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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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daß Er einer jeglichen Creatur alles
gebe/ was dieselbe vermöge ihres
Wesens anzunehmen fähig?

Erläuterung.

Man kan sich keine andere Grentzen/ die sich
GOTT in Bestimmung der Eigenschafften der
Creaturen und derer ihnen zuzutheilenden Güter
fürgesetzt/ als eben die Fähigkeit/ so in ihrem We-
sen gegründet/ (Erläut. quaest. 8.) vorstellen. Gott
ist ein unerschöpfliches Meer von Gütern: und
da/ so viel an ihm/ der Vorsatz/ solche mitzuthei-
len/ kein Ziel hat; so gibt er so lang/ bis sein Ge-
schöpff nicht mehr fassen kan. Es heist nimmer:
Der Schöpffer kan und wil nicht mehr geben;
sondern: Das Geschöpff kan nicht mehr anneh-
men. Darum müssen alle Dinge so vollenkom-
men seyn/ als sie ihrer Natur nach haben werden
können. Der Herr von Leibnitz hat gar wohl
angemerckt/ daß der Hr. Bayle sich ohne Ursach die
Frage als schwer vorgestellt: Ob GOtt vollen-
kommenere Dinge hätte schaffen können/ als er
gemacht. Theod. p. II. §. CCIII. Wenn eine
Sache alles hat/ was in ihrem Wesen gegründet/
so ist sie vollenkommen. Es kan GOtt weder am
Vermögen noch Willen fehlen/ einem jeden Ge-
schöpff solches alles zu geben.

X.
Ob man diese Aeusserung des
gött-


daß Er einer jeglichen Creatur alles
gebe/ was dieſelbe vermoͤge ihres
Weſens anzunehmen faͤhig?

Erlaͤuterung.

Man kan ſich keine andere Grentzen/ die ſich
GOTT in Beſtimmung der Eigenſchafften der
Creaturen und derer ihnen zuzutheilenden Guͤter
fuͤrgeſetzt/ als eben die Faͤhigkeit/ ſo in ihrem We-
ſen gegruͤndet/ (Erlaͤut. quæſt. 8.) vorſtellen. Gott
iſt ein unerſchoͤpfliches Meer von Guͤtern: und
da/ ſo viel an ihm/ der Vorſatz/ ſolche mitzuthei-
len/ kein Ziel hat; ſo gibt er ſo lang/ bis ſein Ge-
ſchoͤpff nicht mehr faſſen kan. Es heiſt nimmer:
Der Schoͤpffer kan und wil nicht mehr geben;
ſondern: Das Geſchoͤpff kan nicht mehr anneh-
men. Darum muͤſſen alle Dinge ſo vollenkom-
men ſeyn/ als ſie ihrer Natur nach haben werden
koͤnnen. Der Herr von Leibnitz hat gar wohl
angemerckt/ daß der Hr. Bayle ſich ohne Urſach die
Frage als ſchwer vorgeſtellt: Ob GOtt vollen-
kommenere Dinge haͤtte ſchaffen koͤnnen/ als er
gemacht. Theod. p. II. §. CCIII. Wenn eine
Sache alles hat/ was in ihrem Weſen gegruͤndet/
ſo iſt ſie vollenkommen. Es kan GOtt weder am
Vermoͤgen noch Willen fehlen/ einem jeden Ge-
ſchoͤpff ſolches alles zu geben.

X.
Ob man dieſe Aeuſſerung des
goͤtt-
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[16/0068] daß Er einer jeglichen Creatur alles gebe/ was dieſelbe vermoͤge ihres Weſens anzunehmen faͤhig? Erlaͤuterung. Man kan ſich keine andere Grentzen/ die ſich GOTT in Beſtimmung der Eigenſchafften der Creaturen und derer ihnen zuzutheilenden Guͤter fuͤrgeſetzt/ als eben die Faͤhigkeit/ ſo in ihrem We- ſen gegruͤndet/ (Erlaͤut. quæſt. 8.) vorſtellen. Gott iſt ein unerſchoͤpfliches Meer von Guͤtern: und da/ ſo viel an ihm/ der Vorſatz/ ſolche mitzuthei- len/ kein Ziel hat; ſo gibt er ſo lang/ bis ſein Ge- ſchoͤpff nicht mehr faſſen kan. Es heiſt nimmer: Der Schoͤpffer kan und wil nicht mehr geben; ſondern: Das Geſchoͤpff kan nicht mehr anneh- men. Darum muͤſſen alle Dinge ſo vollenkom- men ſeyn/ als ſie ihrer Natur nach haben werden koͤnnen. Der Herr von Leibnitz hat gar wohl angemerckt/ daß der Hr. Bayle ſich ohne Urſach die Frage als ſchwer vorgeſtellt: Ob GOtt vollen- kommenere Dinge haͤtte ſchaffen koͤnnen/ als er gemacht. Theod. p. II. §. CCIII. Wenn eine Sache alles hat/ was in ihrem Weſen gegruͤndet/ ſo iſt ſie vollenkommen. Es kan GOtt weder am Vermoͤgen noch Willen fehlen/ einem jeden Ge- ſchoͤpff ſolches alles zu geben. X. Ob man dieſe Aeuſſerung des goͤtt-

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/68>, abgerufen am 21.11.2024.