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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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III. Abschn. Jhr Bau.

Aus diesen Angezogenen erhellet, daß die Galle zwar
in der Leber nicht sehr bitter sei, es aber doch auch, ver-
möge des langen Aufenthaltes allein, in starken Thieren,
und endlich in gesunden Menschen werden könne, und
Kräfte erlange, welche die Galle der Gallenblase besizzt.
Man ersiehet ferner daraus, daß die Galle der Gallen-
blase in gesunden und erwachsenen Menschen bitter ist:
und daß ihr dieser Geschmakk dennoch nicht eigen sei,
weil das bittre in der Galle der Gallenblase noch nicht
zugegen; in Krankheiten hingegen oft genung vergan-
gen ist.

§. 2.
Die eigene Beschaffenheit der Galle, ihre Zähig-
keit und Schwere.

Wir wollen hier durchgehens von der Galle aus
der Gallenblase reden; weil sie das bittre und die übrige
Eigenschaften, so der Galle eigen sind, in grösserer Voll-
kommenheit besizzt, und sich, um Versuche damit anzu-
stellen, leichter sammeln läst.

Es ist also die erste Eigenschaft der Galle klebrig zu
seyn: denn sie hat dieses schon in der Frucht an sich,
wenn ihr noch das bittre, und die Farbe mangelt.

Die Galle ist aber eine der klebrigsten Materien, und
es trägt eine heisgemachte Galle ein achtmal schwerer
Gewicht, als das Wasser (a). Der berümte Visscher
vergleicht sie mit dem Eiweisse (b).

Diese Zähigkeit nimmt sowohl mit dem Alter, denn
es ist die Ochfengalle zäher, als die Kälbergalle, als auch
in Krankheiten zu; denn sie verwandelt sich bald in eine
(c)

Art
(a) [Spaltenumbruch] SAUVAGES ad HALES
haemastat. p.
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(b) I. c.
(c) [Spaltenumbruch] ROBINSON on the act. of
medicam. p.
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III. Abſchn. Jhr Bau.

Aus dieſen Angezogenen erhellet, daß die Galle zwar
in der Leber nicht ſehr bitter ſei, es aber doch auch, ver-
moͤge des langen Aufenthaltes allein, in ſtarken Thieren,
und endlich in geſunden Menſchen werden koͤnne, und
Kraͤfte erlange, welche die Galle der Gallenblaſe beſizzt.
Man erſiehet ferner daraus, daß die Galle der Gallen-
blaſe in geſunden und erwachſenen Menſchen bitter iſt:
und daß ihr dieſer Geſchmakk dennoch nicht eigen ſei,
weil das bittre in der Galle der Gallenblaſe noch nicht
zugegen; in Krankheiten hingegen oft genung vergan-
gen iſt.

§. 2.
Die eigene Beſchaffenheit der Galle, ihre Zaͤhig-
keit und Schwere.

Wir wollen hier durchgehens von der Galle aus
der Gallenblaſe reden; weil ſie das bittre und die uͤbrige
Eigenſchaften, ſo der Galle eigen ſind, in groͤſſerer Voll-
kommenheit beſizzt, und ſich, um Verſuche damit anzu-
ſtellen, leichter ſammeln laͤſt.

Es iſt alſo die erſte Eigenſchaft der Galle klebrig zu
ſeyn: denn ſie hat dieſes ſchon in der Frucht an ſich,
wenn ihr noch das bittre, und die Farbe mangelt.

Die Galle iſt aber eine der klebrigſten Materien, und
es traͤgt eine heisgemachte Galle ein achtmal ſchwerer
Gewicht, als das Waſſer (a). Der beruͤmte Visſcher
vergleicht ſie mit dem Eiweiſſe (b).

Dieſe Zaͤhigkeit nimmt ſowohl mit dem Alter, denn
es iſt die Ochfengalle zaͤher, als die Kaͤlbergalle, als auch
in Krankheiten zu; denn ſie verwandelt ſich bald in eine
(c)

Art
(a) [Spaltenumbruch] SAUVAGES ad HALES
hæmaſtat. p.
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(b) I. c.
(c) [Spaltenumbruch] ROBINSON on the act. of
medicam. p.
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[805/0825] III. Abſchn. Jhr Bau. Aus dieſen Angezogenen erhellet, daß die Galle zwar in der Leber nicht ſehr bitter ſei, es aber doch auch, ver- moͤge des langen Aufenthaltes allein, in ſtarken Thieren, und endlich in geſunden Menſchen werden koͤnne, und Kraͤfte erlange, welche die Galle der Gallenblaſe beſizzt. Man erſiehet ferner daraus, daß die Galle der Gallen- blaſe in geſunden und erwachſenen Menſchen bitter iſt: und daß ihr dieſer Geſchmakk dennoch nicht eigen ſei, weil das bittre in der Galle der Gallenblaſe noch nicht zugegen; in Krankheiten hingegen oft genung vergan- gen iſt. §. 2. Die eigene Beſchaffenheit der Galle, ihre Zaͤhig- keit und Schwere. Wir wollen hier durchgehens von der Galle aus der Gallenblaſe reden; weil ſie das bittre und die uͤbrige Eigenſchaften, ſo der Galle eigen ſind, in groͤſſerer Voll- kommenheit beſizzt, und ſich, um Verſuche damit anzu- ſtellen, leichter ſammeln laͤſt. Es iſt alſo die erſte Eigenſchaft der Galle klebrig zu ſeyn: denn ſie hat dieſes ſchon in der Frucht an ſich, wenn ihr noch das bittre, und die Farbe mangelt. Die Galle iſt aber eine der klebrigſten Materien, und es traͤgt eine heisgemachte Galle ein achtmal ſchwerer Gewicht, als das Waſſer (a). Der beruͤmte Visſcher vergleicht ſie mit dem Eiweiſſe (b). Dieſe Zaͤhigkeit nimmt ſowohl mit dem Alter, denn es iſt die Ochfengalle zaͤher, als die Kaͤlbergalle, als auch in Krankheiten zu; denn ſie verwandelt ſich bald in eine Art (c) (a) SAUVAGES ad HALES hæmaſtat. p. 43 (b) I. c. (c) ROBINSON on the act. of medicam. p. 200. E e e 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/825>, abgerufen am 21.11.2024.