den Tölpel mit einem albern/ aber einfältigen Schafe außwech- selten. Wiewol offtmahls besser wäre/ wann man einen unge- schliffenen/ und vorsetzlicher Weise/ übel-beschickten Esel in das Genicke schlage/ und nicht durch Auflegung der Hände zu einem Priester weyhete. Aber still von diesen. Der fürtreffliche Je- suit/ D. Adamus Contzen/ mag klagen/ biß er müde wird/ und be- klagen: In opimis Ecclesiis divitum stupida proles magnatum scribae, Praelatorum [off]entatores, Canonicorum cognatuli sagi- nantur: si ipse Hieronymus, Augustinus, Gregorius, Aquinas, Suaretz adessent, cedendum esset favori. Jn fetten Kirchen werden die tölpischen Bruten der Reichen/ der grossen Hansen Schreiber/ die Fuchsschwäntzer der Praelaten/ und der Dom- Herren Bluts-Freundlein gemästet; Wann Hieronymus, Au- gustinus, Gregorius, Aquinas und Suaretz selbsten zur Stelle wären/ sie müsten mit ihrer berühmten Kunst zuruck stehen/ und der Hof-Gunst weichen.
Das XLII Capitul/
Die Gäste gehen von einander. Condado und seine Gesell- schaffe räysen fort. Venereus hat eine denckwürdige Rencontre mit einer jungen fürnehmen Damen/ und eine listige Buhlschaffe mit ei- nes Mäurers Frauen/ muß aber darüber von Siena wegfliehen.
Auß diesem erkannten die Anwesenden wol/ daß dieser Teutsche Student ein Theologus, aber nicht von der Römischen Kirchen/ weil ihnen aber sein Discurs nicht zuwider war/ auch ein Je- der gestehen muste/ daß er sehr ehrbar und eingezogen lebete/ fleissig studirete/ und ein sehr gelehrter Mann sey/ hielten sie ihn allerseits in hohen Ehren/ wie er dann bey den Teutschen dieses Orts auch in sonder- barer Hoch Achtung und AEstim lebete. Unterdessen wurden die sämtliche Gäste mit der Zeit satt/ und die Tafel ward abgehoben/ da sie dann aufstunden/ und/ nach abgestatteter Dancksagung/ einer nach dem an- dern seinen Abschied nehmen wolte. Cerebacchius aber ergreiffe einen ziemlichen Becher/ und trunck ei- nes Jeden von den anwesenden Gästen Gesundheit/ über welchen Appendicem sich dann sie allesamt zum
höchsten
Deß Academiſchen
den Toͤlpel mit einem albern/ aber einfaͤltigen Schafe außwech- ſelten. Wiewol offtmahls beſſer waͤre/ wann man einen unge- ſchliffenen/ und vorſetzlicher Weiſe/ uͤbel-beſchickten Eſel in das Genicke ſchlage/ und nicht durch Auflegung der Haͤnde zu einem Prieſter weyhete. Aber ſtill von dieſen. Der fuͤrtreffliche Je- ſuit/ D. Adamus Contzen/ mag klagen/ biß er muͤde wird/ und be- klagen: In opimis Eccleſiis divitum ſtupida proles magnatum ſcribæ, Prælatorum [off]entatores, Canonicorum cognatuli ſagi- nantur: ſi ipſe Hieronymus, Auguſtinus, Gregorius, Aquinas, Suaretz adeſſent, cedendum eſſet favori. Jn fetten Kirchen werden die toͤlpiſchen Bruten der Reichen/ der groſſen Hanſen Schreiber/ die Fuchsſchwaͤntzer der Prælaten/ und der Dom- Herren Bluts-Freundlein gemaͤſtet; Wann Hieronymus, Au- guſtinus, Gregorius, Aquinas und Suaretz ſelbſten zur Stelle waͤren/ ſie muͤſten mit ihrer beruͤhmten Kunſt zuruck ſtehen/ und der Hof-Gunſt weichen.
Das XLII Capitul/
Die Gaͤſte gehen von einander. Condado und ſeine Geſell- ſchaffe raͤyſen fort. Venereus hat eine denckwuͤrdige Rencontre mit einer jungen fuͤrnehmen Damen/ und eine liſtige Buhlſchaffe mit ei- nes Maͤurers Frauen/ muß aber daruͤber von Siena wegfliehen.
Auß dieſem erkannten die Anweſenden wol/ daß dieſer Teutſche Student ein Theologus, aber nicht von der Roͤmiſchen Kirchen/ weil ihnen aber ſein Diſcurs nicht zuwider war/ auch ein Je- der geſtehen muſte/ daß er ſehr ehrbar und eingezogen lebete/ fleiſſig ſtudirete/ und ein ſehr gelehrter Mann ſey/ hielten ſie ihn allerſeits in hohen Ehren/ wie er dann bey den Teutſchen dieſes Orts auch in ſonder- barer Hoch Achtung und Æſtim lebete. Unterdeſſen wurden die ſaͤmtliche Gaͤſte mit der Zeit ſatt/ und die Tafel ward abgehoben/ da ſie dann aufſtunden/ und/ nach abgeſtatteter Danckſagung/ einer nach dem an- dern ſeinen Abſchied nehmen wolte. Cerebacchius aber ergreiffe einen ziemlichen Becher/ und trunck ei- nes Jeden von den anweſenden Gaͤſten Geſundheit/ uͤber welchen Appendicem ſich dann ſie alleſamt zum
hoͤchſten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0510"n="496"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Deß <hirendition="#aq">Academi</hi>ſchen</hi></fw><lb/>
den Toͤlpel mit einem albern/ aber einfaͤltigen Schafe außwech-<lb/>ſelten. Wiewol offtmahls beſſer waͤre/ wann man einen unge-<lb/>ſchliffenen/ und vorſetzlicher Weiſe/ uͤbel-beſchickten Eſel in das<lb/>
Genicke ſchlage/ und nicht durch Auflegung der Haͤnde zu einem<lb/>
Prieſter weyhete. Aber ſtill von dieſen. Der fuͤrtreffliche Je-<lb/>ſuit/ <hirendition="#aq">D. Adamus</hi> Contzen/ mag klagen/ biß er muͤde wird/ und be-<lb/>
klagen: <hirendition="#aq">In opimis Eccleſiis divitum ſtupida proles magnatum<lb/>ſcribæ, Prælatorum <supplied>off</supplied>entatores, Canonicorum cognatuli ſagi-<lb/>
nantur: ſi ipſe Hieronymus, Auguſtinus, Gregorius, Aquinas,<lb/>
Suaretz adeſſent, cedendum eſſet favori.</hi> Jn fetten Kirchen<lb/>
werden die toͤlpiſchen Bruten der Reichen/ der groſſen Hanſen<lb/>
Schreiber/ die Fuchsſchwaͤntzer der Pr<hirendition="#aq">æ</hi>laten/ und der Dom-<lb/>
Herren Bluts-Freundlein gemaͤſtet; Wann <hirendition="#aq">Hieronymus, Au-<lb/>
guſtinus, Gregorius, Aquinas</hi> und <hirendition="#aq">Suaretz</hi>ſelbſten zur Stelle<lb/>
waͤren/ ſie muͤſten mit ihrer beruͤhmten Kunſt zuruck ſtehen/<lb/>
und der Hof-Gunſt weichen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das <hirendition="#aq"><hirendition="#g">XLII</hi></hi> Capitul/</hi></head><lb/><argument><p>Die Gaͤſte gehen von einander. <hirendition="#aq">Condado</hi> und ſeine Geſell-<lb/>ſchaffe raͤyſen fort. <hirendition="#aq">Venereus</hi> hat eine denckwuͤrdige <hirendition="#aq">Rencontre</hi><lb/>
mit einer jungen fuͤrnehmen Damen/ und eine liſtige Buhlſchaffe mit ei-<lb/>
nes Maͤurers Frauen/ muß aber daruͤber von Siena wegfliehen.</p></argument><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>uß dieſem erkannten die Anweſenden wol/ daß<lb/>
dieſer Teutſche Student ein <hirendition="#aq">Theologus,</hi> aber<lb/>
nicht von der Roͤmiſchen Kirchen/ weil ihnen<lb/>
aber ſein <hirendition="#aq">Diſcurs</hi> nicht zuwider war/ auch ein Je-<lb/>
der geſtehen muſte/ daß er ſehr ehrbar und eingezogen<lb/>
lebete/ fleiſſig <hirendition="#aq">ſtudi</hi>rete/ und ein ſehr gelehrter Mann<lb/>ſey/ hielten ſie ihn allerſeits in hohen Ehren/ wie er<lb/>
dann bey den Teutſchen dieſes Orts auch in ſonder-<lb/>
barer Hoch Achtung und <hirendition="#aq">Æſtim</hi> lebete. Unterdeſſen<lb/>
wurden die ſaͤmtliche Gaͤſte mit der Zeit ſatt/ und die<lb/>
Tafel ward abgehoben/ da ſie dann aufſtunden/ und/<lb/>
nach abgeſtatteter Danckſagung/ einer nach dem an-<lb/>
dern ſeinen Abſchied nehmen wolte. <hirendition="#aq">Cerebacchius</hi><lb/>
aber ergreiffe einen ziemlichen Becher/ und trunck ei-<lb/>
nes Jeden von den anweſenden Gaͤſten Geſundheit/<lb/>
uͤber welchen <hirendition="#aq">Appendicem</hi>ſich dann ſie alleſamt zum<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hoͤchſten</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[496/0510]
Deß Academiſchen
den Toͤlpel mit einem albern/ aber einfaͤltigen Schafe außwech-
ſelten. Wiewol offtmahls beſſer waͤre/ wann man einen unge-
ſchliffenen/ und vorſetzlicher Weiſe/ uͤbel-beſchickten Eſel in das
Genicke ſchlage/ und nicht durch Auflegung der Haͤnde zu einem
Prieſter weyhete. Aber ſtill von dieſen. Der fuͤrtreffliche Je-
ſuit/ D. Adamus Contzen/ mag klagen/ biß er muͤde wird/ und be-
klagen: In opimis Eccleſiis divitum ſtupida proles magnatum
ſcribæ, Prælatorum offentatores, Canonicorum cognatuli ſagi-
nantur: ſi ipſe Hieronymus, Auguſtinus, Gregorius, Aquinas,
Suaretz adeſſent, cedendum eſſet favori. Jn fetten Kirchen
werden die toͤlpiſchen Bruten der Reichen/ der groſſen Hanſen
Schreiber/ die Fuchsſchwaͤntzer der Prælaten/ und der Dom-
Herren Bluts-Freundlein gemaͤſtet; Wann Hieronymus, Au-
guſtinus, Gregorius, Aquinas und Suaretz ſelbſten zur Stelle
waͤren/ ſie muͤſten mit ihrer beruͤhmten Kunſt zuruck ſtehen/
und der Hof-Gunſt weichen.
Das XLII Capitul/
Die Gaͤſte gehen von einander. Condado und ſeine Geſell-
ſchaffe raͤyſen fort. Venereus hat eine denckwuͤrdige Rencontre
mit einer jungen fuͤrnehmen Damen/ und eine liſtige Buhlſchaffe mit ei-
nes Maͤurers Frauen/ muß aber daruͤber von Siena wegfliehen.
Auß dieſem erkannten die Anweſenden wol/ daß
dieſer Teutſche Student ein Theologus, aber
nicht von der Roͤmiſchen Kirchen/ weil ihnen
aber ſein Diſcurs nicht zuwider war/ auch ein Je-
der geſtehen muſte/ daß er ſehr ehrbar und eingezogen
lebete/ fleiſſig ſtudirete/ und ein ſehr gelehrter Mann
ſey/ hielten ſie ihn allerſeits in hohen Ehren/ wie er
dann bey den Teutſchen dieſes Orts auch in ſonder-
barer Hoch Achtung und Æſtim lebete. Unterdeſſen
wurden die ſaͤmtliche Gaͤſte mit der Zeit ſatt/ und die
Tafel ward abgehoben/ da ſie dann aufſtunden/ und/
nach abgeſtatteter Danckſagung/ einer nach dem an-
dern ſeinen Abſchied nehmen wolte. Cerebacchius
aber ergreiffe einen ziemlichen Becher/ und trunck ei-
nes Jeden von den anweſenden Gaͤſten Geſundheit/
uͤber welchen Appendicem ſich dann ſie alleſamt zum
hoͤchſten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/510>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.