Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.Die zweyte Stund. ben in ihren natürlichem Stand nicht ver-nachtheilet/ zergliedert und zertheilet werden sollen. 20. Diese Vor- und Nachsyllben werden IV. 21. Wer dem besagten nachsinnet/ wird be- los/
Die zweyte Stund. ben in ihren natuͤrlichem Stand nicht ver-nachtheilet/ zergliedert und zertheilet werden ſollen. 20. Dieſe Vor- und Nachſyllben werden IV. 21. Wer dem beſagten nachſinnet/ wird be- los/
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Die zweyte Stund.
ben in ihren natuͤrlichem Stand nicht ver-
nachtheilet/ zergliedert und zertheilet werden
ſollen.
20. Dieſe Vor- und Nachſyllben werden
eintzelweis/ parweis und ſelbdritt beygefuͤget/
als: abſtehen/ hinabſtehen/ dar uͤber hin ab
ſtehen; frucht bar/ Frucht bar keit/ ꝛc. hiervon
iſt ein mehrers zu finden in der VI. Stunde.
IV.
21. Wer dem beſagten nachſinnet/ wird be-
finden/ daß dieſe Eigenſchaft unſrer Sprache zu
der Poeterey eine unzweiffeliche/ grundrichtige
Fuͤglichkeit giebet. Es iſt aber zu Bildung unſ-
rer Gedanken noch nicht genug/ ſondern man
muß die verdopelten Woͤrter recht zu gebrauchen
wiſſen/ in welchen unſre Zunge wunderkuͤnſtlich
iſt. Zum Exempel: iſt eine Gleichniß anzuſtel-
len/ ſo gebrauchen wir das Woͤrtlein weis/ als:
ſpielweis/ tauſchweis/ kauffweis/ ꝛc. wollen
wir von etwas ſagen/ das voll/ und loͤblich iſt/ ſo
haben wir die Woͤrtlein reich/ maͤchtig/ voll/
als tugendreich/ geiſtreich/ wunderreich/
wortmaͤchtig/ allmaͤchtig/ troſtmaͤchtig/
gnadenvoll/ wundervoll/ handvoll. Wann
unſer Nachfiñen zielet auf eine Befreyung/ Ent-
nemung oder Beraubung eines Dings/ gebrau-
chen wir die Woͤrtlein los/ frey/ weg/ als: ſinn-
los/
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