Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 110, Hamburg, 10. Julii 1771.[Spaltenumbruch]
den. Die eine soll von heut an in einer Corvette sich Wien, den 29 Junii. Vorigen Mittewochen sind die letzten Militair-Uebun- Der General-Feldmarschall-Lieutenant, Baron von Die Donau fällt merklich, und die Wege werden et- Aus Pohlen, vom 30 Junii. Der Kronjägermeister, Graf Branicki, welcher unter In Litthauen wollen sich die Conföderirten noch nicht Unter den Anführern von den im Wysczogrodschen Die General-Conföderation, welche anjetzo in Pres- In Warschau sind die Großen sehr mißvergnügt aus Weil man wegen der herumstreuenden Partheyen Sonst will man noch die Nachricht haben, daß sich Aus der Moldau wird jetzt gemeldet, daß der Fürst Rep- Auszug eines Schreibens der Frau Landgräfinn von Hessen-Darmstadt, gebohrnen Prinzeßinn von Pfalz-Zweybrück, an die Frau von Röden zu Wittenburg Man hat mir ein Arzeneymittel bekannt gemacht, Die Sache ist wahr, meine liebe Röden, und das Aus einem Schreiben von Boitzenburg, vom 7 Julii. Vor einiger Zeit habe ich Ihnen von der großen [Spaltenumbruch]
den. Die eine ſoll von heut an in einer Corvette ſich Wien, den 29 Junii. Vorigen Mittewochen ſind die letzten Militair-Uebun- Der General-Feldmarſchall-Lieutenant, Baron von Die Donau faͤllt merklich, und die Wege werden et- Aus Pohlen, vom 30 Junii. Der Kronjaͤgermeiſter, Graf Branicki, welcher unter In Litthauen wollen ſich die Confoͤderirten noch nicht Unter den Anfuͤhrern von den im Wysczogrodſchen Die General-Confoͤderation, welche anjetzo in Pres- In Warſchau ſind die Großen ſehr mißvergnuͤgt aus Weil man wegen der herumſtreuenden Partheyen Sonſt will man noch die Nachricht haben, daß ſich Aus der Moldau wird jetzt gemeldet, daß der Fuͤrſt Rep- Auszug eines Schreibens der Frau Landgraͤfinn von Heſſen-Darmſtadt, gebohrnen Prinzeßinn von Pfalz-Zweybruͤck, an die Frau von Roͤden zu Wittenburg Man hat mir ein Arzeneymittel bekannt gemacht, Die Sache iſt wahr, meine liebe Roͤden, und das Aus einem Schreiben von Boitzenburg, vom 7 Julii. Vor einiger Zeit habe ich Ihnen von der großen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> den. Die eine ſoll von heut an in einer Corvette ſich<lb/> beſtaͤndig in See halten, nur den Schiffen, die ihrer<lb/> Huͤlfe noͤthig haben, beyzuſtehen. Die andere Brigade<lb/> ſoll in dem Haven und beym Auslaufen der Schiffe ge-<lb/> braucht werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wien</hi>, den 29 Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>Vorigen Mittewochen ſind die letzten Militair-Uebun-<lb/> gen bey Laxenburg geweſen, und Freytags iſt der Hof<lb/> wieder nach Schoͤnbrunn zuruͤckgekommen.</p> <p>Der General-Feldmarſchall-Lieutenant, Baron von<lb/> Preiß, der in Siebenbuͤrgen commandiret, iſt zum wirk-<lb/> lichen Kayſerl. 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So bald die Verſtaͤrkung von Krontruppen zu<lb/> dem Grafen Branicki wird geſtoßen ſeyn, welcher unter-<lb/> deſſen bey Kaliſch ſtehen bleibet, wird dieſer alsdann<lb/> auch ſuchen, den Pulawsky zum Stehen zu bringen. Die<lb/> Confoͤderirten ſind wegen Czenſtochau ſehr in Sorgen.<lb/> Die Ruſſen ſind neulich nur eine halbe Meile davon ge-<lb/> weſen.</p><lb/> <p>In Litthauen wollen ſich die Confoͤderirten noch nicht<lb/> gaͤnzlich demuͤthigen laſſen. Viele Geiſtliche, beſon-<lb/> ders einige Jeſuiten, ſollen ſolche noch mehr aufzu-<lb/> hetzen ſuchen, um ein allgemeines Feuer anzuwehen;<lb/> man glaubet aber doch noch, daß geſchwinde Mittel<lb/> alles wieder unterdruͤcken werden. In Willna haben<lb/> die Ruſſen viele Gefangene eingebracht, worunter ſich<lb/> auch der Canonicus Trezkiewicz befunden hat; desglei-<lb/> chen haben ſie auch die in Kowno geweſenen Confoͤde-<lb/> rirten aufgehoben.</p><lb/> <p>Unter den Anfuͤhrern von den im Wysczogrodſchen<lb/> ſtehenden Confoͤderirten iſt es zu ſolchen Haͤndeln ge-<lb/> kommen, daß ſie gegen einander die Saͤbel gezogen;<lb/> nachdem aber die Ruſſen herbeygeeilet, haben ſie<lb/> ſich in der Geſchwindigkeit wieder vereiniget, und ſind<lb/> davon geflohen. Den Streifereyen im Zakroczymſchen<lb/> Einhalt zu thun, ſind von Prag 200 Rußiſche Dragoner<lb/> und 100 Mann Infanterie, nebſt 2 Kanonen, abgegan-<lb/> gen, die Confoͤderirten aufzuſuchen.</p><lb/> <p>Die General-Confoͤderation, welche anjetzo in Pres-<lb/> czow iſt, hat den Grafen Czerny als Geſandten nach<lb/> Conſtantinopel geſchickt. 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Die Kunſt der<lb/> Aerzte hatte ſich an ihm vergebens erſchoͤpft, und er<lb/> brauchte ſchon nichts mehr. — Er hatte ein Faß Wein<lb/> auf Bouteillen abziehen laſſen, und wollte dieſe ſelbſt<lb/> zupfropfen, nahm zu dem Ende ein halbes Pfund Harz,<lb/> eben ſo viel gelbes Wachs, und ließ es zuſammen in<lb/> einem irdenen Gefaͤße uͤber einem Kohlbecken ſchmel-<lb/> zen. Als er ſeine Bouteillen zugepfropft hatte, glaubte<lb/> er eine Erleichterung in der Bruſt zu empfinden, und<lb/> mit wenigerer Muͤhe auszuwerfen. Er kam auf die<lb/> Gedanken, daß vielleicht der Dampf ihm dieſe Beſſerung<lb/> verurſacht, ließ alſo jene beyden Ingredienzen noch auf<lb/> dem Kohlenbecken, machte Thuͤren und Fenſter zu, und<lb/> gieng in dem Rauche auf und ab. Er wiederholte dieſe<lb/> Cur 4 oder 5 Tage, und ward voͤllig geſund. Der erſte<lb/> Regiments-Feldſcheer, dem er ſeine Beobachtung mit-<lb/> theilte, wollte Anfangs an dieſes Mittel nicht glauben,<lb/> verſuchte es aber doch an einem Soldaten im Hoſpitale,<lb/> der an einer Eiterung der Lunge dem Tode ſehr nahe<lb/> war. Er nahm den Kranken zu ſich ins Haus, um alle<lb/> moͤgliche Aufmerkſamkeit auf ihn zu wenden. Der<lb/> Kranke, mit deſſen Uebel es ſchon zu weit gekommen<lb/> war, konnte anfangs den Dampf nicht laͤnger, als einige<lb/> Minuten ertragen. Nach und nach aber gieng es beſſer,<lb/> und nach 6 Wochen war er geſund.</p><lb/> <p>Die Sache iſt wahr, meine liebe Roͤden, und das<lb/> koͤnnen Sie ſo gewiß glauben, daß ich Ihnen ſogar<lb/> Vollmacht gebe, ſie an den Herrn Zimmermann ſelbſt<lb/> zu erzaͤhlen. 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den. Die eine ſoll von heut an in einer Corvette ſich
beſtaͤndig in See halten, nur den Schiffen, die ihrer
Huͤlfe noͤthig haben, beyzuſtehen. Die andere Brigade
ſoll in dem Haven und beym Auslaufen der Schiffe ge-
braucht werden.
Wien, den 29 Junii.
Vorigen Mittewochen ſind die letzten Militair-Uebun-
gen bey Laxenburg geweſen, und Freytags iſt der Hof
wieder nach Schoͤnbrunn zuruͤckgekommen.
Der General-Feldmarſchall-Lieutenant, Baron von
Preiß, der in Siebenbuͤrgen commandiret, iſt zum wirk-
lichen Kayſerl. Koͤnigl. geheimen Rath ernannt worden.
Die Donau faͤllt merklich, und die Wege werden et-
was beſſer.
Aus Pohlen, vom 30 Junii.
Der Kronjaͤgermeiſter, Graf Branicki, welcher unter
ſeinem Commando 2000 Mann Cavallerie und 500 Mann
Infanterie Pohlniſche Truppen, desgleichen auch 600
Mann Ruſſen bey ſich fuͤhret, hat bereits ſeine Opera-
tionen gegen die Confoͤderirten angefangen. Pulawsky
hatte ſich wiederum nach dem Crakauiſchen herunter
gezogen, und mit dem Zaremba eine Stellung genom-
men, daß ſie ſich einander unterſtuͤtzen koͤnnten; der
Graf Branicki aber hat ſie doch getrennet, indem er
den Zaremba bey Kaliſch angegriffen, und gaͤnzlich zer-
ſtreuet hat, daß er kaum mit 50 Mann entfliehen koͤn-
nen. So bald die Verſtaͤrkung von Krontruppen zu
dem Grafen Branicki wird geſtoßen ſeyn, welcher unter-
deſſen bey Kaliſch ſtehen bleibet, wird dieſer alsdann
auch ſuchen, den Pulawsky zum Stehen zu bringen. Die
Confoͤderirten ſind wegen Czenſtochau ſehr in Sorgen.
Die Ruſſen ſind neulich nur eine halbe Meile davon ge-
weſen.
In Litthauen wollen ſich die Confoͤderirten noch nicht
gaͤnzlich demuͤthigen laſſen. Viele Geiſtliche, beſon-
ders einige Jeſuiten, ſollen ſolche noch mehr aufzu-
hetzen ſuchen, um ein allgemeines Feuer anzuwehen;
man glaubet aber doch noch, daß geſchwinde Mittel
alles wieder unterdruͤcken werden. In Willna haben
die Ruſſen viele Gefangene eingebracht, worunter ſich
auch der Canonicus Trezkiewicz befunden hat; desglei-
chen haben ſie auch die in Kowno geweſenen Confoͤde-
rirten aufgehoben.
Unter den Anfuͤhrern von den im Wysczogrodſchen
ſtehenden Confoͤderirten iſt es zu ſolchen Haͤndeln ge-
kommen, daß ſie gegen einander die Saͤbel gezogen;
nachdem aber die Ruſſen herbeygeeilet, haben ſie
ſich in der Geſchwindigkeit wieder vereiniget, und ſind
davon geflohen. Den Streifereyen im Zakroczymſchen
Einhalt zu thun, ſind von Prag 200 Rußiſche Dragoner
und 100 Mann Infanterie, nebſt 2 Kanonen, abgegan-
gen, die Confoͤderirten aufzuſuchen.
Die General-Confoͤderation, welche anjetzo in Pres-
czow iſt, hat den Grafen Czerny als Geſandten nach
Conſtantinopel geſchickt. Anjetzo erſt hat ſich der Graf
Weſſel, Krongroßſchatzmeiſter, durch eine feyerliche
Declaration fuͤr die General-Confoͤderation erklaͤret.
Bey ſelbiger ſoll auch ein Geſandter von einem gewiſ-
ſen Hofe angekommen ſeyn, welcher viel Geld mitge-
bracht hat.
In Warſchau ſind die Großen ſehr mißvergnuͤgt aus
einander gegangen. Der Primas gehet nach Danzig,
und der Biſchof von Willna nach Litthauen. Der Koͤ-
nig hat am 20ſten dieſes die Litthauiſche Garde zu Fuß
bey Ujasdow mit vieler Zufriedenheit manoeuvriren
laſſen. Wegen des bey Tynieck gebliebenen Fuͤrſten
Kajetan Sapieha haben die daſigen Franciſcaner die
Gebote angefangen. Man giebt vor, daß er ſein Leben
durch einen gefaͤhrlichen Sturz mit dem Pferde ver-
lohren. Er iſt nur 24 Jahr alt geworden.
Weil man wegen der herumſtreuenden Partheyen
keine ſichere Nachrichten von der großen Rußiſchen Armee
gehabt hat, ſo bedienen ſich ſolches die Mißvergnuͤgten,
um vielerley Unwahrheiten auszubreiten, worunter im-
mer dieſe die erſte und letzte iſt, daß der Großvezier
mit ſeiner Armee uͤber die Donau gekommen waͤre, und
den Graf Romanzow angegriffen haͤtte. Am 26ſten
ſind 200 Ruſſen von Warſchau abmarſchirt, um die
Wege nach Podolien zu reinigen.
Sonſt will man noch die Nachricht haben, daß ſich
die ganze Krimm dem Rußiſchen Scepter unterworfen,
davon man die Beſtaͤtigung taͤglich erwartet.
Aus der Moldau wird jetzt gemeldet, daß der Fuͤrſt Rep-
nin die letzte Tuͤrkiſche Veſtung auf dieſer Seite der Do-
nau, Namens Turna, worinn ſich 6000 Tuͤrken befinden
ſollen, belagere, und daß der Graf von Romanzow ſein
Hauptquartier von Jaſſy nach Falczo, an den Unfern des
Pruths, unweit der Donau, verlegt habe.
Auszug eines Schreibens der Frau Landgraͤfinn
von Heſſen-Darmſtadt, gebohrnen Prinzeßinn
von Pfalz-Zweybruͤck, an die Frau von Roͤden
zu Wittenburg
Man hat mir ein Arzeneymittel bekannt gemacht,
welches der Zufall einen Officier gelehrt, der nach einem
heftigen Schnupfen Blut geſpien, und nachmals beſtaͤn-
dige Bruſtbeſchwerungen empfunden. Die Kunſt der
Aerzte hatte ſich an ihm vergebens erſchoͤpft, und er
brauchte ſchon nichts mehr. — Er hatte ein Faß Wein
auf Bouteillen abziehen laſſen, und wollte dieſe ſelbſt
zupfropfen, nahm zu dem Ende ein halbes Pfund Harz,
eben ſo viel gelbes Wachs, und ließ es zuſammen in
einem irdenen Gefaͤße uͤber einem Kohlbecken ſchmel-
zen. Als er ſeine Bouteillen zugepfropft hatte, glaubte
er eine Erleichterung in der Bruſt zu empfinden, und
mit wenigerer Muͤhe auszuwerfen. Er kam auf die
Gedanken, daß vielleicht der Dampf ihm dieſe Beſſerung
verurſacht, ließ alſo jene beyden Ingredienzen noch auf
dem Kohlenbecken, machte Thuͤren und Fenſter zu, und
gieng in dem Rauche auf und ab. Er wiederholte dieſe
Cur 4 oder 5 Tage, und ward voͤllig geſund. Der erſte
Regiments-Feldſcheer, dem er ſeine Beobachtung mit-
theilte, wollte Anfangs an dieſes Mittel nicht glauben,
verſuchte es aber doch an einem Soldaten im Hoſpitale,
der an einer Eiterung der Lunge dem Tode ſehr nahe
war. Er nahm den Kranken zu ſich ins Haus, um alle
moͤgliche Aufmerkſamkeit auf ihn zu wenden. Der
Kranke, mit deſſen Uebel es ſchon zu weit gekommen
war, konnte anfangs den Dampf nicht laͤnger, als einige
Minuten ertragen. Nach und nach aber gieng es beſſer,
und nach 6 Wochen war er geſund.
Die Sache iſt wahr, meine liebe Roͤden, und das
koͤnnen Sie ſo gewiß glauben, daß ich Ihnen ſogar
Vollmacht gebe, ſie an den Herrn Zimmermann ſelbſt
zu erzaͤhlen. Ich habe eben ſeinen Freund Tiſſot con-
ſulirt.
Aus einem Schreiben von Boitzenburg,
vom 7 Julii.
Vor einiger Zeit habe ich Ihnen von der großen
Verwuͤſtung Nachricht gegeben, welche die Elbe im Mo-
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