und also hinlänglich wäre, ein viel grösseres Behältniß auszudehnen.
§. 11. Ursachen, die den Rükklauf des Blutes aus den schwammigen Körpern verhindern.
Diejenigen, welche das Steifwerden durch gedrükkte Blutadern erklären, bekümmern sich nicht um die Kraft, welche die Blutadern des schwammigen Harnröhrenkör- pers auftreibt. Denn da diese Blutadern durch die Zwi- schenräume des beschleunigenden Muskels hindurch gehen, so kann dieser Muskel nicht zusammen gezogen werden, und einen kleinern Raum einnehmen, ohne diese Blut- adern(a) zu sperren. Zwar sperret derselbe auch die Schlagadern ebenfalls, man könnte aber sagen, daß diese härter wären, und auch dem dikksten Muskel nicht eben so nachgeben würden.
Allein, bei dem Drukke der Ruthenblutadern sezzt es Schwierigkeiten; denn es hat wenigstens der aufrichten- de Muskel mit denselben nichts gemein, und er würde selbige vielmehr loser machen, wenn er die Ruthe von dem Schaamknochen abzieht, als daß er sie sperren soll- te (a+). Es gehört einige Kraft dazu, die entweder von der Zusammenwachsung der Schaamknochen herab kommen, und die Ruthe gegen diese Zusammenwachsung (a++) aufheben müßte, und dergleichen Kraft ist offen- bar nirgends anzutreffen: und eben so wenig besizzt das
Schwebe-
(a)[Spaltenumbruch]
So schreibt schon CABRO- LIUS p. 41. GRAAFIUS p. 157. COWPER. myotom. ann. 1694. p. 32. 241. anat. append. p. 21.
(a+) Dies gesteht Cl. HEUER- MAN T. IV. p. 341. ob er gleich meynt, daß sie durch Unterbindung des Schwebebandes Hülfe bekä- men, und dies Geschäfte verrichten [Spaltenumbruch]
könnten. Am Hunde wurden die Blutadern der Ruthe von diesem Muskel zusammengedrükkt Com- par. anat. p. 34.
(a++) Sie entferne die schwam- mige Körper der Ruthe, und schnü- ren solchergestalt derselben Bluta- dern ein WALTHER. anat. repet. muscul. ten. p. 624. 625.
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
und alſo hinlaͤnglich waͤre, ein viel groͤſſeres Behaͤltniß auszudehnen.
§. 11. Urſachen, die den Ruͤkklauf des Blutes aus den ſchwammigen Koͤrpern verhindern.
Diejenigen, welche das Steifwerden durch gedruͤkkte Blutadern erklaͤren, bekuͤmmern ſich nicht um die Kraft, welche die Blutadern des ſchwammigen Harnroͤhrenkoͤr- pers auftreibt. Denn da dieſe Blutadern durch die Zwi- ſchenraͤume des beſchleunigenden Muſkels hindurch gehen, ſo kann dieſer Muſkel nicht zuſammen gezogen werden, und einen kleinern Raum einnehmen, ohne dieſe Blut- adern(a) zu ſperren. Zwar ſperret derſelbe auch die Schlagadern ebenfalls, man koͤnnte aber ſagen, daß dieſe haͤrter waͤren, und auch dem dikkſten Muſkel nicht eben ſo nachgeben wuͤrden.
Allein, bei dem Drukke der Ruthenblutadern ſezzt es Schwierigkeiten; denn es hat wenigſtens der aufrichten- de Muſkel mit denſelben nichts gemein, und er wuͤrde ſelbige vielmehr loſer machen, wenn er die Ruthe von dem Schaamknochen abzieht, als daß er ſie ſperren ſoll- te (a†). Es gehoͤrt einige Kraft dazu, die entweder von der Zuſammenwachſung der Schaamknochen herab kommen, und die Ruthe gegen dieſe Zuſammenwachſung (a††) aufheben muͤßte, und dergleichen Kraft iſt offen- bar nirgends anzutreffen: und eben ſo wenig beſizzt das
Schwebe-
(a)[Spaltenumbruch]
So ſchreibt ſchon CABRO- LIUS p. 41. GRAAFIUS p. 157. COWPER. myotom. ann. 1694. p. 32. 241. anat. append. p. 21.
(a†) Dies geſteht Cl. HEUER- MAN T. IV. p. 341. ob er gleich meynt, daß ſie durch Unterbindung des Schwebebandes Huͤlfe bekaͤ- men, und dies Geſchaͤfte verrichten [Spaltenumbruch]
koͤnnten. Am Hunde wurden die Blutadern der Ruthe von dieſem Muſkel zuſammengedruͤkkt Com- par. anat. p. 34.
(a††) Sie entferne die ſchwam- mige Koͤrper der Ruthe, und ſchnuͤ- ren ſolchergeſtalt derſelben Bluta- dern ein WALTHER. anat. repet. muſcul. ten. p. 624. 625.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0860"n="824"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zeugungstheile. <hirendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
und alſo hinlaͤnglich waͤre, ein viel groͤſſeres Behaͤltniß<lb/>
auszudehnen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 11.<lb/><hirendition="#b">Urſachen, die den Ruͤkklauf des Blutes aus den<lb/>ſchwammigen Koͤrpern verhindern.</hi></head><lb/><p>Diejenigen, welche das Steifwerden durch gedruͤkkte<lb/>
Blutadern erklaͤren, bekuͤmmern ſich nicht um die Kraft,<lb/>
welche die Blutadern des ſchwammigen Harnroͤhrenkoͤr-<lb/>
pers auftreibt. Denn da dieſe Blutadern durch die Zwi-<lb/>ſchenraͤume des beſchleunigenden Muſkels hindurch gehen,<lb/>ſo kann dieſer Muſkel nicht zuſammen gezogen werden,<lb/>
und einen kleinern Raum einnehmen, ohne dieſe Blut-<lb/>
adern<noteplace="foot"n="(a)"><cb/>
So ſchreibt ſchon <hirendition="#aq">CABRO-<lb/>
LIUS p. 41. GRAAFIUS p. 157.<lb/>
COWPER. myotom. ann. 1694. p.<lb/>
32. 241. anat. append. p.</hi> 21.</note> zu ſperren. Zwar ſperret derſelbe auch die<lb/>
Schlagadern ebenfalls, man koͤnnte aber ſagen, daß dieſe<lb/>
haͤrter waͤren, und auch dem dikkſten Muſkel nicht eben<lb/>ſo nachgeben wuͤrden.</p><lb/><p>Allein, bei dem Drukke der Ruthenblutadern ſezzt es<lb/>
Schwierigkeiten; denn es hat wenigſtens der aufrichten-<lb/>
de Muſkel mit denſelben nichts gemein, und er wuͤrde<lb/>ſelbige vielmehr loſer machen, wenn er die Ruthe von<lb/>
dem Schaamknochen abzieht, als daß er ſie ſperren ſoll-<lb/>
te <noteplace="foot"n="(a†)">Dies geſteht <hirendition="#aq">Cl. HEUER-<lb/>
MAN T. IV. p.</hi> 341. ob er gleich<lb/>
meynt, daß ſie durch Unterbindung<lb/>
des Schwebebandes Huͤlfe bekaͤ-<lb/>
men, und dies Geſchaͤfte verrichten<lb/><cb/>
koͤnnten. Am Hunde wurden die<lb/>
Blutadern der Ruthe von dieſem<lb/>
Muſkel zuſammengedruͤkkt <hirendition="#aq">Com-<lb/>
par. anat. p.</hi> 34.</note>. Es gehoͤrt einige Kraft dazu, die entweder<lb/>
von der Zuſammenwachſung der Schaamknochen herab<lb/>
kommen, und die Ruthe gegen dieſe Zuſammenwachſung<lb/><noteplace="foot"n="(a††)">Sie entferne die ſchwam-<lb/>
mige Koͤrper der Ruthe, und ſchnuͤ-<lb/>
ren ſolchergeſtalt derſelben Bluta-<lb/>
dern ein <hirendition="#aq">WALTHER. anat. repet.<lb/>
muſcul. ten. p.</hi> 624. 625.</note> aufheben muͤßte, und dergleichen Kraft iſt offen-<lb/>
bar nirgends anzutreffen: und eben ſo wenig beſizzt das<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Schwebe-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[824/0860]
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
und alſo hinlaͤnglich waͤre, ein viel groͤſſeres Behaͤltniß
auszudehnen.
§. 11.
Urſachen, die den Ruͤkklauf des Blutes aus den
ſchwammigen Koͤrpern verhindern.
Diejenigen, welche das Steifwerden durch gedruͤkkte
Blutadern erklaͤren, bekuͤmmern ſich nicht um die Kraft,
welche die Blutadern des ſchwammigen Harnroͤhrenkoͤr-
pers auftreibt. Denn da dieſe Blutadern durch die Zwi-
ſchenraͤume des beſchleunigenden Muſkels hindurch gehen,
ſo kann dieſer Muſkel nicht zuſammen gezogen werden,
und einen kleinern Raum einnehmen, ohne dieſe Blut-
adern (a) zu ſperren. Zwar ſperret derſelbe auch die
Schlagadern ebenfalls, man koͤnnte aber ſagen, daß dieſe
haͤrter waͤren, und auch dem dikkſten Muſkel nicht eben
ſo nachgeben wuͤrden.
Allein, bei dem Drukke der Ruthenblutadern ſezzt es
Schwierigkeiten; denn es hat wenigſtens der aufrichten-
de Muſkel mit denſelben nichts gemein, und er wuͤrde
ſelbige vielmehr loſer machen, wenn er die Ruthe von
dem Schaamknochen abzieht, als daß er ſie ſperren ſoll-
te (a†). Es gehoͤrt einige Kraft dazu, die entweder
von der Zuſammenwachſung der Schaamknochen herab
kommen, und die Ruthe gegen dieſe Zuſammenwachſung
(a††) aufheben muͤßte, und dergleichen Kraft iſt offen-
bar nirgends anzutreffen: und eben ſo wenig beſizzt das
Schwebe-
(a)
So ſchreibt ſchon CABRO-
LIUS p. 41. GRAAFIUS p. 157.
COWPER. myotom. ann. 1694. p.
32. 241. anat. append. p. 21.
(a†) Dies geſteht Cl. HEUER-
MAN T. IV. p. 341. ob er gleich
meynt, daß ſie durch Unterbindung
des Schwebebandes Huͤlfe bekaͤ-
men, und dies Geſchaͤfte verrichten
koͤnnten. Am Hunde wurden die
Blutadern der Ruthe von dieſem
Muſkel zuſammengedruͤkkt Com-
par. anat. p. 34.
(a††) Sie entferne die ſchwam-
mige Koͤrper der Ruthe, und ſchnuͤ-
ren ſolchergeſtalt derſelben Bluta-
dern ein WALTHER. anat. repet.
muſcul. ten. p. 624. 625.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/860>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.