Betrachtung Zeit und Ort/ Personen/ Werk
und Wort/ ruckt die Beglückung fort. Auf sol-
chen Weg geleitet/ den Zeit und Ort bereitet.
Die Gelegenheit muß man nicht verligen lassen.
Die Gelegenheit wird gemahlet in Gestalt
eines nackigten Weibes in der rechten Hand ha-
bend ein Segel/ und in der linken ein Scheermes-
ser (alles nach dem Wind zu richten und die Hin-
ternissen abzu schneiden) auf dem Haubt hat sie
die Haare auf der Stirn/ und sonsten einen kaal-
Kopf/ stehet auff einer Kugel mit geflügelten
Füssen. Also hat sie Phidias gebildet und Auso-
nius beschrieben.
154. Gelusten. Begierden.
Die fleischliche Begierd ein Fallstrick der See-
le/ ein Last deß Gemüts/ ein Grab der Heiligen
Begierden/ die Finsterniß/ welche unser Hertz ü-
bernachet/ verdüstert benebelt/ durchfinstert. Es
ist der Lethe Fluß/ der macht der Seel vergessen.
Die Decke deß Verstandes. Der Blindling
weisst den Weg zur Höll und dem Verderben.
Ein Feind durch Fasten überwunden. Das un-
bezämte Thier das sich der Vernunfft widerse-
tzet. Der Höllen Furien/ Bottschaffterin deß
Todes/ der Zunder aller Sünden/ das Grab er-
langter Ehren/ der Keuschheit ärgster Feind/ die
Freyheit der Begierden.
Das Gelusten wird gebildet in Gestalt eines
ent-
P
Betrachtung Zeit und Ort/ Perſonen/ Werk
und Wort/ ruckt die Begluͤckung fort. Auf ſol-
chen Weg geleitet/ den Zeit und Ort bereitet.
Die Gelegenheit muß man nicht verligen laſſen.
Die Gelegenheit wird gemahlet in Geſtalt
eines nackigten Weibes in der rechten Hand ha-
bend ein Segel/ und in der linken ein Scheermeſ-
ſer (alles nach dem Wind zu richten und die Hin-
terniſſen abzu ſchneiden) auf dem Haubt hat ſie
die Haare auf der Stirn/ und ſonſten einen kaal-
Kopf/ ſtehet auff einer Kugel mit gefluͤgelten
Fuͤſſen. Alſo hat ſie Phidias gebildet und Auſo-
nius beſchrieben.
154. Geluſten. ☞ Begierden.
Die fleiſchliche Begierd ein Fallſtrick der See-
le/ ein Laſt deß Gemuͤts/ ein Grab der Heiligen
Begierden/ die Finſterniß/ welche unſer Hertz uͤ-
bernachet/ verduͤſtert benebelt/ durchfinſtert. Es
iſt der Lethe Fluß/ der macht der Seel vergeſſen.
Die Decke deß Verſtandes. Der Blindling
weiſſt den Weg zur Hoͤll und dem Verderben.
Ein Feind durch Faſten uͤberwunden. Das un-
bezaͤmte Thier das ſich der Vernunfft widerſe-
tzet. Der Hoͤllen Furien/ Bottſchaffterin deß
Todes/ der Zunder aller Suͤnden/ das Grab er-
langter Ehren/ der Keuſchheit aͤrgſter Feind/ die
Freyheit der Begierden.
Das Geluſten wird gebildet in Geſtalt eines
ent-
P
<TEI>
<text>
<body>
<div n="1">
<div n="2">
<div n="3">
<p><pb facs="#f0257" n="227[225]"/><fw place="top" type="header">Gelegenheit.</fw><lb/>
Betrachtung Zeit und Ort/ Perſonen/ Werk<lb/>
und Wort/ ruckt die Begluͤckung fort. Auf ſol-<lb/>
chen Weg geleitet/ den Zeit und Ort bereitet.<lb/>
Die Gelegenheit muß man nicht verligen laſſen.</p><lb/>
<p>Die <hi rendition="#fr">Gelegenheit</hi> wird gemahlet in Geſtalt<lb/>
eines nackigten Weibes in der rechten Hand ha-<lb/>
bend ein Segel/ und in der linken ein Scheermeſ-<lb/>
ſer (alles nach dem Wind zu richten und die Hin-<lb/>
terniſſen abzu ſchneiden) auf dem Haubt hat ſie<lb/>
die Haare auf der Stirn/ und ſonſten einen kaal-<lb/>
Kopf/ ſtehet auff einer Kugel mit gefluͤgelten<lb/>
Fuͤſſen. Alſo hat ſie Phidias gebildet und Auſo-<lb/>
nius beſchrieben.</p>
</div><lb/>
<div n="3">
<head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">154. Geluſten. ☞ Begierden.</hi> </hi> </head><lb/>
<p>Die fleiſchliche Begierd ein Fallſtrick der See-<lb/>
le/ ein Laſt deß Gemuͤts/ ein Grab der Heiligen<lb/>
Begierden/ die Finſterniß/ welche unſer Hertz uͤ-<lb/>
bernachet/ verduͤſtert benebelt/ durchfinſtert. Es<lb/>
iſt der Lethe Fluß/ der macht der Seel vergeſſen.<lb/>
Die Decke deß Verſtandes. Der Blindling<lb/>
weiſſt den Weg zur Hoͤll und dem Verderben.<lb/>
Ein Feind durch Faſten uͤberwunden. Das un-<lb/>
bezaͤmte Thier das ſich der Vernunfft widerſe-<lb/>
tzet. Der Hoͤllen Furien/ Bottſchaffterin deß<lb/>
Todes/ der Zunder aller Suͤnden/ das Grab er-<lb/>
langter Ehren/ der Keuſchheit aͤrgſter Feind/ die<lb/>
Freyheit der Begierden.</p><lb/>
<p>Das <hi rendition="#fr">Geluſten</hi> wird gebildet in Geſtalt eines<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P</fw><fw place="bottom" type="catch">ent-</fw><lb/></p>
</div>
</div>
</div>
</body>
</text>
</TEI>
[227[225]/0257]
Gelegenheit.
Betrachtung Zeit und Ort/ Perſonen/ Werk
und Wort/ ruckt die Begluͤckung fort. Auf ſol-
chen Weg geleitet/ den Zeit und Ort bereitet.
Die Gelegenheit muß man nicht verligen laſſen.
Die Gelegenheit wird gemahlet in Geſtalt
eines nackigten Weibes in der rechten Hand ha-
bend ein Segel/ und in der linken ein Scheermeſ-
ſer (alles nach dem Wind zu richten und die Hin-
terniſſen abzu ſchneiden) auf dem Haubt hat ſie
die Haare auf der Stirn/ und ſonſten einen kaal-
Kopf/ ſtehet auff einer Kugel mit gefluͤgelten
Fuͤſſen. Alſo hat ſie Phidias gebildet und Auſo-
nius beſchrieben.
154. Geluſten. ☞ Begierden.
Die fleiſchliche Begierd ein Fallſtrick der See-
le/ ein Laſt deß Gemuͤts/ ein Grab der Heiligen
Begierden/ die Finſterniß/ welche unſer Hertz uͤ-
bernachet/ verduͤſtert benebelt/ durchfinſtert. Es
iſt der Lethe Fluß/ der macht der Seel vergeſſen.
Die Decke deß Verſtandes. Der Blindling
weiſſt den Weg zur Hoͤll und dem Verderben.
Ein Feind durch Faſten uͤberwunden. Das un-
bezaͤmte Thier das ſich der Vernunfft widerſe-
tzet. Der Hoͤllen Furien/ Bottſchaffterin deß
Todes/ der Zunder aller Suͤnden/ das Grab er-
langter Ehren/ der Keuſchheit aͤrgſter Feind/ die
Freyheit der Begierden.
Das Geluſten wird gebildet in Geſtalt eines
ent-
P