Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abs. Das Leben der Frucht.
zuschreiben, welches fetter als der Saft der Gebärmut-
ter ist, und schneller in ein bittres Wesen übergeht.

Die Augensäfte sind am Hühnchen, wie an einem
erwachsenen Vogel: am Menschen sind sie roth unter-
laufen (i), und eben diese Farbe hat auch die Galle, der
Saft des Herzbeutels, des Ribbenfelles, des Darmfelles,
und das Mark. Man solte fast daraus schliessen, daß
die Nahrung der menschlichen Frucht, an dem rothen
Blute mehr Antheil habe. Die Schwärze tapezirt das
Auge (k), gegen das Ende des vierten Tages.

Die gefärbte Säfte werden bald darauf scharf (l):
indem alle diejenige Eigenschaften, welche die Sinne rüh-
ren, von den grössern Theilchen herrühren, welche in die
erweiterte Kanäle eindringen (m). Es müssen aber die-
jenigen Theilchen dikker seyn, welche den Geschmakk ma-
chen, und zärter, welche färben.

§. 4.
Die festern Theile bilden sich aus dem Flüßigen.

Es scheinet schon mehr zu bedeuten zu haben, daß
die festen, die sehr harten Theile eines Thieres, und so
gar die Knochen, aus Flüßigkeiten entstehen sollen.

Jndessen verliert diese Schwierigkeit viel von ihrem
Scheine, wenn man zeigt, daß an Theilen, welche fest
zu seyn scheinen, ein grosser Theil flüßig ist, und weg-
dünsten kann, und daß die Frucht eine grosse Quanti-
tät von diesem Flüßigen besizzt.

Die weichen Theile eines belebten Körpers dünsten
fast ganz und gar fort. So verschwinden drei Viertheile

von
(i) [Spaltenumbruch] L. XVI. p. 410. ROSEN
anat. beskrifn. p.
138. Jn Neu-
gebornen sind die Augen rot. Jn
der Frucht viel röther. HIRSCHEL.
differ. fet.
(k) p. 160.
(l) [Spaltenumbruch] Erst am vierzehnten Tage
erscheint die Galle p. 126.
(m) Jm Wallfischt ist die reife
Frucht schwarz, welche in ihren
unreifen Zustande weiß war. Hi-
stoire naturelle des poissons l. c.
E e 4

IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
zuſchreiben, welches fetter als der Saft der Gebaͤrmut-
ter iſt, und ſchneller in ein bittres Weſen uͤbergeht.

Die Augenſaͤfte ſind am Huͤhnchen, wie an einem
erwachſenen Vogel: am Menſchen ſind ſie roth unter-
laufen (i), und eben dieſe Farbe hat auch die Galle, der
Saft des Herzbeutels, des Ribbenfelles, des Darmfelles,
und das Mark. Man ſolte faſt daraus ſchlieſſen, daß
die Nahrung der menſchlichen Frucht, an dem rothen
Blute mehr Antheil habe. Die Schwaͤrze tapezirt das
Auge (k), gegen das Ende des vierten Tages.

Die gefaͤrbte Saͤfte werden bald darauf ſcharf (l):
indem alle diejenige Eigenſchaften, welche die Sinne ruͤh-
ren, von den groͤſſern Theilchen herruͤhren, welche in die
erweiterte Kanaͤle eindringen (m). Es muͤſſen aber die-
jenigen Theilchen dikker ſeyn, welche den Geſchmakk ma-
chen, und zaͤrter, welche faͤrben.

§. 4.
Die feſtern Theile bilden ſich aus dem Fluͤßigen.

Es ſcheinet ſchon mehr zu bedeuten zu haben, daß
die feſten, die ſehr harten Theile eines Thieres, und ſo
gar die Knochen, aus Fluͤßigkeiten entſtehen ſollen.

Jndeſſen verliert dieſe Schwierigkeit viel von ihrem
Scheine, wenn man zeigt, daß an Theilen, welche feſt
zu ſeyn ſcheinen, ein groſſer Theil fluͤßig iſt, und weg-
duͤnſten kann, und daß die Frucht eine groſſe Quanti-
taͤt von dieſem Fluͤßigen beſizzt.

Die weichen Theile eines belebten Koͤrpers duͤnſten
faſt ganz und gar fort. So verſchwinden drei Viertheile

von
(i) [Spaltenumbruch] L. XVI. p. 410. ROSEN
anat. beskrifn. p.
138. Jn Neu-
gebornen ſind die Augen rot. Jn
der Frucht viel roͤther. HIRSCHEL.
differ. fet.
(k) p. 160.
(l) [Spaltenumbruch] Erſt am vierzehnten Tage
erſcheint die Galle p. 126.
(m) Jm Wallfiſcht iſt die reife
Frucht ſchwarz, welche in ihren
unreifen Zuſtande weiß war. Hi-
ſtoire naturelle des poiſſons l. c.
E e 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0491" n="437[439]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;. Das Leben der Frucht.</hi></fw><lb/>
zu&#x017F;chreiben, welches fetter als der Saft der Geba&#x0364;rmut-<lb/>
ter i&#x017F;t, und &#x017F;chneller in ein bittres We&#x017F;en u&#x0364;bergeht.</p><lb/>
              <p>Die Augen&#x017F;a&#x0364;fte &#x017F;ind am Hu&#x0364;hnchen, wie an einem<lb/>
erwach&#x017F;enen Vogel: am Men&#x017F;chen &#x017F;ind &#x017F;ie roth unter-<lb/>
laufen <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq">L. XVI. p. 410. <hi rendition="#g">ROSEN</hi><lb/>
anat. beskrifn. p.</hi> 138. Jn Neu-<lb/>
gebornen &#x017F;ind die Augen rot. Jn<lb/>
der Frucht viel ro&#x0364;ther. <hi rendition="#aq">HIRSCHEL.<lb/>
differ. fet.</hi></note>, und eben die&#x017F;e Farbe hat auch die Galle, der<lb/>
Saft des Herzbeutels, des Ribbenfelles, des Darmfelles,<lb/>
und das Mark. Man &#x017F;olte fa&#x017F;t daraus &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
die Nahrung der men&#x017F;chlichen Frucht, an dem rothen<lb/>
Blute mehr Antheil habe. Die Schwa&#x0364;rze tapezirt das<lb/>
Auge <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 160.</note>, gegen das Ende des vierten Tages.</p><lb/>
              <p>Die gefa&#x0364;rbte Sa&#x0364;fte werden bald darauf &#x017F;charf <note place="foot" n="(l)"><cb/>
Er&#x017F;t am vierzehnten Tage<lb/>
er&#x017F;cheint die Galle <hi rendition="#aq">p.</hi> 126.</note>:<lb/>
indem alle diejenige Eigen&#x017F;chaften, welche die Sinne ru&#x0364;h-<lb/>
ren, von den gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Theilchen herru&#x0364;hren, welche in die<lb/>
erweiterte Kana&#x0364;le eindringen <note place="foot" n="(m)">Jm Wallfi&#x017F;cht i&#x017F;t die reife<lb/>
Frucht &#x017F;chwarz, welche in ihren<lb/>
unreifen Zu&#x017F;tande weiß war. <hi rendition="#aq">Hi-<lb/>
&#x017F;toire naturelle des poi&#x017F;&#x017F;ons l. c.</hi></note>. Es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aber die-<lb/>
jenigen Theilchen dikker &#x017F;eyn, welche den Ge&#x017F;chmakk ma-<lb/>
chen, und za&#x0364;rter, welche fa&#x0364;rben.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 4.<lb/><hi rendition="#b">Die fe&#x017F;tern Theile bilden &#x017F;ich aus dem Flu&#x0364;ßigen.</hi></head><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheinet &#x017F;chon mehr zu bedeuten zu haben, daß<lb/>
die fe&#x017F;ten, die &#x017F;ehr harten Theile eines Thieres, und &#x017F;o<lb/>
gar die Knochen, aus Flu&#x0364;ßigkeiten ent&#x017F;tehen &#x017F;ollen.</p><lb/>
              <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en verliert die&#x017F;e Schwierigkeit viel von ihrem<lb/>
Scheine, wenn man zeigt, daß an Theilen, welche fe&#x017F;t<lb/>
zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinen, ein gro&#x017F;&#x017F;er Theil flu&#x0364;ßig i&#x017F;t, und weg-<lb/>
du&#x0364;n&#x017F;ten kann, und daß die Frucht eine gro&#x017F;&#x017F;e Quanti-<lb/>
ta&#x0364;t von die&#x017F;em Flu&#x0364;ßigen be&#x017F;izzt.</p><lb/>
              <p>Die weichen Theile eines belebten Ko&#x0364;rpers du&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
fa&#x017F;t ganz und gar fort. So ver&#x017F;chwinden drei Viertheile<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 4</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437[439]/0491] IV. Abſ. Das Leben der Frucht. zuſchreiben, welches fetter als der Saft der Gebaͤrmut- ter iſt, und ſchneller in ein bittres Weſen uͤbergeht. Die Augenſaͤfte ſind am Huͤhnchen, wie an einem erwachſenen Vogel: am Menſchen ſind ſie roth unter- laufen (i), und eben dieſe Farbe hat auch die Galle, der Saft des Herzbeutels, des Ribbenfelles, des Darmfelles, und das Mark. Man ſolte faſt daraus ſchlieſſen, daß die Nahrung der menſchlichen Frucht, an dem rothen Blute mehr Antheil habe. Die Schwaͤrze tapezirt das Auge (k), gegen das Ende des vierten Tages. Die gefaͤrbte Saͤfte werden bald darauf ſcharf (l): indem alle diejenige Eigenſchaften, welche die Sinne ruͤh- ren, von den groͤſſern Theilchen herruͤhren, welche in die erweiterte Kanaͤle eindringen (m). Es muͤſſen aber die- jenigen Theilchen dikker ſeyn, welche den Geſchmakk ma- chen, und zaͤrter, welche faͤrben. §. 4. Die feſtern Theile bilden ſich aus dem Fluͤßigen. Es ſcheinet ſchon mehr zu bedeuten zu haben, daß die feſten, die ſehr harten Theile eines Thieres, und ſo gar die Knochen, aus Fluͤßigkeiten entſtehen ſollen. Jndeſſen verliert dieſe Schwierigkeit viel von ihrem Scheine, wenn man zeigt, daß an Theilen, welche feſt zu ſeyn ſcheinen, ein groſſer Theil fluͤßig iſt, und weg- duͤnſten kann, und daß die Frucht eine groſſe Quanti- taͤt von dieſem Fluͤßigen beſizzt. Die weichen Theile eines belebten Koͤrpers duͤnſten faſt ganz und gar fort. So verſchwinden drei Viertheile von (i) L. XVI. p. 410. ROSEN anat. beskrifn. p. 138. Jn Neu- gebornen ſind die Augen rot. Jn der Frucht viel roͤther. HIRSCHEL. differ. fet. (k) p. 160. (l) Erſt am vierzehnten Tage erſcheint die Galle p. 126. (m) Jm Wallfiſcht iſt die reife Frucht ſchwarz, welche in ihren unreifen Zuſtande weiß war. Hi- ſtoire naturelle des poiſſons l. c. E e 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/491
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 437[439]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/491>, abgerufen am 30.12.2024.