genscheinlich von den Kräften des Atemholens erschüt- tert(h).
Bei allen diesen Hülfsmitteln bewegt sich dennoch der Saame nur langsam; theils wegen der unzählichen Krümmungen der gefäsartigen Kegel, sowohl an der Oberhode, und selbst des Saamenkanals; theils wegen der Enge dieses Kanales, und dessen in die Höhe steigen; theils wegen Zähigkeit des Saftes selbst. So gar braucht das Quekksilber, so sich mit grosser Gewalt gegen einen leeren Raum bewegt, dennoch lange Zeit, um diese Krüm- mungen zu durchwandern. Daher erfolgt bei einem Menschen, wenn der Vorrath der Saamenbläschen er- schöpft worden, kein, oder doch nur sehr wenig Saamen in der nächsten Beiwohnung, und man hat beinahe drei Tage Zeit nöthig, wenn die vorige Menge desselben wie- der erstattet werden soll. So geht der Beischlaf bei den Thieren, so keine Saamenbläschen haben, ungemein langsam vor sich, und das unanständige Festhängen ist ein Beweis davon: bei solchen Thieren scheinet der Vor- stehersaft erst, und hierauf erst der wirkliche Saame zu folgen. Der Hund giebt erst, wenn er lange an der Hündin gehangen, den Saamen von sich, worinnen überflüßige Thierchen angetroffen werden(i).
§. 6. Der Saame in den Bläschen.
Wir haben gezeigt, daß sich der Saamenkanal in die Saamenbläschen öffne: warum er sich aber in tod- ten Körpern in die Harnröhre ausleere, hingegen nicht im lebenden und gesunden Menschen, ohne Reize in die Harnröhre abfließt; dieses verdienet allerdings eine Be- antwortung. Dis geschieht, sage ich, sonst niemals. Schon längst hat ein, in diesen Sachen sehr erfahrne
Mann
(h)[Spaltenumbruch]MONRO p. 46.
(i)[Spaltenumbruch]LEEUWENH. anat. et con- templ. II. p. 151.
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
genſcheinlich von den Kraͤften des Atemholens erſchuͤt- tert(h).
Bei allen dieſen Huͤlfsmitteln bewegt ſich dennoch der Saame nur langſam; theils wegen der unzaͤhlichen Kruͤmmungen der gefaͤsartigen Kegel, ſowohl an der Oberhode, und ſelbſt des Saamenkanals; theils wegen der Enge dieſes Kanales, und deſſen in die Hoͤhe ſteigen; theils wegen Zaͤhigkeit des Saftes ſelbſt. So gar braucht das Quekkſilber, ſo ſich mit groſſer Gewalt gegen einen leeren Raum bewegt, dennoch lange Zeit, um dieſe Kruͤm- mungen zu durchwandern. Daher erfolgt bei einem Menſchen, wenn der Vorrath der Saamenblaͤschen er- ſchoͤpft worden, kein, oder doch nur ſehr wenig Saamen in der naͤchſten Beiwohnung, und man hat beinahe drei Tage Zeit noͤthig, wenn die vorige Menge deſſelben wie- der erſtattet werden ſoll. So geht der Beiſchlaf bei den Thieren, ſo keine Saamenblaͤschen haben, ungemein langſam vor ſich, und das unanſtaͤndige Feſthaͤngen iſt ein Beweis davon: bei ſolchen Thieren ſcheinet der Vor- ſteherſaft erſt, und hierauf erſt der wirkliche Saame zu folgen. Der Hund giebt erſt, wenn er lange an der Huͤndin gehangen, den Saamen von ſich, worinnen uͤberfluͤßige Thierchen angetroffen werden(i).
§. 6. Der Saame in den Blaͤschen.
Wir haben gezeigt, daß ſich der Saamenkanal in die Saamenblaͤschen oͤffne: warum er ſich aber in tod- ten Koͤrpern in die Harnroͤhre ausleere, hingegen nicht im lebenden und geſunden Menſchen, ohne Reize in die Harnroͤhre abfließt; dieſes verdienet allerdings eine Be- antwortung. Dis geſchieht, ſage ich, ſonſt niemals. Schon laͤngſt hat ein, in dieſen Sachen ſehr erfahrne
Mann
(h)[Spaltenumbruch]MONRO p. 46.
(i)[Spaltenumbruch]LEEUWENH. anat. et con- templ. II. p. 151.
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Zeugungstheile. XXVII. Buch.
genſcheinlich von den Kraͤften des Atemholens erſchuͤt-
tert (h).
Bei allen dieſen Huͤlfsmitteln bewegt ſich dennoch
der Saame nur langſam; theils wegen der unzaͤhlichen
Kruͤmmungen der gefaͤsartigen Kegel, ſowohl an der
Oberhode, und ſelbſt des Saamenkanals; theils wegen
der Enge dieſes Kanales, und deſſen in die Hoͤhe ſteigen;
theils wegen Zaͤhigkeit des Saftes ſelbſt. So gar braucht
das Quekkſilber, ſo ſich mit groſſer Gewalt gegen einen
leeren Raum bewegt, dennoch lange Zeit, um dieſe Kruͤm-
mungen zu durchwandern. Daher erfolgt bei einem
Menſchen, wenn der Vorrath der Saamenblaͤschen er-
ſchoͤpft worden, kein, oder doch nur ſehr wenig Saamen
in der naͤchſten Beiwohnung, und man hat beinahe drei
Tage Zeit noͤthig, wenn die vorige Menge deſſelben wie-
der erſtattet werden ſoll. So geht der Beiſchlaf bei den
Thieren, ſo keine Saamenblaͤschen haben, ungemein
langſam vor ſich, und das unanſtaͤndige Feſthaͤngen iſt
ein Beweis davon: bei ſolchen Thieren ſcheinet der Vor-
ſteherſaft erſt, und hierauf erſt der wirkliche Saame zu
folgen. Der Hund giebt erſt, wenn er lange an der
Huͤndin gehangen, den Saamen von ſich, worinnen
uͤberfluͤßige Thierchen angetroffen werden (i).
§. 6.
Der Saame in den Blaͤschen.
Wir haben gezeigt, daß ſich der Saamenkanal in
die Saamenblaͤschen oͤffne: warum er ſich aber in tod-
ten Koͤrpern in die Harnroͤhre ausleere, hingegen nicht
im lebenden und geſunden Menſchen, ohne Reize in die
Harnroͤhre abfließt; dieſes verdienet allerdings eine Be-
antwortung. Dis geſchieht, ſage ich, ſonſt niemals.
Schon laͤngſt hat ein, in dieſen Sachen ſehr erfahrne
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(i)
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templ. II. p. 151.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/846>, abgerufen am 21.12.2024.
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