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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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düncken nach mit Grund sagen/ daß einerley Hand-
lung bey dem einen tugendhafter sey/ als bey dem
andern. Die moralische Unvollenkommenheit
einer That aber wächst und hat sowohl in ihr selbst
Stuffen; als man auch sagen kan/ daß einerley
Handlung bey dem einen lasterhafter sey/ als bey
dem andern. Etliche sind in sich viel schädlicher/
etliche kommen mehr aus Einfalt als Boßheit/ et-
liche mehr aus Boßheit als aus Einfalt/ also ha-
ben lasterhaffte Thaten unzählige Stuffen. Dieß
kommt mit der Schrifft überein/ als welche lehrt/
daß eine Sünde grösser sey/ dann die andere.
Matth. XII 31. Joh. XIX. 11. So hat auch ein
Mensch für dem andern unzehlbare innerliche und
äusserliche Vortheile/ die seine Verantwortung
in Ansehung seiner Thaten nicht wenige vermeh-
ren. Matth. XI. 21. Joh. XV. 22. Da es nun (Er-
laut. quaest. 17.) GOtt nicht gleichgültig seyn kan/
wie der Mensch sich seiner Freyheit gebrauche/
so müssen die böse Thaten ihm nach dem Grad ih-
rer Boßheit mißgefallen; wie ihm die guten ange-
nehm und wolgefällig sind.

XXI.
Ob das Misgefallen Gottes an
dem
moralischen Bösen oder der
Sünde sich nicht nohtwendig müs-
se äussern/ und ob solches auf eine

an-



duͤncken nach mit Grund ſagen/ daß einerley Hand-
lung bey dem einen tugendhafter ſey/ als bey dem
andern. Die moraliſche Unvollenkommenheit
einer That aber waͤchſt und hat ſowohl in ihr ſelbſt
Stuffen; als man auch ſagen kan/ daß einerley
Handlung bey dem einen laſterhafter ſey/ als bey
dem andern. Etliche ſind in ſich viel ſchaͤdlicher/
etliche kommen mehr aus Einfalt als Boßheit/ et-
liche mehr aus Boßheit als aus Einfalt/ alſo ha-
ben laſterhaffte Thaten unzaͤhlige Stuffen. Dieß
kommt mit der Schrifft uͤberein/ als welche lehrt/
daß eine Suͤnde groͤſſer ſey/ dann die andere.
Matth. XII 31. Joh. XIX. 11. So hat auch ein
Menſch fuͤr dem andern unzehlbare innerliche und
aͤuſſerliche Vortheile/ die ſeine Verantwortung
in Anſehung ſeiner Thaten nicht wenige vermeh-
ren. Matth. XI. 21. Joh. XV. 22. Da es nun (Er-
laut. quæſt. 17.) GOtt nicht gleichguͤltig ſeyn kan/
wie der Menſch ſich ſeiner Freyheit gebrauche/
ſo muͤſſen die boͤſe Thaten ihm nach dem Grad ih-
rer Boßheit mißgefallen; wie ihm die guten ange-
nehm und wolgefaͤllig ſind.

XXI.
Ob das Misgefallen Gottes an
dem
moraliſchen Boͤſen oder der
Suͤnde ſich nicht nohtwendig muͤſ-
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[43/0095] duͤncken nach mit Grund ſagen/ daß einerley Hand- lung bey dem einen tugendhafter ſey/ als bey dem andern. Die moraliſche Unvollenkommenheit einer That aber waͤchſt und hat ſowohl in ihr ſelbſt Stuffen; als man auch ſagen kan/ daß einerley Handlung bey dem einen laſterhafter ſey/ als bey dem andern. Etliche ſind in ſich viel ſchaͤdlicher/ etliche kommen mehr aus Einfalt als Boßheit/ et- liche mehr aus Boßheit als aus Einfalt/ alſo ha- ben laſterhaffte Thaten unzaͤhlige Stuffen. Dieß kommt mit der Schrifft uͤberein/ als welche lehrt/ daß eine Suͤnde groͤſſer ſey/ dann die andere. Matth. XII 31. Joh. XIX. 11. So hat auch ein Menſch fuͤr dem andern unzehlbare innerliche und aͤuſſerliche Vortheile/ die ſeine Verantwortung in Anſehung ſeiner Thaten nicht wenige vermeh- ren. Matth. XI. 21. Joh. XV. 22. Da es nun (Er- laut. quæſt. 17.) GOtt nicht gleichguͤltig ſeyn kan/ wie der Menſch ſich ſeiner Freyheit gebrauche/ ſo muͤſſen die boͤſe Thaten ihm nach dem Grad ih- rer Boßheit mißgefallen; wie ihm die guten ange- nehm und wolgefaͤllig ſind. XXI. Ob das Misgefallen Gottes an dem moraliſchen Boͤſen oder der Suͤnde ſich nicht nohtwendig muͤſ- ſe aͤuſſern/ und ob ſolches auf eine an-

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/95>, abgerufen am 21.12.2024.