Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.könte es mit besserm Recht eine Gauckeley nen- nen/ wenn er diese wunderliche Beschreibung vom Glauben macht/ daß er eine Resignation un- sers Willens/ unserer Lüste und närrischen Ver- nunft an seine Führung oder eine Ubergebung und Uberlassung unsers Geistes an seine Gnadenreiche Bewirckung und ein zuversichtliches Ausharren unter dieser Bewirckung in diesem Wege/ in welchem wir das uns annoch unsichtbare und noch nicht völlig gefundene höchste Gut uns gleich- sam present machen/ getrost seyn in diesem dun- ckeln und schmahlen Gang und so endlich das En- de unsers Glaubens nemlich der Seelen Seligkeit davon tragen. l. c. p. 106. Das heist recht gauckeln/ wenn man Wörter und Redens-Arten zusam- men packt/ die kein Mensch zusammen reimen kan/ die Dinge so beschreibt/ daß sie gar unbegreiflich werden und die Wörter also verdreht/ daß sie kein Mensch verstehen kan. Wer sieht nicht/ daß in dieser Beschreibung die Begriffe der Verleug- nung/ der geistlichen Sanftmuht/ der Gedult/ der Beständigkeit/ der Hofnung und dergleichen in einander geworffen? Man erkennet daraus/ daß J. C. Dippels Begierde einen neuen Reformatorem abzugeben mehr Grund in dem Willen als in dem Verstande haben müsse. LV. Ob nicht die Kraft des Mittler- Amts JEsu Christi desto nach- drück-
koͤnte es mit beſſerm Recht eine Gauckeley nen- nen/ wenn er dieſe wunderliche Beſchreibung vom Glauben macht/ daß er eine Reſignation un- ſers Willens/ unſerer Luͤſte und naͤrriſchen Ver- nunft an ſeine Fuͤhrung oder eine Ubergebung und Uberlaſſung unſers Geiſtes an ſeine Gnadenreiche Bewirckung und ein zuverſichtliches Ausharren unter dieſer Bewirckung in dieſem Wege/ in welchem wir das uns annoch unſichtbare und noch nicht voͤllig gefundene hoͤchſte Gut uns gleich- ſam preſent machen/ getroſt ſeyn in dieſem dun- ckeln und ſchmahlen Gang und ſo endlich das En- de unſers Glaubens nemlich der Seelen Seligkeit davon tragen. l. c. p. 106. Das heiſt recht gauckeln/ wenn man Woͤrter und Redens-Arten zuſam- men packt/ die kein Menſch zuſammen reimen kan/ die Dinge ſo beſchreibt/ daß ſie gar unbegreiflich werden und die Woͤrter alſo verdreht/ daß ſie kein Menſch verſtehen kan. Wer ſieht nicht/ daß in dieſer Beſchreibung die Begriffe der Verleug- nung/ der geiſtlichen Sanftmuht/ der Gedult/ der Beſtaͤndigkeit/ der Hofnung und dergleichen in einander geworffen? Man erkennet daraus/ daß J. C. Dippels Begierde einen neuen Reformatorem abzugeben mehr Grund in dem Willen als in dem Verſtande haben muͤſſe. LV. Ob nicht die Kraft des Mittler- Amts JEſu Chriſti deſto nach- druͤck-
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nunft an ſeine Fuͤhrung oder eine Ubergebung und
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Bewirckung und ein zuverſichtliches Ausharren
unter dieſer Bewirckung in dieſem Wege/ in
welchem wir das uns annoch unſichtbare und
noch nicht voͤllig gefundene hoͤchſte Gut uns gleich-
ſam preſent machen/ getroſt ſeyn in dieſem dun-
ckeln und ſchmahlen Gang und ſo endlich das En-
de unſers Glaubens nemlich der Seelen Seligkeit
davon tragen. l. c. p. 106. Das heiſt recht gauckeln/
wenn man Woͤrter und Redens-Arten zuſam-
men packt/ die kein Menſch zuſammen reimen kan/
die Dinge ſo beſchreibt/ daß ſie gar unbegreiflich
werden und die Woͤrter alſo verdreht/ daß ſie kein
Menſch verſtehen kan. Wer ſieht nicht/ daß in
dieſer Beſchreibung die Begriffe der Verleug-
nung/ der geiſtlichen Sanftmuht/ der Gedult/
der Beſtaͤndigkeit/ der Hofnung und dergleichen
in einander geworffen? Man erkennet daraus/ daß
J. C. Dippels Begierde einen neuen Reformatorem
abzugeben mehr Grund in dem Willen als in dem
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