Sieben und zwanzigstes Buch. Die männlichen Zeugungstheile.
Erster Abschnitt. Ursprung und Gänge des männlichen Saamens.
§. 1.
Wir schreiten zu einer der allerbeschwerlichsten Unter- nehmungen, indem wir die Art erzählen wollen, wie Thiere ihre Geschlechter verewigen, und wie von denen, so jezzo leben, andre erzeuget werden, welche ihre Art eben so gewiß vervielfältigen werden, daß man noch keine einzige Art von Thieren weiß, welche untergegan- gen wäre.
Es geschieht diese Fortpflanzung bei den grossen Thie- ren, vermittelst zweier Geschlechter, des männlichen und weiblichen, die sich in jeder Art von Thieren gleich seyn müssen, nur daß der Mann den Saamen von sich läßt, welcher denen, in dem Weibe erzeugten Eiern, entweder innerhalb dem Körper der Mutter, oder wenn sie ausserhalb gelegt werden, die Fruchtbarkeit mittheilt. Jch sage dieses so obenhin, und es ist diese Erzählung noch sehr unvollständig, indem sie vieles übergeht, was ohne Voraussezzung andrer Dinge ohnmöglich verstan- den werden kann.
Unter den Thieren, welche in jeder Person nur ein einziges Geschlecht haben, befindet sich nebst allen vierfü-
ßigen
P p 5
Sieben und zwanzigſtes Buch. Die maͤnnlichen Zeugungstheile.
Erſter Abſchnitt. Urſprung und Gaͤnge des maͤnnlichen Saamens.
§. 1.
Wir ſchreiten zu einer der allerbeſchwerlichſten Unter- nehmungen, indem wir die Art erzaͤhlen wollen, wie Thiere ihre Geſchlechter verewigen, und wie von denen, ſo jezzo leben, andre erzeuget werden, welche ihre Art eben ſo gewiß vervielfaͤltigen werden, daß man noch keine einzige Art von Thieren weiß, welche untergegan- gen waͤre.
Es geſchieht dieſe Fortpflanzung bei den groſſen Thie- ren, vermittelſt zweier Geſchlechter, des maͤnnlichen und weiblichen, die ſich in jeder Art von Thieren gleich ſeyn muͤſſen, nur daß der Mann den Saamen von ſich laͤßt, welcher denen, in dem Weibe erzeugten Eiern, entweder innerhalb dem Koͤrper der Mutter, oder wenn ſie auſſerhalb gelegt werden, die Fruchtbarkeit mittheilt. Jch ſage dieſes ſo obenhin, und es iſt dieſe Erzaͤhlung noch ſehr unvollſtaͤndig, indem ſie vieles uͤbergeht, was ohne Vorausſezzung andrer Dinge ohnmoͤglich verſtan- den werden kann.
Unter den Thieren, welche in jeder Perſon nur ein einziges Geſchlecht haben, befindet ſich nebſt allen vierfuͤ-
ßigen
P p 5
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0637"n="601"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head>Sieben und zwanzigſtes Buch.<lb/><hirendition="#b">Die maͤnnlichen Zeugungstheile.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Erſter Abſchnitt.</hi><lb/><hirendition="#b">Urſprung und Gaͤnge des maͤnnlichen<lb/>
Saamens.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="4"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>ir ſchreiten zu einer der allerbeſchwerlichſten Unter-<lb/>
nehmungen, indem wir die Art erzaͤhlen wollen,<lb/>
wie Thiere ihre Geſchlechter verewigen, und wie von<lb/>
denen, ſo jezzo leben, andre erzeuget werden, welche ihre<lb/>
Art eben ſo gewiß vervielfaͤltigen werden, daß man noch<lb/>
keine einzige Art von Thieren weiß, welche untergegan-<lb/>
gen waͤre.</p><lb/><p>Es geſchieht dieſe Fortpflanzung bei den groſſen Thie-<lb/>
ren, vermittelſt zweier Geſchlechter, des maͤnnlichen<lb/>
und weiblichen, die ſich in jeder Art von Thieren gleich<lb/>ſeyn muͤſſen, nur daß der Mann den Saamen von ſich<lb/>
laͤßt, welcher denen, in dem Weibe erzeugten Eiern,<lb/>
entweder innerhalb dem Koͤrper der Mutter, oder wenn<lb/>ſie auſſerhalb gelegt werden, die Fruchtbarkeit mittheilt.<lb/>
Jch ſage dieſes ſo obenhin, und es iſt dieſe Erzaͤhlung<lb/>
noch ſehr unvollſtaͤndig, indem ſie vieles uͤbergeht, was<lb/>
ohne Vorausſezzung andrer Dinge ohnmoͤglich verſtan-<lb/>
den werden kann.</p><lb/><p>Unter den Thieren, welche in jeder Perſon nur ein<lb/>
einziges Geſchlecht haben, befindet ſich nebſt allen vierfuͤ-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P p 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ßigen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[601/0637]
Sieben und zwanzigſtes Buch.
Die maͤnnlichen Zeugungstheile.
Erſter Abſchnitt.
Urſprung und Gaͤnge des maͤnnlichen
Saamens.
§. 1.
Wir ſchreiten zu einer der allerbeſchwerlichſten Unter-
nehmungen, indem wir die Art erzaͤhlen wollen,
wie Thiere ihre Geſchlechter verewigen, und wie von
denen, ſo jezzo leben, andre erzeuget werden, welche ihre
Art eben ſo gewiß vervielfaͤltigen werden, daß man noch
keine einzige Art von Thieren weiß, welche untergegan-
gen waͤre.
Es geſchieht dieſe Fortpflanzung bei den groſſen Thie-
ren, vermittelſt zweier Geſchlechter, des maͤnnlichen
und weiblichen, die ſich in jeder Art von Thieren gleich
ſeyn muͤſſen, nur daß der Mann den Saamen von ſich
laͤßt, welcher denen, in dem Weibe erzeugten Eiern,
entweder innerhalb dem Koͤrper der Mutter, oder wenn
ſie auſſerhalb gelegt werden, die Fruchtbarkeit mittheilt.
Jch ſage dieſes ſo obenhin, und es iſt dieſe Erzaͤhlung
noch ſehr unvollſtaͤndig, indem ſie vieles uͤbergeht, was
ohne Vorausſezzung andrer Dinge ohnmoͤglich verſtan-
den werden kann.
Unter den Thieren, welche in jeder Perſon nur ein
einziges Geſchlecht haben, befindet ſich nebſt allen vierfuͤ-
ßigen
P p 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/637>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.