Der Mensch, und überhaupt alle Thiere ermatten nach der Ergiessung des Saamens ein wenig, es mindert sich das Herzklopfen(a), so bei den Begattungen zuge- gen ist, das Keichen wird gelinder, und die Kräfte stel- len sich allmälich wieder ein. Man ermattet, wie man leicht einsehen kann, um desto stärker je öfter, und in desto kürzern Zwischenzeiten der Beischlaf wiederholt wird, je kleiner der Vorrath des Saamens gewesen, und wie schon Sanctorius beobachtete, je geringer die Kraft der Liebe war. So empfinden auch die Thiere den Ver- lust, und die Fasanen dieses sehr verliebte Thier leiden von der übertriebnen Begattung eine heftige Entkräf- tung (a+), so wie sich das Männchen der Schildkröte völlig erschöpt, und man fühlet den untern Theil seiner Brust ganz erweicht. Die Männchen der Fische werden von der häufigen Begattung ganz elend, sonderlich die Lachse: man findet von dem Begatten in den Knochen kein Mark (b), und überhaupt sterben die männliche Jn- sekten bald nach der Begattung.
Der Mensch hat in diesem Punkte so mäßige Kräfte, daß er dem weiblichen Geschlechte innerhalb sieben Tagen nicht viel mehr als zweimal aufwarten kann, ob vielleicht gleich ein heftig Verliebter nach langen Enthaltungen, wenn er seine Schöne erlangt, einige male hinter einander selbige bedienen kann. Dieses kann aber weder oft wieder- holet werden, noch von Bestand seyn.
Es
(a)[Spaltenumbruch]
Davon ein Blutspeien, und Schlagfluß da sich Blut in die Ge- hirnkammern ergossen hatte HOF- MAN. morb. ex iterata venere n. 17. eine Ohnmacht bei vielen Per- sonen n. 18. Ein Beischlaf nach reizenden Arzneien zog den Tod nach sich Morb. Uratisl. ann. 1702. [Spaltenumbruch]
p. 28. vergleichet CASTRO med. nov. p. 67. et p.
(a+)BRADLEV general. trans. p. 55.
(b)HIPPO metapontinus apud CENSORINUM de die natall c. V. p. 25.
G g g 3
III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
§. 14. Die Ungemaͤchlichkeiten von dem Beiſchlafe.
Der Menſch, und uͤberhaupt alle Thiere ermatten nach der Ergieſſung des Saamens ein wenig, es mindert ſich das Herzklopfen(a), ſo bei den Begattungen zuge- gen iſt, das Keichen wird gelinder, und die Kraͤfte ſtel- len ſich allmaͤlich wieder ein. Man ermattet, wie man leicht einſehen kann, um deſto ſtaͤrker je oͤfter, und in deſto kuͤrzern Zwiſchenzeiten der Beiſchlaf wiederholt wird, je kleiner der Vorrath des Saamens geweſen, und wie ſchon Sanctorius beobachtete, je geringer die Kraft der Liebe war. So empfinden auch die Thiere den Ver- luſt, und die Faſanen dieſes ſehr verliebte Thier leiden von der uͤbertriebnen Begattung eine heftige Entkraͤf- tung (a†), ſo wie ſich das Maͤnnchen der Schildkroͤte voͤllig erſchoͤpt, und man fuͤhlet den untern Theil ſeiner Bruſt ganz erweicht. Die Maͤnnchen der Fiſche werden von der haͤufigen Begattung ganz elend, ſonderlich die Lachſe: man findet von dem Begatten in den Knochen kein Mark (b), und uͤberhaupt ſterben die maͤnnliche Jn- ſekten bald nach der Begattung.
Der Menſch hat in dieſem Punkte ſo maͤßige Kraͤfte, daß er dem weiblichen Geſchlechte innerhalb ſieben Tagen nicht viel mehr als zweimal aufwarten kann, ob vielleicht gleich ein heftig Verliebter nach langen Enthaltungen, wenn er ſeine Schoͤne erlangt, einige male hinter einander ſelbige bedienen kann. Dieſes kann aber weder oft wieder- holet werden, noch von Beſtand ſeyn.
Es
(a)[Spaltenumbruch]
Davon ein Blutſpeien, und Schlagfluß da ſich Blut in die Ge- hirnkammern ergoſſen hatte HOF- MAN. morb. ex iterata venere n. 17. eine Ohnmacht bei vielen Per- ſonen n. 18. Ein Beiſchlaf nach reizenden Arzneien zog den Tod nach ſich Morb. Uratisl. ann. 1702. [Spaltenumbruch]
p. 28. vergleichet CASTRO med. nov. p. 67. et p.
(a†)BRADLEV general. tranſ. p. 55.
(b)HIPPO metapontinus apud CENSORINUM de die natall c. V. p. 25.
G g g 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0873"n="837"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Abſchn. Beweg. des Saamens.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 14.<lb/><hirendition="#b">Die Ungemaͤchlichkeiten von dem Beiſchlafe.</hi></head><lb/><p>Der Menſch, und uͤberhaupt alle Thiere ermatten<lb/>
nach der Ergieſſung des Saamens ein wenig, es mindert<lb/>ſich das Herzklopfen<noteplace="foot"n="(a)"><cb/>
Davon ein Blutſpeien, und<lb/>
Schlagfluß da ſich Blut in die Ge-<lb/>
hirnkammern ergoſſen hatte <hirendition="#aq">HOF-<lb/>
MAN. morb. ex iterata venere n.</hi><lb/>
17. eine Ohnmacht bei vielen Per-<lb/>ſonen <hirendition="#aq">n.</hi> 18. Ein Beiſchlaf nach<lb/>
reizenden Arzneien zog den Tod<lb/>
nach ſich <hirendition="#aq">Morb. Uratisl. ann. 1702.<lb/><cb/>
p.</hi> 28. vergleichet <hirendition="#aq">CASTRO med.<lb/>
nov. p. 67. et p.</hi></note>, ſo bei den Begattungen zuge-<lb/>
gen iſt, das Keichen wird gelinder, und die Kraͤfte ſtel-<lb/>
len ſich allmaͤlich wieder ein. Man ermattet, wie man<lb/>
leicht einſehen kann, um deſto ſtaͤrker je oͤfter, und in<lb/>
deſto kuͤrzern Zwiſchenzeiten der Beiſchlaf wiederholt wird,<lb/>
je kleiner der Vorrath des Saamens geweſen, und wie<lb/>ſchon <hirendition="#fr">Sanctorius</hi> beobachtete, je geringer die Kraft<lb/>
der Liebe war. So empfinden auch die Thiere den Ver-<lb/>
luſt, und die Faſanen dieſes ſehr verliebte Thier leiden<lb/>
von der uͤbertriebnen Begattung eine heftige Entkraͤf-<lb/>
tung <noteplace="foot"n="(a†)"><hirendition="#aq">BRADLEV general. tranſ.<lb/>
p.</hi> 55.</note>, ſo wie ſich das Maͤnnchen der Schildkroͤte<lb/>
voͤllig erſchoͤpt, und man fuͤhlet den untern Theil ſeiner<lb/>
Bruſt ganz erweicht. Die Maͤnnchen der Fiſche werden<lb/>
von der haͤufigen Begattung ganz elend, ſonderlich die<lb/>
Lachſe: man findet von dem Begatten in den Knochen<lb/>
kein Mark <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">HIPPO metapontinus apud<lb/>
CENSORINUM de die natall c. V.<lb/>
p.</hi> 25.</note>, und uͤberhaupt ſterben die maͤnnliche Jn-<lb/>ſekten bald nach der Begattung.</p><lb/><p>Der Menſch hat in dieſem Punkte ſo maͤßige Kraͤfte,<lb/>
daß er dem weiblichen Geſchlechte innerhalb ſieben Tagen<lb/>
nicht viel mehr als zweimal aufwarten kann, ob vielleicht<lb/>
gleich ein heftig Verliebter nach langen Enthaltungen,<lb/>
wenn er ſeine Schoͤne erlangt, einige male hinter einander<lb/>ſelbige bedienen kann. Dieſes kann aber weder oft wieder-<lb/>
holet werden, noch von Beſtand ſeyn.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">G g g 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[837/0873]
III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
§. 14.
Die Ungemaͤchlichkeiten von dem Beiſchlafe.
Der Menſch, und uͤberhaupt alle Thiere ermatten
nach der Ergieſſung des Saamens ein wenig, es mindert
ſich das Herzklopfen (a), ſo bei den Begattungen zuge-
gen iſt, das Keichen wird gelinder, und die Kraͤfte ſtel-
len ſich allmaͤlich wieder ein. Man ermattet, wie man
leicht einſehen kann, um deſto ſtaͤrker je oͤfter, und in
deſto kuͤrzern Zwiſchenzeiten der Beiſchlaf wiederholt wird,
je kleiner der Vorrath des Saamens geweſen, und wie
ſchon Sanctorius beobachtete, je geringer die Kraft
der Liebe war. So empfinden auch die Thiere den Ver-
luſt, und die Faſanen dieſes ſehr verliebte Thier leiden
von der uͤbertriebnen Begattung eine heftige Entkraͤf-
tung (a†), ſo wie ſich das Maͤnnchen der Schildkroͤte
voͤllig erſchoͤpt, und man fuͤhlet den untern Theil ſeiner
Bruſt ganz erweicht. Die Maͤnnchen der Fiſche werden
von der haͤufigen Begattung ganz elend, ſonderlich die
Lachſe: man findet von dem Begatten in den Knochen
kein Mark (b), und uͤberhaupt ſterben die maͤnnliche Jn-
ſekten bald nach der Begattung.
Der Menſch hat in dieſem Punkte ſo maͤßige Kraͤfte,
daß er dem weiblichen Geſchlechte innerhalb ſieben Tagen
nicht viel mehr als zweimal aufwarten kann, ob vielleicht
gleich ein heftig Verliebter nach langen Enthaltungen,
wenn er ſeine Schoͤne erlangt, einige male hinter einander
ſelbige bedienen kann. Dieſes kann aber weder oft wieder-
holet werden, noch von Beſtand ſeyn.
Es
(a)
Davon ein Blutſpeien, und
Schlagfluß da ſich Blut in die Ge-
hirnkammern ergoſſen hatte HOF-
MAN. morb. ex iterata venere n.
17. eine Ohnmacht bei vielen Per-
ſonen n. 18. Ein Beiſchlaf nach
reizenden Arzneien zog den Tod
nach ſich Morb. Uratisl. ann. 1702.
p. 28. vergleichet CASTRO med.
nov. p. 67. et p.
(a†) BRADLEV general. tranſ.
p. 55.
(b) HIPPO metapontinus apud
CENSORINUM de die natall c. V.
p. 25.
G g g 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 837. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/873>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.