Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Frucht. XXIX. B.

Die übrigen Einwürfe scheinen mir von einer gerin-
gern Bedeutung zu seyn, weil man bereits die unendliche
Theilung beantwortet (t), und diese Antwort für die lezzten
Einwürfe hinlänglich ist.



Dritter Abschnitt.
Die Nachgeburt.


§. 1.
Die ersten Anfänge des thierischen Lebens.

Wir haben gesagt, daß die neue Frucht von dem
Reize des männlichen Saamens das Leben empfängt (a).
Wir verstehen aber unter einer lebendigen Frucht, eine
Frucht, wenn das Herz zu klopfen anfängt.

Die Alten sagten, das Herz schlage, ich weiß selbst
nicht warum (c) in der Gebärmutter nicht. Jn der That
schlägt dasselbe in allen Arten von Thieren, wie man an
den Eyern der Vögel ein jederman bekanntes Beyspiel
hat, indem es schon eben dieser Bewegung wegen vom
Aristoteles (d) punctum saliens genannt wird.

Fast in den ersten Augenblikken einer sichtbaren
Frucht, zeiget sich auch die Bewegung des Blutes; ihr
erster Anfang lässet sich blos an der linken Herzkammer,
und an der Zwiebel der Aorte (e), verspüren; sie äussert
sich hierauf nach kurzer Zeit (f) an drei Bläschen, welche

nach
(t) [Spaltenumbruch] p. 150.
(a) p. 151. Von dem verliebten
Aufschwellen HAMBERGER phy-
siol. p.
737.
(c) Dies widerlegte HARVIUS
p.
63.
(d) Hist. anim. L. VI. c. 3.
ALDROVAND. HARVEI p.
280.
Ein Blutstropfen, welcher in dem
Eye klopft und schlägt. PLIN. L.
X. c.
53.
(e) [Spaltenumbruch] Davon entstehen die zwo
Blasen. Form. du Poulet. p. 105.
Zwo in der 46 Stunde. MAI-
TRE JEAN p.
59. die zween Punk-
te ALDROVAND p. 27. Unge-
recht zween bis zum sechsten Tage
LANCIS p. 42.
(f) Hora 50. Form. du poulet.
p.
106.
Die Frucht. XXIX. B.

Die uͤbrigen Einwuͤrfe ſcheinen mir von einer gerin-
gern Bedeutung zu ſeyn, weil man bereits die unendliche
Theilung beantwortet (t), und dieſe Antwort fuͤr die lezzten
Einwuͤrfe hinlaͤnglich iſt.



Dritter Abſchnitt.
Die Nachgeburt.


§. 1.
Die erſten Anfaͤnge des thieriſchen Lebens.

Wir haben geſagt, daß die neue Frucht von dem
Reize des maͤnnlichen Saamens das Leben empfaͤngt (a).
Wir verſtehen aber unter einer lebendigen Frucht, eine
Frucht, wenn das Herz zu klopfen anfaͤngt.

Die Alten ſagten, das Herz ſchlage, ich weiß ſelbſt
nicht warum (c) in der Gebaͤrmutter nicht. Jn der That
ſchlaͤgt daſſelbe in allen Arten von Thieren, wie man an
den Eyern der Voͤgel ein jederman bekanntes Beyſpiel
hat, indem es ſchon eben dieſer Bewegung wegen vom
Ariſtoteles (d) punctum ſaliens genannt wird.

Faſt in den erſten Augenblikken einer ſichtbaren
Frucht, zeiget ſich auch die Bewegung des Blutes; ihr
erſter Anfang laͤſſet ſich blos an der linken Herzkammer,
und an der Zwiebel der Aorte (e), verſpuͤren; ſie aͤuſſert
ſich hierauf nach kurzer Zeit (f) an drei Blaͤschen, welche

nach
(t) [Spaltenumbruch] p. 150.
(a) p. 151. Von dem verliebten
Aufſchwellen HAMBERGER phy-
ſiol. p.
737.
(c) Dies widerlegte HARVIUS
p.
63.
(d) Hiſt. anim. L. VI. c. 3.
ALDROVAND. HARVEI p.
280.
Ein Blutstropfen, welcher in dem
Eye klopft und ſchlaͤgt. PLIN. L.
X. c.
53.
(e) [Spaltenumbruch] Davon entſtehen die zwo
Blaſen. Form. du Poulet. p. 105.
Zwo in der 46 Stunde. MAI-
TRE JEAN p.
59. die zween Punk-
te ALDROVAND p. 27. Unge-
recht zween bis zum ſechſten Tage
LANCIS p. 42.
(f) Hora 50. Form. du poulet.
p.
106.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0352" n="300"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi> </fw><lb/>
              <p>Die u&#x0364;brigen Einwu&#x0364;rfe &#x017F;cheinen mir von einer gerin-<lb/>
gern Bedeutung zu &#x017F;eyn, weil man bereits die unendliche<lb/>
Theilung beantwortet <note place="foot" n="(t)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 150.</note>, und die&#x017F;e Antwort fu&#x0364;r die lezzten<lb/>
Einwu&#x0364;rfe hinla&#x0364;nglich i&#x017F;t.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Dritter Ab&#x017F;chnitt.<lb/><hi rendition="#g">Die Nachgeburt.</hi></hi> </head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1.<lb/><hi rendition="#b">Die er&#x017F;ten Anfa&#x0364;nge des thieri&#x017F;chen Lebens.</hi></head><lb/>
              <p>Wir haben ge&#x017F;agt, daß die neue Frucht von dem<lb/>
Reize des ma&#x0364;nnlichen Saamens das Leben empfa&#x0364;ngt <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 151. Von dem verliebten<lb/>
Auf&#x017F;chwellen <hi rendition="#aq">HAMBERGER phy-<lb/>
&#x017F;iol. p.</hi> 737.</note>.<lb/>
Wir ver&#x017F;tehen aber unter einer lebendigen Frucht, eine<lb/>
Frucht, wenn das Herz zu klopfen anfa&#x0364;ngt.</p><lb/>
              <p>Die Alten &#x017F;agten, das Herz &#x017F;chlage, ich weiß &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nicht warum <note place="foot" n="(c)">Dies widerlegte <hi rendition="#aq">HARVIUS<lb/>
p.</hi> 63.</note> in der Geba&#x0364;rmutter nicht. Jn der That<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt da&#x017F;&#x017F;elbe in allen Arten von Thieren, wie man an<lb/>
den Eyern der Vo&#x0364;gel ein jederman bekanntes Bey&#x017F;piel<lb/>
hat, indem es &#x017F;chon eben die&#x017F;er Bewegung wegen vom<lb/><hi rendition="#fr">Ari&#x017F;toteles</hi> <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. anim. L. VI. c. 3.<lb/>
ALDROVAND. HARVEI p.</hi> 280.<lb/>
Ein Blutstropfen, welcher in dem<lb/>
Eye klopft und &#x017F;chla&#x0364;gt. <hi rendition="#aq">PLIN. L.<lb/>
X. c.</hi> 53.</note> <hi rendition="#aq">punctum &#x017F;aliens</hi> genannt wird.</p><lb/>
              <p>Fa&#x017F;t in den er&#x017F;ten Augenblikken einer &#x017F;ichtbaren<lb/>
Frucht, zeiget &#x017F;ich auch die Bewegung des Blutes; ihr<lb/>
er&#x017F;ter Anfang la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich blos an der linken Herzkammer,<lb/>
und an der Zwiebel der Aorte <note place="foot" n="(e)"><cb/>
Davon ent&#x017F;tehen die zwo<lb/>
Bla&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Form. du Poulet. p.</hi> 105.<lb/>
Zwo in der 46 Stunde. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MAI</hi>-<lb/>
TRE JEAN p.</hi> 59. die zween Punk-<lb/>
te <hi rendition="#aq">ALDROVAND p.</hi> 27. Unge-<lb/>
recht zween bis zum &#x017F;ech&#x017F;ten Tage<lb/><hi rendition="#aq">LANCIS p.</hi> 42.</note>, ver&#x017F;pu&#x0364;ren; &#x017F;ie a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert<lb/>
&#x017F;ich hierauf nach kurzer Zeit <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">Hora 50. Form. du poulet.<lb/>
p.</hi> 106.</note> an drei Bla&#x0364;schen, welche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0352] Die Frucht. XXIX. B. Die uͤbrigen Einwuͤrfe ſcheinen mir von einer gerin- gern Bedeutung zu ſeyn, weil man bereits die unendliche Theilung beantwortet (t), und dieſe Antwort fuͤr die lezzten Einwuͤrfe hinlaͤnglich iſt. Dritter Abſchnitt. Die Nachgeburt. §. 1. Die erſten Anfaͤnge des thieriſchen Lebens. Wir haben geſagt, daß die neue Frucht von dem Reize des maͤnnlichen Saamens das Leben empfaͤngt (a). Wir verſtehen aber unter einer lebendigen Frucht, eine Frucht, wenn das Herz zu klopfen anfaͤngt. Die Alten ſagten, das Herz ſchlage, ich weiß ſelbſt nicht warum (c) in der Gebaͤrmutter nicht. Jn der That ſchlaͤgt daſſelbe in allen Arten von Thieren, wie man an den Eyern der Voͤgel ein jederman bekanntes Beyſpiel hat, indem es ſchon eben dieſer Bewegung wegen vom Ariſtoteles (d) punctum ſaliens genannt wird. Faſt in den erſten Augenblikken einer ſichtbaren Frucht, zeiget ſich auch die Bewegung des Blutes; ihr erſter Anfang laͤſſet ſich blos an der linken Herzkammer, und an der Zwiebel der Aorte (e), verſpuͤren; ſie aͤuſſert ſich hierauf nach kurzer Zeit (f) an drei Blaͤschen, welche nach (t) p. 150. (a) p. 151. Von dem verliebten Aufſchwellen HAMBERGER phy- ſiol. p. 737. (c) Dies widerlegte HARVIUS p. 63. (d) Hiſt. anim. L. VI. c. 3. ALDROVAND. HARVEI p. 280. Ein Blutstropfen, welcher in dem Eye klopft und ſchlaͤgt. PLIN. L. X. c. 53. (e) Davon entſtehen die zwo Blaſen. Form. du Poulet. p. 105. Zwo in der 46 Stunde. MAI- TRE JEAN p. 59. die zween Punk- te ALDROVAND p. 27. Unge- recht zween bis zum ſechſten Tage LANCIS p. 42. (f) Hora 50. Form. du poulet. p. 106.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/352
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/352>, abgerufen am 21.12.2024.