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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Gelegenheit.
Betrachtung Zeit und Ort/ Perſonen/ Werk
und Wort/ ruckt die Begluͤckung fort. Auf ſol-
chen Weg geleitet/ den Zeit und Ort bereitet.
Die Gelegenheit muß man nicht verligen laſſen.

Die Gelegenheit wird gemahlet in Geſtalt
eines nackigten Weibes in der rechten Hand ha-
bend ein Segel/ und in der linken ein Scheermeſ-
ſer (alles nach dem Wind zu richten und die Hin-
terniſſen abzu ſchneiden) auf dem Haubt hat ſie
die Haare auf der Stirn/ und ſonſten einen kaal-
Kopf/ ſtehet auff einer Kugel mit gefluͤgelten
Fuͤſſen. Alſo hat ſie Phidias gebildet und Auſo-
nius beſchrieben.

154. Geluſten. ☞ Begierden.

Die fleiſchliche Begierd ein Fallſtrick der See-
le/ ein Laſt deß Gemuͤts/ ein Grab der Heiligen
Begierden/ die Finſterniß/ welche unſer Hertz uͤ-
bernachet/ verduͤſtert benebelt/ durchfinſtert. Es
iſt der Lethe Fluß/ der macht der Seel vergeſſen.
Die Decke deß Verſtandes. Der Blindling
weiſſt den Weg zur Hoͤll und dem Verderben.
Ein Feind durch Faſten uͤberwunden. Das un-
bezaͤmte Thier das ſich der Vernunfft widerſe-
tzet. Der Hoͤllen Furien/ Bottſchaffterin deß
Todes/ der Zunder aller Suͤnden/ das Grab er-
langter Ehren/ der Keuſchheit aͤrgſter Feind/ die
Freyheit der Begierden.

Das Geluſten wird gebildet in Geſtalt eines

ent-
P

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 227[225]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/257>, abgerufen am 07.01.2025.