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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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Seine Vollenkommenheiten/ welche ihn allein
dazu bewegt/ haben ihn auch bewegen müssen/ einer
jeglichen dasjenige zu geben/ was er seiner Weiß-
heit nach erkannt/ daß es den höchsten Grad ih-
rer Vollenkommenheit würde ausmachen. Also
ist ein jegliches in seiner Art und nach dem Ver-
band mit dem gantzem in Betracht des/ was der
Schöpffer daran gethan/ vollenkommen und er
selbst folglich ohne Tadel. Keines seiner Wer-
cke kan sich mit Grund über ihn beschweren/ viel-
mehr müssen alle überhaupt und ein jegliches in-
sonderheit zu seinem Ruhm gereichen.

XII.
Ob nicht daher folge/ daß GOtt/
wie einer jeglichen Creatur/ also
auch dem Menschen alle Eigen-
schaften/ die in seinem Wesen ge-
gründet/ mitgetheilt/ und zu-
gleich den immerwährenden Vor-
satz habe/ einem jeglichen insonder-
heit alles Gute zu geben/ was er
annehmen kan und wil?

Erläuterung.

Man muß sich den Menschen erst überhaupt oder
nach seiner Menschlichkeit und dann auch inson-
derheit oder wie wir sie in der Welt finden/ vor-

stel-



Seine Vollenkommenheiten/ welche ihn allein
dazu bewegt/ haben ihn auch bewegen muͤſſen/ einer
jeglichen dasjenige zu geben/ was er ſeiner Weiß-
heit nach erkannt/ daß es den hoͤchſten Grad ih-
rer Vollenkommenheit wuͤrde ausmachen. Alſo
iſt ein jegliches in ſeiner Art und nach dem Ver-
band mit dem gantzem in Betracht des/ was der
Schoͤpffer daran gethan/ vollenkommen und er
ſelbſt folglich ohne Tadel. Keines ſeiner Wer-
cke kan ſich mit Grund uͤber ihn beſchweren/ viel-
mehr muͤſſen alle uͤberhaupt und ein jegliches in-
ſonderheit zu ſeinem Ruhm gereichen.

XII.
Ob nicht daher folge/ daß GOtt/
wie einer jeglichen Creatur/ alſo
auch dem Menſchen alle Eigen-
ſchaften/ die in ſeinem Weſen ge-
gruͤndet/ mitgetheilt/ und zu-
gleich den immerwaͤhrenden Vor-
ſatz habe/ einem jeglichen inſonder-
heit alles Gute zu geben/ was er
annehmen kan und wil?

Erlaͤuterung.

Man muß ſich den Menſchen erſt uͤberhaupt oder
nach ſeiner Menſchlichkeit und dann auch inſon-
derheit oder wie wir ſie in der Welt finden/ vor-

ſtel-
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[20/0072] Seine Vollenkommenheiten/ welche ihn allein dazu bewegt/ haben ihn auch bewegen muͤſſen/ einer jeglichen dasjenige zu geben/ was er ſeiner Weiß- heit nach erkannt/ daß es den hoͤchſten Grad ih- rer Vollenkommenheit wuͤrde ausmachen. Alſo iſt ein jegliches in ſeiner Art und nach dem Ver- band mit dem gantzem in Betracht des/ was der Schoͤpffer daran gethan/ vollenkommen und er ſelbſt folglich ohne Tadel. Keines ſeiner Wer- cke kan ſich mit Grund uͤber ihn beſchweren/ viel- mehr muͤſſen alle uͤberhaupt und ein jegliches in- ſonderheit zu ſeinem Ruhm gereichen. XII. Ob nicht daher folge/ daß GOtt/ wie einer jeglichen Creatur/ alſo auch dem Menſchen alle Eigen- ſchaften/ die in ſeinem Weſen ge- gruͤndet/ mitgetheilt/ und zu- gleich den immerwaͤhrenden Vor- ſatz habe/ einem jeglichen inſonder- heit alles Gute zu geben/ was er annehmen kan und wil? Erlaͤuterung. Man muß ſich den Menſchen erſt uͤberhaupt oder nach ſeiner Menſchlichkeit und dann auch inſon- derheit oder wie wir ſie in der Welt finden/ vor- ſtel-

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/72>, abgerufen am 21.11.2024.