Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite



dienet solcher den Namen der Liebe in Ansehung der-
jenigen Geschöpffe/ welche sich empfinden/ sich ihrer
Empfindungen bewust/ und folglich einer Glück-
seligkeit fahig sind: solchemnach kan man die Lie-
be Gottes gegen den Menschen beschreiben/ daß
sie sey ein Vorsatz/ demselben alles zu geben/ was
er nur immer annehmen kan und wil. Wer sich
diesen Begriff von der Liebe Gottes macht/ wird
die Unrichtigkeit der Gedancken/ so J. C. Dippel sei-
nem Leser davon suchet beyzubringen/ leichtlich
prüfen und erkennen können. Dem Vorsatz Got-
tes/ die Menschen glücklich zu machen/ wird nicht
nur von den Schrancken ihrer Natur/ sondern
auch von ihrem wollen und nicht wollen Gren-
tzen gesetzt. Jer. V. 25.

XI.
Ob nicht/ da die Erfahrung zur
Gnüge zeiget/ daß ein Geschöpff
für dem andern Eigenschaften und
Gaben besitze/ solches von denen
unterschiedenen Fähigkeiten des
Geschöpffs/
(quaest. 8. & 9.) keines-
weges aber aus dem unumge-
schrenckten Willen des Schöpffers
herzuleiten?

Erläuterung.

Es handeln diejenige unstreitig unvorsichtig/

wel-



dienet ſolcher den Namen der Liebe in Anſehung der-
jenigen Geſchoͤpffe/ welche ſich empfinden/ ſich ihrer
Empfindungen bewuſt/ und folglich einer Gluͤck-
ſeligkeit fahig ſind: ſolchemnach kan man die Lie-
be Gottes gegen den Menſchen beſchreiben/ daß
ſie ſey ein Vorſatz/ demſelben alles zu geben/ was
er nur immer annehmen kan und wil. Wer ſich
dieſen Begriff von der Liebe Gottes macht/ wird
die Unrichtigkeit der Gedancken/ ſo J. C. Dippel ſei-
nem Leſer davon ſuchet beyzubringen/ leichtlich
pruͤfen und erkennen koͤnnen. Dem Vorſatz Got-
tes/ die Menſchen gluͤcklich zu machen/ wird nicht
nur von den Schrancken ihrer Natur/ ſondern
auch von ihrem wollen und nicht wollen Gren-
tzen geſetzt. Jer. V. 25.

XI.
Ob nicht/ da die Erfahrung zur
Gnuͤge zeiget/ daß ein Geſchoͤpff
fuͤr dem andern Eigenſchaften und
Gaben beſitze/ ſolches von denen
unterſchiedenen Faͤhigkeiten des
Geſchoͤpffs/
(quæſt. 8. & 9.) keines-
weges aber aus dem unumge-
ſchrenckten Willen des Schoͤpffers
herzuleiten?

Erlaͤuterung.

Es handeln diejenige unſtreitig unvorſichtig/

wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0070" n="18"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
dienet &#x017F;olcher den Namen der Liebe in An&#x017F;ehung der-<lb/>
jenigen Ge&#x017F;cho&#x0364;pffe/ welche &#x017F;ich empfinden/ &#x017F;ich ihrer<lb/>
Empfindungen bewu&#x017F;t/ und folglich einer Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eligkeit fahig &#x017F;ind: &#x017F;olchemnach kan man die Lie-<lb/>
be Gottes gegen den Men&#x017F;chen be&#x017F;chreiben/ daß<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ey ein Vor&#x017F;atz/ dem&#x017F;elben alles zu geben/ was<lb/>
er nur immer annehmen kan und wil. Wer &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;en Begriff von der Liebe Gottes macht/ wird<lb/>
die Unrichtigkeit der Gedancken/ &#x017F;o <hi rendition="#aq">J. C. Dippel</hi> &#x017F;ei-<lb/>
nem Le&#x017F;er davon &#x017F;uchet beyzubringen/ leichtlich<lb/>
pru&#x0364;fen und erkennen ko&#x0364;nnen. Dem Vor&#x017F;atz Got-<lb/>
tes/ die Men&#x017F;chen glu&#x0364;cklich zu machen/ wird nicht<lb/>
nur von den Schrancken ihrer Natur/ &#x017F;ondern<lb/>
auch von ihrem wollen und nicht wollen Gren-<lb/>
tzen ge&#x017F;etzt. <hi rendition="#aq">Jer. V.</hi> 25.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">XI.</hi><lb/><hi rendition="#b">Ob nicht/ da die Erfahrung zur<lb/>
Gnu&#x0364;ge zeiget/ daß ein Ge&#x017F;cho&#x0364;pff<lb/>
fu&#x0364;r dem andern Eigen&#x017F;chaften und<lb/>
Gaben be&#x017F;itze/ &#x017F;olches von denen<lb/>
unter&#x017F;chiedenen Fa&#x0364;higkeiten des<lb/>
Ge&#x017F;cho&#x0364;pffs/</hi> (<hi rendition="#aq">quæ&#x017F;t. 8. &amp;</hi> 9.) <hi rendition="#b">keines-<lb/>
weges aber aus dem unumge-<lb/>
&#x017F;chrenckten Willen des Scho&#x0364;pffers<lb/>
herzuleiten?</hi></head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erla&#x0364;uterung.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Es handeln diejenige un&#x017F;treitig unvor&#x017F;ichtig/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0070] dienet ſolcher den Namen der Liebe in Anſehung der- jenigen Geſchoͤpffe/ welche ſich empfinden/ ſich ihrer Empfindungen bewuſt/ und folglich einer Gluͤck- ſeligkeit fahig ſind: ſolchemnach kan man die Lie- be Gottes gegen den Menſchen beſchreiben/ daß ſie ſey ein Vorſatz/ demſelben alles zu geben/ was er nur immer annehmen kan und wil. Wer ſich dieſen Begriff von der Liebe Gottes macht/ wird die Unrichtigkeit der Gedancken/ ſo J. C. Dippel ſei- nem Leſer davon ſuchet beyzubringen/ leichtlich pruͤfen und erkennen koͤnnen. Dem Vorſatz Got- tes/ die Menſchen gluͤcklich zu machen/ wird nicht nur von den Schrancken ihrer Natur/ ſondern auch von ihrem wollen und nicht wollen Gren- tzen geſetzt. Jer. V. 25. XI. Ob nicht/ da die Erfahrung zur Gnuͤge zeiget/ daß ein Geſchoͤpff fuͤr dem andern Eigenſchaften und Gaben beſitze/ ſolches von denen unterſchiedenen Faͤhigkeiten des Geſchoͤpffs/ (quæſt. 8. & 9.) keines- weges aber aus dem unumge- ſchrenckten Willen des Schoͤpffers herzuleiten? Erlaͤuterung. Es handeln diejenige unſtreitig unvorſichtig/ wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/70
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/70>, abgerufen am 21.12.2024.