rade das Gegentheil davon ist, was zu der Zeit in der Brust vorgeht. Und davon rührte die Bemerkung des Swammerdams(d) her, da er beobachtete, daß die Gefäße des Unterleibes an einem geöfneten Hunde unter den Augen des Zergliederers aufschwellen und knotig werden, indem ich diesen Versuch wiederholt und wahr befunden habe.
§. 14. Die Reizbarkeit des Gedärmes.
Auch dieses Stükk der Phisiologie muß in Absicht auf das Gedärme mit Genauigkeit abgehandelt werden; seitdem man neulich angefangen dagegen Zweifel aufzu- werfen. Wir wollen aber zuerst untersuchen, ob das dünne Gedärme reizbar sey: hierauf wollen wir sehen, wie es sich gegen den Reiz verhält; und endlich, ob es sich wirklich an einem lebendigen Menschen zusammen- ziehe; und denn, nach was für Regeln dieses Zusam- menziehen ins Werk gerichtet werde.
Es ziehet sich demnach in allen Thierklassen, und sogar in den Fischen, wie es meine neuere Versuche be- stätigen, das Gedärme allmälig zusammen, so bald sol- ches von scharfen Arzeneimitteln auswendig berührt wird (e), so daß die Bewegung in eins fortgeht, und an der gereizten Stelle eine kleine Vertiefung entsteht(f).
Es ist aber diese Kraft, sich zusammen zu ziehen, so genau, daß sich das Gedärme wie von einem Faden
ver-
(d)[Spaltenumbruch]De respirat. p. 104. BOER- HAAVE praelect. T. III. p. 183. G. v. SWIETEN p. 524. HEU- ERM. III. p. 739.
(e) Dieses wird, aber unrecht, geleugnet, an gereizten Gedärme, vom berümten P. HAGUENOT Mem. de l'Acad. 1713. p. 359.
(f)[Spaltenumbruch]G. v. SWIETEN p. 636. II. p. 235. LORRY Journ. de med. 1757. Juin Mem. pres. T. III. p. 291. ZIMMERMAN p. 48. Oper. min. T. I. Exper. 361. 364. 365. 369. 371. 377. 379. 396.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
rade das Gegentheil davon iſt, was zu der Zeit in der Bruſt vorgeht. Und davon ruͤhrte die Bemerkung des Swammerdams(d) her, da er beobachtete, daß die Gefaͤße des Unterleibes an einem geoͤfneten Hunde unter den Augen des Zergliederers aufſchwellen und knotig werden, indem ich dieſen Verſuch wiederholt und wahr befunden habe.
§. 14. Die Reizbarkeit des Gedaͤrmes.
Auch dieſes Stuͤkk der Phiſiologie muß in Abſicht auf das Gedaͤrme mit Genauigkeit abgehandelt werden; ſeitdem man neulich angefangen dagegen Zweifel aufzu- werfen. Wir wollen aber zuerſt unterſuchen, ob das duͤnne Gedaͤrme reizbar ſey: hierauf wollen wir ſehen, wie es ſich gegen den Reiz verhaͤlt; und endlich, ob es ſich wirklich an einem lebendigen Menſchen zuſammen- ziehe; und denn, nach was fuͤr Regeln dieſes Zuſam- menziehen ins Werk gerichtet werde.
Es ziehet ſich demnach in allen Thierklaſſen, und ſogar in den Fiſchen, wie es meine neuere Verſuche be- ſtaͤtigen, das Gedaͤrme allmaͤlig zuſammen, ſo bald ſol- ches von ſcharfen Arzeneimitteln auswendig beruͤhrt wird (e), ſo daß die Bewegung in eins fortgeht, und an der gereizten Stelle eine kleine Vertiefung entſteht(f).
Es iſt aber dieſe Kraft, ſich zuſammen zu ziehen, ſo genau, daß ſich das Gedaͤrme wie von einem Faden
ver-
(d)[Spaltenumbruch]De reſpirat. p. 104. BOER- HAAVE prælect. T. III. p. 183. G. v. SWIETEN p. 524. HEU- ERM. III. p. 739.
(e) Dieſes wird, aber unrecht, geleugnet, an gereizten Gedaͤrme, vom beruͤmten P. HAGUENOT Mém. de l’Acad. 1713. p. 359.
(f)[Spaltenumbruch]G. v. SWIETEN p. 636. II. p. 235. LORRY Journ. de med. 1757. Juin Mém. preſ. T. III. p. 291. ZIMMERMAN p. 48. Oper. min. T. I. Exper. 361. 364. 365. 369. 371. 377. 379. 396.
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Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
rade das Gegentheil davon iſt, was zu der Zeit in der
Bruſt vorgeht. Und davon ruͤhrte die Bemerkung des
Swammerdams (d) her, da er beobachtete, daß die
Gefaͤße des Unterleibes an einem geoͤfneten Hunde unter
den Augen des Zergliederers aufſchwellen und knotig
werden, indem ich dieſen Verſuch wiederholt und wahr
befunden habe.
§. 14.
Die Reizbarkeit des Gedaͤrmes.
Auch dieſes Stuͤkk der Phiſiologie muß in Abſicht
auf das Gedaͤrme mit Genauigkeit abgehandelt werden;
ſeitdem man neulich angefangen dagegen Zweifel aufzu-
werfen. Wir wollen aber zuerſt unterſuchen, ob das
duͤnne Gedaͤrme reizbar ſey: hierauf wollen wir ſehen,
wie es ſich gegen den Reiz verhaͤlt; und endlich, ob es
ſich wirklich an einem lebendigen Menſchen zuſammen-
ziehe; und denn, nach was fuͤr Regeln dieſes Zuſam-
menziehen ins Werk gerichtet werde.
Es ziehet ſich demnach in allen Thierklaſſen, und
ſogar in den Fiſchen, wie es meine neuere Verſuche be-
ſtaͤtigen, das Gedaͤrme allmaͤlig zuſammen, ſo bald ſol-
ches von ſcharfen Arzeneimitteln auswendig beruͤhrt
wird (e), ſo daß die Bewegung in eins fortgeht, und
an der gereizten Stelle eine kleine Vertiefung entſteht (f).
Es iſt aber dieſe Kraft, ſich zuſammen zu ziehen, ſo
genau, daß ſich das Gedaͤrme wie von einem Faden
ver-
(d)
De reſpirat. p. 104. BOER-
HAAVE prælect. T. III. p. 183.
G. v. SWIETEN p. 524. HEU-
ERM. III. p. 739.
(e) Dieſes wird, aber unrecht,
geleugnet, an gereizten Gedaͤrme,
vom beruͤmten P. HAGUENOT
Mém. de l’Acad. 1713. p. 359.
(f)
G. v. SWIETEN p. 636.
II. p. 235. LORRY Journ. de med.
1757. Juin Mém. preſ. T. III. p.
291. ZIMMERMAN p. 48. Oper.
min. T. I. Exper. 361. 364. 365.
369. 371. 377. 379. 396.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/152>, abgerufen am 21.11.2024.
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