Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.Uhrsprung der Seuche erfahren, würde sich leichtlich die rechte Gegen-Veranstaltung zu Wercke richten lassen. Man kann auch nicht läugnen, daß die gantze Untersuchung der Vampirs in Servien alzuleichtgläubig und unzulänglich angestellet sey. Man solte einen frisch Verstorbenen und an der Stickung verblichenen Cörper genau aufgeschnitten, und die Uhrsachen der Verderbnissen der Theile des Leibes deutlich beschrieben haben. Daraus würde man die Uhrsachen der Kranckheit erkundiget haben, sonderlich wenn eine genaue Untersuchung vorhergegangen wäre, unter welchen Umständen sich das Ubel angesponnen habe und fortgepflantzet sey. Dieses würde zu der Erhaltung vieler Menschen dienen, welche dem Vaterlande annoch nützlich seyn können. Es wäre auch annoch die Frage, ob dergleichen Cörper, so man Vampirs nennet, vor der Begräbnis alle würcklich verstorben gewesen. Denn es giebet die Erfahrung, daß bey solcher Seuche, so die Athemholung einschliesset, viele Persohnen, in dem Mittelstande zwischen dem Tode und dem Leben, zu Grabe gebracht worden seyn. §.XXXVI. Ich sehe schon längst voraus, daß diese meine beygebrachte philosophische Erklärung nicht einem jedem gefallen werde. Einige werden sich lieber mit der Würckung der bösen Geister, die in den verscharreten Cörpern das Bluht aufbehalten, und ein neues hinzugebracht haben, herauswickeln. Uhrsprung der Seuche erfahren, würde sich leichtlich die rechte Gegen-Veranstaltung zu Wercke richten lassen. Man kann auch nicht läugnen, daß die gantze Untersuchung der Vampirs in Servien alzuleichtgläubig und unzulänglich angestellet sey. Man solte einen frisch Verstorbenen und an der Stickung verblichenen Cörper genau aufgeschnitten, und die Uhrsachen der Verderbnissen der Theile des Leibes deutlich beschrieben haben. Daraus würde man die Uhrsachen der Kranckheit erkundiget haben, sonderlich wenn eine genaue Untersuchung vorhergegangen wäre, unter welchen Umständen sich das Ubel angesponnen habe und fortgepflantzet sey. Dieses würde zu der Erhaltung vieler Menschen dienen, welche dem Vaterlande annoch nützlich seyn können. Es wäre auch annoch die Frage, ob dergleichen Cörper, so man Vampirs nennet, vor der Begräbnis alle würcklich verstorben gewesen. Denn es giebet die Erfahrung, daß bey solcher Seuche, so die Athemholung einschliesset, viele Persohnen, in dem Mittelstande zwischen dem Tode und dem Leben, zu Grabe gebracht worden seyn. §.XXXVI. Ich sehe schon längst voraus, daß diese meine beygebrachte philosophische Erklärung nicht einem jedem gefallen werde. Einige werden sich lieber mit der Würckung der bösen Geister, die in den verscharreten Cörpern das Bluht aufbehalten, und ein neues hinzugebracht haben, herauswickeln. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0115" n="117"/> Uhrsprung der Seuche erfahren, würde sich leichtlich die rechte Gegen-Veranstaltung zu Wercke richten lassen. Man kann auch nicht läugnen, daß die gantze Untersuchung der Vampirs in Servien alzuleichtgläubig und unzulänglich angestellet sey. Man solte einen frisch Verstorbenen und an der Stickung verblichenen Cörper genau aufgeschnitten, und die Uhrsachen der Verderbnissen der Theile des Leibes deutlich beschrieben haben. Daraus würde man die Uhrsachen der Kranckheit erkundiget haben, sonderlich wenn eine genaue Untersuchung vorhergegangen wäre, unter welchen Umständen sich das Ubel angesponnen habe und fortgepflantzet sey. Dieses würde zu der Erhaltung vieler Menschen dienen, welche dem Vaterlande annoch nützlich seyn können. Es wäre auch annoch die Frage, ob dergleichen Cörper, so man Vampirs nennet, vor der Begräbnis alle würcklich verstorben gewesen. Denn es giebet die Erfahrung, daß bey solcher Seuche, so die Athemholung einschliesset, viele Persohnen, in dem Mittelstande zwischen dem Tode und dem Leben, zu Grabe gebracht worden seyn.</p> </div> <div n="2"> <head>§.XXXVI.</head><lb/> <p>Ich sehe schon längst voraus, daß diese meine beygebrachte philosophische Erklärung nicht einem jedem gefallen werde. Einige werden sich lieber mit der Würckung der bösen Geister, die in den verscharreten Cörpern das Bluht aufbehalten, und ein neues hinzugebracht haben, herauswickeln. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0115]
Uhrsprung der Seuche erfahren, würde sich leichtlich die rechte Gegen-Veranstaltung zu Wercke richten lassen. Man kann auch nicht läugnen, daß die gantze Untersuchung der Vampirs in Servien alzuleichtgläubig und unzulänglich angestellet sey. Man solte einen frisch Verstorbenen und an der Stickung verblichenen Cörper genau aufgeschnitten, und die Uhrsachen der Verderbnissen der Theile des Leibes deutlich beschrieben haben. Daraus würde man die Uhrsachen der Kranckheit erkundiget haben, sonderlich wenn eine genaue Untersuchung vorhergegangen wäre, unter welchen Umständen sich das Ubel angesponnen habe und fortgepflantzet sey. Dieses würde zu der Erhaltung vieler Menschen dienen, welche dem Vaterlande annoch nützlich seyn können. Es wäre auch annoch die Frage, ob dergleichen Cörper, so man Vampirs nennet, vor der Begräbnis alle würcklich verstorben gewesen. Denn es giebet die Erfahrung, daß bey solcher Seuche, so die Athemholung einschliesset, viele Persohnen, in dem Mittelstande zwischen dem Tode und dem Leben, zu Grabe gebracht worden seyn.
§.XXXVI.
Ich sehe schon längst voraus, daß diese meine beygebrachte philosophische Erklärung nicht einem jedem gefallen werde. Einige werden sich lieber mit der Würckung der bösen Geister, die in den verscharreten Cörpern das Bluht aufbehalten, und ein neues hinzugebracht haben, herauswickeln.
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/115>, abgerufen am 22.02.2025. |