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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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Ubertretung göttlicher Gebote/ da jene in diesen
als eine Wirckung in der Ursache gegründet.
(quaest. 21.) Unterdessen ist es nicht unmöglich/ daß
GOTT den Menschen könne in den Stand se-
tzen/ da er ihn kan ansehen/ als wenn er nicht
gesündiget hätte. Dieß aber beruht auf den
Schluß seines Willens. Wann nun ein solcher
Schluß so wenig/ als der Grund/ so ihn bewegt/
denselben zu fassen/ der Vernunft bekannt seyn
kan; so ist es gewiß/ daß GOTT selbst solchen
müsse kund machen/ und sich darüber erklären/ ob er
wolle Gnade für Recht gehen lassen. Man sie-
het hieraus/ wie genau die Offenbahrung mit der
Gnade verbunden sey.

XLII.
Ob nicht GOTT/ wenn er den
Gnaden-Schluß faßt/ den Men-
schen in einen Zustand zu setzen/ da
er die begangene Sünden/ als nicht
geschehen kan ansehen/ dennoch ge-
recht und ein Feind der Sünden
bleibe?

Erläuterung.

Die Feindschaft Gottes wider die Sünde ist
in seinen Vollenkommenheiten gegründet (quaest.
20.) und kan folglich nicht anders/ als mit der
Sünde selbst aufhören: da es nun unmöglich/ daß

die



Ubertretung goͤttlicher Gebote/ da jene in dieſen
als eine Wirckung in der Urſache gegruͤndet.
(quæſt. 21.) Unterdeſſen iſt es nicht unmoͤglich/ daß
GOTT den Menſchen koͤnne in den Stand ſe-
tzen/ da er ihn kan anſehen/ als wenn er nicht
geſuͤndiget haͤtte. Dieß aber beruht auf den
Schluß ſeines Willens. Wann nun ein ſolcher
Schluß ſo wenig/ als der Grund/ ſo ihn bewegt/
denſelben zu faſſen/ der Vernunft bekannt ſeyn
kan; ſo iſt es gewiß/ daß GOTT ſelbſt ſolchen
muͤſſe kund machen/ und ſich daruͤber erklaͤren/ ob er
wolle Gnade fuͤr Recht gehen laſſen. Man ſie-
het hieraus/ wie genau die Offenbahrung mit der
Gnade verbunden ſey.

XLII.
Ob nicht GOTT/ wenn er den
Gnaden-Schluß faßt/ den Men-
ſchen in einen Zuſtand zu ſetzen/ da
er die begangene Suͤnden/ als nicht
geſchehen kan anſehen/ dennoch ge-
recht und ein Feind der Suͤnden
bleibe?

Erlaͤuterung.

Die Feindſchaft Gottes wider die Suͤnde iſt
in ſeinen Vollenkommenheiten gegruͤndet (quæſt.
20.) und kan folglich nicht anders/ als mit der
Suͤnde ſelbſt aufhoͤren: da es nun unmoͤglich/ daß

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[104/0156] Ubertretung goͤttlicher Gebote/ da jene in dieſen als eine Wirckung in der Urſache gegruͤndet. (quæſt. 21.) Unterdeſſen iſt es nicht unmoͤglich/ daß GOTT den Menſchen koͤnne in den Stand ſe- tzen/ da er ihn kan anſehen/ als wenn er nicht geſuͤndiget haͤtte. Dieß aber beruht auf den Schluß ſeines Willens. Wann nun ein ſolcher Schluß ſo wenig/ als der Grund/ ſo ihn bewegt/ denſelben zu faſſen/ der Vernunft bekannt ſeyn kan; ſo iſt es gewiß/ daß GOTT ſelbſt ſolchen muͤſſe kund machen/ und ſich daruͤber erklaͤren/ ob er wolle Gnade fuͤr Recht gehen laſſen. Man ſie- het hieraus/ wie genau die Offenbahrung mit der Gnade verbunden ſey. XLII. Ob nicht GOTT/ wenn er den Gnaden-Schluß faßt/ den Men- ſchen in einen Zuſtand zu ſetzen/ da er die begangene Suͤnden/ als nicht geſchehen kan anſehen/ dennoch ge- recht und ein Feind der Suͤnden bleibe? Erlaͤuterung. Die Feindſchaft Gottes wider die Suͤnde iſt in ſeinen Vollenkommenheiten gegruͤndet (quæſt. 20.) und kan folglich nicht anders/ als mit der Suͤnde ſelbſt aufhoͤren: da es nun unmoͤglich/ daß die

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/156>, abgerufen am 13.11.2024.