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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
allein vergleiche/ dann in der Nacht habe ich euer nicht mehr
vonnöthen.

Als er diese Rede gehalten/ sprang er wieder von
der Braut hinweg/ und überließ Jacob Brand diese
Stelle/ der sich gar schön bedanckete/ daß er ihm das
Wort so wacker geführet/ und die Gäste so fein un-
vermerckt an die Hochzeit-Gabe erinnert hätte. Also
langete ein Jeder sein Messer herfür/ und darauf
griffen sie das Werck mit Freuden an/ inmassen ihrer
etliche einen gantzen Tag hierauf gehungert hatten.

Es war wol possierlich/ als der Burgermeister/
so dem Herrn Pastor zunächst an der Seiten sasse/ von
diesem gleichsam unversehens einen Stoß an den
Arm bekam/ da der Burgermeister eben mit einem
grossen Löffel voll Pfeffer-Brühe nach dem Maul
wanderte/ worüber er seinen reinen Kragen über und
über dergestalt begosse/ daß er ein grosses Ansehen be-
kam; Der Pastor entschuldigte sich mit einem kleinen
Compliment, also muste es jetzo darbey bleiben. Der
Burgermeister aber gedachte sich zu rächen/ rieff in-
zwischen dem Rector, und tauscheten sie mit Halß-
Krägen um; Also sasse Troll mit einem begossenen
Pfeffer-Kragen/ und so ihn Jemand deßwegen ansa-
he/ sprach er: Es ist deß Herrn Burgermeisters Kra-
gen/ der Herr Pastor hat ihn Geistlich gezeichnet.
Nachdem endlich die gelbe Brühe und Pfeffer ver-
zehret/ verfügete sich Troll mit seinem Schreib-Zeug
und Papier nach einem besondern Gemach/ allwo
die Gäste nach einander sich bey ihm einstelleten/ und
lautete folgender Gestalt das

Reaister der Hochzeit-Geschencke auf dem
Ehren-Tag Jacob Brands zu Stachelfeld.

MAgister Conrad Fickmesser/ Pastor der Gemeine allhier/ hat
die Copulation verrichtet/ ist | also von der Gabe befreyet/

hat
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Romans II. Buch.
allein vergleiche/ dann in der Nacht habe ich euer nicht mehr
vonnoͤthen.

Als er dieſe Rede gehalten/ ſprang er wieder von
der Braut hinweg/ und uͤberließ Jacob Brand dieſe
Stelle/ der ſich gar ſchoͤn bedanckete/ daß er ihm das
Wort ſo wacker gefuͤhret/ und die Gaͤſte ſo fein un-
vermerckt an die Hochzeit-Gabe erinnert haͤtte. Alſo
langete ein Jeder ſein Meſſer herfuͤr/ und darauf
griffen ſie das Werck mit Freuden an/ inmaſſen ihrer
etliche einen gantzen Tag hierauf gehungert hatten.

Es war wol poſſierlich/ als der Burgermeiſter/
ſo dem Herꝛn Paſtor zunaͤchſt an der Seiten ſaſſe/ von
dieſem gleichſam unverſehens einen Stoß an den
Arm bekam/ da der Burgermeiſter eben mit einem
groſſen Loͤffel voll Pfeffer-Bruͤhe nach dem Maul
wanderte/ woruͤber er ſeinen reinen Kragen uͤber und
uͤber dergeſtalt begoſſe/ daß er ein groſſes Anſehen be-
kam; Der Paſtor entſchuldigte ſich mit einem kleinen
Compliment, alſo muſte es jetzo darbey bleiben. Der
Burgermeiſter aber gedachte ſich zu raͤchen/ rieff in-
zwiſchen dem Rector, und tauſcheten ſie mit Halß-
Kraͤgen um; Alſo ſaſſe Troll mit einem begoſſenen
Pfeffer-Kragen/ und ſo ihn Jemand deßwegen anſa-
he/ ſprach er: Es iſt deß Herꝛn Burgermeiſters Kra-
gen/ der Herꝛ Paſtor hat ihn Geiſtlich gezeichnet.
Nachdem endlich die gelbe Bruͤhe und Pfeffer ver-
zehret/ verfuͤgete ſich Troll mit ſeinem Schreib-Zeug
und Papier nach einem beſondern Gemach/ allwo
die Gaͤſte nach einander ſich bey ihm einſtelleten/ und
lautete folgender Geſtalt das

Reaiſter der Hochzeit-Geſchencke auf dem
Ehren-Tag Jacob Brands zu Stachelfeld.

MAgiſter Conrad Fickmeſſer/ Paſtor der Gemeine allhier/ hat
die Copulation verrichtet/ iſt | alſo von der Gabe befreyet/

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[793/0813] Romans II. Buch. allein vergleiche/ dann in der Nacht habe ich euer nicht mehr vonnoͤthen. Als er dieſe Rede gehalten/ ſprang er wieder von der Braut hinweg/ und uͤberließ Jacob Brand dieſe Stelle/ der ſich gar ſchoͤn bedanckete/ daß er ihm das Wort ſo wacker gefuͤhret/ und die Gaͤſte ſo fein un- vermerckt an die Hochzeit-Gabe erinnert haͤtte. Alſo langete ein Jeder ſein Meſſer herfuͤr/ und darauf griffen ſie das Werck mit Freuden an/ inmaſſen ihrer etliche einen gantzen Tag hierauf gehungert hatten. Es war wol poſſierlich/ als der Burgermeiſter/ ſo dem Herꝛn Paſtor zunaͤchſt an der Seiten ſaſſe/ von dieſem gleichſam unverſehens einen Stoß an den Arm bekam/ da der Burgermeiſter eben mit einem groſſen Loͤffel voll Pfeffer-Bruͤhe nach dem Maul wanderte/ woruͤber er ſeinen reinen Kragen uͤber und uͤber dergeſtalt begoſſe/ daß er ein groſſes Anſehen be- kam; Der Paſtor entſchuldigte ſich mit einem kleinen Compliment, alſo muſte es jetzo darbey bleiben. Der Burgermeiſter aber gedachte ſich zu raͤchen/ rieff in- zwiſchen dem Rector, und tauſcheten ſie mit Halß- Kraͤgen um; Alſo ſaſſe Troll mit einem begoſſenen Pfeffer-Kragen/ und ſo ihn Jemand deßwegen anſa- he/ ſprach er: Es iſt deß Herꝛn Burgermeiſters Kra- gen/ der Herꝛ Paſtor hat ihn Geiſtlich gezeichnet. Nachdem endlich die gelbe Bruͤhe und Pfeffer ver- zehret/ verfuͤgete ſich Troll mit ſeinem Schreib-Zeug und Papier nach einem beſondern Gemach/ allwo die Gaͤſte nach einander ſich bey ihm einſtelleten/ und lautete folgender Geſtalt das Reaiſter der Hochzeit-Geſchencke auf dem Ehren-Tag Jacob Brands zu Stachelfeld. MAgiſter Conrad Fickmeſſer/ Paſtor der Gemeine allhier/ hat die Copulation verrichtet/ iſt | alſo von der Gabe befreyet/ hat D d d 5

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/813>, abgerufen am 17.11.2024.