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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
Das XLI. Capitul/

Ein Teutscher Student discurriret/ wie die Studenten auf
den alten Academien sich nach den 4. Facultäten sehr rühmlich und wol
verhalten haben.

DArauf ward eine Zeitlang herum getruncken/
und discurrirte man von allerhand Sachen/
biß sich der Podesta einsmahls umsahe/ und
nachdem er den Cavina, Klingenfeld/ Cerebacchium
und Venereum nach einander betrachtet/ sprach er:
Jhr habt doch/ mein Printz/ eine außerlesene Com-
pagnie
von Studenten in eurer Gesellschafft/ der eine
ist ein Debouchant im Fressen und Sauffen/ der An-
dere im Courtisiren/ der Dritte ist fleissig über den
Büchern/ und der Vierdte hat seine gröste Lust dar-
an/ wann er sich mit einem herum schlagen mag/ das
sind mir warlich 4. sonderlich-geartete Leute/ man
könte sie nach den 4. Facultäten eintheilen; Aber/
Monsieur, sprach er zum Vorsteher der Teutschen
Nation, lebet man auf allen Teutschen Academien
also? Freylich Ja/ war dessen Antwort/ und was
man zu Padua, Bononien und anderweit findet/ das
darff man in Teutschland auch nicht lang suchen/
eben so wenig/ als in Schweden/ Pohlen/ Dänne-
marck/ Niederland/ Norwegen/ Franckreich und
Spanien/ man trifft allenthalben auf solchen Aca-
demi
en diese 4. Facultäten an/ daß nemlich unter den
Studenten etliche auf Fressen und Sauffen/ andere
auf Courtoisiren/ andere auf Fechten und Balgen/
andere auf Studiren/ ja etliche auch bloß auf das
Pflastertretten und Hoffarth sich legen. Vor Zeiten
aber war es gantz anders beschaffen mit den 4. Facul-
t
äten/ die Studenten hielten sich Christlich und Tu-
gendlich darinn/ als rechtschaffenen Leuten gebühret/
und deßwegen wurden sie auch von Jedermann ge-

liebet
Romans I. Buch.
Das XLI. Capitul/

Ein Teutſcher Student diſcurriret/ wie die Studenten auf
den alten Academien ſich nach den 4. Facultaͤten ſehr ruͤhmlich und wol
verhalten haben.

DArauf ward eine Zeitlang herum getruncken/
und diſcurrirte man von allerhand Sachen/
biß ſich der Podeſtà einsmahls umſahe/ und
nachdem er den Cavina, Klingenfeld/ Cerebacchium
und Venereum nach einander betrachtet/ ſprach er:
Jhr habt doch/ mein Printz/ eine außerleſene Com-
pagnie
von Studenten in eurer Geſellſchafft/ der eine
iſt ein Debouchant im Freſſen und Sauffen/ der An-
dere im Courtiſiren/ der Dritte iſt fleiſſig uͤber den
Buͤchern/ und der Vierdte hat ſeine groͤſte Luſt dar-
an/ wann er ſich mit einem herum ſchlagen mag/ das
ſind mir warlich 4. ſonderlich-geartete Leute/ man
koͤnte ſie nach den 4. Facultaͤten eintheilen; Aber/
Monſieur, ſprach er zum Vorſteher der Teutſchen
Nation, lebet man auf allen Teutſchen Academien
alſo? Freylich Ja/ war deſſen Antwort/ und was
man zu Padua, Bononien und anderweit findet/ das
darff man in Teutſchland auch nicht lang ſuchen/
eben ſo wenig/ als in Schweden/ Pohlen/ Daͤnne-
marck/ Niederland/ Norwegen/ Franckreich und
Spanien/ man trifft allenthalben auf ſolchen Aca-
demi
en dieſe 4. Facultaͤten an/ daß nemlich unter den
Studenten etliche auf Freſſen und Sauffen/ andere
auf Courtoiſiren/ andere auf Fechten und Balgen/
andere auf Studiren/ ja etliche auch bloß auf das
Pflaſtertretten und Hoffarth ſich legen. Vor Zeiten
aber war es gantz anders beſchaffen mit den 4. Facul-
t
aͤten/ die Studenten hielten ſich Chriſtlich und Tu-
gendlich darinn/ als rechtſchaffenen Leuten gebuͤhret/
und deßwegen wurden ſie auch von Jedermann ge-

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[479/0493] Romans I. Buch. Das XLI. Capitul/ Ein Teutſcher Student diſcurriret/ wie die Studenten auf den alten Academien ſich nach den 4. Facultaͤten ſehr ruͤhmlich und wol verhalten haben. DArauf ward eine Zeitlang herum getruncken/ und diſcurrirte man von allerhand Sachen/ biß ſich der Podeſtà einsmahls umſahe/ und nachdem er den Cavina, Klingenfeld/ Cerebacchium und Venereum nach einander betrachtet/ ſprach er: Jhr habt doch/ mein Printz/ eine außerleſene Com- pagnie von Studenten in eurer Geſellſchafft/ der eine iſt ein Debouchant im Freſſen und Sauffen/ der An- dere im Courtiſiren/ der Dritte iſt fleiſſig uͤber den Buͤchern/ und der Vierdte hat ſeine groͤſte Luſt dar- an/ wann er ſich mit einem herum ſchlagen mag/ das ſind mir warlich 4. ſonderlich-geartete Leute/ man koͤnte ſie nach den 4. Facultaͤten eintheilen; Aber/ Monſieur, ſprach er zum Vorſteher der Teutſchen Nation, lebet man auf allen Teutſchen Academien alſo? Freylich Ja/ war deſſen Antwort/ und was man zu Padua, Bononien und anderweit findet/ das darff man in Teutſchland auch nicht lang ſuchen/ eben ſo wenig/ als in Schweden/ Pohlen/ Daͤnne- marck/ Niederland/ Norwegen/ Franckreich und Spanien/ man trifft allenthalben auf ſolchen Aca- demien dieſe 4. Facultaͤten an/ daß nemlich unter den Studenten etliche auf Freſſen und Sauffen/ andere auf Courtoiſiren/ andere auf Fechten und Balgen/ andere auf Studiren/ ja etliche auch bloß auf das Pflaſtertretten und Hoffarth ſich legen. Vor Zeiten aber war es gantz anders beſchaffen mit den 4. Facul- taͤten/ die Studenten hielten ſich Chriſtlich und Tu- gendlich darinn/ als rechtſchaffenen Leuten gebuͤhret/ und deßwegen wurden ſie auch von Jedermann ge- liebet

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/493>, abgerufen am 17.11.2024.