Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
speiset. Cerebacchius antwortete: Jch bin es freylich/
aber ich habe euch das Pferd nicht stehlen wollen. Haec
esset grandis injuria,
ich wolte es nur probiren/ wie
mir es möchte anstehen. Sie vertrugen sich aber/ als
Belligny vernahm/ daß er in deß Condado Gesell-
schafft gehörete. Und also setzeten sie sich zusammen
nieder/ und machten sich mit einander rechtschaffen
lustig/ und Lucretia begehrete/ Cerebacchius möchte
ihrem Liebsten zu Gefallen seine Zufälle noch einmahl
erzehlen. Er aber sprach/ ich wil vorher eurem Liebsten
zu Gefallen mich satt essen und trincken/ alsdann wil
ich ihm alles erzehlen. Solches thäte er auch recht-
schaffen/ daß sich die gantze Compagnie zum hefftig-
sten darüber verwunderte. Und als er seinen Hunger
ziemlicher Massen besänfftiget/ da repetirte er seine
vorige Erzehlung mit solchen vorhin vergessenen Um-
ständen/ daß sie sich darüber schier zu schanden zerla-
chet hätten.

Das IV. Capitul/

Man discurriret über die Frage: Ob es besser sey/ zuerst/
oder zuletzt/ von einem Dinge zu reden. Condado und die andern
Zween räysen mit einander weiter fort.

ENdlich kamen sie wieder von dem Vantenay zu
reden/ da dann Belligny darbey blieb/ er hielte
es vors Rathsamste/ daß er ihn zum Duell auß-
fordere/ aber der Amtmann erachtete es rathsamer/
daß er ihn wegen der doppelten gewaltsamen Ent-
führung Gerichtlich belangete. Ein Jeder muste/ auf
deß Belligny Bitte/ seine Meynung darüber geben/
und also kam die Reige bald auf Condado, der sich
aber entschuldigete/ und der Letzte zu seyn begehrete in
seiner Consultation, solchem nach raisonnirte Klin-
genfeld vorher/ und war mit Condado, der hernach
sein Sentiment gab/ darinn einig/ daß man wol thäte/

wann
O o 4

Romans II. Buch.
ſpeiſet. Cerebacchius antwortete: Jch bin es freylich/
aber ich habe euch das Pferd nicht ſtehlen wollen. Hæc
eſſet grandis injuria,
ich wolte es nur probiren/ wie
mir es moͤchte anſtehen. Sie vertrugen ſich aber/ als
Belligny vernahm/ daß er in deß Condado Geſell-
ſchafft gehoͤrete. Und alſo ſetzeten ſie ſich zuſammen
nieder/ und machten ſich mit einander rechtſchaffen
luſtig/ und Lucretia begehrete/ Cerebacchius moͤchte
ihrem Liebſten zu Gefallen ſeine Zufaͤlle noch einmahl
erzehlen. Er aber ſprach/ ich wil vorher eurem Liebſten
zu Gefallen mich ſatt eſſen und trincken/ alsdann wil
ich ihm alles erzehlen. Solches thaͤte er auch recht-
ſchaffen/ daß ſich die gantze Compagnie zum hefftig-
ſten daruͤber verwunderte. Und als er ſeinen Hunger
ziemlicher Maſſen beſaͤnfftiget/ da repetirte er ſeine
vorige Erzehlung mit ſolchen vorhin vergeſſenen Um-
ſtaͤnden/ daß ſie ſich daruͤber ſchier zu ſchanden zerla-
chet haͤtten.

Das IV. Capitul/

Man diſcurriret uͤber die Frage: Ob es beſſer ſey/ zuerſt/
oder zuletzt/ von einem Dinge zu reden. Condado und die andern
Zween raͤyſen mit einander weiter fort.

ENdlich kamen ſie wieder von dem Vantenay zu
reden/ da dann Belligny darbey blieb/ er hielte
es vors Rathſamſte/ daß er ihn zum Duell auß-
fordere/ aber der Amtmann erachtete es rathſamer/
daß er ihn wegen der doppelten gewaltſamen Ent-
fuͤhrung Gerichtlich belangete. Ein Jeder muſte/ auf
deß Belligny Bitte/ ſeine Meynung daruͤber geben/
und alſo kam die Reige bald auf Condado, der ſich
aber entſchuldigete/ und der Letzte zu ſeyn begehrete in
ſeiner Conſultation, ſolchem nach raiſonnirte Klin-
genfeld vorher/ und war mit Condado, der hernach
ſein Sentiment gab/ darinn einig/ daß man wol thaͤte/

wann
O o 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0599" n="583"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;pei&#x017F;et. <hi rendition="#aq">Cerebacchius</hi> antwortete: Jch bin es freylich/<lb/>
aber ich habe euch das Pferd nicht &#x017F;tehlen wollen. <hi rendition="#aq">Hæc<lb/>
e&#x017F;&#x017F;et grandis injuria,</hi> ich wolte es nur <hi rendition="#aq">probi</hi>ren/ wie<lb/>
mir es mo&#x0364;chte an&#x017F;tehen. Sie vertrugen &#x017F;ich aber/ als<lb/><hi rendition="#aq">Belligny</hi> vernahm/ daß er in deß <hi rendition="#aq">Condado</hi> Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chafft geho&#x0364;rete. Und al&#x017F;o &#x017F;etzeten &#x017F;ie &#x017F;ich zu&#x017F;ammen<lb/>
nieder/ und machten &#x017F;ich mit einander recht&#x017F;chaffen<lb/>
lu&#x017F;tig/ und <hi rendition="#aq">Lucretia</hi> begehrete/ <hi rendition="#aq">Cerebacchius</hi> mo&#x0364;chte<lb/>
ihrem Lieb&#x017F;ten zu Gefallen &#x017F;eine Zufa&#x0364;lle noch einmahl<lb/>
erzehlen. Er aber &#x017F;prach/ ich wil vorher eurem Lieb&#x017F;ten<lb/>
zu Gefallen mich &#x017F;att e&#x017F;&#x017F;en und trincken/ alsdann wil<lb/>
ich ihm alles erzehlen. Solches tha&#x0364;te er auch recht-<lb/>
&#x017F;chaffen/ daß &#x017F;ich die gantze <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> zum hefftig-<lb/>
&#x017F;ten daru&#x0364;ber verwunderte. Und als er &#x017F;einen Hunger<lb/>
ziemlicher Ma&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;a&#x0364;nfftiget/ da <hi rendition="#aq">repeti</hi>rte er &#x017F;eine<lb/>
vorige Erzehlung mit &#x017F;olchen vorhin verge&#x017F;&#x017F;enen Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich daru&#x0364;ber &#x017F;chier zu &#x017F;chanden zerla-<lb/>
chet ha&#x0364;tten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IV.</hi></hi> Capitul/</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p>Man <hi rendition="#aq">di&#x017F;curri</hi>ret u&#x0364;ber die Frage: Ob es be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey/ zuer&#x017F;t/<lb/>
oder zuletzt/ von einem Dinge zu reden. <hi rendition="#aq">Condado</hi> und die andern<lb/>
Zween ra&#x0364;y&#x017F;en mit einander weiter fort.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>Ndlich kamen &#x017F;ie wieder von dem <hi rendition="#aq">Vantenay</hi> zu<lb/>
reden/ da dann <hi rendition="#aq">Belligny</hi> darbey blieb/ er hielte<lb/>
es vors Rath&#x017F;am&#x017F;te/ daß er ihn zum <hi rendition="#aq">Duell</hi> auß-<lb/>
fordere/ aber der Amtmann erachtete es rath&#x017F;amer/<lb/>
daß er ihn wegen der doppelten gewalt&#x017F;amen Ent-<lb/>
fu&#x0364;hrung Gerichtlich belangete. Ein Jeder mu&#x017F;te/ auf<lb/>
deß <hi rendition="#aq">Belligny</hi> Bitte/ &#x017F;eine Meynung daru&#x0364;ber geben/<lb/>
und al&#x017F;o kam die Reige bald auf <hi rendition="#aq">Condado,</hi> der &#x017F;ich<lb/>
aber ent&#x017F;chuldigete/ und der Letzte zu &#x017F;eyn begehrete in<lb/>
&#x017F;einer <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ultation,</hi> &#x017F;olchem nach <hi rendition="#aq">rai&#x017F;onni</hi>rte Klin-<lb/>
genfeld vorher/ und war mit <hi rendition="#aq">Condado,</hi> der hernach<lb/>
&#x017F;ein <hi rendition="#aq">Sentiment</hi> gab/ darinn einig/ daß man wol tha&#x0364;te/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 4</fw><fw place="bottom" type="catch">wann</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[583/0599] Romans II. Buch. ſpeiſet. Cerebacchius antwortete: Jch bin es freylich/ aber ich habe euch das Pferd nicht ſtehlen wollen. Hæc eſſet grandis injuria, ich wolte es nur probiren/ wie mir es moͤchte anſtehen. Sie vertrugen ſich aber/ als Belligny vernahm/ daß er in deß Condado Geſell- ſchafft gehoͤrete. Und alſo ſetzeten ſie ſich zuſammen nieder/ und machten ſich mit einander rechtſchaffen luſtig/ und Lucretia begehrete/ Cerebacchius moͤchte ihrem Liebſten zu Gefallen ſeine Zufaͤlle noch einmahl erzehlen. Er aber ſprach/ ich wil vorher eurem Liebſten zu Gefallen mich ſatt eſſen und trincken/ alsdann wil ich ihm alles erzehlen. Solches thaͤte er auch recht- ſchaffen/ daß ſich die gantze Compagnie zum hefftig- ſten daruͤber verwunderte. Und als er ſeinen Hunger ziemlicher Maſſen beſaͤnfftiget/ da repetirte er ſeine vorige Erzehlung mit ſolchen vorhin vergeſſenen Um- ſtaͤnden/ daß ſie ſich daruͤber ſchier zu ſchanden zerla- chet haͤtten. Das IV. Capitul/ Man diſcurriret uͤber die Frage: Ob es beſſer ſey/ zuerſt/ oder zuletzt/ von einem Dinge zu reden. Condado und die andern Zween raͤyſen mit einander weiter fort. ENdlich kamen ſie wieder von dem Vantenay zu reden/ da dann Belligny darbey blieb/ er hielte es vors Rathſamſte/ daß er ihn zum Duell auß- fordere/ aber der Amtmann erachtete es rathſamer/ daß er ihn wegen der doppelten gewaltſamen Ent- fuͤhrung Gerichtlich belangete. Ein Jeder muſte/ auf deß Belligny Bitte/ ſeine Meynung daruͤber geben/ und alſo kam die Reige bald auf Condado, der ſich aber entſchuldigete/ und der Letzte zu ſeyn begehrete in ſeiner Conſultation, ſolchem nach raiſonnirte Klin- genfeld vorher/ und war mit Condado, der hernach ſein Sentiment gab/ darinn einig/ daß man wol thaͤte/ wann O o 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/599
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/599>, abgerufen am 17.11.2024.