Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.Würckungen auch am Himmel zu suchen und zu finden seyn. Wir lassen den Kindern ihre Puppen, und den Phantasten ihre Hirn-Gespinste, und gehen weiter. Wir nehmen keinen Theil an solchen irrigen Einbildungen, so in dem Grunde nichts als Atheistereyen sind. (§. 13.) Ich weiß zwar wohl, daß Christian Victor Tuchtfeld noch neulich ebenfalls sonderbahre Dinge von dem Astral-Geiste vorgegeben. Allein weil der Begrif desselben annoch eines und das andere in sich zu fassen scheinet, so wollen wir mit ihm annoch einen Schritt weiter gehen, wenn wir zuvor erinnert haben, daß der Welt-Geist, so fern er dem theilbahren GOtte, der sich ausdehnen kan, entgegen gesetzet ist, ein Unding und Hirn-Gespinste sey. Denn weil dergleichen GOtt gar nicht is, so hat er auch kein Gegentheil. Denn es ist dieses nichts anders, als wenn ich das silberne Holtz dem bleyernem Holtze, oder die antiperistasin der alten Schul-Lehrer der non-antiperistasi entgegen setzen wolte. §. XVII. Wie die Egyptische Weltweisen sich der Scheide-Kunst beflissen, wenigstens in den letztern Zeiten: also waren die Chaldäischen, Babylonischen und Persischen Gelehrten der Sternseher-Kunst ergeben. Der berühmte Plato hatte so wohl aus jenen als aus diesen etwas in seine Lehr-Sätze gezogen, angesehen er ein Schüler von solchen Leuten gewesen, die bey beyden studirt hatten. Dem Sternsehern gefiel es, wenn sie die Würckungen auch am Himmel zu suchen und zu finden seyn. Wir lassen den Kindern ihre Puppen, und den Phantasten ihre Hirn-Gespinste, und gehen weiter. Wir nehmen keinen Theil an solchen irrigen Einbildungen, so in dem Grunde nichts als Atheistereyen sind. (§. 13.) Ich weiß zwar wohl, daß Christian Victor Tuchtfeld noch neulich ebenfalls sonderbahre Dinge von dem Astral-Geiste vorgegeben. Allein weil der Begrif desselben annoch eines und das andere in sich zu fassen scheinet, so wollen wir mit ihm annoch einen Schritt weiter gehen, wenn wir zuvor erinnert haben, daß der Welt-Geist, so fern er dem theilbahren GOtte, der sich ausdehnen kan, entgegen gesetzet ist, ein Unding und Hirn-Gespinste sey. Denn weil dergleichen GOtt gar nicht is, so hat er auch kein Gegentheil. Denn es ist dieses nichts anders, als wenn ich das silberne Holtz dem bleyernem Holtze, oder die antiperistasin der alten Schul-Lehrer der non-antiperistasi entgegen setzen wolte. §. XVII. Wie die Egyptische Weltweisen sich der Scheide-Kunst beflissen, wenigstens in den letztern Zeiten: also waren die Chaldäischen, Babylonischen und Persischen Gelehrten der Sternseher-Kunst ergeben. Der berühmte Plato hatte so wohl aus jenen als aus diesen etwas in seine Lehr-Sätze gezogen, angesehen er ein Schüler von solchen Leuten gewesen, die bey beyden studirt hatten. Dem Sternsehern gefiel es, wenn sie die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0069" n="71"/> Würckungen auch am Himmel zu suchen und zu finden seyn. Wir lassen den Kindern ihre Puppen, und den Phantasten ihre Hirn-Gespinste, und gehen weiter. Wir nehmen keinen Theil an solchen irrigen Einbildungen, so in dem Grunde nichts als Atheistereyen sind. <ref target="#f0054">(§. 13.)</ref> Ich weiß zwar wohl, daß Christian Victor Tuchtfeld noch neulich ebenfalls sonderbahre Dinge von dem Astral-Geiste vorgegeben. Allein weil der Begrif desselben annoch eines und das andere in sich zu <choice><sic>fas-</sic><corr>fassen</corr></choice> scheinet, so wollen wir mit ihm annoch einen Schritt weiter gehen, wenn wir zuvor erinnert haben, daß der <hi rendition="#fr">Welt-Geist</hi>, so fern er dem <hi rendition="#fr">theilbahren GOtte, der sich ausdehnen kan,</hi> entgegen gesetzet ist, ein Unding und Hirn-Gespinste sey. Denn weil dergleichen GOtt gar nicht is, so hat er auch kein Gegentheil. Denn es ist dieses nichts anders, als wenn ich das silberne Holtz dem bleyernem Holtze, oder die <hi rendition="#aq">antiperistasin</hi> der alten Schul-Lehrer der <hi rendition="#aq">non-antiperistasi</hi> entgegen setzen wolte.</p> </div> <div n="2"> <head>§. XVII.</head><lb/> <p>Wie die Egyptische Weltweisen sich der Scheide-Kunst beflissen, wenigstens in den letztern Zeiten: also waren die Chaldäischen, Babylonischen und Persischen Gelehrten der Sternseher-Kunst ergeben. Der berühmte Plato hatte so wohl aus jenen als aus diesen etwas in seine Lehr-Sätze gezogen, angesehen er ein Schüler von solchen Leuten gewesen, die bey beyden studirt hatten. Dem Sternsehern gefiel es, wenn sie die </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0069]
Würckungen auch am Himmel zu suchen und zu finden seyn. Wir lassen den Kindern ihre Puppen, und den Phantasten ihre Hirn-Gespinste, und gehen weiter. Wir nehmen keinen Theil an solchen irrigen Einbildungen, so in dem Grunde nichts als Atheistereyen sind. (§. 13.) Ich weiß zwar wohl, daß Christian Victor Tuchtfeld noch neulich ebenfalls sonderbahre Dinge von dem Astral-Geiste vorgegeben. Allein weil der Begrif desselben annoch eines und das andere in sich zu fassen scheinet, so wollen wir mit ihm annoch einen Schritt weiter gehen, wenn wir zuvor erinnert haben, daß der Welt-Geist, so fern er dem theilbahren GOtte, der sich ausdehnen kan, entgegen gesetzet ist, ein Unding und Hirn-Gespinste sey. Denn weil dergleichen GOtt gar nicht is, so hat er auch kein Gegentheil. Denn es ist dieses nichts anders, als wenn ich das silberne Holtz dem bleyernem Holtze, oder die antiperistasin der alten Schul-Lehrer der non-antiperistasi entgegen setzen wolte.
§. XVII.
Wie die Egyptische Weltweisen sich der Scheide-Kunst beflissen, wenigstens in den letztern Zeiten: also waren die Chaldäischen, Babylonischen und Persischen Gelehrten der Sternseher-Kunst ergeben. Der berühmte Plato hatte so wohl aus jenen als aus diesen etwas in seine Lehr-Sätze gezogen, angesehen er ein Schüler von solchen Leuten gewesen, die bey beyden studirt hatten. Dem Sternsehern gefiel es, wenn sie die
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/69>, abgerufen am 22.02.2025. |