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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 111, Hamburg, 14. Juli 1789.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1789.    (Am Dienstage, den 14 Julii.)    
Num. 111.



[Beginn Spaltensatz]

Der Königl. Preußische Gesandte, Herr Baron
Keller, hat bey der Kayserinn die Abschieds-Audienz,
und der an seine Stelle gekommene Herr Graf von
Golz seine Antritts-Audienz gehabt.




Fortsetzung von den Bewegungen der Finnländi-
schen Armee.

Der General-Major, Baron Schulz, der von dem
Oberbefehlshaber der Armee den Befehl erhalten, ins
feindliche Land einzudringen, schlug den Weg nach
Sulkow ein, und so wie er sich den Defileen bey dem
Dorfe Pilanjalaks näherte, theilte er die ihm anver-
trauten Truppen ab, erstlich in ein Detaschement von
zwoen Compagnien Jäger und 3 Compagnien Grena-
dier, unter dem Commando des Oberst-Lieutenants
Leontiew und des Second-Major Muchanow, zur Be-
setzung der Defileen von der rechten Seite; zweytens
in die Avantgarde von 100 Musquetiers und 50 Co-
sacken, die 6 Feldstücke mit sich führten, und drittens
in das Hauptcorps, bestehend aus 4 Compagnien Jä-
ger, unter dem Commando des Oberst-Lieutenants Tol
und des Second-Major Pestow, aus einer Grenadier-
Compagnie, unter dem Capitain Engelhard, und aus
einem Musquetier-Bataillon, unter dem Commando
des Obersten, Fürst Dolgorucky, und des Second-Major
Stockmann, und außer diesen noch aus 50 Cosacken,
welchen in einer Entfernung von 3 Wersten die ganze
Bagage unter der Bedeckung der Arriergarde von 100
Musquetiers und einigen Cosacken folgte.

Jn dieser Ordnung näherte er sich in der Nacht von
dem 15ten auf den 16ten Junii dem feindlichen zwo
Werste von der Grenze entlegenen Retranschement,
und ließ den Oberst Lieutenant Leontiew, der den rech-
ten Flügel anführte, aus seinen Kanonen feuern; selbst
[Spaltenumbruch] aber stellte er sich mit der Artillerie gegen die feind-
lichen Batterien, die dem Retranschement zur Verthei-
digung dienen sollten. Da diese aber auch aus ihren
Kanonen zu feuern anfiengen, so stellte er seine Stücke
in gehörige Ordnung, und eröffnete eine Kanonade,
die er mehr als 2 Stunden lang fortsetzte, und wodurch
er 4 feindliche Batterien zu Grunde richtete. Sobald
er die Feinde zum Stillschweigen gebracht, ließ er den
Oberst-Lieutenant Leontiew sogleich von der Seite die
Defileen vorbey auf das Retranschement losbrechen,
selbst aber gieng er zur linken, wo er mit den Jägern
die Mitte zwischen dem Detaschement des Oberst-Lieu-
tenants Leontiew nahm, unter beständigem Kanonen-
feuer die durch den Feind zerstöhrte Brücke über den
See ungesäumt wieder herstellte, und auf diese Art
schleunig von allen Seiten auf den Feind losschlug,
der, obgleich er sich zuerst noch etwas in dem Retran-
schement hielt, und sich mit Flintenfeuer vertheidigte,
doch durch den heftigen Anfall der Truppen Jhro Kays.
Majestät bald geschlagen und ausgetrieben ward, und
sich in Bauerwohnungen flüchtete, aus welchen er sich
noch zu vertheidigen suchte. Doch die Flüchtigen
wurden von den Jägern verfolgt, und die Wohnungen,
wo sich der Feind auf hielt, verbrannt, und so ward
das ganze Terrein zwischen der erwähnten und einer
zweyten Brücke, auf welchem das feindliche Retran-
schement aufgeworfen war, aufs schleunigste vom Feinde
gereinigt.

Der General-Major, Baron Schulz, verfolgte den
Feind bis nach Sulkow selbst, das beynahe 9 Werste
von der Grenze liegt, nahm diesen Ort fast ohne allen
Widerstand ein, und fand dort eine nicht geringe
Menge verschiedener Eßwaaren, die sogleich unter die
Soldaten vertheilt wurden; auch durch die Eroberung
des Retranschements ward ihnen das ganze Lager mit

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1789.    (Am Dienſtage, den 14 Julii.)    
Num. 111.



[Beginn Spaltensatz]

Der Koͤnigl. Preußiſche Geſandte, Herr Baron
Keller, hat bey der Kayſerinn die Abſchieds-Audienz,
und der an ſeine Stelle gekommene Herr Graf von
Golz ſeine Antritts-Audienz gehabt.




Fortſetzung von den Bewegungen der Finnlaͤndi-
ſchen Armee.

Der General-Major, Baron Schulz, der von dem
Oberbefehlshaber der Armee den Befehl erhalten, ins
feindliche Land einzudringen, ſchlug den Weg nach
Sulkow ein, und ſo wie er ſich den Defileen bey dem
Dorfe Pilanjalaks naͤherte, theilte er die ihm anver-
trauten Truppen ab, erſtlich in ein Detaſchement von
zwoen Compagnien Jaͤger und 3 Compagnien Grena-
dier, unter dem Commando des Oberſt-Lieutenants
Leontiew und des Second-Major Muchanow, zur Be-
ſetzung der Defileen von der rechten Seite; zweytens
in die Avantgarde von 100 Musquetiers und 50 Co-
ſacken, die 6 Feldſtuͤcke mit ſich fuͤhrten, und drittens
in das Hauptcorps, beſtehend aus 4 Compagnien Jaͤ-
ger, unter dem Commando des Oberſt-Lieutenants Tol
und des Second-Major Peſtow, aus einer Grenadier-
Compagnie, unter dem Capitain Engelhard, und aus
einem Musquetier-Bataillon, unter dem Commando
des Oberſten, Fuͤrſt Dolgorucky, und des Second-Major
Stockmann, und außer dieſen noch aus 50 Coſacken,
welchen in einer Entfernung von 3 Werſten die ganze
Bagage unter der Bedeckung der Arriergarde von 100
Musquetiers und einigen Coſacken folgte.

Jn dieſer Ordnung naͤherte er ſich in der Nacht von
dem 15ten auf den 16ten Junii dem feindlichen zwo
Werſte von der Grenze entlegenen Retranſchement,
und ließ den Oberſt Lieutenant Leontiew, der den rech-
ten Fluͤgel anfuͤhrte, aus ſeinen Kanonen feuern; ſelbſt
[Spaltenumbruch] aber ſtellte er ſich mit der Artillerie gegen die feind-
lichen Batterien, die dem Retranſchement zur Verthei-
digung dienen ſollten. Da dieſe aber auch aus ihren
Kanonen zu feuern anfiengen, ſo ſtellte er ſeine Stuͤcke
in gehoͤrige Ordnung, und eroͤffnete eine Kanonade,
die er mehr als 2 Stunden lang fortſetzte, und wodurch
er 4 feindliche Batterien zu Grunde richtete. Sobald
er die Feinde zum Stillſchweigen gebracht, ließ er den
Oberſt-Lieutenant Leontiew ſogleich von der Seite die
Defileen vorbey auf das Retranſchement losbrechen,
ſelbſt aber gieng er zur linken, wo er mit den Jaͤgern
die Mitte zwiſchen dem Detaſchement des Oberſt-Lieu-
tenants Leontiew nahm, unter beſtaͤndigem Kanonen-
feuer die durch den Feind zerſtoͤhrte Bruͤcke uͤber den
See ungeſaͤumt wieder herſtellte, und auf dieſe Art
ſchleunig von allen Seiten auf den Feind losſchlug,
der, obgleich er ſich zuerſt noch etwas in dem Retran-
ſchement hielt, und ſich mit Flintenfeuer vertheidigte,
doch durch den heftigen Anfall der Truppen Jhro Kayſ.
Majeſtaͤt bald geſchlagen und ausgetrieben ward, und
ſich in Bauerwohnungen fluͤchtete, aus welchen er ſich
noch zu vertheidigen ſuchte. Doch die Fluͤchtigen
wurden von den Jaͤgern verfolgt, und die Wohnungen,
wo ſich der Feind auf hielt, verbrannt, und ſo ward
das ganze Terrein zwiſchen der erwaͤhnten und einer
zweyten Bruͤcke, auf welchem das feindliche Retran-
ſchement aufgeworfen war, aufs ſchleunigſte vom Feinde
gereinigt.

Der General-Major, Baron Schulz, verfolgte den
Feind bis nach Sulkow ſelbſt, das beynahe 9 Werſte
von der Grenze liegt, nahm dieſen Ort faſt ohne allen
Widerſtand ein, und fand dort eine nicht geringe
Menge verſchiedener Eßwaaren, die ſogleich unter die
Soldaten vertheilt wurden; auch durch die Eroberung
des Retranſchements ward ihnen das ganze Lager mit

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[[1]/0001] Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Dienſtage, den 14 Julii.) Num. 111. Petersburg, den 26 Junii. Der Koͤnigl. Preußiſche Geſandte, Herr Baron Keller, hat bey der Kayſerinn die Abſchieds-Audienz, und der an ſeine Stelle gekommene Herr Graf von Golz ſeine Antritts-Audienz gehabt. Fortſetzung von den Bewegungen der Finnlaͤndi- ſchen Armee. Der General-Major, Baron Schulz, der von dem Oberbefehlshaber der Armee den Befehl erhalten, ins feindliche Land einzudringen, ſchlug den Weg nach Sulkow ein, und ſo wie er ſich den Defileen bey dem Dorfe Pilanjalaks naͤherte, theilte er die ihm anver- trauten Truppen ab, erſtlich in ein Detaſchement von zwoen Compagnien Jaͤger und 3 Compagnien Grena- dier, unter dem Commando des Oberſt-Lieutenants Leontiew und des Second-Major Muchanow, zur Be- ſetzung der Defileen von der rechten Seite; zweytens in die Avantgarde von 100 Musquetiers und 50 Co- ſacken, die 6 Feldſtuͤcke mit ſich fuͤhrten, und drittens in das Hauptcorps, beſtehend aus 4 Compagnien Jaͤ- ger, unter dem Commando des Oberſt-Lieutenants Tol und des Second-Major Peſtow, aus einer Grenadier- Compagnie, unter dem Capitain Engelhard, und aus einem Musquetier-Bataillon, unter dem Commando des Oberſten, Fuͤrſt Dolgorucky, und des Second-Major Stockmann, und außer dieſen noch aus 50 Coſacken, welchen in einer Entfernung von 3 Werſten die ganze Bagage unter der Bedeckung der Arriergarde von 100 Musquetiers und einigen Coſacken folgte. Jn dieſer Ordnung naͤherte er ſich in der Nacht von dem 15ten auf den 16ten Junii dem feindlichen zwo Werſte von der Grenze entlegenen Retranſchement, und ließ den Oberſt Lieutenant Leontiew, der den rech- ten Fluͤgel anfuͤhrte, aus ſeinen Kanonen feuern; ſelbſt aber ſtellte er ſich mit der Artillerie gegen die feind- lichen Batterien, die dem Retranſchement zur Verthei- digung dienen ſollten. Da dieſe aber auch aus ihren Kanonen zu feuern anfiengen, ſo ſtellte er ſeine Stuͤcke in gehoͤrige Ordnung, und eroͤffnete eine Kanonade, die er mehr als 2 Stunden lang fortſetzte, und wodurch er 4 feindliche Batterien zu Grunde richtete. Sobald er die Feinde zum Stillſchweigen gebracht, ließ er den Oberſt-Lieutenant Leontiew ſogleich von der Seite die Defileen vorbey auf das Retranſchement losbrechen, ſelbſt aber gieng er zur linken, wo er mit den Jaͤgern die Mitte zwiſchen dem Detaſchement des Oberſt-Lieu- tenants Leontiew nahm, unter beſtaͤndigem Kanonen- feuer die durch den Feind zerſtoͤhrte Bruͤcke uͤber den See ungeſaͤumt wieder herſtellte, und auf dieſe Art ſchleunig von allen Seiten auf den Feind losſchlug, der, obgleich er ſich zuerſt noch etwas in dem Retran- ſchement hielt, und ſich mit Flintenfeuer vertheidigte, doch durch den heftigen Anfall der Truppen Jhro Kayſ. Majeſtaͤt bald geſchlagen und ausgetrieben ward, und ſich in Bauerwohnungen fluͤchtete, aus welchen er ſich noch zu vertheidigen ſuchte. Doch die Fluͤchtigen wurden von den Jaͤgern verfolgt, und die Wohnungen, wo ſich der Feind auf hielt, verbrannt, und ſo ward das ganze Terrein zwiſchen der erwaͤhnten und einer zweyten Bruͤcke, auf welchem das feindliche Retran- ſchement aufgeworfen war, aufs ſchleunigſte vom Feinde gereinigt. Der General-Major, Baron Schulz, verfolgte den Feind bis nach Sulkow ſelbſt, das beynahe 9 Werſte von der Grenze liegt, nahm dieſen Ort faſt ohne allen Widerſtand ein, und fand dort eine nicht geringe Menge verſchiedener Eßwaaren, die ſogleich unter die Soldaten vertheilt wurden; auch durch die Eroberung des Retranſchements ward ihnen das ganze Lager mit

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 111, Hamburg, 14. Juli 1789, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1111407_1789/1>, abgerufen am 23.11.2024.