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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 110, Hamburg, 10. Julii 1771.

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[Spaltenumbruch] den. Die eine soll von heut an in einer Corvette sich
beständig in See halten, nur den Schiffen, die ihrer
Hülfe nöthig haben, beyzustehen. Die andere Brigade
soll in dem Haven und beym Auslaufen der Schiffe ge-
braucht werden.


Vorigen Mittewochen sind die letzten Militair-Uebun-
gen bey Laxenburg gewesen, und Freytags ist der Hof
wieder nach Schönbrunn zurückgekommen.

Der General-Feldmarschall-Lieutenant, Baron von
Preiß, der in Siebenbürgen commandiret, ist zum wirk-
lichen Kayserl. Königl. geheimen Rath ernannt worden.

Die Donau fällt merklich, und die Wege werden et-
was besser.


Der Kronjägermeister, Graf Branicki, welcher unter
seinem Commando 2000 Mann Cavallerie und 500 Mann
Infanterie Pohlnische Truppen, desgleichen auch 600
Mann Russen bey sich führet, hat bereits seine Opera-
tionen gegen die Conföderirten angefangen. Pulawsky
hatte sich wiederum nach dem Crakauischen herunter
gezogen, und mit dem Zaremba eine Stellung genom-
men, daß sie sich einander unterstützen könnten; der
Graf Branicki aber hat sie doch getrennet, indem er
den Zaremba bey Kalisch angegriffen, und gänzlich zer-
streuet hat, daß er kaum mit 50 Mann entfliehen kön-
nen. So bald die Verstärkung von Krontruppen zu
dem Grafen Branicki wird gestoßen seyn, welcher unter-
dessen bey Kalisch stehen bleibet, wird dieser alsdann
auch suchen, den Pulawsky zum Stehen zu bringen. Die
Conföderirten sind wegen Czenstochau sehr in Sorgen.
Die Russen sind neulich nur eine halbe Meile davon ge-
wesen.

In Litthauen wollen sich die Conföderirten noch nicht
gänzlich demüthigen lassen. Viele Geistliche, beson-
ders einige Jesuiten, sollen solche noch mehr aufzu-
hetzen suchen, um ein allgemeines Feuer anzuwehen;
man glaubet aber doch noch, daß geschwinde Mittel
alles wieder unterdrücken werden. In Willna haben
die Russen viele Gefangene eingebracht, worunter sich
auch der Canonicus Trezkiewicz befunden hat; desglei-
chen haben sie auch die in Kowno gewesenen Conföde-
rirten aufgehoben.

Unter den Anführern von den im Wysczogrodschen
stehenden Conföderirten ist es zu solchen Händeln ge-
kommen, daß sie gegen einander die Säbel gezogen;
nachdem aber die Russen herbeygeeilet, haben sie
sich in der Geschwindigkeit wieder vereiniget, und sind
davon geflohen. Den Streifereyen im Zakroczymschen
Einhalt zu thun, sind von Prag 200 Rußische Dragoner
und 100 Mann Infanterie, nebst 2 Kanonen, abgegan-
gen, die Conföderirten aufzusuchen.

Die General-Conföderation, welche anjetzo in Pres-
czow ist, hat den Grafen Czerny als Gesandten nach
Constantinopel geschickt. Anjetzo erst hat sich der Graf
Wessel, Krongroßschatzmeister, durch eine feyerliche
Declaration für die General-Conföderation erkläret.
Bey selbiger soll auch ein Gesandter von einem gewis-
sen Hofe angekommen seyn, welcher viel Geld mitge-
bracht hat.

In Warschau sind die Großen sehr mißvergnügt aus
einander gegangen. Der Primas gehet nach Danzig,
und der Bischof von Willna nach Litthauen. Der Kö-
nig hat am 20sten dieses die Litthauische Garde zu Fuß
[Spaltenumbruch] bey Ujasdow mit vieler Zufriedenheit manoeuvriren
lassen. Wegen des bey Tynieck gebliebenen Fürsten
Kajetan Sapieha haben die dasigen Franciscaner die
Gebote angefangen. Man giebt vor, daß er sein Leben
durch einen gefährlichen Sturz mit dem Pferde ver-
lohren. Er ist nur 24 Jahr alt geworden.

Weil man wegen der herumstreuenden Partheyen
keine sichere Nachrichten von der großen Rußischen Armee
gehabt hat, so bedienen sich solches die Mißvergnügten,
um vielerley Unwahrheiten auszubreiten, worunter im-
mer diese die erste und letzte ist, daß der Großvezier
mit seiner Armee über die Donau gekommen wäre, und
den Graf Romanzow angegriffen hätte. Am 26sten
sind 200 Russen von Warschau abmarschirt, um die
Wege nach Podolien zu reinigen.

Sonst will man noch die Nachricht haben, daß sich
die ganze Krimm dem Rußischen Scepter unterworfen,
davon man die Bestätigung täglich erwartet.

Aus der Moldau wird jetzt gemeldet, daß der Fürst Rep-
nin die letzte Türkische Vestung auf dieser Seite der Do-
nau, Namens Turna, worinn sich 6000 Türken befinden
sollen, belagere, und daß der Graf von Romanzow sein
Hauptquartier von Jassy nach Falczo, an den Unfern des
Pruths, unweit der Donau, verlegt habe.

Auszug eines Schreibens der Frau Landgräfinn
von Hessen-Darmstadt, gebohrnen Prinzeßinn
von Pfalz-Zweybrück, an die Frau von Röden
zu Wittenburg

Man hat mir ein Arzeneymittel bekannt gemacht,
welches der Zufall einen Officier gelehrt, der nach einem
heftigen Schnupfen Blut gespien, und nachmals bestän-
dige Brustbeschwerungen empfunden. Die Kunst der
Aerzte hatte sich an ihm vergebens erschöpft, und er
brauchte schon nichts mehr. -- Er hatte ein Faß Wein
auf Bouteillen abziehen lassen, und wollte diese selbst
zupfropfen, nahm zu dem Ende ein halbes Pfund Harz,
eben so viel gelbes Wachs, und ließ es zusammen in
einem irdenen Gefäße über einem Kohlbecken schmel-
zen. Als er seine Bouteillen zugepfropft hatte, glaubte
er eine Erleichterung in der Brust zu empfinden, und
mit wenigerer Mühe auszuwerfen. Er kam auf die
Gedanken, daß vielleicht der Dampf ihm diese Besserung
verursacht, ließ also jene beyden Ingredienzen noch auf
dem Kohlenbecken, machte Thüren und Fenster zu, und
gieng in dem Rauche auf und ab. Er wiederholte diese
Cur 4 oder 5 Tage, und ward völlig gesund. Der erste
Regiments-Feldscheer, dem er seine Beobachtung mit-
theilte, wollte Anfangs an dieses Mittel nicht glauben,
versuchte es aber doch an einem Soldaten im Hospitale,
der an einer Eiterung der Lunge dem Tode sehr nahe
war. Er nahm den Kranken zu sich ins Haus, um alle
mögliche Aufmerksamkeit auf ihn zu wenden. Der
Kranke, mit dessen Uebel es schon zu weit gekommen
war, konnte anfangs den Dampf nicht länger, als einige
Minuten ertragen. Nach und nach aber gieng es besser,
und nach 6 Wochen war er gesund.

Die Sache ist wahr, meine liebe Röden, und das
können Sie so gewiß glauben, daß ich Ihnen sogar
Vollmacht gebe, sie an den Herrn Zimmermann selbst
zu erzählen. Ich habe eben seinen Freund Tissot con-
sulirt.


Vor einiger Zeit habe ich Ihnen von der großen
Verwüstung Nachricht gegeben, welche die Elbe im Mo-

[Spaltenumbruch] den. Die eine ſoll von heut an in einer Corvette ſich
beſtaͤndig in See halten, nur den Schiffen, die ihrer
Huͤlfe noͤthig haben, beyzuſtehen. Die andere Brigade
ſoll in dem Haven und beym Auslaufen der Schiffe ge-
braucht werden.


Vorigen Mittewochen ſind die letzten Militair-Uebun-
gen bey Laxenburg geweſen, und Freytags iſt der Hof
wieder nach Schoͤnbrunn zuruͤckgekommen.

Der General-Feldmarſchall-Lieutenant, Baron von
Preiß, der in Siebenbuͤrgen commandiret, iſt zum wirk-
lichen Kayſerl. Koͤnigl. geheimen Rath ernannt worden.

Die Donau faͤllt merklich, und die Wege werden et-
was beſſer.


Der Kronjaͤgermeiſter, Graf Branicki, welcher unter
ſeinem Commando 2000 Mann Cavallerie und 500 Mann
Infanterie Pohlniſche Truppen, desgleichen auch 600
Mann Ruſſen bey ſich fuͤhret, hat bereits ſeine Opera-
tionen gegen die Confoͤderirten angefangen. Pulawsky
hatte ſich wiederum nach dem Crakauiſchen herunter
gezogen, und mit dem Zaremba eine Stellung genom-
men, daß ſie ſich einander unterſtuͤtzen koͤnnten; der
Graf Branicki aber hat ſie doch getrennet, indem er
den Zaremba bey Kaliſch angegriffen, und gaͤnzlich zer-
ſtreuet hat, daß er kaum mit 50 Mann entfliehen koͤn-
nen. So bald die Verſtaͤrkung von Krontruppen zu
dem Grafen Branicki wird geſtoßen ſeyn, welcher unter-
deſſen bey Kaliſch ſtehen bleibet, wird dieſer alsdann
auch ſuchen, den Pulawsky zum Stehen zu bringen. Die
Confoͤderirten ſind wegen Czenſtochau ſehr in Sorgen.
Die Ruſſen ſind neulich nur eine halbe Meile davon ge-
weſen.

In Litthauen wollen ſich die Confoͤderirten noch nicht
gaͤnzlich demuͤthigen laſſen. Viele Geiſtliche, beſon-
ders einige Jeſuiten, ſollen ſolche noch mehr aufzu-
hetzen ſuchen, um ein allgemeines Feuer anzuwehen;
man glaubet aber doch noch, daß geſchwinde Mittel
alles wieder unterdruͤcken werden. In Willna haben
die Ruſſen viele Gefangene eingebracht, worunter ſich
auch der Canonicus Trezkiewicz befunden hat; desglei-
chen haben ſie auch die in Kowno geweſenen Confoͤde-
rirten aufgehoben.

Unter den Anfuͤhrern von den im Wysczogrodſchen
ſtehenden Confoͤderirten iſt es zu ſolchen Haͤndeln ge-
kommen, daß ſie gegen einander die Saͤbel gezogen;
nachdem aber die Ruſſen herbeygeeilet, haben ſie
ſich in der Geſchwindigkeit wieder vereiniget, und ſind
davon geflohen. Den Streifereyen im Zakroczymſchen
Einhalt zu thun, ſind von Prag 200 Rußiſche Dragoner
und 100 Mann Infanterie, nebſt 2 Kanonen, abgegan-
gen, die Confoͤderirten aufzuſuchen.

Die General-Confoͤderation, welche anjetzo in Pres-
czow iſt, hat den Grafen Czerny als Geſandten nach
Conſtantinopel geſchickt. Anjetzo erſt hat ſich der Graf
Weſſel, Krongroßſchatzmeiſter, durch eine feyerliche
Declaration fuͤr die General-Confoͤderation erklaͤret.
Bey ſelbiger ſoll auch ein Geſandter von einem gewiſ-
ſen Hofe angekommen ſeyn, welcher viel Geld mitge-
bracht hat.

In Warſchau ſind die Großen ſehr mißvergnuͤgt aus
einander gegangen. Der Primas gehet nach Danzig,
und der Biſchof von Willna nach Litthauen. Der Koͤ-
nig hat am 20ſten dieſes die Litthauiſche Garde zu Fuß
[Spaltenumbruch] bey Ujasdow mit vieler Zufriedenheit manoeuvriren
laſſen. Wegen des bey Tynieck gebliebenen Fuͤrſten
Kajetan Sapieha haben die daſigen Franciſcaner die
Gebote angefangen. Man giebt vor, daß er ſein Leben
durch einen gefaͤhrlichen Sturz mit dem Pferde ver-
lohren. Er iſt nur 24 Jahr alt geworden.

Weil man wegen der herumſtreuenden Partheyen
keine ſichere Nachrichten von der großen Rußiſchen Armee
gehabt hat, ſo bedienen ſich ſolches die Mißvergnuͤgten,
um vielerley Unwahrheiten auszubreiten, worunter im-
mer dieſe die erſte und letzte iſt, daß der Großvezier
mit ſeiner Armee uͤber die Donau gekommen waͤre, und
den Graf Romanzow angegriffen haͤtte. Am 26ſten
ſind 200 Ruſſen von Warſchau abmarſchirt, um die
Wege nach Podolien zu reinigen.

Sonſt will man noch die Nachricht haben, daß ſich
die ganze Krimm dem Rußiſchen Scepter unterworfen,
davon man die Beſtaͤtigung taͤglich erwartet.

Aus der Moldau wird jetzt gemeldet, daß der Fuͤrſt Rep-
nin die letzte Tuͤrkiſche Veſtung auf dieſer Seite der Do-
nau, Namens Turna, worinn ſich 6000 Tuͤrken befinden
ſollen, belagere, und daß der Graf von Romanzow ſein
Hauptquartier von Jaſſy nach Falczo, an den Unfern des
Pruths, unweit der Donau, verlegt habe.

Auszug eines Schreibens der Frau Landgraͤfinn
von Heſſen-Darmſtadt, gebohrnen Prinzeßinn
von Pfalz-Zweybruͤck, an die Frau von Roͤden
zu Wittenburg

Man hat mir ein Arzeneymittel bekannt gemacht,
welches der Zufall einen Officier gelehrt, der nach einem
heftigen Schnupfen Blut geſpien, und nachmals beſtaͤn-
dige Bruſtbeſchwerungen empfunden. Die Kunſt der
Aerzte hatte ſich an ihm vergebens erſchoͤpft, und er
brauchte ſchon nichts mehr. — Er hatte ein Faß Wein
auf Bouteillen abziehen laſſen, und wollte dieſe ſelbſt
zupfropfen, nahm zu dem Ende ein halbes Pfund Harz,
eben ſo viel gelbes Wachs, und ließ es zuſammen in
einem irdenen Gefaͤße uͤber einem Kohlbecken ſchmel-
zen. Als er ſeine Bouteillen zugepfropft hatte, glaubte
er eine Erleichterung in der Bruſt zu empfinden, und
mit wenigerer Muͤhe auszuwerfen. Er kam auf die
Gedanken, daß vielleicht der Dampf ihm dieſe Beſſerung
verurſacht, ließ alſo jene beyden Ingredienzen noch auf
dem Kohlenbecken, machte Thuͤren und Fenſter zu, und
gieng in dem Rauche auf und ab. Er wiederholte dieſe
Cur 4 oder 5 Tage, und ward voͤllig geſund. Der erſte
Regiments-Feldſcheer, dem er ſeine Beobachtung mit-
theilte, wollte Anfangs an dieſes Mittel nicht glauben,
verſuchte es aber doch an einem Soldaten im Hoſpitale,
der an einer Eiterung der Lunge dem Tode ſehr nahe
war. Er nahm den Kranken zu ſich ins Haus, um alle
moͤgliche Aufmerkſamkeit auf ihn zu wenden. Der
Kranke, mit deſſen Uebel es ſchon zu weit gekommen
war, konnte anfangs den Dampf nicht laͤnger, als einige
Minuten ertragen. Nach und nach aber gieng es beſſer,
und nach 6 Wochen war er geſund.

Die Sache iſt wahr, meine liebe Roͤden, und das
koͤnnen Sie ſo gewiß glauben, daß ich Ihnen ſogar
Vollmacht gebe, ſie an den Herrn Zimmermann ſelbſt
zu erzaͤhlen. Ich habe eben ſeinen Freund Tiſſot con-
ſulirt.


Vor einiger Zeit habe ich Ihnen von der großen
Verwuͤſtung Nachricht gegeben, welche die Elbe im Mo-

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[[2]/0002] den. Die eine ſoll von heut an in einer Corvette ſich beſtaͤndig in See halten, nur den Schiffen, die ihrer Huͤlfe noͤthig haben, beyzuſtehen. Die andere Brigade ſoll in dem Haven und beym Auslaufen der Schiffe ge- braucht werden. Wien, den 29 Junii. Vorigen Mittewochen ſind die letzten Militair-Uebun- gen bey Laxenburg geweſen, und Freytags iſt der Hof wieder nach Schoͤnbrunn zuruͤckgekommen. Der General-Feldmarſchall-Lieutenant, Baron von Preiß, der in Siebenbuͤrgen commandiret, iſt zum wirk- lichen Kayſerl. Koͤnigl. geheimen Rath ernannt worden. Die Donau faͤllt merklich, und die Wege werden et- was beſſer. Aus Pohlen, vom 30 Junii. Der Kronjaͤgermeiſter, Graf Branicki, welcher unter ſeinem Commando 2000 Mann Cavallerie und 500 Mann Infanterie Pohlniſche Truppen, desgleichen auch 600 Mann Ruſſen bey ſich fuͤhret, hat bereits ſeine Opera- tionen gegen die Confoͤderirten angefangen. Pulawsky hatte ſich wiederum nach dem Crakauiſchen herunter gezogen, und mit dem Zaremba eine Stellung genom- men, daß ſie ſich einander unterſtuͤtzen koͤnnten; der Graf Branicki aber hat ſie doch getrennet, indem er den Zaremba bey Kaliſch angegriffen, und gaͤnzlich zer- ſtreuet hat, daß er kaum mit 50 Mann entfliehen koͤn- nen. So bald die Verſtaͤrkung von Krontruppen zu dem Grafen Branicki wird geſtoßen ſeyn, welcher unter- deſſen bey Kaliſch ſtehen bleibet, wird dieſer alsdann auch ſuchen, den Pulawsky zum Stehen zu bringen. Die Confoͤderirten ſind wegen Czenſtochau ſehr in Sorgen. Die Ruſſen ſind neulich nur eine halbe Meile davon ge- weſen. In Litthauen wollen ſich die Confoͤderirten noch nicht gaͤnzlich demuͤthigen laſſen. Viele Geiſtliche, beſon- ders einige Jeſuiten, ſollen ſolche noch mehr aufzu- hetzen ſuchen, um ein allgemeines Feuer anzuwehen; man glaubet aber doch noch, daß geſchwinde Mittel alles wieder unterdruͤcken werden. In Willna haben die Ruſſen viele Gefangene eingebracht, worunter ſich auch der Canonicus Trezkiewicz befunden hat; desglei- chen haben ſie auch die in Kowno geweſenen Confoͤde- rirten aufgehoben. Unter den Anfuͤhrern von den im Wysczogrodſchen ſtehenden Confoͤderirten iſt es zu ſolchen Haͤndeln ge- kommen, daß ſie gegen einander die Saͤbel gezogen; nachdem aber die Ruſſen herbeygeeilet, haben ſie ſich in der Geſchwindigkeit wieder vereiniget, und ſind davon geflohen. Den Streifereyen im Zakroczymſchen Einhalt zu thun, ſind von Prag 200 Rußiſche Dragoner und 100 Mann Infanterie, nebſt 2 Kanonen, abgegan- gen, die Confoͤderirten aufzuſuchen. Die General-Confoͤderation, welche anjetzo in Pres- czow iſt, hat den Grafen Czerny als Geſandten nach Conſtantinopel geſchickt. Anjetzo erſt hat ſich der Graf Weſſel, Krongroßſchatzmeiſter, durch eine feyerliche Declaration fuͤr die General-Confoͤderation erklaͤret. Bey ſelbiger ſoll auch ein Geſandter von einem gewiſ- ſen Hofe angekommen ſeyn, welcher viel Geld mitge- bracht hat. In Warſchau ſind die Großen ſehr mißvergnuͤgt aus einander gegangen. Der Primas gehet nach Danzig, und der Biſchof von Willna nach Litthauen. Der Koͤ- nig hat am 20ſten dieſes die Litthauiſche Garde zu Fuß bey Ujasdow mit vieler Zufriedenheit manoeuvriren laſſen. Wegen des bey Tynieck gebliebenen Fuͤrſten Kajetan Sapieha haben die daſigen Franciſcaner die Gebote angefangen. Man giebt vor, daß er ſein Leben durch einen gefaͤhrlichen Sturz mit dem Pferde ver- lohren. Er iſt nur 24 Jahr alt geworden. Weil man wegen der herumſtreuenden Partheyen keine ſichere Nachrichten von der großen Rußiſchen Armee gehabt hat, ſo bedienen ſich ſolches die Mißvergnuͤgten, um vielerley Unwahrheiten auszubreiten, worunter im- mer dieſe die erſte und letzte iſt, daß der Großvezier mit ſeiner Armee uͤber die Donau gekommen waͤre, und den Graf Romanzow angegriffen haͤtte. Am 26ſten ſind 200 Ruſſen von Warſchau abmarſchirt, um die Wege nach Podolien zu reinigen. Sonſt will man noch die Nachricht haben, daß ſich die ganze Krimm dem Rußiſchen Scepter unterworfen, davon man die Beſtaͤtigung taͤglich erwartet. Aus der Moldau wird jetzt gemeldet, daß der Fuͤrſt Rep- nin die letzte Tuͤrkiſche Veſtung auf dieſer Seite der Do- nau, Namens Turna, worinn ſich 6000 Tuͤrken befinden ſollen, belagere, und daß der Graf von Romanzow ſein Hauptquartier von Jaſſy nach Falczo, an den Unfern des Pruths, unweit der Donau, verlegt habe. Auszug eines Schreibens der Frau Landgraͤfinn von Heſſen-Darmſtadt, gebohrnen Prinzeßinn von Pfalz-Zweybruͤck, an die Frau von Roͤden zu Wittenburg Man hat mir ein Arzeneymittel bekannt gemacht, welches der Zufall einen Officier gelehrt, der nach einem heftigen Schnupfen Blut geſpien, und nachmals beſtaͤn- dige Bruſtbeſchwerungen empfunden. Die Kunſt der Aerzte hatte ſich an ihm vergebens erſchoͤpft, und er brauchte ſchon nichts mehr. — Er hatte ein Faß Wein auf Bouteillen abziehen laſſen, und wollte dieſe ſelbſt zupfropfen, nahm zu dem Ende ein halbes Pfund Harz, eben ſo viel gelbes Wachs, und ließ es zuſammen in einem irdenen Gefaͤße uͤber einem Kohlbecken ſchmel- zen. Als er ſeine Bouteillen zugepfropft hatte, glaubte er eine Erleichterung in der Bruſt zu empfinden, und mit wenigerer Muͤhe auszuwerfen. Er kam auf die Gedanken, daß vielleicht der Dampf ihm dieſe Beſſerung verurſacht, ließ alſo jene beyden Ingredienzen noch auf dem Kohlenbecken, machte Thuͤren und Fenſter zu, und gieng in dem Rauche auf und ab. Er wiederholte dieſe Cur 4 oder 5 Tage, und ward voͤllig geſund. Der erſte Regiments-Feldſcheer, dem er ſeine Beobachtung mit- theilte, wollte Anfangs an dieſes Mittel nicht glauben, verſuchte es aber doch an einem Soldaten im Hoſpitale, der an einer Eiterung der Lunge dem Tode ſehr nahe war. Er nahm den Kranken zu ſich ins Haus, um alle moͤgliche Aufmerkſamkeit auf ihn zu wenden. Der Kranke, mit deſſen Uebel es ſchon zu weit gekommen war, konnte anfangs den Dampf nicht laͤnger, als einige Minuten ertragen. Nach und nach aber gieng es beſſer, und nach 6 Wochen war er geſund. Die Sache iſt wahr, meine liebe Roͤden, und das koͤnnen Sie ſo gewiß glauben, daß ich Ihnen ſogar Vollmacht gebe, ſie an den Herrn Zimmermann ſelbſt zu erzaͤhlen. Ich habe eben ſeinen Freund Tiſſot con- ſulirt. Aus einem Schreiben von Boitzenburg, vom 7 Julii. Vor einiger Zeit habe ich Ihnen von der großen Verwuͤſtung Nachricht gegeben, welche die Elbe im Mo-

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T12:30:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 110, Hamburg, 10. Julii 1771, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1101007_1771/2>, abgerufen am 21.12.2024.