Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite


Vierter Abschnitt.
Das Sehen.


§. 1.
Die Hornhaut.

Es fallen die Strahlen des Lichts, entweder in einer
graden Richtung von dem strahlenden Körper, oder
durch die Reflexion, auf die Hornhaut dergestalt
auf, daß sie einen sehr spizzen Kegel machen, dessen Spiz-
ze sich in dem Strahlpunkte, hingegen die Basis in der
Oberfläche der Hornhaut befindet. Man kann sie, wenn
sie aus einer grössern Weite herkommen, für paralel hal-
ten (l).

Diejenigen Strahlen, welche aus der Luft herkom-
men, unter denen die schief sind, und unter grossen Win-
keln auf die Hornhaut auffallen, diese werden von der Horn-
haut zurükk geworfen, und dringen also nicht ins Auge
ein. Der Winkel unter welchen die ankommenden Strah-
len in das Auge einfahren, befindet sich zwischen 40 und
48 Graden (m). Es besizt nemlich die Hornhaut in der
That eine refringirende Kraft (m*), welche grösser, als
im Wasser (n), oder einer wäßrigen Feuchtigkeit ist, mit
der sie manche verglichen haben (o). Jch vermuthe auch,
daß sie die refringirende Kraft der Harnhaut an Stärke
übertreffen: Denn sie ist viel schwerer, und besteht aus
festen Theilen, daß sie nur von sieben Atmosphären zer-
brochen werden kann.

Sie
(l) [Spaltenumbruch] p. 448. 449.
(m) Le CLERC. point de vue
p.
28. 30.
(m*) DUVERNEY posth I.
pag.
161.
(n) [Spaltenumbruch] Um so viel grösser, daß der
Einfalls und Abprallwinkel des aus
der Luft kommenden Strahles sich
verhält, wie 81 & 60. IURIN dist.
vis. p.
141.
(o) SCHEINER p. 69. PLEMP.
L. III. c.
13.
O o o 2


Vierter Abſchnitt.
Das Sehen.


§. 1.
Die Hornhaut.

Es fallen die Strahlen des Lichts, entweder in einer
graden Richtung von dem ſtrahlenden Koͤrper, oder
durch die Reflexion, auf die Hornhaut dergeſtalt
auf, daß ſie einen ſehr ſpizzen Kegel machen, deſſen Spiz-
ze ſich in dem Strahlpunkte, hingegen die Baſis in der
Oberflaͤche der Hornhaut befindet. Man kann ſie, wenn
ſie aus einer groͤſſern Weite herkommen, fuͤr paralel hal-
ten (l).

Diejenigen Strahlen, welche aus der Luft herkom-
men, unter denen die ſchief ſind, und unter groſſen Win-
keln auf die Hornhaut auffallen, dieſe werden von der Horn-
haut zuruͤkk geworfen, und dringen alſo nicht ins Auge
ein. Der Winkel unter welchen die ankommenden Strah-
len in das Auge einfahren, befindet ſich zwiſchen 40 und
48 Graden (m). Es beſizt nemlich die Hornhaut in der
That eine refringirende Kraft (m*), welche groͤſſer, als
im Waſſer (n), oder einer waͤßrigen Feuchtigkeit iſt, mit
der ſie manche verglichen haben (o). Jch vermuthe auch,
daß ſie die refringirende Kraft der Harnhaut an Staͤrke
uͤbertreffen: Denn ſie iſt viel ſchwerer, und beſteht aus
feſten Theilen, daß ſie nur von ſieben Atmosphaͤren zer-
brochen werden kann.

Sie
(l) [Spaltenumbruch] p. 448. 449.
(m) Le CLERC. point de vue
p.
28. 30.
(m*) DUVERNEY poſth I.
pag.
161.
(n) [Spaltenumbruch] Um ſo viel groͤſſer, daß der
Einfalls und Abprallwinkel des aus
der Luft kommenden Strahles ſich
verhaͤlt, wie 81 & 60. IURIN diſt.
viſ. p.
141.
(o) SCHEINER p. 69. PLEMP.
L. III. c.
13.
O o o 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0965" n="947"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Vierter Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Das Sehen.</hi> </hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.<lb/><hi rendition="#b">Die Hornhaut.</hi></head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>s fallen die Strahlen des Lichts, entweder in einer<lb/>
graden Richtung von dem &#x017F;trahlenden Ko&#x0364;rper, oder<lb/>
durch die Reflexion, auf die Hornhaut derge&#x017F;talt<lb/>
auf, daß &#x017F;ie einen &#x017F;ehr &#x017F;pizzen Kegel machen, de&#x017F;&#x017F;en Spiz-<lb/>
ze &#x017F;ich in dem Strahlpunkte, hingegen die Ba&#x017F;is in der<lb/>
Oberfla&#x0364;che der Hornhaut befindet. Man kann &#x017F;ie, wenn<lb/>
&#x017F;ie aus einer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Weite herkommen, fu&#x0364;r paralel hal-<lb/>
ten <note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 448. 449.</note>.</p><lb/>
            <p>Diejenigen Strahlen, welche aus der Luft herkom-<lb/>
men, unter denen die &#x017F;chief &#x017F;ind, und unter gro&#x017F;&#x017F;en Win-<lb/>
keln auf die Hornhaut auffallen, die&#x017F;e werden von der Horn-<lb/>
haut zuru&#x0364;kk geworfen, und dringen al&#x017F;o nicht ins Auge<lb/>
ein. Der Winkel unter welchen die ankommenden Strah-<lb/>
len in das Auge einfahren, befindet &#x017F;ich zwi&#x017F;chen 40 und<lb/>
48 Graden <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">Le CLERC. point de vue<lb/>
p.</hi> 28. 30.</note>. Es be&#x017F;izt nemlich die Hornhaut in der<lb/>
That eine refringirende Kraft <note place="foot" n="(m*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DUVERNEY</hi> po&#x017F;th I.<lb/>
pag.</hi> 161.</note>, welche gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als<lb/>
im Wa&#x017F;&#x017F;er <note place="foot" n="(n)"><cb/>
Um &#x017F;o viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, daß der<lb/>
Einfalls und Abprallwinkel des aus<lb/>
der Luft kommenden Strahles &#x017F;ich<lb/>
verha&#x0364;lt, wie 81 &amp; 60. <hi rendition="#aq">IURIN di&#x017F;t.<lb/>
vi&#x017F;. p.</hi> 141.</note>, oder einer wa&#x0364;ßrigen Feuchtigkeit i&#x017F;t, mit<lb/>
der &#x017F;ie manche verglichen haben <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">SCHEINER p. 69. PLEMP.<lb/>
L. III. c.</hi> 13.</note>. Jch vermuthe auch,<lb/>
daß &#x017F;ie die refringirende Kraft der Harnhaut an Sta&#x0364;rke<lb/>
u&#x0364;bertreffen: Denn &#x017F;ie i&#x017F;t viel &#x017F;chwerer, und be&#x017F;teht aus<lb/>
fe&#x017F;ten Theilen, daß &#x017F;ie nur von &#x017F;ieben Atmospha&#x0364;ren zer-<lb/>
brochen werden kann.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">O o o 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[947/0965] Vierter Abſchnitt. Das Sehen. §. 1. Die Hornhaut. Es fallen die Strahlen des Lichts, entweder in einer graden Richtung von dem ſtrahlenden Koͤrper, oder durch die Reflexion, auf die Hornhaut dergeſtalt auf, daß ſie einen ſehr ſpizzen Kegel machen, deſſen Spiz- ze ſich in dem Strahlpunkte, hingegen die Baſis in der Oberflaͤche der Hornhaut befindet. Man kann ſie, wenn ſie aus einer groͤſſern Weite herkommen, fuͤr paralel hal- ten (l). Diejenigen Strahlen, welche aus der Luft herkom- men, unter denen die ſchief ſind, und unter groſſen Win- keln auf die Hornhaut auffallen, dieſe werden von der Horn- haut zuruͤkk geworfen, und dringen alſo nicht ins Auge ein. Der Winkel unter welchen die ankommenden Strah- len in das Auge einfahren, befindet ſich zwiſchen 40 und 48 Graden (m). Es beſizt nemlich die Hornhaut in der That eine refringirende Kraft (m*), welche groͤſſer, als im Waſſer (n), oder einer waͤßrigen Feuchtigkeit iſt, mit der ſie manche verglichen haben (o). Jch vermuthe auch, daß ſie die refringirende Kraft der Harnhaut an Staͤrke uͤbertreffen: Denn ſie iſt viel ſchwerer, und beſteht aus feſten Theilen, daß ſie nur von ſieben Atmosphaͤren zer- brochen werden kann. Sie (l) p. 448. 449. (m) Le CLERC. point de vue p. 28. 30. (m*) DUVERNEY poſth I. pag. 161. (n) Um ſo viel groͤſſer, daß der Einfalls und Abprallwinkel des aus der Luft kommenden Strahles ſich verhaͤlt, wie 81 & 60. IURIN diſt. viſ. p. 141. (o) SCHEINER p. 69. PLEMP. L. III. c. 13. O o o 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/965
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 947. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/965>, abgerufen am 21.12.2024.