Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Unglück. zerlumpten Bettlers/ in einer Hand haltend ei-nen leeren Beutel/ in der andern einen Raben/ seine Kleidung ist zerrissen und schwärtzlicht/ rei- chend nur biß zu den Knien. Der Rab ist der unglücks Vogel/ welcher alles übel bedeutet. 485. Unschuld. Ein unversehrtes/ reines/ unbeflecktes Hertz/ Die Unschuld wird ins gemein durch ein 486. Vnzucht. Dieses Wort bedeutet zwar alles/ was wider lust G g ij
Ungluͤck. zerlumpten Bettlers/ in einer Hand haltend ei-nen leeren Beutel/ in der andern einen Raben/ ſeine Kleidung iſt zerriſſen und ſchwaͤrtzlicht/ rei- chend nur biß zu den Knien. Der Rab iſt der ungluͤcks Vogel/ welcher alles uͤbel bedeutet. 485. Unſchuld. Ein unverſehrtes/ reines/ unbeflecktes Hertz/ Die Unſchuld wird ins gemein durch ein 486. Vnzucht. Dieſes Wort bedeutet zwar alles/ was wider luſt G g ij
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Ungluͤck.
zerlumpten Bettlers/ in einer Hand haltend ei-
nen leeren Beutel/ in der andern einen Raben/
ſeine Kleidung iſt zerriſſen und ſchwaͤrtzlicht/ rei-
chend nur biß zu den Knien. Der Rab iſt der
ungluͤcks Vogel/ welcher alles uͤbel bedeutet.
485. Unſchuld.
Ein unverſehrtes/ reines/ unbeflecktes Hertz/
das von keinen Laſter weiß/ das mit reinen un-
verkehrten und ungefaͤrbtem Gewiſſen ſich aller
Schuld befreyt/ gedultig unrecht leid/ und Got-
tes Troſt befillt/ beklaget und geſtillt. Den keine
Schuld beruͤhrt/ iſt innerlich geziert.
Die Unſchuld wird ins gemein durch ein
Maͤgdlein mit einem weiſſe Laͤm̃lein gebildet/ auf
dem Haubt tragend einen Krantz.
486. Vnzucht.
Dieſes Wort bedeutet zwar alles/ was wider
Zucht und Tugend laufft/ wird aber gemeiniglich
von der Unkeuſchheit gebrauchet. Die Suͤnd der
erſten Welt/ die auch die letzte faͤllt/ der verliebten
Kuͤtzelkretz/ kommet von dem Bulgeſchwetz. Die
Suͤnd der Fleiſches Luſt/ iſt alten nicht bewuſt.
Der unreine Hurengeiſt/ den Weg zu der Hoͤllen
weiſt. Die blinde/ verderbliche/ ſchwaͤchende/ ra-
ſende/ unverſchaͤmte/ fꝛeche/ geile/ ſchaͤndliche/ kuꝛ-
tze/ verhaſſte/ unfruchtbare/ ſtraͤffliche/ fluͤchtige/
bereute/ verlohrne Liebesluſt. Die uͤbereilte Wol-
luſt
G g ij
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 469[467]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/499>, abgerufen am 22.02.2025. |