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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Früling.
130. Früling.

Der Vater der Blumen/ die Jugend deß
Jahrs/ der Anfang schöner Tage/ der Schatz-
meister eröffnend die grünen Felder/ der die vor
begrauten Wälder kleidet mit dem Jägersrock.
Wann die Mutter Erden lachet/ der (Früling)
das Meer zum Spiegel machet/ wann die Bau-
men sich erneuen und die süssen Westen freyen/
heitert sich der Himmel auf/ mit gestärkten Son-
nenlauff. Das Feld ist begrünt/ bekleet beblumt/
begrast/ hat den Silberschnee verzehrt der in Per-
leintau verkehrt/ weist die Frucht in voller Blü-
te/ die der Früling eingeschmeltzt. Der neuerfreu-
te Lentz etc. Höret doch die Schwalben swiren/ und
mit sich die Zeitung führen von der holden Som-
merszeit. Wann die leichten Vögel nisten/ und
sich nun zu Felde risten/ lachet alles/ ohn den Re-
ben; Er weint und kan Freude geben. Der May/
der mit sich mahlt das ausgezierte Jahr. Der
Bach kommt nun eingeschmogen/ hat den Harnisch
ausgezogen/ etc. das Lentzbeglentzte Jahr ziert der
Baumen Haar/ und ertheilt in allen Landen
Blumen mit betauten Handen.

Der Baumen rauhe Rinden die grüne Klei-
dung finden/ die Aestezweige Kräntze binden/ und
sich ineinander winden. Die Erd' ist nun verliebt/
sie bulet mit dem Himmel/ bekräntzt das schöne
Haubt/ seufftzt durch das Dampfgewümmel/

weint
Fruͤling.
130. Fruͤling.

Der Vater der Blumen/ die Jugend deß
Jahrs/ der Anfang ſchoͤner Tage/ der Schatz-
meiſter eroͤffnend die gruͤnen Felder/ der die vor
begrauten Waͤlder kleidet mit dem Jaͤgersrock.
Wann die Mutter Erden lachet/ der (Fruͤling)
das Meer zum Spiegel machet/ wann die Bau-
men ſich erneuen und die ſuͤſſen Weſten freyen/
heitert ſich der Himmel auf/ mit geſtaͤrkten Son-
nenlauff. Das Feld iſt begruͤnt/ bekleet beblumt/
begraſt/ hat den Silberſchnee verzehrt der in Per-
leintau verkehrt/ weiſt die Frucht in voller Bluͤ-
te/ die der Fruͤling eingeſchmeltzt. Der neuerfreu-
te Lentz ꝛc. Hoͤret doch die Schwalben ſwiren/ und
mit ſich die Zeitung fuͤhren von der holden Som-
merszeit. Wann die leichten Voͤgel niſten/ und
ſich nun zu Felde riſten/ lachet alles/ ohn den Re-
ben; Er weint und kan Freude geben. Der May/
der mit ſich mahlt das ausgezierte Jahr. Der
Bach kom̃t nun eingeſchmogẽ/ hat den Harniſch
ausgezogen/ ꝛc. das Lentzbeglentzte Jahr ziert der
Baumen Haar/ und ertheilt in allen Landen
Blumen mit betauten Handen.

Der Baumen rauhe Rinden die gruͤne Klei-
dung finden/ die Aeſtezweige Kraͤntze binden/ und
ſich ineinander winden. Die Erd’ iſt nun verliebt/
ſie bulet mit dem Himmel/ bekraͤntzt das ſchoͤne
Haubt/ ſeufftzt durch das Dampfgewuͤmmel/

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[210[208]/0240] Fruͤling. 130. Fruͤling. Der Vater der Blumen/ die Jugend deß Jahrs/ der Anfang ſchoͤner Tage/ der Schatz- meiſter eroͤffnend die gruͤnen Felder/ der die vor begrauten Waͤlder kleidet mit dem Jaͤgersrock. Wann die Mutter Erden lachet/ der (Fruͤling) das Meer zum Spiegel machet/ wann die Bau- men ſich erneuen und die ſuͤſſen Weſten freyen/ heitert ſich der Himmel auf/ mit geſtaͤrkten Son- nenlauff. Das Feld iſt begruͤnt/ bekleet beblumt/ begraſt/ hat den Silberſchnee verzehrt der in Per- leintau verkehrt/ weiſt die Frucht in voller Bluͤ- te/ die der Fruͤling eingeſchmeltzt. Der neuerfreu- te Lentz ꝛc. Hoͤret doch die Schwalben ſwiren/ und mit ſich die Zeitung fuͤhren von der holden Som- merszeit. Wann die leichten Voͤgel niſten/ und ſich nun zu Felde riſten/ lachet alles/ ohn den Re- ben; Er weint und kan Freude geben. Der May/ der mit ſich mahlt das ausgezierte Jahr. Der Bach kom̃t nun eingeſchmogẽ/ hat den Harniſch ausgezogen/ ꝛc. das Lentzbeglentzte Jahr ziert der Baumen Haar/ und ertheilt in allen Landen Blumen mit betauten Handen. Der Baumen rauhe Rinden die gruͤne Klei- dung finden/ die Aeſtezweige Kraͤntze binden/ und ſich ineinander winden. Die Erd’ iſt nun verliebt/ ſie bulet mit dem Himmel/ bekraͤntzt das ſchoͤne Haubt/ ſeufftzt durch das Dampfgewuͤmmel/ weint

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 210[208]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/240>, abgerufen am 20.11.2024.