Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite



seiten vor Versuche thut/ um das Reich der
Finsternüß empor zu bringen und die Welt mit
der Nacht des Unglaubens zu bedecken. Ein
Vernünftiger siehet gar zu wohl/ daß in dem
Dippelschen Systemate ein vollständiges Heyden-
thum stecke. Denn dasjenige/ was er Christo
läst und zueignet/ ist wenig mehr als ein Blend-
Werck der Sinnen für die Einfältigen/ damit sie
nur desto ehe gewonnen und verstricket/ wenigstens
nicht stutzig und bange für dergleichen Lehren ge-
macht und folglich auf einmahl davon abge-
schrecket werden.

LX.
Ob man unter dem Namen der
Liebe zu GOtt sich einen andern Be-
griff machen könne/ als daß sie eine
Empfindung einer Zuneigung zu dem
Wesen, welches alle Vollenkommen-
heiten auf die vollenkommenste Art
besitzt, gezeuget durch den Begrif von
diesen Vollenkommenheiten und der-
selben Einfluß in unsere Seligkeit?

Erläuterung.

Nach dem in denen vorhergehenden Fragen
kürtzlich/ doch wie ich hoffe/ gründlich erwiesen/
daß alle selige Empfindungen unsers Geistes eine
Folge und Wirckung desseligmachenden Glaubens

oder



ſeiten vor Verſuche thut/ um das Reich der
Finſternuͤß empor zu bringen und die Welt mit
der Nacht des Unglaubens zu bedecken. Ein
Vernuͤnftiger ſiehet gar zu wohl/ daß in dem
Dippelſchen Syſtemate ein vollſtaͤndiges Heyden-
thum ſtecke. Denn dasjenige/ was er Chriſto
laͤſt und zueignet/ iſt wenig mehr als ein Blend-
Werck der Sinnen fuͤr die Einfaͤltigen/ damit ſie
nur deſto ehe gewonnen und verſtricket/ wenigſtens
nicht ſtutzig und bange fuͤr dergleichen Lehren ge-
macht und folglich auf einmahl davon abge-
ſchrecket werden.

LX.
Ob man unter dem Namen der
Liebe zu GOtt ſich einen andern Be-
griff machen koͤnne/ als daß ſie eine
Empfindung einer Zuneigung zu dem
Weſen, welches alle Vollenkommen-
heiten auf die vollenkommenſte Art
beſitzt, gezeuget durch den Begrif von
dieſen Vollenkommenheiten und der-
ſelben Einfluß in unſere Seligkeit?

Erlaͤuterung.

Nach dem in denen vorhergehenden Fragen
kuͤrtzlich/ doch wie ich hoffe/ gruͤndlich erwieſen/
daß alle ſelige Empfindungen unſers Geiſtes eine
Folge und Wirckung desſeligmachenden Glaubens

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0194" n="142"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;eiten vor Ver&#x017F;uche thut/ um das Reich der<lb/>
Fin&#x017F;ternu&#x0364;ß empor zu bringen und die Welt mit<lb/>
der Nacht des Unglaubens zu bedecken. Ein<lb/>
Vernu&#x0364;nftiger &#x017F;iehet gar zu wohl/ daß in dem<lb/><hi rendition="#aq">Dippel</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Sy&#x017F;temate</hi> ein voll&#x017F;ta&#x0364;ndiges Heyden-<lb/>
thum &#x017F;tecke. Denn dasjenige/ was er Chri&#x017F;to<lb/>
la&#x0364;&#x017F;t und zueignet/ i&#x017F;t wenig mehr als ein Blend-<lb/>
Werck der Sinnen fu&#x0364;r die Einfa&#x0364;ltigen/ damit &#x017F;ie<lb/>
nur de&#x017F;to ehe gewonnen und ver&#x017F;tricket/ wenig&#x017F;tens<lb/>
nicht &#x017F;tutzig und bange fu&#x0364;r dergleichen Lehren ge-<lb/>
macht und folglich auf einmahl davon abge-<lb/>
&#x017F;chrecket werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">LX.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Ob man unter dem Namen der<lb/>
Liebe zu GOtt &#x017F;ich einen andern Be-<lb/>
griff machen ko&#x0364;nne/ als daß &#x017F;ie eine<lb/>
Empfindung einer Zuneigung zu dem<lb/>
We&#x017F;en, welches alle Vollenkommen-<lb/>
heiten auf die vollenkommen&#x017F;te Art<lb/>
be&#x017F;itzt, gezeuget durch den Begrif von<lb/>
die&#x017F;en Vollenkommenheiten und der-<lb/>
&#x017F;elben Einfluß in un&#x017F;ere Seligkeit?</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erla&#x0364;uterung.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Nach dem in denen vorhergehenden Fragen<lb/>
ku&#x0364;rtzlich/ doch wie ich hoffe/ gru&#x0364;ndlich erwie&#x017F;en/<lb/>
daß alle &#x017F;elige Empfindungen un&#x017F;ers Gei&#x017F;tes eine<lb/>
Folge und Wirckung des&#x017F;eligmachenden Glaubens<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0194] ſeiten vor Verſuche thut/ um das Reich der Finſternuͤß empor zu bringen und die Welt mit der Nacht des Unglaubens zu bedecken. Ein Vernuͤnftiger ſiehet gar zu wohl/ daß in dem Dippelſchen Syſtemate ein vollſtaͤndiges Heyden- thum ſtecke. Denn dasjenige/ was er Chriſto laͤſt und zueignet/ iſt wenig mehr als ein Blend- Werck der Sinnen fuͤr die Einfaͤltigen/ damit ſie nur deſto ehe gewonnen und verſtricket/ wenigſtens nicht ſtutzig und bange fuͤr dergleichen Lehren ge- macht und folglich auf einmahl davon abge- ſchrecket werden. LX. Ob man unter dem Namen der Liebe zu GOtt ſich einen andern Be- griff machen koͤnne/ als daß ſie eine Empfindung einer Zuneigung zu dem Weſen, welches alle Vollenkommen- heiten auf die vollenkommenſte Art beſitzt, gezeuget durch den Begrif von dieſen Vollenkommenheiten und der- ſelben Einfluß in unſere Seligkeit? Erlaͤuterung. Nach dem in denen vorhergehenden Fragen kuͤrtzlich/ doch wie ich hoffe/ gruͤndlich erwieſen/ daß alle ſelige Empfindungen unſers Geiſtes eine Folge und Wirckung desſeligmachenden Glaubens oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/194
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/194>, abgerufen am 13.11.2024.