Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.§. XXXVIII. Man pfleget zwar sonst den Meynungen der Väter und Vorfahren gern Platz zu lassen, und Gegentheils das neue zu verwerffen. Aber, gleichwie es unnöhtig ist, die Schwachheiten und Irrthümer hoch aufzumutzen, und unsere Vorgänger herdurch zu ziehen: (a) so ist es desto billiger, ohne alle unanständige Bitterkeit die eintzige Wahrheit, so wohl in geistlichen als weltlichen Dingen, aufzusuchen, und zur Ausbreitung derselben alle Gelegenheit gebrauchen. Wiewohl man leichtlich vermuhten kan, daß die Priester in Servien einen nutzbahren Irrthum willig beybehalten werden. Denn es lassen sich keine Sachen besser zum Gewinn anwenden, als diejenigen Dinge, so den Menschen Furcht und Bekümmernis machen, und mit grosser Mühe nach ihrer wahren Beschaffenheit können eingesehen werden. In diese Reiche der Dinge kann man auch den Zustand des Leibes und der Seele, und zwar nach der Beschaffenheit, so beyde nach dem Tode des Leibes haben werden, mit allem Rechte setzen. Der gemeine Mann läst sich gar leicht mit Lügen fangen, und wird daher (b) gar oft wieder alle (a) GREGORIVS M. Moral. XXV. c.22. VINCENTIVS Lirinensis in Commonitorio I. §. 12. p. 22. ed. Rom. 1731. 8. (b) Hierher rechnet man billig das Oster-Licht, so bey dem vermeinten Grabe Christi noch itzo zu Jerusalem
§. XXXVIII. Man pfleget zwar sonst den Meynungen der Väter und Vorfahren gern Platz zu lassen, und Gegentheils das neue zu verwerffen. Aber, gleichwie es unnöhtig ist, die Schwachheiten und Irrthümer hoch aufzumutzen, und unsere Vorgänger herdurch zu ziehen: (a) so ist es desto billiger, ohne alle unanständige Bitterkeit die eintzige Wahrheit, so wohl in geistlichen als weltlichen Dingen, aufzusuchen, und zur Ausbreitung derselben alle Gelegenheit gebrauchen. Wiewohl man leichtlich vermuhten kan, daß die Priester in Servien einen nutzbahren Irrthum willig beybehalten werden. Denn es lassen sich keine Sachen besser zum Gewinn anwenden, als diejenigen Dinge, so den Menschen Furcht und Bekümmernis machen, und mit grosser Mühe nach ihrer wahren Beschaffenheit können eingesehen werden. In diese Reiche der Dinge kann man auch den Zustand des Leibes und der Seele, und zwar nach der Beschaffenheit, so beyde nach dem Tode des Leibes haben werden, mit allem Rechte setzen. Der gemeine Mann läst sich gar leicht mit Lügen fangen, und wird daher (b) gar oft wieder alle (a) GREGORIVS M. Moral. XXV. c.22. VINCENTIVS Lirinensis in Commonitorio I. §. 12. p. 22. ed. Rom. 1731. 8. (b) Hierher rechnet man billig das Oster-Licht, so bey dem vermeinten Grabe Christi noch itzo zu Jerusalem
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§. XXXVIII.
Man pfleget zwar sonst den Meynungen der Väter und Vorfahren gern Platz zu lassen, und Gegentheils das neue zu verwerffen. Aber, gleichwie es unnöhtig ist, die Schwachheiten und Irrthümer hoch aufzumutzen, und unsere Vorgänger herdurch zu ziehen: (a) so ist es desto billiger, ohne alle unanständige Bitterkeit die eintzige Wahrheit, so wohl in geistlichen als weltlichen Dingen, aufzusuchen, und zur Ausbreitung derselben alle Gelegenheit gebrauchen. Wiewohl man leichtlich vermuhten kan, daß die Priester in Servien einen nutzbahren Irrthum willig beybehalten werden. Denn es lassen sich keine Sachen besser zum Gewinn anwenden, als diejenigen Dinge, so den Menschen Furcht und Bekümmernis machen, und mit grosser Mühe nach ihrer wahren Beschaffenheit können eingesehen werden. In diese Reiche der Dinge kann man auch den Zustand des Leibes und der Seele, und zwar nach der Beschaffenheit, so beyde nach dem Tode des Leibes haben werden, mit allem Rechte setzen. Der gemeine Mann läst sich gar leicht mit Lügen fangen, und wird daher (b) gar oft wieder alle
(a) GREGORIVS M. Moral. XXV. c.22. VINCENTIVS Lirinensis in Commonitorio I. §. 12. p. 22. ed. Rom. 1731. 8.
(b) Hierher rechnet man billig das Oster-Licht, so bey dem vermeinten Grabe Christi noch itzo zu Jerusalem
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