Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.Willen mag sie solches nicht erreichen, weil sie dieselben nicht besitzet. Ist sie aber mit einem subtilen Leibe umhüllet, so wissen wir dennoch aus der Historie von dem reichen Manne und Lazaro, daß die Seelen der Frommen so fort nach dem Tode des Leibes von den Engeln in Abrahams Schoos getragen werde; die Seelen aber der Gottlosen zur Pein und Flamme fortgebracht werden, ohne einige fernere Verweilung in den Gräbern. Seelig sind die Todten, die in dem HErrn sterben, von nun an. §. XI. Ich hoffe nicht, daß jemand GOttes unmittelbahre Würckung ins Spiel ziehen und zu Hülfe ruffen werde. Denn zu welchem Ende sollte der Liebhaber des Lebens solche nichtige Würckung unmittelbahr verrichten, daraus für seine Ehre nicht der geringste Beytrag erwächset? Die unmittelbahren Würckungen GOttes heben die Gesetze der Natur auf und sind Wunderwercke. Diese geschehen nur aus den wichtigsten Uhrsachen, dergleichen sich keine bey dieser Historie von den Vampyrs anbringen läst. §. XII. Es sind Leute, die sich zu den andächtigen gesellen, und mit dieser Anmerckung von den Wunderwercken gar nicht zufrieden sind. Denn indem sie ihr gantzes Thun und Lassen zu Wunderwercken machen; können sie nicht wohl leiden, wenn man sich beschwert befindet, jede Würckung, so dem Reiche der Natur oder der Gnaden gemäß ist, Willen mag sie solches nicht erreichen, weil sie dieselben nicht besitzet. Ist sie aber mit einem subtilen Leibe umhüllet, so wissen wir dennoch aus der Historie von dem reichen Manne und Lazaro, daß die Seelen der Frommen so fort nach dem Tode des Leibes von den Engeln in Abrahams Schoos getragen werde; die Seelen aber der Gottlosen zur Pein und Flamme fortgebracht werden, ohne einige fernere Verweilung in den Gräbern. Seelig sind die Todten, die in dem HErrn sterben, von nun an. §. XI. Ich hoffe nicht, daß jemand GOttes unmittelbahre Würckung ins Spiel ziehen und zu Hülfe ruffen werde. Denn zu welchem Ende sollte der Liebhaber des Lebens solche nichtige Würckung unmittelbahr verrichten, daraus für seine Ehre nicht der geringste Beytrag erwächset? Die unmittelbahren Würckungen GOttes heben die Gesetze der Natur auf und sind Wunderwercke. Diese geschehen nur aus den wichtigsten Uhrsachen, dergleichen sich keine bey dieser Historie von den Vampyrs anbringen läst. §. XII. Es sind Leute, die sich zu den andächtigen gesellen, und mit dieser Anmerckung von den Wunderwercken gar nicht zufrieden sind. Denn indem sie ihr gantzes Thun und Lassen zu Wunderwercken machen; können sie nicht wohl leiden, wenn man sich beschwert befindet, jede Würckung, so dem Reiche der Natur oder der Gnaden gemäß ist, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" n="54"/> Willen mag sie solches nicht erreichen, weil sie dieselben nicht besitzet. Ist sie aber mit einem subtilen Leibe umhüllet, so wissen wir dennoch aus der Historie von dem reichen Manne und Lazaro, daß die Seelen der Frommen so fort nach dem Tode des Leibes von den Engeln in Abrahams Schoos getragen werde; die Seelen aber der Gottlosen zur Pein und Flamme fortgebracht werden, ohne einige fernere Verweilung in den Gräbern. Seelig sind die Todten, die in dem HErrn sterben, von nun an.</p> </div> <div n="2"> <head>§. XI.</head><lb/> <p>Ich hoffe nicht, daß jemand GOttes unmittelbahre Würckung ins Spiel ziehen und zu Hülfe ruffen werde. Denn zu welchem Ende sollte der Liebhaber des Lebens solche nichtige Würckung unmittelbahr verrichten, daraus für seine Ehre nicht der geringste Beytrag erwächset? Die unmittelbahren Würckungen GOttes heben die Gesetze der Natur auf und sind Wunderwercke. Diese geschehen nur aus den wichtigsten Uhrsachen, dergleichen sich keine bey dieser Historie von den Vampyrs anbringen läst.</p> </div> <div n="2"> <head>§. XII.</head><lb/> <p>Es sind Leute, die sich zu den andächtigen gesellen, und mit dieser Anmerckung von den Wunderwercken gar nicht zufrieden sind. Denn indem sie ihr gantzes Thun und Lassen zu Wunderwercken machen; können sie nicht wohl leiden, wenn man sich beschwert befindet, jede Würckung, so dem Reiche der Natur oder der Gnaden gemäß ist, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0052]
Willen mag sie solches nicht erreichen, weil sie dieselben nicht besitzet. Ist sie aber mit einem subtilen Leibe umhüllet, so wissen wir dennoch aus der Historie von dem reichen Manne und Lazaro, daß die Seelen der Frommen so fort nach dem Tode des Leibes von den Engeln in Abrahams Schoos getragen werde; die Seelen aber der Gottlosen zur Pein und Flamme fortgebracht werden, ohne einige fernere Verweilung in den Gräbern. Seelig sind die Todten, die in dem HErrn sterben, von nun an.
§. XI.
Ich hoffe nicht, daß jemand GOttes unmittelbahre Würckung ins Spiel ziehen und zu Hülfe ruffen werde. Denn zu welchem Ende sollte der Liebhaber des Lebens solche nichtige Würckung unmittelbahr verrichten, daraus für seine Ehre nicht der geringste Beytrag erwächset? Die unmittelbahren Würckungen GOttes heben die Gesetze der Natur auf und sind Wunderwercke. Diese geschehen nur aus den wichtigsten Uhrsachen, dergleichen sich keine bey dieser Historie von den Vampyrs anbringen läst.
§. XII.
Es sind Leute, die sich zu den andächtigen gesellen, und mit dieser Anmerckung von den Wunderwercken gar nicht zufrieden sind. Denn indem sie ihr gantzes Thun und Lassen zu Wunderwercken machen; können sie nicht wohl leiden, wenn man sich beschwert befindet, jede Würckung, so dem Reiche der Natur oder der Gnaden gemäß ist,
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/52>, abgerufen am 16.07.2024. |