Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.etwas von GOtt zu gedencken; als daß wir die Würcklichkeiten/ so in uns Grentzen haben/ in ihm ohne Grentzen uns vorstellen. Unterdessen wird damit nicht gesagt/ wie es denn auch keineswe- ges folget/ daß nicht noch mehrere Vollkommen- heiten/ als davon wir die Fußstapffen in uns selbst finden/ in GOtt seyn können. Niemand weiß/ was in GOtt ist/ ohne der Geist GOttes. 1 Cor. II. 11. GOtt hat uns etliche in seinem Wort geoffenbahret/ dahin wir die ewige Zeugung des Sohnes aus dem Wesen seines Vaters rechnen können. III. Ob nicht aus dieser von GOtt gegebenen Beschreibung folge/ daß er auf die vollenkommenste Art exi- stire/ lebe/ erkenne/ empfinde/ wolle/ könne/ wircke und dergleich en? Erläuterung. Es muß sich niemand verwundern/ daß wir qui- A 2
etwas von GOtt zu gedencken; als daß wir die Wuͤrcklichkeiten/ ſo in uns Grentzen haben/ in ihm ohne Grentzen uns vorſtellen. Unterdeſſen wird damit nicht geſagt/ wie es denn auch keineswe- ges folget/ daß nicht noch mehrere Vollkommen- heiten/ als davon wir die Fußſtapffen in uns ſelbſt finden/ in GOtt ſeyn koͤnnen. Niemand weiß/ was in GOtt iſt/ ohne der Geiſt GOttes. 1 Cor. II. 11. GOtt hat uns etliche in ſeinem Wort geoffenbahret/ dahin wir die ewige Zeugung des Sohnes aus dem Weſen ſeines Vaters rechnen koͤnnen. III. Ob nicht aus dieſer von GOtt gegebenen Beſchreibung folge/ daß er auf die vollenkommenſte Art exi- ſtire/ lebe/ erkenne/ empfinde/ wolle/ koͤnne/ wircke und dergleich en? Erlaͤuterung. Es muß ſich niemand verwundern/ daß wir qui- A 2
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etwas von GOtt zu gedencken; als daß wir die
Wuͤrcklichkeiten/ ſo in uns Grentzen haben/ in ihm
ohne Grentzen uns vorſtellen. Unterdeſſen wird
damit nicht geſagt/ wie es denn auch keineswe-
ges folget/ daß nicht noch mehrere Vollkommen-
heiten/ als davon wir die Fußſtapffen in uns ſelbſt
finden/ in GOtt ſeyn koͤnnen. Niemand weiß/
was in GOtt iſt/ ohne der Geiſt GOttes. 1 Cor.
II. 11. GOtt hat uns etliche in ſeinem Wort
geoffenbahret/ dahin wir die ewige Zeugung des
Sohnes aus dem Weſen ſeines Vaters rechnen
koͤnnen.
III.
Ob nicht aus dieſer von GOtt
gegebenen Beſchreibung folge/ daß
er auf die vollenkommenſte Art exi-
ſtire/ lebe/ erkenne/ empfinde/ wolle/
koͤnne/ wircke und dergleich en?
Erlaͤuterung.
Es muß ſich niemand verwundern/ daß wir
die Exiſtentz GOttes aus der von ihm gegebenen
Beſchreibung folgern: denn dieſe iſt alſo beſchaf-
fen/ daß die Exiſtentz nohtwendig darin mit be-
griffen. Hieher gehoͤret in gewiſſer Maaſſe das
Axioma des Ariſtotelis: In æternis non differt eſſe
à poſſe. Daruͤber venerabilis Beda in axiom. phi-
loſophicis dieſe Anmerckung hat: ſenſus eſt, quicquid
in eo, quod vere & proprie æternum eſt, cujusmodi
qui-
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Zitationshilfe: | Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/55>, abgerufen am 03.03.2025. |