Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.passionibus hystericis, philtris, und eingenommenen Giften behaftet sind, bekräftigen dieses zur Gnüge. Man kan sich nicht gnug über die Gebehrden und Vorstellungen derjenigen verwundern, welche in dem untersten Theile von Italien durch die Taranteln gestochen werden. Von dem Tarantismo sind die vornehmsten und meisten Umstände gar deutlich beschrieben bey dem SAMUEL HAFENREFFER in Nosodochio L. III. c. 12. p.475. sq. ed. Ulmae 1660.8. §. XXIV. Man kann auch durch Kunst und natürliche Hand-Griffe die Menschen in solche Umstände setzen, daß sie von den abwesenden Sachen, woran sie gedencken, so lebhaftige Bilder in ihrem Gehirn hervorbringen, als man sonst von den gegenwärtigen Sachen empfindet, welche die äussern Gliedmassen der Sinnen rühren. Wir wollen dieses mit dem Exempel der Hexen, und der so genannten Heiligen, oder Schwärmers erklähren. Die Vorstellungen, welche sich in der Einbildung der Hexen von dem Fluge durch die Luft, von dem Brocken Tantze, von der Hochzeit und Beyschlaffe des Satans und andern sieben Sachen befinden, rühren lediglich von einer Kräuter-Salbe und den Erzehlungen anderer Hexen her. Denn wenn eine junge Hexe angeworben wird, so wird sie erst mit Kräutern geräuchert, welche die Einbildung verderben, und darauf mit vielen Fabeln, so in der Ordnung der Dinge nicht gegründet sind, in dem Gehirn angefüllet. Wenn eine Hexe nach passionibus hystericis, philtris, und eingenommenen Giften behaftet sind, bekräftigen dieses zur Gnüge. Man kan sich nicht gnug über die Gebehrden und Vorstellungen derjenigen verwundern, welche in dem untersten Theile von Italien durch die Taranteln gestochen werden. Von dem Tarantismo sind die vornehmsten und meisten Umstände gar deutlich beschrieben bey dem SAMUEL HAFENREFFER in Nosodochio L. III. c. 12. p.475. sq. ed. Ulmæ 1660.8. §. XXIV. Man kann auch durch Kunst und natürliche Hand-Griffe die Menschen in solche Umstände setzen, daß sie von den abwesenden Sachen, woran sie gedencken, so lebhaftige Bilder in ihrem Gehirn hervorbringen, als man sonst von den gegenwärtigen Sachen empfindet, welche die äussern Gliedmassen der Sinnen rühren. Wir wollen dieses mit dem Exempel der Hexen, und der so genannten Heiligen, oder Schwärmers erklähren. Die Vorstellungen, welche sich in der Einbildung der Hexen von dem Fluge durch die Luft, von dem Brocken Tantze, von der Hochzeit und Beyschlaffe des Satans und andern sieben Sachen befinden, rühren lediglich von einer Kräuter-Salbe und den Erzehlungen anderer Hexen her. Denn wenn eine junge Hexe angeworben wird, so wird sie erst mit Kräutern geräuchert, welche die Einbildung verderben, und darauf mit vielen Fabeln, so in der Ordnung der Dinge nicht gegründet sind, in dem Gehirn angefüllet. Wenn eine Hexe nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="89"/><hi rendition="#aq">passionibus hystericis, philtris,</hi> und eingenommenen Giften behaftet sind, bekräftigen dieses zur Gnüge. Man kan sich nicht gnug über die Gebehrden und Vorstellungen derjenigen verwundern, welche in dem untersten Theile von Italien durch die Taranteln gestochen werden. Von dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tarantismo</hi></hi> sind die vornehmsten und meisten Umstände gar deutlich beschrieben bey dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">SAMUEL HAFENREFFER</hi> in <hi rendition="#i">Nosodochio</hi> L. III. c. 12. p.475. sq. ed. Ulmæ 1660.8.</hi></p> </div> <div n="2"> <head>§. XXIV.</head><lb/> <p>Man kann auch durch Kunst und natürliche Hand-Griffe die Menschen in solche Umstände setzen, daß sie von den abwesenden Sachen, woran sie gedencken, so lebhaftige Bilder in ihrem Gehirn hervorbringen, als man sonst von den gegenwärtigen Sachen empfindet, welche die äussern Gliedmassen der Sinnen rühren. Wir wollen dieses mit dem Exempel der Hexen, und der so genannten Heiligen, oder Schwärmers erklähren. Die Vorstellungen, welche sich in der Einbildung der Hexen von dem Fluge durch die Luft, von dem Brocken Tantze, von der Hochzeit und Beyschlaffe des Satans und andern sieben Sachen befinden, rühren lediglich von einer Kräuter-Salbe und den Erzehlungen anderer Hexen her. Denn wenn eine junge Hexe angeworben wird, so wird sie erst mit Kräutern geräuchert, welche die Einbildung verderben, und darauf mit vielen Fabeln, so in der Ordnung der Dinge nicht gegründet sind, in dem Gehirn angefüllet. Wenn eine Hexe nach </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0087]
passionibus hystericis, philtris, und eingenommenen Giften behaftet sind, bekräftigen dieses zur Gnüge. Man kan sich nicht gnug über die Gebehrden und Vorstellungen derjenigen verwundern, welche in dem untersten Theile von Italien durch die Taranteln gestochen werden. Von dem Tarantismo sind die vornehmsten und meisten Umstände gar deutlich beschrieben bey dem SAMUEL HAFENREFFER in Nosodochio L. III. c. 12. p.475. sq. ed. Ulmæ 1660.8.
§. XXIV.
Man kann auch durch Kunst und natürliche Hand-Griffe die Menschen in solche Umstände setzen, daß sie von den abwesenden Sachen, woran sie gedencken, so lebhaftige Bilder in ihrem Gehirn hervorbringen, als man sonst von den gegenwärtigen Sachen empfindet, welche die äussern Gliedmassen der Sinnen rühren. Wir wollen dieses mit dem Exempel der Hexen, und der so genannten Heiligen, oder Schwärmers erklähren. Die Vorstellungen, welche sich in der Einbildung der Hexen von dem Fluge durch die Luft, von dem Brocken Tantze, von der Hochzeit und Beyschlaffe des Satans und andern sieben Sachen befinden, rühren lediglich von einer Kräuter-Salbe und den Erzehlungen anderer Hexen her. Denn wenn eine junge Hexe angeworben wird, so wird sie erst mit Kräutern geräuchert, welche die Einbildung verderben, und darauf mit vielen Fabeln, so in der Ordnung der Dinge nicht gegründet sind, in dem Gehirn angefüllet. Wenn eine Hexe nach
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