licher Menge, so viel als davon hinlänglich ist, gerade zu der Zeit, da die Speisen verdaut werden müssen, un- ter dieselben ergiesset.
Jch zweifle auch nicht daran, daß das lange Ver- weilen, die Ausdünstung aus den Blutadern, die Wär- me, der faulartige Dunst des benachbarten Grimm- darms, und die gewönliche Neigung der menschlichen Säfte, die da stille stehen, zur Fäulnis, die sonst wäß- rige und zarte Lebergalle, in eine bittre (o) scharfe und zähe Galle nicht verwandeln sollte, so wie sie der Nuz- zen des thierischen Lebens zu haben verlangt; denn die Galle erlangt alle diese Eigenschaften (p), so wie das, damit verwannte Ohrenschmalz, durch das Stillestehen.
§. 26. 4. Von der Gallenblase zur Leber.
Auch diese Strasse scheinet wenig Warscheinlichkeit für sich zu haben: theils, wegen des sehr spizzen Win- kels (a), welchen der ductus cysticus mit dem Lebergan- ge macht: theils wegen des Wiederstandes, den die Gal- le der Blase, wie man glauben mus, antreffen mus, wenn sie durch einen, weniger breiten Kanal ankömmt, und dem grössern Nachdrukk von der Lebergalle überwäl- tigen mus, die durch einen grössern Kanal geflossen kömmt, und wegen der Schlagadern noch beschluenigt wird, weil der Drukk des ganzen Eingeweides, in Ver- bindung unzälicher, und viel breiterer Kanäle, die Gal- le in einen einzigen engern Gang hineinprest.
Und dennoch tritt, wenn man die Blase drükkt (b), die Galle in todten Körpern eben so leichtlich in die Leber zurükke, als sie in den Zwölffingerdarm ausfliest. Sie
nimmt
(o)[Spaltenumbruch]L. VII. p. 454.
(p)ibid.
(a)[Spaltenumbruch]p. 529. 530.
(b)BOHN p. 241.
H. Phisiol. 6. B. J i i
III. Abſchn. Jhr Bau.
licher Menge, ſo viel als davon hinlaͤnglich iſt, gerade zu der Zeit, da die Speiſen verdaut werden muͤſſen, un- ter dieſelben ergieſſet.
Jch zweifle auch nicht daran, daß das lange Ver- weilen, die Ausduͤnſtung aus den Blutadern, die Waͤr- me, der faulartige Dunſt des benachbarten Grimm- darms, und die gewoͤnliche Neigung der menſchlichen Saͤfte, die da ſtille ſtehen, zur Faͤulnis, die ſonſt waͤß- rige und zarte Lebergalle, in eine bittre (o) ſcharfe und zaͤhe Galle nicht verwandeln ſollte, ſo wie ſie der Nuz- zen des thieriſchen Lebens zu haben verlangt; denn die Galle erlangt alle dieſe Eigenſchaften (p), ſo wie das, damit verwannte Ohrenſchmalz, durch das Stilleſtehen.
§. 26. 4. Von der Gallenblaſe zur Leber.
Auch dieſe Straſſe ſcheinet wenig Warſcheinlichkeit fuͤr ſich zu haben: theils, wegen des ſehr ſpizzen Win- kels (a), welchen der ductus cyſticus mit dem Lebergan- ge macht: theils wegen des Wiederſtandes, den die Gal- le der Blaſe, wie man glauben mus, antreffen mus, wenn ſie durch einen, weniger breiten Kanal ankoͤmmt, und dem groͤſſern Nachdrukk von der Lebergalle uͤberwaͤl- tigen mus, die durch einen groͤſſern Kanal gefloſſen koͤmmt, und wegen der Schlagadern noch beſchluenigt wird, weil der Drukk des ganzen Eingeweides, in Ver- bindung unzaͤlicher, und viel breiterer Kanaͤle, die Gal- le in einen einzigen engern Gang hineinpreſt.
Und dennoch tritt, wenn man die Blaſe druͤkkt (b), die Galle in todten Koͤrpern eben ſo leichtlich in die Leber zuruͤkke, als ſie in den Zwoͤlffingerdarm ausflieſt. Sie
nimmt
(o)[Spaltenumbruch]L. VII. p. 454.
(p)ibid.
(a)[Spaltenumbruch]p. 529. 530.
(b)BOHN p. 241.
H. Phiſiol. 6. B. J i i
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III. Abſchn. Jhr Bau.
licher Menge, ſo viel als davon hinlaͤnglich iſt, gerade
zu der Zeit, da die Speiſen verdaut werden muͤſſen, un-
ter dieſelben ergieſſet.
Jch zweifle auch nicht daran, daß das lange Ver-
weilen, die Ausduͤnſtung aus den Blutadern, die Waͤr-
me, der faulartige Dunſt des benachbarten Grimm-
darms, und die gewoͤnliche Neigung der menſchlichen
Saͤfte, die da ſtille ſtehen, zur Faͤulnis, die ſonſt waͤß-
rige und zarte Lebergalle, in eine bittre (o) ſcharfe und
zaͤhe Galle nicht verwandeln ſollte, ſo wie ſie der Nuz-
zen des thieriſchen Lebens zu haben verlangt; denn die
Galle erlangt alle dieſe Eigenſchaften (p), ſo wie das,
damit verwannte Ohrenſchmalz, durch das Stilleſtehen.
§. 26.
4. Von der Gallenblaſe zur Leber.
Auch dieſe Straſſe ſcheinet wenig Warſcheinlichkeit
fuͤr ſich zu haben: theils, wegen des ſehr ſpizzen Win-
kels (a), welchen der ductus cyſticus mit dem Lebergan-
ge macht: theils wegen des Wiederſtandes, den die Gal-
le der Blaſe, wie man glauben mus, antreffen mus,
wenn ſie durch einen, weniger breiten Kanal ankoͤmmt,
und dem groͤſſern Nachdrukk von der Lebergalle uͤberwaͤl-
tigen mus, die durch einen groͤſſern Kanal gefloſſen
koͤmmt, und wegen der Schlagadern noch beſchluenigt
wird, weil der Drukk des ganzen Eingeweides, in Ver-
bindung unzaͤlicher, und viel breiterer Kanaͤle, die Gal-
le in einen einzigen engern Gang hineinpreſt.
Und dennoch tritt, wenn man die Blaſe druͤkkt (b),
die Galle in todten Koͤrpern eben ſo leichtlich in die Leber
zuruͤkke, als ſie in den Zwoͤlffingerdarm ausflieſt. Sie
nimmt
(o)
L. VII. p. 454.
(p) ibid.
(a)
p. 529. 530.
(b) BOHN p. 241.
H. Phiſiol. 6. B. J i i
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 865. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/885>, abgerufen am 21.12.2024.
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