Herr
Pitt es vorgelegt habe, die Ausgaben uͤbertraͤfen, und
daß die Schulden der Nation um mehr als 3 Millionen
vermindert waͤren. Ums Jahr 1791 werde alles auf
einem ſolchen Fuße ſich befinden, daß der Miniſter fuͤr
die Beduͤrfniſſe des Jahres keine neue Anleihen zu
machen nothig haben werde. — Herr Fox lachte uͤber
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(2014-07-07T10:32:49Z)
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