Man frägt, zu welcher Zeit das Blut eigentlich den Weg durch dieses Loch nimmt, da die meisten berühmte Männer schreiben, daß sich das eirunde Loch der Herz- ohren während der Erweiterung der Herzohren öffnen, und das Blut durch diese Passage lassen soll (i): andre schreiben dieses Recht der Zusammenziehung (k) zu, so wie das Blut in der Zusammenziehung des Herzohres in die Kammer übergeht.
Mir scheint hier keine Dunkelheit zu herrschen. Die Herzohren treiben wärend ihrer Zusammenziehung das Blut in die Kammern hinein. Folglich müssen sie es nothwendig in der Erweiterung in sich nehmen. Man sezze, daß der linke Sinus in seiner Zusammenziehung das Blut beherberge, so muß sich dieser Sinus zu eben derselben Zeit sowohl weiter, als enger machen.
§. 47. Die Erinnerungen des berühmten Lemery.
Endlich stimmen die Grundsätze des berühmten Ni- kolaus Lemery(a) von dem Nuzzen des eiförmigen Loches mit unsern Gedanken sehr artig überein, und beide leisten einander viele Dienste. Es war nämlich (wiewohl der berühmte Mann davon nichts erwähnt) die Lunge in einer Frucht fast unsichtbar (b), und sie lies schwerlich das geringste Blut durch ihren Bau hindurch. Von ihr hätte also ein ganz geringer Vorrath des Blutes in die linke Herzkammer gekommen seyn müssen (c), und diese wäre also ganz klein und unfähig geblieben, zu dem-
jeni-
(i)[Spaltenumbruch]ROEDERER fet. perfect. TREW p. 75. 76. die Muskelfa- sern verengern in der diastole die Klappe, und eröffnen das Loch. MORGAGN. advers. I. p. 23. zieht sich das Ohr zusammen, so sinkt die Klappe, und das Loch ver- [Spaltenumbruch]
schließt sich. DIEBOLD l. c. SE- NAC. du coeur. p. 404.
(k)VIEUSSENS du cour. p. 35.
(a)Mem. de l'Acad. 1739. p. 97. u. s. w.
(b)p. 363.
(c)LEMERY p. 105. 109.
Die Frucht. XXIX. B.
Man fraͤgt, zu welcher Zeit das Blut eigentlich den Weg durch dieſes Loch nimmt, da die meiſten beruͤhmte Maͤnner ſchreiben, daß ſich das eirunde Loch der Herz- ohren waͤhrend der Erweiterung der Herzohren oͤffnen, und das Blut durch dieſe Paſſage laſſen ſoll (i): andre ſchreiben dieſes Recht der Zuſammenziehung (k) zu, ſo wie das Blut in der Zuſammenziehung des Herzohres in die Kammer uͤbergeht.
Mir ſcheint hier keine Dunkelheit zu herrſchen. Die Herzohren treiben waͤrend ihrer Zuſammenziehung das Blut in die Kammern hinein. Folglich muͤſſen ſie es nothwendig in der Erweiterung in ſich nehmen. Man ſezze, daß der linke Sinus in ſeiner Zuſammenziehung das Blut beherberge, ſo muß ſich dieſer Sinus zu eben derſelben Zeit ſowohl weiter, als enger machen.
§. 47. Die Erinnerungen des beruͤhmten Lemery.
Endlich ſtimmen die Grundſaͤtze des beruͤhmten Ni- kolaus Lemery(a) von dem Nuzzen des eifoͤrmigen Loches mit unſern Gedanken ſehr artig uͤberein, und beide leiſten einander viele Dienſte. Es war naͤmlich (wiewohl der beruͤhmte Mann davon nichts erwaͤhnt) die Lunge in einer Frucht faſt unſichtbar (b), und ſie lies ſchwerlich das geringſte Blut durch ihren Bau hindurch. Von ihr haͤtte alſo ein ganz geringer Vorrath des Blutes in die linke Herzkammer gekommen ſeyn muͤſſen (c), und dieſe waͤre alſo ganz klein und unfaͤhig geblieben, zu dem-
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(i)[Spaltenumbruch]ROEDERER fet. perfect. TREW p. 75. 76. die Muskelfa- ſern verengern in der diaſtole die Klappe, und eroͤffnen das Loch. MORGAGN. adverſ. I. p. 23. zieht ſich das Ohr zuſammen, ſo ſinkt die Klappe, und das Loch ver- [Spaltenumbruch]
ſchließt ſich. DIEBOLD l. c. SE- NAC. du coeur. p. 404.
(k)VIEUSSENS du cour. p. 35.
(a)Mem. de l’Acad. 1739. p. 97. u. ſ. w.
(b)p. 363.
(c)LEMERY p. 105. 109.
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[632[634]/0686]
Die Frucht. XXIX. B.
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Maͤnner ſchreiben, daß ſich das eirunde Loch der Herz-
ohren waͤhrend der Erweiterung der Herzohren oͤffnen,
und das Blut durch dieſe Paſſage laſſen ſoll (i): andre
ſchreiben dieſes Recht der Zuſammenziehung (k) zu, ſo
wie das Blut in der Zuſammenziehung des Herzohres in
die Kammer uͤbergeht.
Mir ſcheint hier keine Dunkelheit zu herrſchen. Die
Herzohren treiben waͤrend ihrer Zuſammenziehung das
Blut in die Kammern hinein. Folglich muͤſſen ſie es
nothwendig in der Erweiterung in ſich nehmen. Man
ſezze, daß der linke Sinus in ſeiner Zuſammenziehung
das Blut beherberge, ſo muß ſich dieſer Sinus zu eben
derſelben Zeit ſowohl weiter, als enger machen.
§. 47.
Die Erinnerungen des beruͤhmten Lemery.
Endlich ſtimmen die Grundſaͤtze des beruͤhmten Ni-
kolaus Lemery (a) von dem Nuzzen des eifoͤrmigen
Loches mit unſern Gedanken ſehr artig uͤberein, und beide
leiſten einander viele Dienſte. Es war naͤmlich (wiewohl
der beruͤhmte Mann davon nichts erwaͤhnt) die Lunge in
einer Frucht faſt unſichtbar (b), und ſie lies ſchwerlich
das geringſte Blut durch ihren Bau hindurch. Von
ihr haͤtte alſo ein ganz geringer Vorrath des Blutes in
die linke Herzkammer gekommen ſeyn muͤſſen (c), und
dieſe waͤre alſo ganz klein und unfaͤhig geblieben, zu dem-
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(i)
ROEDERER fet. perfect.
TREW p. 75. 76. die Muskelfa-
ſern verengern in der diaſtole die
Klappe, und eroͤffnen das Loch.
MORGAGN. adverſ. I. p. 23. zieht
ſich das Ohr zuſammen, ſo ſinkt
die Klappe, und das Loch ver-
ſchließt ſich. DIEBOLD l. c. SE-
NAC. du coeur. p. 404.
(k) VIEUSSENS du cour. p. 35.
(a) Mem. de l’Acad. 1739. p.
97. u. ſ. w.
(b) p. 363.
(c) LEMERY p. 105. 109.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 632[634]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/686>, abgerufen am 21.12.2024.
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