Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Selbst die Nerven haben ihren grossen Einfluß in
die Milchstrasse. Oft vertrokknen die Brüste vom Schre-
cken, vom zehrenden Grame plözzlich(z), und man hat
vom Schrekken einen grausamen Schmerz, den eine
gelbe Materie erregte, in den Brüsten bemerkt (a).
Wenn man aber überhaupt der allgemeinen Meynung
der Aerzte nicht widersprechen will; so ist folgendes noch
ein grösseres Phänomenon. Es vergiftet nemlich gleich-
sam der Schrekken und der Zorn der Mutter die Milch
dergestalt, daß man sie nothwendig von einer Frauens-
person, oder von einem jungen Hunde, vorher aussaugen
lassen muß, ehe man das Kind anlegen darf (b). Als
eine Mutter, welche Krämpfe hatte, dem Kinde die Brust
reichte, so wurde sogleich dasselbe über den ganzen Körper
von krampfhaften Zukkungen überfallen(c).

Wenn an der Sache selbst was Wahres ist; so scheint
die Gewalt der Nerven eine schädliche Flüßigkeit, und
vielleicht die Galle in die Milchgefässe geleitet zu haben.

§. 14.
Die Uebereinstimmung der Brüste mit der Ge-
bärmutter.

Es haben sowohl die Alten als Neuern auf vielerley
Arten diese Uebereinstimmung bestätiget (a).

Erstlich wachsen um die Zeit der Mannbarkeit (b)
die Brüste, zu gleicher Zeit keimt die Mannbarkeit her-
vor, und wenig Monathe hernach (c) fängt die Gebär-
mutter an zu bluten. Folglich scheint es einerley Ursache
zu seyn, welche das Wachsthum der Brüste befördert,

und
(z) [Spaltenumbruch] NARDI lact. anal. p. 120.
(a) p. 19.
(b) NARDI ebendas. STAHL.
requisit. bon nutric.
(c) [Spaltenumbruch] BOERHAAVE morb. nen.
p.
228.
(a) GALEN. util. part. I. XIII.
(b) p. 6.
(c) p. 17.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Selbſt die Nerven haben ihren groſſen Einfluß in
die Milchſtraſſe. Oft vertrokknen die Bruͤſte vom Schre-
cken, vom zehrenden Grame ploͤzzlich(z), und man hat
vom Schrekken einen grauſamen Schmerz, den eine
gelbe Materie erregte, in den Bruͤſten bemerkt (a).
Wenn man aber uͤberhaupt der allgemeinen Meynung
der Aerzte nicht widerſprechen will; ſo iſt folgendes noch
ein groͤſſeres Phaͤnomenon. Es vergiftet nemlich gleich-
ſam der Schrekken und der Zorn der Mutter die Milch
dergeſtalt, daß man ſie nothwendig von einer Frauens-
perſon, oder von einem jungen Hunde, vorher ausſaugen
laſſen muß, ehe man das Kind anlegen darf (b). Als
eine Mutter, welche Kraͤmpfe hatte, dem Kinde die Bruſt
reichte, ſo wurde ſogleich daſſelbe uͤber den ganzen Koͤrper
von krampfhaften Zukkungen uͤberfallen(c).

Wenn an der Sache ſelbſt was Wahres iſt; ſo ſcheint
die Gewalt der Nerven eine ſchaͤdliche Fluͤßigkeit, und
vielleicht die Galle in die Milchgefaͤſſe geleitet zu haben.

§. 14.
Die Uebereinſtimmung der Bruͤſte mit der Ge-
baͤrmutter.

Es haben ſowohl die Alten als Neuern auf vielerley
Arten dieſe Uebereinſtimmung beſtaͤtiget (a).

Erſtlich wachſen um die Zeit der Mannbarkeit (b)
die Bruͤſte, zu gleicher Zeit keimt die Mannbarkeit her-
vor, und wenig Monathe hernach (c) faͤngt die Gebaͤr-
mutter an zu bluten. Folglich ſcheint es einerley Urſache
zu ſeyn, welche das Wachsthum der Bruͤſte befoͤrdert,

und
(z) [Spaltenumbruch] NARDI lact. anal. p. 120.
(a) p. 19.
(b) NARDI ebendaſ. STAHL.
requiſit. bon nutric.
(c) [Spaltenumbruch] BOERHAAVE morb. nen.
p.
228.
(a) GALEN. util. part. I. XIII.
(b) p. 6.
(c) p. 17.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0916" n="880"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Weibliche Theile. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Selb&#x017F;t die Nerven haben ihren gro&#x017F;&#x017F;en Einfluß in<lb/>
die Milch&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e. Oft vertrokknen die Bru&#x0364;&#x017F;te vom Schre-<lb/>
cken, vom zehrenden Grame plo&#x0364;zzlich<note place="foot" n="(z)"><cb/><hi rendition="#aq">NARDI lact. anal. p.</hi> 120.</note>, und man hat<lb/>
vom Schrekken einen grau&#x017F;amen Schmerz, den eine<lb/>
gelbe Materie erregte, in den Bru&#x0364;&#x017F;ten bemerkt <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 19.</note>.<lb/>
Wenn man aber u&#x0364;berhaupt der allgemeinen Meynung<lb/>
der Aerzte nicht wider&#x017F;prechen will; &#x017F;o i&#x017F;t folgendes noch<lb/>
ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eres Pha&#x0364;nomenon. Es vergiftet nemlich gleich-<lb/>
&#x017F;am der Schrekken und der Zorn der Mutter die Milch<lb/>
derge&#x017F;talt, daß man &#x017F;ie nothwendig von einer Frauens-<lb/>
per&#x017F;on, oder von einem jungen Hunde, vorher aus&#x017F;augen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en muß, ehe man das Kind anlegen darf <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">NARDI</hi> ebenda&#x017F;. <hi rendition="#aq">STAHL.<lb/>
requi&#x017F;it. bon nutric.</hi></note>. Als<lb/>
eine Mutter, welche Kra&#x0364;mpfe hatte, dem Kinde die Bru&#x017F;t<lb/>
reichte, &#x017F;o wurde &#x017F;ogleich da&#x017F;&#x017F;elbe u&#x0364;ber den ganzen Ko&#x0364;rper<lb/>
von krampfhaften Zukkungen u&#x0364;berfallen<note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">BOERHAAVE morb. nen.<lb/>
p.</hi> 228.</note>.</p><lb/>
              <p>Wenn an der Sache &#x017F;elb&#x017F;t was Wahres i&#x017F;t; &#x017F;o &#x017F;cheint<lb/>
die Gewalt der Nerven eine &#x017F;cha&#x0364;dliche Flu&#x0364;ßigkeit, und<lb/>
vielleicht die Galle in die Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e geleitet zu haben.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 14.<lb/><hi rendition="#b">Die Ueberein&#x017F;timmung der Bru&#x0364;&#x017F;te mit der Ge-<lb/>
ba&#x0364;rmutter.</hi></head><lb/>
              <p>Es haben &#x017F;owohl die Alten als Neuern auf vielerley<lb/>
Arten die&#x017F;e Ueberein&#x017F;timmung be&#x017F;ta&#x0364;tiget <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">GALEN. util. part. I. XIII.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Er&#x017F;tlich wach&#x017F;en um die Zeit der Mannbarkeit <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 6.</note><lb/>
die Bru&#x0364;&#x017F;te, zu gleicher Zeit keimt die Mannbarkeit her-<lb/>
vor, und wenig Monathe hernach <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 17.</note> fa&#x0364;ngt die Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter an zu bluten. Folglich &#x017F;cheint es einerley Ur&#x017F;ache<lb/>
zu &#x017F;eyn, welche das Wachsthum der Bru&#x0364;&#x017F;te befo&#x0364;rdert,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[880/0916] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. Selbſt die Nerven haben ihren groſſen Einfluß in die Milchſtraſſe. Oft vertrokknen die Bruͤſte vom Schre- cken, vom zehrenden Grame ploͤzzlich (z), und man hat vom Schrekken einen grauſamen Schmerz, den eine gelbe Materie erregte, in den Bruͤſten bemerkt (a). Wenn man aber uͤberhaupt der allgemeinen Meynung der Aerzte nicht widerſprechen will; ſo iſt folgendes noch ein groͤſſeres Phaͤnomenon. Es vergiftet nemlich gleich- ſam der Schrekken und der Zorn der Mutter die Milch dergeſtalt, daß man ſie nothwendig von einer Frauens- perſon, oder von einem jungen Hunde, vorher ausſaugen laſſen muß, ehe man das Kind anlegen darf (b). Als eine Mutter, welche Kraͤmpfe hatte, dem Kinde die Bruſt reichte, ſo wurde ſogleich daſſelbe uͤber den ganzen Koͤrper von krampfhaften Zukkungen uͤberfallen (c). Wenn an der Sache ſelbſt was Wahres iſt; ſo ſcheint die Gewalt der Nerven eine ſchaͤdliche Fluͤßigkeit, und vielleicht die Galle in die Milchgefaͤſſe geleitet zu haben. §. 14. Die Uebereinſtimmung der Bruͤſte mit der Ge- baͤrmutter. Es haben ſowohl die Alten als Neuern auf vielerley Arten dieſe Uebereinſtimmung beſtaͤtiget (a). Erſtlich wachſen um die Zeit der Mannbarkeit (b) die Bruͤſte, zu gleicher Zeit keimt die Mannbarkeit her- vor, und wenig Monathe hernach (c) faͤngt die Gebaͤr- mutter an zu bluten. Folglich ſcheint es einerley Urſache zu ſeyn, welche das Wachsthum der Bruͤſte befoͤrdert, und (z) NARDI lact. anal. p. 120. (a) p. 19. (b) NARDI ebendaſ. STAHL. requiſit. bon nutric. (c) BOERHAAVE morb. nen. p. 228. (a) GALEN. util. part. I. XIII. (b) p. 6. (c) p. 17.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/916
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 880. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/916>, abgerufen am 21.11.2024.