Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.Hände wahrgenommen? Wer hat jemanden aus dem Grabe heraufsteigen gesehen? Wer hat den Bluhtsauger nach allen Umständen betrachtet und examinirt? Es lauft alles auf ein hergebrachtes Mehrlein und die verdorbene Einbildung der Angefochtenen hinaus. §. XLIII. Ferner ist 4) von solchen Erfahrungen nichts zu halten, welche den gewissen und deutlichen Wahrheiten, so aus dem Lichte der Vernunft und Offenbahrung zu Tage liegen, wiedersprechen. Denn dies ist ein untrieglicher Satz, daß eine Wahrheit der andern nicht entgegen stehe. Denn sie sind eines Uhrsprungs, nemlich des göttlichen; der die Ordnung der Dinge, welche den Grund der Wahrheit ausmachet, festgestellet und dem Verstande die Kraft vernünftig zu werden eingepflantzet hat. GOtt selbst ist der Inbegrif aller Wahrheiten, und dennoch wiederspricht sich nichts in ihm. Wie können denn die Funcken, welche daher ihren Uhrsprung nehmen, einander entgegen seyn und sich selbst verdunckeln? (*) Benimmt auch ein Licht dem andern alle Klahrheit? Wird nicht vielmehr die Helligkeit oder Licht-Strahlung dadurch grösser? Nun aber sagt und lehrt das in Buchstaben ausgedrückte Wort GOttes, daß der Geist zu GOtt gehe so fort im Tode, und der Leib der Verwesung nach und nach (*) I. G. WALCHIVS in Diatribe de Litteris humanioribus, quae est suffixa libro, quem inscripsit Historia critica latinae linguae, cap.I. §.1. p.833.
Hände wahrgenommen? Wer hat jemanden aus dem Grabe heraufsteigen gesehen? Wer hat den Bluhtsauger nach allen Umständen betrachtet und examinirt? Es lauft alles auf ein hergebrachtes Mehrlein und die verdorbene Einbildung der Angefochtenen hinaus. §. XLIII. Ferner ist 4) von solchen Erfahrungen nichts zu halten, welche den gewissen und deutlichen Wahrheiten, so aus dem Lichte der Vernunft und Offenbahrung zu Tage liegen, wiedersprechen. Denn dies ist ein untrieglicher Satz, daß eine Wahrheit der andern nicht entgegen stehe. Denn sie sind eines Uhrsprungs, nemlich des göttlichen; der die Ordnung der Dinge, welche den Grund der Wahrheit ausmachet, festgestellet und dem Verstande die Kraft vernünftig zu werden eingepflantzet hat. GOtt selbst ist der Inbegrif aller Wahrheiten, und dennoch wiederspricht sich nichts in ihm. Wie können denn die Funcken, welche daher ihren Uhrsprung nehmen, einander entgegen seyn und sich selbst verdunckeln? (*) Benimmt auch ein Licht dem andern alle Klahrheit? Wird nicht vielmehr die Helligkeit oder Licht-Strahlung dadurch grösser? Nun aber sagt und lehrt das in Buchstaben ausgedrückte Wort GOttes, daß der Geist zu GOtt gehe so fort im Tode, und der Leib der Verwesung nach und nach (*) I. G. WALCHIVS in Diatribe de Litteris humanioribus, quae est suffixa libro, quem inscripsit Historia critica latinae linguae, cap.I. §.1. p.833.
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Hände wahrgenommen? Wer hat jemanden aus dem Grabe heraufsteigen gesehen? Wer hat den Bluhtsauger nach allen Umständen betrachtet und examinirt? Es lauft alles auf ein hergebrachtes Mehrlein und die verdorbene Einbildung der Angefochtenen hinaus.
§. XLIII.
Ferner ist 4) von solchen Erfahrungen nichts zu halten, welche den gewissen und deutlichen Wahrheiten, so aus dem Lichte der Vernunft und Offenbahrung zu Tage liegen, wiedersprechen. Denn dies ist ein untrieglicher Satz, daß eine Wahrheit der andern nicht entgegen stehe. Denn sie sind eines Uhrsprungs, nemlich des göttlichen; der die Ordnung der Dinge, welche den Grund der Wahrheit ausmachet, festgestellet und dem Verstande die Kraft vernünftig zu werden eingepflantzet hat. GOtt selbst ist der Inbegrif aller Wahrheiten, und dennoch wiederspricht sich nichts in ihm. Wie können denn die Funcken, welche daher ihren Uhrsprung nehmen, einander entgegen seyn und sich selbst verdunckeln? (*) Benimmt auch ein Licht dem andern alle Klahrheit? Wird nicht vielmehr die Helligkeit oder Licht-Strahlung dadurch grösser? Nun aber sagt und lehrt das in Buchstaben ausgedrückte Wort GOttes, daß der Geist zu GOtt gehe so fort im Tode, und der Leib der Verwesung nach und nach
(*) I. G. WALCHIVS in Diatribe de Litteris humanioribus, quae est suffixa libro, quem inscripsit Historia critica latinae linguae, cap.I. §.1. p.833.
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