Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite



können. Es lebt kein Mensch auf Erden/ der das
thut/ was er thun kan. Paulus lehret/ daß Got-
tes Zorn vom Himmel auch über die Heyden wer-
de offenbar werden/ weil sie des Lichts/ so ihnen
geschienen/ nicht so gebraucht/ wie sie gekonnt hät-
ten. Er nennet sie desfals [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], die
nicht in dem Stande/ daß sie sich selbst entschul-
digen oder entschuldiget werden können. Eben
der Apostel sagt ausdrücklich/ daß/ wenn sie nur
darauf geachtet/ sie von GOtt und göttl. Dingen
viel anständigere Begriffe hätten haben/ und
ihm auf eine viel heiligere Art dienen können.
Rom. I. 28. Ja daß sie ausser dem Erkänntnüs
des geoffenbahrten Gesetzes schon so viel gesündi-
get/ daß sie deswegen verlohren gehen. c. II. 12.

XXX.
Ob dieses nicht vielmehr gesche-
hen müsse/ wenn GOtt in dem ge-
offenbahrten Gesetz nicht bloß das/
was die Vernunft recht zu seyn er-
kennet/ sondern noch vieles/ so inson-
derheit die innerliche Vollenkom-
menheit des Geistes angeht/ dar-
an die Vernunft nicht gedencken
können/ befiehlet/ zum deutlichen
Beweiß/ daß er das Gute auf die
vollenkommenste Art wolle?
Er-



koͤnnen. Es lebt kein Menſch auf Erden/ der das
thut/ was er thun kan. Paulus lehret/ daß Got-
tes Zorn vom Himmel auch uͤber die Heyden wer-
de offenbar werden/ weil ſie des Lichts/ ſo ihnen
geſchienen/ nicht ſo gebraucht/ wie ſie gekonnt haͤt-
ten. Er nennet ſie desfals [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], die
nicht in dem Stande/ daß ſie ſich ſelbſt entſchul-
digen oder entſchuldiget werden koͤnnen. Eben
der Apoſtel ſagt ausdruͤcklich/ daß/ wenn ſie nur
darauf geachtet/ ſie von GOtt und goͤttl. Dingen
viel anſtaͤndigere Begriffe haͤtten haben/ und
ihm auf eine viel heiligere Art dienen koͤnnen.
Rom. I. 28. Ja daß ſie auſſer dem Erkaͤnntnuͤs
des geoffenbahrten Geſetzes ſchon ſo viel geſuͤndi-
get/ daß ſie deswegen verlohren gehen. c. II. 12.

XXX.
Ob dieſes nicht vielmehr geſche-
hen muͤſſe/ wenn GOtt in dem ge-
offenbahrten Geſetz nicht bloß das/
was die Vernunft recht zu ſeyn er-
keñet/ ſondern noch vieles/ ſo inſon-
derheit die innerliche Vollenkom-
menheit des Geiſtes angeht/ dar-
an die Vernunft nicht gedencken
koͤnnen/ befiehlet/ zum deutlichen
Beweiß/ daß er das Gute auf die
vollenkommenſte Art wolle?
Er-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0120" n="68"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ko&#x0364;nnen. Es lebt kein Men&#x017F;ch auf Erden/ der das<lb/>
thut/ was er thun kan. <hi rendition="#aq">Paulus</hi> lehret/ daß Got-<lb/>
tes Zorn vom Himmel auch u&#x0364;ber die Heyden wer-<lb/>
de offenbar werden/ weil &#x017F;ie des Lichts/ &#x017F;o ihnen<lb/>
ge&#x017F;chienen/ nicht &#x017F;o gebraucht/ wie &#x017F;ie gekonnt ha&#x0364;t-<lb/>
ten. Er nennet &#x017F;ie desfals <gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/>, die<lb/>
nicht in dem Stande/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;chul-<lb/>
digen oder ent&#x017F;chuldiget werden ko&#x0364;nnen. Eben<lb/>
der Apo&#x017F;tel &#x017F;agt ausdru&#x0364;cklich/ daß/ wenn &#x017F;ie nur<lb/>
darauf geachtet/ &#x017F;ie von GOtt und go&#x0364;ttl. Dingen<lb/>
viel an&#x017F;ta&#x0364;ndigere Begriffe ha&#x0364;tten haben/ und<lb/>
ihm auf eine viel heiligere Art dienen ko&#x0364;nnen.<lb/><hi rendition="#aq">Rom. I.</hi> 28. Ja daß &#x017F;ie au&#x017F;&#x017F;er dem Erka&#x0364;nntnu&#x0364;s<lb/>
des geoffenbahrten Ge&#x017F;etzes &#x017F;chon &#x017F;o viel ge&#x017F;u&#x0364;ndi-<lb/>
get/ daß &#x017F;ie deswegen verlohren gehen. <hi rendition="#aq">c. II.</hi> 12.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">XXX.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Ob die&#x017F;es nicht vielmehr ge&#x017F;che-<lb/>
hen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ wenn GOtt in dem ge-<lb/>
offenbahrten Ge&#x017F;etz nicht bloß das/<lb/>
was die Vernunft recht zu &#x017F;eyn er-<lb/>
ken&#x0303;et/ &#x017F;ondern noch vieles/ &#x017F;o in&#x017F;on-<lb/>
derheit die innerliche Vollenkom-<lb/>
menheit des Gei&#x017F;tes angeht/ dar-<lb/>
an die Vernunft nicht gedencken<lb/>
ko&#x0364;nnen/ befiehlet/ zum deutlichen<lb/>
Beweiß/ daß er das Gute auf die<lb/>
vollenkommen&#x017F;te Art wolle?</hi> </head><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Er-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0120] koͤnnen. Es lebt kein Menſch auf Erden/ der das thut/ was er thun kan. Paulus lehret/ daß Got- tes Zorn vom Himmel auch uͤber die Heyden wer- de offenbar werden/ weil ſie des Lichts/ ſo ihnen geſchienen/ nicht ſo gebraucht/ wie ſie gekonnt haͤt- ten. Er nennet ſie desfals _, die nicht in dem Stande/ daß ſie ſich ſelbſt entſchul- digen oder entſchuldiget werden koͤnnen. Eben der Apoſtel ſagt ausdruͤcklich/ daß/ wenn ſie nur darauf geachtet/ ſie von GOtt und goͤttl. Dingen viel anſtaͤndigere Begriffe haͤtten haben/ und ihm auf eine viel heiligere Art dienen koͤnnen. Rom. I. 28. Ja daß ſie auſſer dem Erkaͤnntnuͤs des geoffenbahrten Geſetzes ſchon ſo viel geſuͤndi- get/ daß ſie deswegen verlohren gehen. c. II. 12. XXX. Ob dieſes nicht vielmehr geſche- hen muͤſſe/ wenn GOtt in dem ge- offenbahrten Geſetz nicht bloß das/ was die Vernunft recht zu ſeyn er- keñet/ ſondern noch vieles/ ſo inſon- derheit die innerliche Vollenkom- menheit des Geiſtes angeht/ dar- an die Vernunft nicht gedencken koͤnnen/ befiehlet/ zum deutlichen Beweiß/ daß er das Gute auf die vollenkommenſte Art wolle? Er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/120
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/120>, abgerufen am 21.11.2024.