standen haben, nicht daß ich an den Nachrichten selbst zweifle; sondern daß es vielleicht eine andre wirkliche Art gewesen seyn mag, welche man für einen Bastart ange- sehen. Und dennoch wird man sich den Erfahrungen unterwerfen müssen, wenn man diese mehrmalen wie- derholt.
§. 7. Die Begattungen und Ehen der Thiere.
Thiere, welche im Stande sind, sich selbst ein Gnü- gen zu thun, legen, ohne daß man eine Anzeige von einem unähnlichen Geschlechte findet, Eyer (o), oder bringen lebendige Jungen (p), und man siehet nichts an ihnen, was man mit einer Begattung vergleichen könnte. Oder sie haben eine Saamenfeuchtigkeit für beiderlei Geschlechter: und es muß in dieser Klasse die männliche Feuchtigkeit aus gewissen Ursachen zu der weib- lichen kommen, welche uns unbekannt sind (q).
Diejenigen Thiere aber, welche Zeugungstheile bei- der Geschlechter an sich haben, doch aber so geschaffen sind, daß sie nicht aus sich selbst empfangen und sich selbst befruchten können (r). Diese bedürfen freilich eine äusserliche Beihülfe, wenn das Wachsen des Eyes von statten gehen soll, um zu einem neuen Thiere zu werden, welches sie vorher in ihren Eingeweiden trugen. Diese Thiere begatten sich nun, das ist, sie empfangen von einem andern Thiere ihrer Art den männlichen Einfluß, die phisische Begeisterung, und es würden ihre Eyer ewig unfruchtbar bleiben, wenn ihnen dieselbe entzogen wer- den sollte: oder sie theilen auch wieder gegenseitig dem andern Thiere diese Kraft mit, wodurch sie dessen Eyer befruchten. Jch nehme hier das Wort Eyer in dem
gemei-
(o)[Spaltenumbruch]p. 4.
(p)p. 3.
(q)[Spaltenumbruch]p. 5.
(r)p. 6.
Die Frucht. XXIX. Buch.
ſtanden haben, nicht daß ich an den Nachrichten ſelbſt zweifle; ſondern daß es vielleicht eine andre wirkliche Art geweſen ſeyn mag, welche man fuͤr einen Baſtart ange- ſehen. Und dennoch wird man ſich den Erfahrungen unterwerfen muͤſſen, wenn man dieſe mehrmalen wie- derholt.
§. 7. Die Begattungen und Ehen der Thiere.
Thiere, welche im Stande ſind, ſich ſelbſt ein Gnuͤ- gen zu thun, legen, ohne daß man eine Anzeige von einem unaͤhnlichen Geſchlechte findet, Eyer (o), oder bringen lebendige Jungen (p), und man ſiehet nichts an ihnen, was man mit einer Begattung vergleichen koͤnnte. Oder ſie haben eine Saamenfeuchtigkeit fuͤr beiderlei Geſchlechter: und es muß in dieſer Klaſſe die maͤnnliche Feuchtigkeit aus gewiſſen Urſachen zu der weib- lichen kommen, welche uns unbekannt ſind (q).
Diejenigen Thiere aber, welche Zeugungstheile bei- der Geſchlechter an ſich haben, doch aber ſo geſchaffen ſind, daß ſie nicht aus ſich ſelbſt empfangen und ſich ſelbſt befruchten koͤnnen (r). Dieſe beduͤrfen freilich eine aͤuſſerliche Beihuͤlfe, wenn das Wachſen des Eyes von ſtatten gehen ſoll, um zu einem neuen Thiere zu werden, welches ſie vorher in ihren Eingeweiden trugen. Dieſe Thiere begatten ſich nun, das iſt, ſie empfangen von einem andern Thiere ihrer Art den maͤnnlichen Einfluß, die phiſiſche Begeiſterung, und es wuͤrden ihre Eyer ewig unfruchtbar bleiben, wenn ihnen dieſelbe entzogen wer- den ſollte: oder ſie theilen auch wieder gegenſeitig dem andern Thiere dieſe Kraft mit, wodurch ſie deſſen Eyer befruchten. Jch nehme hier das Wort Eyer in dem
gemei-
(o)[Spaltenumbruch]p. 4.
(p)p. 3.
(q)[Spaltenumbruch]p. 5.
(r)p. 6.
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Die Frucht. XXIX. Buch.
ſtanden haben, nicht daß ich an den Nachrichten ſelbſt
zweifle; ſondern daß es vielleicht eine andre wirkliche Art
geweſen ſeyn mag, welche man fuͤr einen Baſtart ange-
ſehen. Und dennoch wird man ſich den Erfahrungen
unterwerfen muͤſſen, wenn man dieſe mehrmalen wie-
derholt.
§. 7.
Die Begattungen und Ehen der Thiere.
Thiere, welche im Stande ſind, ſich ſelbſt ein Gnuͤ-
gen zu thun, legen, ohne daß man eine Anzeige von
einem unaͤhnlichen Geſchlechte findet, Eyer (o), oder
bringen lebendige Jungen (p), und man ſiehet nichts
an ihnen, was man mit einer Begattung vergleichen
koͤnnte. Oder ſie haben eine Saamenfeuchtigkeit fuͤr
beiderlei Geſchlechter: und es muß in dieſer Klaſſe die
maͤnnliche Feuchtigkeit aus gewiſſen Urſachen zu der weib-
lichen kommen, welche uns unbekannt ſind (q).
Diejenigen Thiere aber, welche Zeugungstheile bei-
der Geſchlechter an ſich haben, doch aber ſo geſchaffen
ſind, daß ſie nicht aus ſich ſelbſt empfangen und ſich
ſelbſt befruchten koͤnnen (r). Dieſe beduͤrfen freilich eine
aͤuſſerliche Beihuͤlfe, wenn das Wachſen des Eyes von
ſtatten gehen ſoll, um zu einem neuen Thiere zu werden,
welches ſie vorher in ihren Eingeweiden trugen. Dieſe
Thiere begatten ſich nun, das iſt, ſie empfangen von
einem andern Thiere ihrer Art den maͤnnlichen Einfluß,
die phiſiſche Begeiſterung, und es wuͤrden ihre Eyer ewig
unfruchtbar bleiben, wenn ihnen dieſelbe entzogen wer-
den ſollte: oder ſie theilen auch wieder gegenſeitig dem
andern Thiere dieſe Kraft mit, wodurch ſie deſſen Eyer
befruchten. Jch nehme hier das Wort Eyer in dem
gemei-
(o)
p. 4.
(p) p. 3.
(q)
p. 5.
(r) p. 6.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/70>, abgerufen am 20.11.2024.
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