Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.nichts davon in den Händen. Ein Musicante sahe sein Haus brennen, so er bey dem Misbrauch der Nahrung des Leibes zusammen geschunden hatte. Er nahm seine Fiddel und setzte sich gegen über, und sang dazu diese Worte: §. XLV. Ich bilde mir fast ein, daß diese meine Abhandlung von einigen mit ungütigen Augen werde angesehen werden. Allein ich bitte zu überlegen, daß ich andern nichts vorgeschrieben, sondern einem jedem seine Freyheit zu dencken ungekränckt gelassen habe. Ich habe aber einen Beruf zu diesem Aufsatze gehabt, nicht allein weil meine mir anvertraute Zuhörer zum theil sich mit leeren Wörtern und Regeln der Sprachen nicht wollen abspeisen lassen, sondern über die in den Zeitungen gelesene Sachen, so etwas mehr bedeuten, meine Erklährung begehren; sondern auch vornehmlich weil eine hohe Persohn, von deren Gnade und Befehlen ich abhange, mir ausdrücklich auferlegt, meine Gedancken von den Vampirs zu Papier zu bringen. Ferner bin ich in meinem Gewissen zur Bekänntnis der Wahrheit, so fern dieselbe von mir durch meine Ober-Herrn vermittelst eines doppelten Eydes vor zwölf nichts davon in den Händen. Ein Musicante sahe sein Haus brennen, so er bey dem Misbrauch der Nahrung des Leibes zusammen geschunden hatte. Er nahm seine Fiddel und setzte sich gegen über, und sang dazu diese Worte: §. XLV. Ich bilde mir fast ein, daß diese meine Abhandlung von einigen mit ungütigen Augen werde angesehen werden. Allein ich bitte zu überlegen, daß ich andern nichts vorgeschrieben, sondern einem jedem seine Freyheit zu dencken ungekränckt gelassen habe. Ich habe aber einen Beruf zu diesem Aufsatze gehabt, nicht allein weil meine mir anvertraute Zuhörer zum theil sich mit leeren Wörtern und Regeln der Sprachen nicht wollen abspeisen lassen, sondern über die in den Zeitungen gelesene Sachen, so etwas mehr bedeuten, meine Erklährung begehren; sondern auch vornehmlich weil eine hohe Persohn, von deren Gnade und Befehlen ich abhange, mir ausdrücklich auferlegt, meine Gedancken von den Vampirs zu Papier zu bringen. Ferner bin ich in meinem Gewissen zur Bekänntnis der Wahrheit, so fern dieselbe von mir durch meine Ober-Herrn vermittelst eines doppelten Eydes vor zwölf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0129" n="131"/> nichts davon in den Händen. Ein Musicante sahe sein Haus brennen, so er bey dem Misbrauch der Nahrung des Leibes zusammen geschunden hatte. Er nahm seine Fiddel und setzte sich gegen über, und sang dazu diese Worte:<lb/><cit><quote><hi rendition="#fr">Wie du kommst, so gehest du!</hi></quote></cit><lb/> Jedermann bekennet dieses, und dennoch liegt die gantze Welt an unreiner und gieriger Habe-Lust kranck. <hi rendition="#aq">Hiob. XXIV. 24.</hi> <hi rendition="#fr">Sie sind eine kleine Zeit erhaben, und werden zu nichte, und untergedruckt, und gantz und gar ausgetilget werden.</hi> <hi rendition="#aq">Conf. CXX. 15-27.</hi></p> </div> <div n="2"> <head>§. XLV.</head><lb/> <p>Ich bilde mir fast ein, daß diese meine Abhandlung von einigen mit ungütigen Augen werde angesehen werden. Allein ich bitte zu überlegen, daß ich andern nichts vorgeschrieben, sondern einem jedem seine Freyheit zu dencken ungekränckt gelassen habe. Ich habe aber einen Beruf zu diesem Aufsatze gehabt, nicht allein weil meine mir anvertraute Zuhörer zum theil sich mit leeren Wörtern und Regeln der Sprachen nicht wollen abspeisen lassen, sondern über die in den Zeitungen gelesene Sachen, so etwas mehr bedeuten, meine Erklährung begehren; sondern auch vornehmlich weil eine hohe Persohn, von deren Gnade und Befehlen ich abhange, mir ausdrücklich auferlegt, meine Gedancken von den Vampirs zu Papier zu bringen. Ferner bin ich in meinem Gewissen zur Bekänntnis der Wahrheit, so fern dieselbe von mir durch meine Ober-Herrn vermittelst eines doppelten Eydes vor zwölf </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0129]
nichts davon in den Händen. Ein Musicante sahe sein Haus brennen, so er bey dem Misbrauch der Nahrung des Leibes zusammen geschunden hatte. Er nahm seine Fiddel und setzte sich gegen über, und sang dazu diese Worte:
Wie du kommst, so gehest du!
Jedermann bekennet dieses, und dennoch liegt die gantze Welt an unreiner und gieriger Habe-Lust kranck. Hiob. XXIV. 24. Sie sind eine kleine Zeit erhaben, und werden zu nichte, und untergedruckt, und gantz und gar ausgetilget werden. Conf. CXX. 15-27.
§. XLV.
Ich bilde mir fast ein, daß diese meine Abhandlung von einigen mit ungütigen Augen werde angesehen werden. Allein ich bitte zu überlegen, daß ich andern nichts vorgeschrieben, sondern einem jedem seine Freyheit zu dencken ungekränckt gelassen habe. Ich habe aber einen Beruf zu diesem Aufsatze gehabt, nicht allein weil meine mir anvertraute Zuhörer zum theil sich mit leeren Wörtern und Regeln der Sprachen nicht wollen abspeisen lassen, sondern über die in den Zeitungen gelesene Sachen, so etwas mehr bedeuten, meine Erklährung begehren; sondern auch vornehmlich weil eine hohe Persohn, von deren Gnade und Befehlen ich abhange, mir ausdrücklich auferlegt, meine Gedancken von den Vampirs zu Papier zu bringen. Ferner bin ich in meinem Gewissen zur Bekänntnis der Wahrheit, so fern dieselbe von mir durch meine Ober-Herrn vermittelst eines doppelten Eydes vor zwölf
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/129>, abgerufen am 22.02.2025. |