Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen aufgehalten wird. Also auch dieser alle seine Kräffte/ zu Be-trachtung deß Dinges/ so ihm gewegert wird/ versammlet/ und sie dann folgends für ungleich besser ansiehet/ als das Jenige/ was er wol haben kan/ (wie wir dann ins gemein/ was wir nicht versichert/ höher achten/ als das Jenige/ was wir in unserer Ge- walt haben/) daher dann der Wille zu solchen unbekandten so wol/ als den verhottenen Dingen/ kräfftiglich geneigt wird. Wann wir auch consideriren/ daß der Menschliche Verstand eden so wol seine belle und feurige Strahlen habe/ wie die Sonne und das Feuer/ so kan es uns nicht seltzam vorkommen/ daß er im Disputiren eben so wol/ als die Sonnen-Strahlen/ durch die Reflexion, und das Feuer durch Einschliessen/ sich erhitze/ und sich denen Argumenten/ so seiner Erkanntnüß oder Meynung zuwider seyn/ desto hefftiger widersetze. Das XLV. Capitul/ Condado und alle seine Gefährten kommen in einer tunckeln UNter diesem Discurs begunte es spat zu wer- erwar-
Deß Academiſchen aufgehalten wird. Alſo auch dieſer alle ſeine Kraͤffte/ zu Be-trachtung deß Dinges/ ſo ihm gewegert wird/ verſammlet/ und ſie dann folgends fuͤr ungleich beſſer anſiehet/ als das Jenige/ was er wol haben kan/ (wie wir dann ins gemein/ was wir nicht verſichert/ hoͤher achten/ als das Jenige/ was wir in unſerer Ge- walt haben/) daher dann der Wille zu ſolchen unbekandten ſo wol/ als den verhottenen Dingen/ kraͤfftiglich geneigt wird. Wann wir auch conſideriren/ daß der Menſchliche Verſtand eden ſo wol ſeine belle und feurige Strahlen habe/ wie die Sonne und das Feuer/ ſo kan es uns nicht ſeltzam vorkommen/ daß er im Diſputiren eben ſo wol/ als die Sonnen-Strahlen/ durch die Reflexion, und das Feuer durch Einſchlieſſen/ ſich erhitze/ und ſich denen Argumenten/ ſo ſeiner Erkanntnuͤß oder Meynung zuwider ſeyn/ deſto hefftiger widerſetze. Das XLV. Capitul/ Condado und alle ſeine Gefaͤhrten kommen in einer tunckeln UNter dieſem Diſcurs begunte es ſpat zu wer- erwar-
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Deß Academiſchen
aufgehalten wird. Alſo auch dieſer alle ſeine Kraͤffte/ zu Be-
trachtung deß Dinges/ ſo ihm gewegert wird/ verſammlet/ und
ſie dann folgends fuͤr ungleich beſſer anſiehet/ als das Jenige/
was er wol haben kan/ (wie wir dann ins gemein/ was wir nicht
verſichert/ hoͤher achten/ als das Jenige/ was wir in unſerer Ge-
walt haben/) daher dann der Wille zu ſolchen unbekandten ſo
wol/ als den verhottenen Dingen/ kraͤfftiglich geneigt wird.
Wann wir auch conſideriren/ daß der Menſchliche Verſtand
eden ſo wol ſeine belle und feurige Strahlen habe/ wie die Sonne
und das Feuer/ ſo kan es uns nicht ſeltzam vorkommen/ daß er
im Diſputiren eben ſo wol/ als die Sonnen-Strahlen/ durch die
Reflexion, und das Feuer durch Einſchlieſſen/ ſich erhitze/ und
ſich denen Argumenten/ ſo ſeiner Erkanntnuͤß oder Meynung
zuwider ſeyn/ deſto hefftiger widerſetze.
Das XLV. Capitul/
Condado und alle ſeine Gefaͤhrten kommen in einer tunckeln
Nacht von einander. Dieſer und Klingenfeld erretten einen Gefange-
nen/ kommen in ein Kloſter/ und diſcurriren daſelbſt/ ob ein gutes
Judicium, oder ein ſcharffes Gedaͤchtnuͤß das Beſte in einer Con-
verſation waͤre?
UNter dieſem Diſcurs begunte es ſpat zu wer-
den/ und die voͤllige Nacht einzubrechen/ da-
hero ſie mit einander gezwungen wurden/
mit dem Reuten es etwas gemach ankommen zu laſ-
ſen/ ſolches war unſerm Troll am allerliebſten/ wel-
cher ſich an deß Venerei Pferdes Schwantz hielte/
und immer nachſchlenderte. Er haͤtte wol Luſt ge-
habt/ ihn von ſeinem Pferd ab-und ſich ſelber aufzu-
ſetzen/ aber Venereus ſaſſe zu veſt im Sattel/ und hatte
keine Luſt/ bey ſpaͤter Nacht-Zeit ſich ſeines Kleppers
zu begeben. Solcher Geſtalt kamen ſie in einen groſ-
ſen Wald/ da ſie weder vor-noch hinter ſich wuſten/
auch nicht einen Stich ſehen kunten. Da begunte ih-
nen allerſeits nicht wol zu Muth zu werden/ und ſie
beredeten ſich ſchon/ ob ſie ſich unter einem Baum
niederlaſſen wolten/ um deß anbrechenden Tages zu
erwar-
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