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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 107, Hamburg, 7. Julii 1731.

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[Spaltenumbruch]
Grafschafft von Brackel nebst allen eingenomme-
nen Einkünfften wieder auszustellen.



Von neuen merckwürdigen
gelehrten Sachen.
Caen.

Um die schönen Studien der Wissen-
schafften in gebührendem Werthe und Flor zu er-
halten, hat man allhier zwo Vorschrifften kund
gemachet, welche ihren Ruhm verdienen. Die
erste betrifft die Aufrichtung einer neuen öffentli-
chen Bibliothec, welche Wöchentlich zween Tage
eröffnet werden soll, und deren sich jedweder be-
dienen mag, welcher Lust hat, sich derselbigen zu
bedienen. Die zweyte betrifft eine gewisse Cere-
monie, welche man Palinod nennet, vermittelst
der von langen Zeiten her bey der hohen Schule
gewisse Preise ausgetheilet werden, und welche
acht Proben von Poesien betreffen. Durch diese
leztere Verordnung ist festgesezet, daß die Austhei-
lung derselben allemahl den 8. Decembr. geschehen
solle: doch mit dem Unterscheid, daß da man damals
alle gute Stücke öffentlich gelesen, man nunmeh-
ro nur diejenigen lesen wird, welche den Preiß da-
von erhalten. Man wird auch dieselben an keine
unbekannte und sich selber verbergende Autoren
austheilen, und was die Bedingungen gegen die
Leute mehr sind, die Ehr-Begierde und Vermö-
gen genug haben, sich in einen so löblichen Wett-
Streit einzulassen.

Leipzig.

Man hat allhier ein kleines und be-
trächtliches Werckchen gedruckt. Solches führet
den Titul: Der Frau Marggräfin von Lambert
neue Betrachtungen über das Frauenzimmer, aus
dem Französischen übersezt durch ein junges Frau-
enzimmer aus... und herausgegeben von einem
Mitgliede der Deutschen Gesellschafft in Leipzig.
in Octav. Der Herr Ausgeber sey wer er wolle,
so ist er ein Mann, welcher das Seine mit einer
trefflichen Art zu sagen weiß. Das Beyspiel ist
die Zueignungs-Schrifft, vermittelst welcher er
der Mutter eine sehr wohlgerahtene Schrifft und
Uebersezung, so ihre Tochter verfertiget, zu rühmen
weiß. Von einer Mutter von der Art, welche
die Kunst, Kinder aufzuerziehen so wohl verstehet,
kann man nichts anders als was unvergleichliches
und ungemeines sagen. Der Madame von Lam-
bert neue Betrachtungen sind so schön, daß solche
nicht in schönere Hände, was die Uebersezung an-
langet, hätten gerahten können: Zumahl da es
so wohl gerahten, daß man unpartheyisch nichts
[Spaltenumbruch] anders sagen kann, als daß man ein Muster einer
trefflichen Deutschen Schreib-Art darinnen finde,
und daß ein junges Frauenzimmer, die dieser Ge-
schicklichkeit wegen, bewundernswürdig sey.
Der Herr Ausgeber hat am Ende dieser nicht un-
bekannten neuen Betrachtungen über das Frau-
enzimmer, einen Anhang von derselben Gedichten
beygefüget, welche die artige Verfertigerin zwi-
schen dem dreyzehnten und siebzehnten Jahre auf-
gesezet hat. Sie sind von der Beschaffenheit, daß
die Manns-Personen sich, nach Beschaffenheit
des Alters und der Umstände, auf ihre Vorzüge in
diesem Stücke nicht allzuviel, zum Voraus für ein
Frauenzimmer, zu gute thun dörffen. Unsere
junge Dichterin, welche zugleich eine vernünffti-
ge Welt-Weisin ist, wird folgende Probe aus ih-
rem Gedichte, welches sie auf dem Namens-Tag
ihrer ältesten Schwester aufgesezet, erweisen.
Es soll hier stehen; und durch die gebundene Ge-
schicklichkeit und Art zu schreiben einer Verfasserin
von der Art, wird sich die Fähigkeit in ungebunde-
ner Weise zu schreiben leicht schliessen lassen.
Das Gedicht ist eine Ode, worinnen sie zu erwei-
sen suchet, daß man in allen Ständen glücklich
seyn könne. So schreibt sie von löblichen Regen-
ten; und nachdem sie einiger andern erwehnet,
von Ihro Majestät dem König in Pohlen :

So herrscht noch izt der Held August;
In dem sich Macht und Huld vereinen.
Er ist ein weiser Schuz der Seinen,
Des ganzen Landes reinste Lust.
O möchte grosses Haupt der Sachsen,
Troz der gewohnten Sterblichkeit,
Die Rechnung deiner Lebens-Zeit
Wie deines Volckes Klugheit wachsen!
So würdest du auf dieser Erden
Zu mehr als einem Reftor werden.

Ohnlängst hat Herr M. May, der seiner Mut-
ter-Sprache zur Ehre und zum Vortheil gebohren
ist, bey Gelegenheit einer Hochzeit einen
ausbündig schönen Aufsaz verfertiget, welcher die
die Beredsamkeit des Körpers, aber was die alten
Action hiessen, abhandelt.



NOTIFICATION.

Denenjenigen/ so in der Ao. 1710. gezogenen Tontinen- und
Leib-Renten-Lotterie interessiret/ wird hiermit kund gethan/ daß
Verordnete dieser Stadt-Cämmerey zu Auszahlung sothaner
Renten den 19. 24. und 26. Julii auf dem Rathhause oben der
Schreiberey Vor- und Nachmittags zu gewöhnlicher Zeit sich
einfinden/ nachhero aber dieses Jahr/ ratione dieser Renten/
nichts weiter bezahlen werden. Ao. 1731.

[Ende Spaltensatz]

[Spaltenumbruch]
Grafſchafft von Brackel nebſt allen eingenomme-
nen Einkuͤnfften wieder auszuſtellen.



Von neuen merckwuͤrdigen
gelehrten Sachen.
Caen.

Um die ſchoͤnen Studien der Wiſſen-
ſchafften in gebuͤhrendem Werthe und Flor zu er-
halten, hat man allhier zwo Vorſchrifften kund
gemachet, welche ihren Ruhm verdienen. Die
erſte betrifft die Aufrichtung einer neuen oͤffentli-
chen Bibliothec, welche Woͤchentlich zween Tage
eroͤffnet werden ſoll, und deren ſich jedweder be-
dienen mag, welcher Luſt hat, ſich derſelbigen zu
bedienen. Die zweyte betrifft eine gewiſſe Cere-
monie, welche man Palinod nennet, vermittelſt
der von langen Zeiten her bey der hohen Schule
gewiſſe Preiſe ausgetheilet werden, und welche
acht Proben von Poeſien betreffen. Durch dieſe
leztere Verordnung iſt feſtgeſezet, daß die Austhei-
lung derſelben allemahl den 8. Decembr. geſchehen
ſolle: doch mit dem Unterſcheid, daß da man damals
alle gute Stuͤcke oͤffentlich geleſen, man nunmeh-
ro nur diejenigen leſen wird, welche den Preiß da-
von erhalten. Man wird auch dieſelben an keine
unbekannte und ſich ſelber verbergende Autoren
austheilen, und was die Bedingungen gegen die
Leute mehr ſind, die Ehr-Begierde und Vermoͤ-
gen genug haben, ſich in einen ſo loͤblichen Wett-
Streit einzulaſſen.

Leipzig.

Man hat allhier ein kleines und be-
traͤchtliches Werckchen gedruckt. Solches fuͤhret
den Titul: Der Frau Marggraͤfin von Lambert
neue Betrachtungen uͤber das Frauenzimmer, aus
dem Franzoͤſiſchen uͤberſezt durch ein junges Frau-
enzimmer aus… und herausgegeben von einem
Mitgliede der Deutſchen Geſellſchafft in Leipzig.
in Octav. Der Herr Ausgeber ſey wer er wolle,
ſo iſt er ein Mann, welcher das Seine mit einer
trefflichen Art zu ſagen weiß. Das Beyſpiel iſt
die Zueignungs-Schrifft, vermittelſt welcher er
der Mutter eine ſehr wohlgerahtene Schrifft und
Ueberſezung, ſo ihre Tochter verfertiget, zu ruͤhmen
weiß. Von einer Mutter von der Art, welche
die Kunſt, Kinder aufzuerziehen ſo wohl verſtehet,
kann man nichts anders als was unvergleichliches
und ungemeines ſagen. Der Madame von Lam-
bert neue Betrachtungen ſind ſo ſchoͤn, daß ſolche
nicht in ſchoͤnere Haͤnde, was die Ueberſezung an-
langet, haͤtten gerahten koͤnnen: Zumahl da es
ſo wohl gerahten, daß man unpartheyiſch nichts
[Spaltenumbruch] anders ſagen kann, als daß man ein Muſter einer
trefflichen Deutſchen Schreib-Art darinnen finde,
und daß ein junges Frauenzimmer, die dieſer Ge-
ſchicklichkeit wegen, bewundernswuͤrdig ſey.
Der Herr Ausgeber hat am Ende dieſer nicht un-
bekannten neuen Betrachtungen uͤber das Frau-
enzimmer, einen Anhang von derſelben Gedichten
beygefuͤget, welche die artige Verfertigerin zwi-
ſchen dem dreyzehnten und ſiebzehnten Jahre auf-
geſezet hat. Sie ſind von der Beſchaffenheit, daß
die Manns-Perſonen ſich, nach Beſchaffenheit
des Alters und der Umſtaͤnde, auf ihre Vorzuͤge in
dieſem Stuͤcke nicht allzuviel, zum Voraus fuͤr ein
Frauenzimmer, zu gute thun doͤrffen. Unſere
junge Dichterin, welche zugleich eine vernuͤnffti-
ge Welt-Weiſin iſt, wird folgende Probe aus ih-
rem Gedichte, welches ſie auf dem Namens-Tag
ihrer aͤlteſten Schweſter aufgeſezet, erweiſen.
Es ſoll hier ſtehen; und durch die gebundene Ge-
ſchicklichkeit und Art zu ſchreiben einer Verfaſſerin
von der Art, wird ſich die Faͤhigkeit in ungebunde-
ner Weiſe zu ſchreiben leicht ſchlieſſen laſſen.
Das Gedicht iſt eine Ode, worinnen ſie zu erwei-
ſen ſuchet, daß man in allen Staͤnden gluͤcklich
ſeyn koͤnne. So ſchreibt ſie von loͤblichen Regen-
ten; und nachdem ſie einiger andern erwehnet,
von Ihro Majeſtaͤt dem Koͤnig in Pohlen :

So herrſcht noch izt der Held Auguſt;
In dem ſich Macht und Huld vereinen.
Er iſt ein weiſer Schuz der Seinen,
Des ganzen Landes reinste Luſt.
O moͤchte groſſes Haupt der Sachſen,
Troz der gewohnten Sterblichkeit,
Die Rechnung deiner Lebens-Zeit
Wie deines Volckes Klugheit wachſen!
So wuͤrdeſt du auf dieſer Erden
Zu mehr als einem Reftor werden.

Ohnlaͤngſt hat Herr M. May, der ſeiner Mut-
ter-Sprache zur Ehre und zum Vortheil gebohren
iſt, bey Gelegenheit einer Hochzeit einen
ausbuͤndig ſchoͤnen Aufſaz verfertiget, welcher die
die Beredſamkeit des Koͤrpers, aber was die alten
Action hieſſen, abhandelt.



NOTIFICATION.

Denenjenigen/ ſo in der Ao. 1710. gezogenen Tontinen- und
Leib-Renten-Lotterie intereſſiret/ wird hiermit kund gethan/ daß
Verordnete dieſer Stadt-Caͤmmerey zu Auszahlung ſothaner
Renten den 19. 24. und 26. Julii auf dem Rathhauſe oben der
Schreiberey Vor- und Nachmittags zu gewoͤhnlicher Zeit ſich
einfinden/ nachhero aber dieſes Jahr/ ratione dieſer Renten/
nichts weiter bezahlen werden. Ao. 1731.

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:12:03Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert




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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 107, Hamburg, 7. Julii 1731, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1070707_1731/4>, abgerufen am 21.11.2024.