Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abs. Anfänge des Thieres.
tung, der Saame, d. i. das Ey zugegen, und dieses
würde unfruchtbar bleiben, wenn nicht diese mit den
Männern verwandte Kraft dazu käme; alles dieses ist
nunmehr in sein völlig Licht gesezzt worden. So schei-
net ferner die Aehnlichkeit, welche wir an einem andern
Orte weitläuftiger erklären wollen, und welche die Frucht
mit den Aeltern hat, eine Aehnlichkeit der Bildungsma-
terien anzurathen, und man hat diese Aehnlichkeit von
dem menschlichen Geschlechte, von den unvernünftigen
Thieren, und endlich von den Pflanzen erwiesen (aa).

§. 3.
Hipothese von den beiderlei Geschlechtern.

Man erlaube uns hier eine alte Hipothese kürzlich zu
berühren; daß der Saame, welcher bestimmt ist, eine
männliche Frucht hervorzubringen, in der rechten Hode
des Mannes (a) bereitet, und daß in der rechten Höh-
lung der Mutter ein Knäbchen empfangen werde, und
sich daselbst bewege, so wie sich ein Mädchen auf der lin-
ken Seite der Mutter bewegen soll (b).

Sie sezzen hinzu, es bekomme die linke Hode von
der linken Niere einen wäßrigen Saamen, indem die
linke Saamenblutader nicht vom Stamme, sondern von
der Nierenader herkomme (c).

Folglich erzeuge ein Mann, an welchem die rechte
Hode zuerst vorraget, Knaben, und so umgekehrt (d);

und
(aa) [Spaltenumbruch] Sonderlich durch des be-
rühmten KOEHLREUTERI Ver-
suche, die er in drei Büchern sehr
genau vorgetragen.
(a) PARMENIDES. ANAXA-
GORAS. apud PLUTARCHUM
placit. L. V. c. 7. ARISTOTELES
gener. anim. L. IV. c. 1. hist. anim.
L. VII. c. 9. HIPPOCRAT. aphor.
sect. V. n. 48. Epid. V. sect. 2. n.
34. GALEN. util. part. &c.
(b) [Spaltenumbruch] ARISTOT. hist. L. VII. c.
4. der dennoch den LEOPHANIS
experimentis
wenig traut.
(c) GALEN. util. part. L. XIV.
c. 9. AVICENNA Canon. L. III.
fen. 21. tr. 1. c. 1. LEAL.
(d) HIPPOCRAT. Epid. IV.
sect. 4. n 25 GALEN. in Comm.

über diese Stelle.
J 2

II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
tung, der Saame, d. i. das Ey zugegen, und dieſes
wuͤrde unfruchtbar bleiben, wenn nicht dieſe mit den
Maͤnnern verwandte Kraft dazu kaͤme; alles dieſes iſt
nunmehr in ſein voͤllig Licht geſezzt worden. So ſchei-
net ferner die Aehnlichkeit, welche wir an einem andern
Orte weitlaͤuftiger erklaͤren wollen, und welche die Frucht
mit den Aeltern hat, eine Aehnlichkeit der Bildungsma-
terien anzurathen, und man hat dieſe Aehnlichkeit von
dem menſchlichen Geſchlechte, von den unvernuͤnftigen
Thieren, und endlich von den Pflanzen erwieſen (aa).

§. 3.
Hipotheſe von den beiderlei Geſchlechtern.

Man erlaube uns hier eine alte Hipotheſe kuͤrzlich zu
beruͤhren; daß der Saame, welcher beſtimmt iſt, eine
maͤnnliche Frucht hervorzubringen, in der rechten Hode
des Mannes (a) bereitet, und daß in der rechten Hoͤh-
lung der Mutter ein Knaͤbchen empfangen werde, und
ſich daſelbſt bewege, ſo wie ſich ein Maͤdchen auf der lin-
ken Seite der Mutter bewegen ſoll (b).

Sie ſezzen hinzu, es bekomme die linke Hode von
der linken Niere einen waͤßrigen Saamen, indem die
linke Saamenblutader nicht vom Stamme, ſondern von
der Nierenader herkomme (c).

Folglich erzeuge ein Mann, an welchem die rechte
Hode zuerſt vorraget, Knaben, und ſo umgekehrt (d);

und
(aa) [Spaltenumbruch] Sonderlich durch des be-
ruͤhmten KOEHLREUTERI Ver-
ſuche, die er in drei Buͤchern ſehr
genau vorgetragen.
(a) PARMENIDES. ANAXA-
GORAS. apud PLUTARCHUM
placit. L. V. c. 7. ARISTOTELES
gener. anim. L. IV. c. 1. hiſt. anim.
L. VII. c. 9. HIPPOCRAT. aphor.
ſect. V. n. 48. Epid. V. ſect. 2. n.
34. GALEN. util. part. &c.
(b) [Spaltenumbruch] ARISTOT. hiſt. L. VII. c.
4. der dennoch den LEOPHANIS
experimentis
wenig traut.
(c) GALEN. util. part. L. XIV.
c. 9. AVICENNA Canon. L. III.
fen. 21. tr. 1. c. 1. LEAL.
(d) HIPPOCRAT. Epid. IV.
ſect. 4. n 25 GALEN. in Comm.

uͤber dieſe Stelle.
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0183" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;. Anfa&#x0364;nge des Thieres.</hi></fw><lb/>
tung, der Saame, d. i. das Ey zugegen, und die&#x017F;es<lb/>
wu&#x0364;rde unfruchtbar bleiben, wenn nicht die&#x017F;e mit den<lb/>
Ma&#x0364;nnern verwandte Kraft dazu ka&#x0364;me; alles die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
nunmehr in &#x017F;ein vo&#x0364;llig Licht ge&#x017F;ezzt worden. So &#x017F;chei-<lb/>
net ferner die Aehnlichkeit, welche wir an einem andern<lb/>
Orte weitla&#x0364;uftiger erkla&#x0364;ren wollen, und welche die Frucht<lb/>
mit den Aeltern hat, eine Aehnlichkeit der Bildungsma-<lb/>
terien anzurathen, und man hat die&#x017F;e Aehnlichkeit von<lb/>
dem men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechte, von den unvernu&#x0364;nftigen<lb/>
Thieren, und endlich von den Pflanzen erwie&#x017F;en <note place="foot" n="(aa)"><cb/>
Sonderlich durch des be-<lb/>
ru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">KOEHLREUTERI</hi> Ver-<lb/>
&#x017F;uche, die er in drei Bu&#x0364;chern &#x017F;ehr<lb/>
genau vorgetragen.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 3.<lb/><hi rendition="#b">Hipothe&#x017F;e von den beiderlei Ge&#x017F;chlechtern.</hi></head><lb/>
              <p>Man erlaube uns hier eine alte Hipothe&#x017F;e ku&#x0364;rzlich zu<lb/>
beru&#x0364;hren; daß der Saame, welcher be&#x017F;timmt i&#x017F;t, eine<lb/>
ma&#x0364;nnliche Frucht hervorzubringen, in der rechten Hode<lb/>
des Mannes <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">PARMENIDES. ANAXA-<lb/>
GORAS. apud PLUTARCHUM<lb/>
placit. L. V. c. 7. ARISTOTELES<lb/>
gener. anim. L. IV. c. 1. hi&#x017F;t. anim.<lb/>
L. VII. c. 9. HIPPOCRAT. aphor.<lb/>
&#x017F;ect. V. n. 48. Epid. V. &#x017F;ect. 2. n.<lb/>
34. GALEN. util. part. &amp;c.</hi></note> bereitet, und daß in der rechten Ho&#x0364;h-<lb/>
lung der Mutter ein Kna&#x0364;bchen empfangen werde, und<lb/>
&#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t bewege, &#x017F;o wie &#x017F;ich ein Ma&#x0364;dchen auf der lin-<lb/>
ken Seite der Mutter bewegen &#x017F;oll <note place="foot" n="(b)"><cb/><hi rendition="#aq">ARISTOT. hi&#x017F;t. L. VII. c.</hi><lb/>
4. der dennoch den <hi rendition="#aq">LEOPHANIS<lb/>
experimentis</hi> wenig traut.</note>.</p><lb/>
              <p>Sie &#x017F;ezzen hinzu, es bekomme die linke Hode von<lb/>
der linken Niere einen wa&#x0364;ßrigen Saamen, indem die<lb/>
linke Saamenblutader nicht vom Stamme, &#x017F;ondern von<lb/>
der Nierenader herkomme <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">GALEN. util. part. L. XIV.<lb/>
c. 9. AVICENNA Canon. L. III.<lb/>
fen. 21. tr. 1. c. 1. LEAL.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Folglich erzeuge ein Mann, an welchem die rechte<lb/>
Hode zuer&#x017F;t vorraget, Knaben, und &#x017F;o umgekehrt <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">HIPPOCRAT. Epid. IV.<lb/>
&#x017F;ect. 4. n 25 GALEN. in Comm.</hi><lb/>
u&#x0364;ber die&#x017F;e Stelle.</note>;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 2</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0183] II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres. tung, der Saame, d. i. das Ey zugegen, und dieſes wuͤrde unfruchtbar bleiben, wenn nicht dieſe mit den Maͤnnern verwandte Kraft dazu kaͤme; alles dieſes iſt nunmehr in ſein voͤllig Licht geſezzt worden. So ſchei- net ferner die Aehnlichkeit, welche wir an einem andern Orte weitlaͤuftiger erklaͤren wollen, und welche die Frucht mit den Aeltern hat, eine Aehnlichkeit der Bildungsma- terien anzurathen, und man hat dieſe Aehnlichkeit von dem menſchlichen Geſchlechte, von den unvernuͤnftigen Thieren, und endlich von den Pflanzen erwieſen (aa). §. 3. Hipotheſe von den beiderlei Geſchlechtern. Man erlaube uns hier eine alte Hipotheſe kuͤrzlich zu beruͤhren; daß der Saame, welcher beſtimmt iſt, eine maͤnnliche Frucht hervorzubringen, in der rechten Hode des Mannes (a) bereitet, und daß in der rechten Hoͤh- lung der Mutter ein Knaͤbchen empfangen werde, und ſich daſelbſt bewege, ſo wie ſich ein Maͤdchen auf der lin- ken Seite der Mutter bewegen ſoll (b). Sie ſezzen hinzu, es bekomme die linke Hode von der linken Niere einen waͤßrigen Saamen, indem die linke Saamenblutader nicht vom Stamme, ſondern von der Nierenader herkomme (c). Folglich erzeuge ein Mann, an welchem die rechte Hode zuerſt vorraget, Knaben, und ſo umgekehrt (d); und (aa) Sonderlich durch des be- ruͤhmten KOEHLREUTERI Ver- ſuche, die er in drei Buͤchern ſehr genau vorgetragen. (a) PARMENIDES. ANAXA- GORAS. apud PLUTARCHUM placit. L. V. c. 7. ARISTOTELES gener. anim. L. IV. c. 1. hiſt. anim. L. VII. c. 9. HIPPOCRAT. aphor. ſect. V. n. 48. Epid. V. ſect. 2. n. 34. GALEN. util. part. &c. (b) ARISTOT. hiſt. L. VII. c. 4. der dennoch den LEOPHANIS experimentis wenig traut. (c) GALEN. util. part. L. XIV. c. 9. AVICENNA Canon. L. III. fen. 21. tr. 1. c. 1. LEAL. (d) HIPPOCRAT. Epid. IV. ſect. 4. n 25 GALEN. in Comm. uͤber dieſe Stelle. J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/183
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/183>, abgerufen am 20.11.2024.