Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 107, Hamburg, 7. Julii 1731.[Spaltenumbruch]
Von neuen merckwürdigen gelehrten Sachen. Caen. Um die schönen Studien der Wissen- Leipzig. Man hat allhier ein kleines und be- So herrscht noch izt der Held August; In dem sich Macht und Huld vereinen. Er ist ein weiser Schuz der Seinen, Des ganzen Landes reinste Lust. O möchte grosses Haupt der Sachsen, Troz der gewohnten Sterblichkeit, Die Rechnung deiner Lebens-Zeit Wie deines Volckes Klugheit wachsen! So würdest du auf dieser Erden Zu mehr als einem Reftor werden. Ohnlängst hat Herr M. May, der seiner Mut- NOTIFICATION. Denenjenigen/ so in der Ao. 1710. gezogenen Tontinen- und [Spaltenumbruch]
Von neuen merckwuͤrdigen gelehrten Sachen. Caen. Um die ſchoͤnen Studien der Wiſſen- Leipzig. Man hat allhier ein kleines und be- So herrſcht noch izt der Held Auguſt; In dem ſich Macht und Huld vereinen. Er iſt ein weiſer Schuz der Seinen, Des ganzen Landes reinste Luſt. O moͤchte groſſes Haupt der Sachſen, Troz der gewohnten Sterblichkeit, Die Rechnung deiner Lebens-Zeit Wie deines Volckes Klugheit wachſen! So wuͤrdeſt du auf dieſer Erden Zu mehr als einem Reftor werden. Ohnlaͤngſt hat Herr M. May, der ſeiner Mut- NOTIFICATION. Denenjenigen/ ſo in der Ao. 1710. gezogenen Tontinen- und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/><lb/> Grafſchafft von Brackel nebſt allen eingenomme-<lb/> nen Einkuͤnfften wieder auszuſtellen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von neuen merckwuͤrdigen<lb/> gelehrten Sachen.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <head> <hi rendition="#fr">Caen.</hi> </head> <p> Um die ſchoͤnen Studien der Wiſſen-<lb/> ſchafften in gebuͤhrendem Werthe und Flor zu er-<lb/> halten, hat man allhier zwo Vorſchrifften kund<lb/> gemachet, welche ihren Ruhm verdienen. Die<lb/> erſte betrifft die Aufrichtung einer neuen oͤffentli-<lb/> chen Bibliothec, welche Woͤchentlich zween Tage<lb/> eroͤffnet werden ſoll, und deren ſich jedweder be-<lb/> dienen mag, welcher Luſt hat, ſich derſelbigen zu<lb/> bedienen. Die zweyte betrifft eine gewiſſe Cere-<lb/> monie, welche man Palinod nennet, vermittelſt<lb/> der von langen Zeiten her bey der hohen Schule<lb/> gewiſſe Preiſe ausgetheilet werden, und welche<lb/> acht Proben von Poeſien betreffen. Durch dieſe<lb/> leztere Verordnung iſt feſtgeſezet, daß die Austhei-<lb/> lung derſelben allemahl den 8. Decembr. geſchehen<lb/> ſolle: doch mit dem Unterſcheid, daß da man damals<lb/> alle gute Stuͤcke oͤffentlich geleſen, man nunmeh-<lb/> ro nur diejenigen leſen wird, welche den Preiß da-<lb/> von erhalten. Man wird auch dieſelben an keine<lb/> unbekannte und ſich ſelber verbergende Autoren<lb/> austheilen, und was die Bedingungen gegen die<lb/> Leute mehr ſind, die Ehr-Begierde und Vermoͤ-<lb/> gen genug haben, ſich in einen ſo loͤblichen Wett-<lb/> Streit einzulaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <head> <hi rendition="#fr">Leipzig.</hi> </head> <p>Man hat allhier ein kleines und be-<lb/> traͤchtliches Werckchen gedruckt. Solches fuͤhret<lb/> den Titul: Der Frau Marggraͤfin von Lambert<lb/> neue Betrachtungen uͤber das Frauenzimmer, aus<lb/> dem Franzoͤſiſchen uͤberſezt durch ein junges Frau-<lb/> enzimmer aus… und herausgegeben von einem<lb/> Mitgliede der Deutſchen Geſellſchafft in Leipzig.<lb/> in Octav. Der Herr Ausgeber ſey wer er wolle,<lb/> ſo iſt er ein Mann, welcher das Seine mit einer<lb/> trefflichen Art zu ſagen weiß. Das Beyſpiel iſt<lb/> die Zueignungs-Schrifft, vermittelſt welcher er<lb/> der Mutter eine ſehr wohlgerahtene Schrifft und<lb/> Ueberſezung, ſo ihre Tochter verfertiget, zu ruͤhmen<lb/> weiß. Von einer Mutter von der Art, welche<lb/> die Kunſt, Kinder aufzuerziehen ſo wohl verſtehet,<lb/> kann man nichts anders als was unvergleichliches<lb/> und ungemeines ſagen. Der Madame von Lam-<lb/> bert neue Betrachtungen ſind ſo ſchoͤn, daß ſolche<lb/> nicht in ſchoͤnere Haͤnde, was die Ueberſezung an-<lb/> langet, haͤtten gerahten koͤnnen: Zumahl da es<lb/> ſo wohl gerahten, daß man unpartheyiſch nichts<lb/><cb/> anders ſagen kann, als daß man ein Muſter einer<lb/> trefflichen Deutſchen Schreib-Art darinnen finde,<lb/> und daß ein junges Frauenzimmer, die dieſer Ge-<lb/> ſchicklichkeit wegen, bewundernswuͤrdig ſey.<lb/> Der Herr Ausgeber hat am Ende dieſer nicht un-<lb/> bekannten neuen Betrachtungen uͤber das Frau-<lb/> enzimmer, einen Anhang von derſelben Gedichten<lb/> beygefuͤget, welche die artige Verfertigerin zwi-<lb/> ſchen dem dreyzehnten und ſiebzehnten Jahre auf-<lb/> geſezet hat. Sie ſind von der Beſchaffenheit, daß<lb/> die Manns-Perſonen ſich, nach Beſchaffenheit<lb/> des Alters und der Umſtaͤnde, auf ihre Vorzuͤge in<lb/> dieſem Stuͤcke nicht allzuviel, zum Voraus fuͤr ein<lb/> Frauenzimmer, zu gute thun doͤrffen. Unſere<lb/> junge Dichterin, welche zugleich eine vernuͤnffti-<lb/> ge Welt-Weiſin iſt, wird folgende Probe aus ih-<lb/> rem Gedichte, welches ſie auf dem Namens-Tag<lb/> ihrer aͤlteſten Schweſter aufgeſezet, erweiſen.<lb/> Es ſoll hier ſtehen; und durch die gebundene Ge-<lb/> ſchicklichkeit und Art zu ſchreiben einer Verfaſſerin<lb/> von der Art, wird ſich die Faͤhigkeit in ungebunde-<lb/> ner Weiſe zu ſchreiben leicht ſchlieſſen laſſen.<lb/> Das Gedicht iſt eine Ode, worinnen ſie zu erwei-<lb/> ſen ſuchet, daß man in allen Staͤnden gluͤcklich<lb/> ſeyn koͤnne. 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Ao. 1731.</hi> </p> </div> </div> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [[4]/0004]
Grafſchafft von Brackel nebſt allen eingenomme-
nen Einkuͤnfften wieder auszuſtellen.
Von neuen merckwuͤrdigen
gelehrten Sachen.
Caen. Um die ſchoͤnen Studien der Wiſſen-
ſchafften in gebuͤhrendem Werthe und Flor zu er-
halten, hat man allhier zwo Vorſchrifften kund
gemachet, welche ihren Ruhm verdienen. Die
erſte betrifft die Aufrichtung einer neuen oͤffentli-
chen Bibliothec, welche Woͤchentlich zween Tage
eroͤffnet werden ſoll, und deren ſich jedweder be-
dienen mag, welcher Luſt hat, ſich derſelbigen zu
bedienen. Die zweyte betrifft eine gewiſſe Cere-
monie, welche man Palinod nennet, vermittelſt
der von langen Zeiten her bey der hohen Schule
gewiſſe Preiſe ausgetheilet werden, und welche
acht Proben von Poeſien betreffen. Durch dieſe
leztere Verordnung iſt feſtgeſezet, daß die Austhei-
lung derſelben allemahl den 8. Decembr. geſchehen
ſolle: doch mit dem Unterſcheid, daß da man damals
alle gute Stuͤcke oͤffentlich geleſen, man nunmeh-
ro nur diejenigen leſen wird, welche den Preiß da-
von erhalten. Man wird auch dieſelben an keine
unbekannte und ſich ſelber verbergende Autoren
austheilen, und was die Bedingungen gegen die
Leute mehr ſind, die Ehr-Begierde und Vermoͤ-
gen genug haben, ſich in einen ſo loͤblichen Wett-
Streit einzulaſſen.
Leipzig.Man hat allhier ein kleines und be-
traͤchtliches Werckchen gedruckt. Solches fuͤhret
den Titul: Der Frau Marggraͤfin von Lambert
neue Betrachtungen uͤber das Frauenzimmer, aus
dem Franzoͤſiſchen uͤberſezt durch ein junges Frau-
enzimmer aus… und herausgegeben von einem
Mitgliede der Deutſchen Geſellſchafft in Leipzig.
in Octav. Der Herr Ausgeber ſey wer er wolle,
ſo iſt er ein Mann, welcher das Seine mit einer
trefflichen Art zu ſagen weiß. Das Beyſpiel iſt
die Zueignungs-Schrifft, vermittelſt welcher er
der Mutter eine ſehr wohlgerahtene Schrifft und
Ueberſezung, ſo ihre Tochter verfertiget, zu ruͤhmen
weiß. Von einer Mutter von der Art, welche
die Kunſt, Kinder aufzuerziehen ſo wohl verſtehet,
kann man nichts anders als was unvergleichliches
und ungemeines ſagen. Der Madame von Lam-
bert neue Betrachtungen ſind ſo ſchoͤn, daß ſolche
nicht in ſchoͤnere Haͤnde, was die Ueberſezung an-
langet, haͤtten gerahten koͤnnen: Zumahl da es
ſo wohl gerahten, daß man unpartheyiſch nichts
anders ſagen kann, als daß man ein Muſter einer
trefflichen Deutſchen Schreib-Art darinnen finde,
und daß ein junges Frauenzimmer, die dieſer Ge-
ſchicklichkeit wegen, bewundernswuͤrdig ſey.
Der Herr Ausgeber hat am Ende dieſer nicht un-
bekannten neuen Betrachtungen uͤber das Frau-
enzimmer, einen Anhang von derſelben Gedichten
beygefuͤget, welche die artige Verfertigerin zwi-
ſchen dem dreyzehnten und ſiebzehnten Jahre auf-
geſezet hat. Sie ſind von der Beſchaffenheit, daß
die Manns-Perſonen ſich, nach Beſchaffenheit
des Alters und der Umſtaͤnde, auf ihre Vorzuͤge in
dieſem Stuͤcke nicht allzuviel, zum Voraus fuͤr ein
Frauenzimmer, zu gute thun doͤrffen. Unſere
junge Dichterin, welche zugleich eine vernuͤnffti-
ge Welt-Weiſin iſt, wird folgende Probe aus ih-
rem Gedichte, welches ſie auf dem Namens-Tag
ihrer aͤlteſten Schweſter aufgeſezet, erweiſen.
Es ſoll hier ſtehen; und durch die gebundene Ge-
ſchicklichkeit und Art zu ſchreiben einer Verfaſſerin
von der Art, wird ſich die Faͤhigkeit in ungebunde-
ner Weiſe zu ſchreiben leicht ſchlieſſen laſſen.
Das Gedicht iſt eine Ode, worinnen ſie zu erwei-
ſen ſuchet, daß man in allen Staͤnden gluͤcklich
ſeyn koͤnne. So ſchreibt ſie von loͤblichen Regen-
ten; und nachdem ſie einiger andern erwehnet,
von Ihro Majeſtaͤt dem Koͤnig in Pohlen :
So herrſcht noch izt der Held Auguſt;
In dem ſich Macht und Huld vereinen.
Er iſt ein weiſer Schuz der Seinen,
Des ganzen Landes reinste Luſt.
O moͤchte groſſes Haupt der Sachſen,
Troz der gewohnten Sterblichkeit,
Die Rechnung deiner Lebens-Zeit
Wie deines Volckes Klugheit wachſen!
So wuͤrdeſt du auf dieſer Erden
Zu mehr als einem Reftor werden.
Ohnlaͤngſt hat Herr M. May, der ſeiner Mut-
ter-Sprache zur Ehre und zum Vortheil gebohren
iſt, bey Gelegenheit einer Hochzeit einen
ausbuͤndig ſchoͤnen Aufſaz verfertiget, welcher die
die Beredſamkeit des Koͤrpers, aber was die alten
Action hieſſen, abhandelt.
NOTIFICATION.
Denenjenigen/ ſo in der Ao. 1710. gezogenen Tontinen- und
Leib-Renten-Lotterie intereſſiret/ wird hiermit kund gethan/ daß
Verordnete dieſer Stadt-Caͤmmerey zu Auszahlung ſothaner
Renten den 19. 24. und 26. Julii auf dem Rathhauſe oben der
Schreiberey Vor- und Nachmittags zu gewoͤhnlicher Zeit ſich
einfinden/ nachhero aber dieſes Jahr/ ratione dieſer Renten/
nichts weiter bezahlen werden. Ao. 1731.
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